Im Test: Nikon Z 6II

Vor rund drei Jahren brachte Nikon mit der Z 6 seine erste spiegellose Vollformatkamera auf den Markt. Die Z 6II bringt nun keine bahnbrechenden Neuerungen, bügelt aber einige Schwächen der ersten Generation aus.

Farbiges Porträt von Andreas Jordan vor neutralem Hintergrund

Andreas Jordan

Andreas Jordan leitet das Technik-Ressort beim fotoMAGAZIN.

Nikon Z 6II

Wir haben die Nikon Z 6II im November 2020 getestet und mit der Konkurrenz im Preisbereich bis rund 2150 Euro verglichen.

Foto: © Nikon

Für eine Kamera der ersten Generation hat uns die Z 6 vor drei Jahren positiv überrascht. Obwohl Nikon beim spiegellosen Vollformat einige Jahre Rückstand auf den Vorreiter Sony hatte, machte die erste Z schon einen weitgehend runden Eindruck und brachte anders als Canon bereits einen Bildstabilisator (IBIS) mit (> zum Test Nikon Z 6). Schwächen, wie den fehlenden Augen-Autofokus, hat Nikon zwischenzeitlich per Firmware-Update ausgebügelt. Gehäuse-Design und Ergonomie waren schon bei der ersten Generation Nikon-typisch sehr gelungen.

Nikon Z 6II frontal

Mit einem Gewicht von 675 Gramm gehört die Z 6II zu den leichteren Kameras im Testfeld.

Foto: © Nikon

Äußerlich unterscheidet sich die Z 6II daher auch kaum von ihrer Vorgängerin: Das abgedichtete Magnesiumgehäuse liegt mit seinem ergonomischen Griff sehr gut in der Hand, ein Modusrad ermöglicht den schnellen Wechsel zwischen den Belichtungsprogrammen sowie den drei Custom-Positionen und ein Joystick steht für das Verschieben des AF-Messfeldes zur Verfügung.

Nikon Z 6II top

Die neue Nikon-Kamera hat einen ergonomischen Griff und zwei Einstellräder. Das Moduswahlrad ist gegen ein versehentliches Verstellen gesperrt. Das Schulterdisplay informiert schnell über die wichtigsten Einstellungen.

Foto: © Nikon

Anders als bei der preiswerteren Schwester Nikon Z5 bringt die Z 6II ein Info-Display auf der Oberseite mit. Keine Änderungen gibt es bei Monitor und Sucher. Das große 3,2-Zoll-Rückseiten-Display hat eine sehr hohe Auflösung von 2,1 Millionen Punkten und hängt damit im Konkurrenzumfeld vor allem die Sony Alpha 7 III ab (3,0 Zoll, 921.600 Punkte).

Der Monitor lässt sich wie gehabt nach oben (90 Grad) und unten (45 Grad) kippen, aber nicht seitlich in die Selfie-Position ausklappen – das dürften vor allem Vlogger vermissen. Diese werden in Sachen Schwenkmonitor im Testfeld bei Canon und Panasonic fündig. Perfekt gelungen ist dagegen die Touch-Bedienung – hier hat die Alpha 7 III Nachholbedarf.

Die Z 6 hatte einen der besten elektronischen Sucher mit einer Auflösung von 3,7 Millionen Punkten und einer Vergrößerung von 0,8x. Dieser findet sich nun ebenfalls in der Z 6II. Im Testfeld ist der Sucher der Panasonic Lumix S1 mit 5,76 Millionen Punkten besser, deutlich schlechter ist der Sucher der Sony Alpha 7 III, der 2,4 Millionen Punkte auflöst und im Vergleich am stärksten moiriert.

Nikon Z 6II mit sinnvollen Neuerungen

Am meisten Kritik gab es bei der Z 6 am fehlenden zweiten Speicherkartenlaufwerk, sodass beim Defekt einer Karte kein Backup zur Verfügung stand. Zudem wurden anfangs nur die teuren und rar gesäten XQD-Karten unterstützt – inzwischen sind nach einen Firmware-Update auch die neueren CFexpress-Karten (TypB) kompatibel, die sich zum Standard in Profikameras entwickeln. Die Z 6II hat nun neben dem XQD/CFexpress-Laufwerk ein zweites für die deutlich günstigeren und weiter verbreiteten SD-Karten. Das dürfte auch der Grund sein, warum die Kamera minimal tiefer und etwas schwerer geworden ist.

Nikon Z 6II Kartenslot

Endlich gibt es zwei Speicherkartenlaufwerke, eins für SD und eins für XQD/CFexpress.

Foto: © Nikon

Nachbesserungsbedarf gab es auch bei der Stromversorgung: In der Z 6II kommt ein neuer Akku zum Einsatz: Der EN-EL15c hat im Gegensatz zum Vorgänger (mit dem Zusatz „b“) eine höhere Kapazität und ermöglicht gemessen nach CIPA-Standard rund 30 Aufnahmen mehr pro Akkuladung (410 mit Monitor, 340 mit Sucher). Hier ist sicher für die Zukunft noch Luft nach oben – Sony zeigt in der Alpha 7 III, dass schon jetzt längere Akkulaufzeiten möglich sind (610/ 710).

Neu ist außerdem, dass sich der Akku nicht nur bei ausgeschalteter Kamera per USB-C laden lässt, sondern auch während des Betriebs („Power Delivery“). Schließlich gibt es einen neuen Batteriegriff: Der MB-N11 nimmt zwei Akkus auf und verdoppelt damit die Laufzeit. Im Gegensatz zum MB-N10 für die Z 6 bringt er außerdem Bedienelemente für Hochformataufnahmen mit.

Der neue Akku lässt sich übrigens auch in der Z 6 mit entsprechend längerer Laufzeit nutzen, allerdings ohne USB-Power-Delivery. Der neue Batteriegriff kann zwar prinzipiell an der Z 6 genutzt werden, was aber wenig Sinn macht, da die Hochformatbedienelemente nicht unterstützt werden.

Nikon Z 6II mit verdoppelter Prozessor-Leistung

Verbesserungen gibt es auch beim Autofokus. So steht die Gesichts-und Augenerkennung jetzt nicht nur im Modus „Automatische Messfeldwahl“ zur Verfügung, in dem fast das gesamte Bild erfasst wird, sondern auch bei der Einstellung „Großes Messfeld“ (Wide-L), wodurch sich der genutzte Bereich eingrenzen lässt. Verbessert wurde außerdem die Lowlight-Fähigkeit, sodass die Kamera jetzt mit einem lichtstarken Objektiv (mindestens f/2) standardmäßig bis -4,5 EV (statt -2 EV) fokussiert. In einem speziellen Lowlight-Modus sind sogar -6 EV (statt -4 EV) möglich. Nicht neu, aber erwähnenswert sind Funktionen wie HDR, Mehrfachbelichtungen, Fokus-Bracketing, Intervall- und Zeitrafferaufnahmen.

Nikon Z 6II back

Das Tastenlayout hat sich gegenüber der Vorgängerin nicht verändert. Ein Joystick hilft beim Verschieben des AF-Messfeldes.

Foto: © Nikon

Die Z 6II kommt mit verdoppelter Prozessor-Leistung, sprich, es kommen zwei statt einem Expeed-6-Prozessor zum Einsatz. Das ermöglicht unter anderem Verbesserungen im Videomodus. Die prominenteste Neuerung, nämlich 4K (3840 x 2160 Pixel) mit 60p, soll allerdings erst mit einem Firmware-Update im Februar 2021 zur Verfügung stehen und sich auch nur intern und mit DX-Crop aufzeichnen lassen. Bei 4K/30p oder Full-HD/120p wird dagegen die volle Sensorbreite genutzt. Schon jetzt ist die Ausgabe von 10-Bit-Video mit hohem Dynamikumfang auf einen externen Rekorder möglich, wahlweise als Hybrid Log Gamma (HLG) oder N-Log. Neu ist außerdem, dass im Videomodus nicht nur eine Gesichts-, sondern auch eine Augenerkennung zur Verfügung steht.

Testaufnahme mit ADL

Der Dynamikumfang lässt sich in der Kamera per Active D-Lighting (ADL) erweitern. Noch effektiver ist der HDR-Modus, der zwei unterschiedliche Belichtungen verrechnet.
Objektiv: Z 4/14-30 mm S; Einstellungen: f/8, 14 mm, ISO 200.

Foto: © Andreas Jordan

Nikon Z 6II – schnellste Kamera im Testfeld

Im Testlabor haben wir mit Kitobjektiv Z 4/24-70 mm S und Einzel-Autofokus eine kurze Auslöseverzögerung von gut 0,2 Sekunden ermittelt. Die maximale Serienbildrate hat sich gegenüber der Z 6 von 12 auf 14 Bilder/s verbessert.

Allerdings gilt dieser Wert nur beim Einsatz des mechanischen Verschlusses, der lautlose elektronische Verschluss schafft maximal 12 Bilder/s. Bei Raws mit 14 Bit Farbtiefe liegt die höchste Frequenz bei 10 Bildern/s, bzw. 8 Bildern/s in Kombination mit dem E-Verschluss. Trotz dieser kleinen Einschränkungen ist die Z 6II eine der schnellsten Kameras im Testfeld. Das bestätigt sich auch bei der Serienbildlänge.

Bei JPEGs sind bei 14 B/s bis zu 200 Aufnahmen in Folge möglich – auch mit einer schnellen SD-Karte. Bei Raw-Serien macht sich der Vorteil von CFexpress bemerkbar. So haben wir mit 12 Bit und verlustfreier Komprimierung 159 Raws in Folge aufnehmen können, mit der schnellsten SD-Karte (Sony UHS-II, 300 MB/s) nur 119. Bei 14 Bit Farbtiefe und 10 Bildern/s sind mit der CFexpress-Karte übrigens die vollen 200 Bilder in Folge möglich.

Illustration Nikon Z 6II

Das Magnesiumgehäuse der Z 6II ist an zahlreichen Stellen gegen das Eindringen von Staub und Spritzwasser abgedichtet.

Foto: © Nikon

Die JPEG-Bildqualität haben wir im Labor mit dem Z 1,8/85 mm S ermittelt. Beim Test der Z 6 kam das 1,8/35 mm zum Einsatz, da es das 85er damals noch nicht gab. Die gestiegene Auflösung dürfte daher wesentlich auf das bessere Objektiv zurückzuführen sein: Bis ISO 200 haben wir sehr hohe Wirkungsgrade von um die 90 % gemessen. Danach sinkt die Auflösung zwar leicht, bleibt bis ISO 1600 aber bei über 80%.

Höhere Auflösungswerte erreichen im Testfeld primär die Sony-Kameras, welche die Bilder aggressiver aufbereiten und daher auch etwas schlechtere Artefakt- und Scharfzeichnungsnoten erhalten. Das Bildrauschen bleibt im bewerteten ISO-Bereich (bis 6400) sehr niedrig. Im Vergleich fällt es geringer aus als bei Sony, aber etwas höher als bei der Canon EOSR, die in der Standardeinstellung auf eine stärkere Rauschunterdrückung setzt und daher ab ISO 6400 auch mehr Auflösung verliert.

Der Dynamikumfang der JPEGs ist eher mittelmäßig, lässt sich aber über die Active-D-Lighting-Einstellung in der Kamera verbessern. Die Raws bieten noch mehr Spielraum für die Dynamikerweiterung in der Bildbearbeitung.

Visuell sind selbst bei einer 100-%-Betrachtung in Photoshop bis ISO 800 praktisch keine Qualitätsverluste zu bemerken, danach setzen leichte Texturverluste ein, die ab ISO 6400 stärker werden. Ab ISO 25.600 verschlechtern sich die Aufnahmen auch in der kleineren Ansicht deutlich.

Testaufnahme mit Z 6II

Keine Angst vor High-ISO. Bei ISO 2500 liefert die Z 6II noch eine sehr gute Bildqualität (Aufnahme aus der Hand mit maximalem Active D-Lighting).
Objektiv: Z 1,8/85 mm S; Einstellungen: f/1,8, 1/100 s, ISO 2500.

Foto: © Andreas Jordan

FAZIT

Nikon hat die schon sehr gute Z6 noch besser gemacht und eine der besten Kameras in ihrer Preisklasse auf den Markt gebracht. Am ehesten stören könnten den einen oder anderen der nicht Selfie-taugliche Monitor und der Crop bei 4K/60p. Den Testsieg teilt sie sich mit der EOS R, die wegen der höheren Auflösung und des sehr geringen Rauschens bei der Bildqualität besser abschneidet. Der Preistipp geht an die Z 6, die schon ab 1500 Euro erhältlich ist (Stand: November 2020).

Hier gelangen Sie zum Download der Tabellen mit allen Ergebnissen
> Canon EOS R, Nikon Z 5, Z 6 und Z 6II sowie
> Panasonic Lumix S5, Lumix S1, Sony Alpha 7 III und Alpha 7C
aus unserem Test.

Anmerkung: Da wir mit fotoMAGAZIN 6/21 das Auswertungsverfahren geändert haben, stimmen die prozentualen Ergebnisse in der Tabelle nicht mehr mit der aktuellen Wertung überein.

Labormessungen: Anders Uschold

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Dieser Test ist in unserer Ausgabe fotoMAGAZIN 1/2021 erschienen.

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