Im Test: Nikon D5

Nikon hat seine Profi-SLR komplett überarbeitet. Unser Praxis- und Labortest zeigt, ob die D5 die hohen Erwartungen erfüllt.

Farbiges Porträt von Andreas Jordan vor neutralem Hintergrund

Andreas Jordan

Andreas Jordan leitet das Technik-Ressort beim fotoMAGAZIN.

Nikon D5
© Nikon

Bei der Ankündigung Anfang Januar erregte die D5 viel Aufsehen. Dafür sorgten vor allem Rekordwerte wie ISO 3,28 Millionen, 153 AF-Messfelder, Serien mit 14 Bildern/s und 4K-Video. Weniger spektakulär, aber zeitgemäß ist die Erhöhung der Sensorauflösung von 16 auf 21 Megapixel, welche die Crop-Reserve erhöht und ausreichend große Bilder für Doppelseiten in Zeitschriften liefert.

Bedienung der Nikon D5

Bei der Bedienung muss sich der Profi nicht umstellen: Alles ist an der gewohnten Stelle, die einzige größere Neuerung ist die Touch-Bedienung: Mit ihr lässt sich im Live-View bzw. Video-Modus der AF-Punkt setzen. Im Wiedergabemodus stehen die üblichen Gesten für Wischen und Vergrößern zur Verfügung. Das Highlight ist das neue Autofokus-System, das 153 Messfelder, davon 99 Kreuzsensoren mitbringt. Canons Konkurrenzmodell EOS-1D X Mark II, das im Mai auf den Markt kommen soll, bringt es auf 61 Messfelder, davon 41 Kreuzsensoren. Allerdings stehen bei Canon beim Einsatz von Telekonvertern noch 61 Messfelder zur Verfügung, bei der D5 „nur“ 15. Verbessert hat Nikon die Lowlight-Fähigkeit: Das mittlere Messfeld funktioniert noch bis -4 EV, die restlichen Messfelder arbeiten wie bei der EOS-1D X Mark II bis -3 EV. Der Autofokus deckt nun außerdem einen etwas größeren Teil des Bildfeldes ab, als bei der D4s – so weit an den Bildrand wie beim APS-C-Schwestermodell D500 reicht er allerdings längst nicht.

Die D5 ist die erste Nikon-SLR, die 4K-Video aufnimmt

Die D500 wird mit 4K demnächst nachziehen. Für die 4K-Aufzeichnung mit 3840 x 2160 Punkten und 30 Bildern/s nutzt Nikon den weitverbreiteten H.264-Codec mit einer hohen Datenrate von rund 125 MBit/s – was eine beeindruckende Qualität ermöglicht. Der Wermutstropfen: 4K-Videos sind maximal drei Minuten lang. Die D500 und die Canon EOS-1D X Mark II sollen längere Frequenzen ermöglichen. Die Canon-SLR hat außerdem den Vorteil, dass sie 4K im Breitbildformat (4096 x 2160 Pixel) aufnimmt, auf einer CFast-Karte laut Canon sogar mit 60 Bildern/s (60p). 60p schafft die D5 bei Full-HD-Auflösung – hier ist die Länge auf zehn Minuten beschränkt. Erst bei 30 Bildern/s sind 20 Minuten am Stück möglich. Bei 4K schaltet die Kamera übrigens in einen Crop-Modus und nimmt mit einem Verlängerungsfaktor von 3 auf. Bei Full-HD kann wahlweise das volle Bildfeld in der Breite erfasst werden oder ein DX-Crop mit Verlängerungsfaktor von 1,5. Anschlüsse für Mikrofon und Kopfhörer sind vorhanden und auch die Ausgabe unkomprimierten Videos per HDMI auf einen externen Recorder ist möglich. Intervallaufnahmen kann die D5 übrigens in der Kamera zu einem Zeitraffervideo zusammensetzen – maximal mit 4K-Auflösung.

Nikon D5 mit Objektiv von oben

Bei der Bedienung braucht sich der Nikon-Profi kaum umzustellen.

© Nikon

Zu den weiteren Neuerungen gehören die USB 3.0-Schnittstelle, der etwas größere Sucher, die höhere Monitorauflösung und der neue Belichtungssensor mit 180.000 statt 91.000 Pixeln, der auch das Autofokus-Tracking verbessert. Eine wichtigere Änderung gibt es bei der Speicherkartenunterstützung. Während die D4s jeweils ein Laufwerk für CompactFlash und XQD-Karten hatte, muss sich der Fotograf bei der D5 zwischen einer Ausführung mit zwei CompactFlash- oder zwei XQD-Karten entscheiden.

Nikon D5: Schneller und schärfer

Uns stand die D5-Variante mit XQD-Slots zur Verfügung. Beim Test kam die zur Zeit schnellste Karte, die Lexar Professional 2933x, zum Einsatz. Bei JPEGs hatte die Kamera kein Problem, die von Nikon angegebenen 12 Bilder/s und 200 in Folge aufzunehmen. Bei Raws kommt es auf die Einstellungen an. Bei verlustfreier Komprimierung konnten wir sowohl mit 12 Bit als auch mit 14 Bit Farbtiefe 200 Raws in Folge aufnehmen. In der Einstellung 14 Bit unkomprimiert wurde die Kamera nach 108 Bildern in Folge langsamer. Beim Einzel-Autofokus haben wir im Labor mit dem neuen AF-S 2,8/24-70 mm VR eine Auslöseverzögerung von rund 0,3 s gemessen – das ist überraschenderweise etwas langsamer als bei der D4s mit dem alten 2,8/24-70 mm ohne VR. In der Praxis relevanter dürfte das Tracking-Verhalten im AF-C-Modus sein – hier hinterließ die Kamera im Test mit Vögeln im Flug einen sehr guten Eindruck.

ISO-Vergleich – Nikon D5

Wir konnten die D5 bis ISO 409.600 vermessen – höhere Werte waren im Labor nicht möglich, da sich die Beleuchtung des Testcharts nicht weiter herunterregeln lässt. Im direkten Vergleich mit der D4s, deren Obergrenze im erweiterten Modus bei ISO 409.600 liegt, hat die D5 über den gesamten ISO-Bereich die höhere Auflösung, ohne dass das Rauschen zugenommen hätte. Visuell liefert die D5 bis ISO 6400 sehr gute Ergebnisse, danach wird das Rauschen deutlicher sichtbar und der Detailverlust durch den Rauschfilter macht sich zunehmend bemerkbar. Ab ISO 25.600 sind die Ergebnisse nur noch für kleine Ausgabegrößen brauchbar. Der erweiterte ISO-Bereich ist bestenfalls als Notlösung zu gebrauchen (siehe auch Bilder links). Die ISO-Werte im Millionenbereich kann man wohl getrost als Marketing-Gag bezeichnen – hier bleibt vom Motiv kaum noch etwas übrig. Für den brauchbaren, regulären ISO-Bereich bleibt aber festzuhalten, dass die Bildqualität der D5 deutlich besser geworden ist.

FAZIT

Nikon hat die schon sehr gute D4s noch besser gemacht. Die D5 ist aktuell die wohl beste Profi-Sport-SLR. Ein Vergleichstest mit Canons EOS-1D X Mark II folgt, sobald diese für einen Labortest zur Verfügung steht.

> Hier gelangen Sie zum Download der Tabelle mit allen Ergebnissen aus unserem Labortest der Nikon D5 im Vergleich mit der Nikon D4s.

Labormessungen: Anders Uschold

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Dieser Test ist in unserer Ausgabe fotoMAGAZIN 5/2016 erschienen.

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