Im Test: Sony Alpha 9

Auf dem Sprung
19.09.2017

Die Alpha 9 könnte die Sportfotografie revolutionieren. Sie schießt 20 Bilder pro Sekunde mit AF-Nachführung – und das ohne störendes Spiegel- oder Verschlussgeklapper. Lesen Sie hier einen ausführliche Test der Sony Alpha 9, die wir außerdem auch mit der Konkurrenz von Canon und Nikon verglichen haben

 

4K-Video und mehr

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Sony Alpha 9: Testbild 4

Dieses Foto hat Nick Didlick (siehe Seite 3) während des Faulkland Rodeos in Kanada aufgenommen. Die Auflösung reicht aus, um aus dem ursprünglichen Quer- ein Hochformat zu machen

Kamera: Sony Alpha 9
Objektiv: FE 4,5-5,6/
100-400 mm GM OSS
Einstellungen: 400 mm, f/5,6, 1/1600 s, ISO 400

© Nick Didlick

Ultrahochauflösendes Video beherrschen alle drei Sport-Kameras. Die Alpha 9 und Nikon D5 nehmen dabei mit 3840 x 2160 Pixeln und bis zu 30 Bildern/s auf, die Canon EOS-1D X Mark II schafft sogar 4096 x 2160 Pixel mit 60 Bildern/s. Allerdings schalten die Canon- und Nikon-SLRs bei der 4K-Aufzeichnung in einen Crop-Modus, während bei Sony der volle horizontale Bildwinkel erhalten bleibt. Die Qualität ist jedenfalls bei allen drei Kameras hervorragend und geeignet, um aus dem Video Standbilder für den Druck in A4 zu speichern (rund 8 Megapixel).

Die Alpha 9 beherrscht außerdem im S&Q-Modus, der direkt über das Moduswahlrad zugänglich ist, Zeitlupen und Zeitrafferaufnahmen mit 1920 x 1080 Pixeln und 1 bis 120 Bildern/s. Trotz der sehr guten Video-Qualität positioniert Sony die Alpha 9 im Videobereich unter der Alpha 7R II und Alpha 7S II, was sich daran zeigt, dass kein logarithmisches Gamma zur Verfügung steht.

Zugelegt hat die Alpha 9 auch beim Akku: Der neue NP-FZ100 hat die 2,2fache Kapazität des bisherigen NP-50 W und ermöglicht eine Laufzeit von 480 Aufnahmen im Sucherbetrieb beziehungsweise 650 Aufnahmen mit Monitor. Mit dem optionalen Batteriegriff VG-C3EM, der zwei Akkus aufnimmt, verdoppelt sich die Laufzeit ungefähr, liegt damit aber immer noch hinter der Canon EOS-1D X Mark II (1210 Aufnahmen) und vor allem der Nikon D5 (3780 Aufnahmen).

Sony-typisch lässt sich auch die Alpha 9 mit Apps aus den PlayMemories-Camera-Store erweitern. Vermisst haben wir einen in die Kamera integrierten Raw-Konverter – zumal die Kamera zum Testzeitpunkt noch nicht von den gängigen Raw-Konvertern unterstützt wurde.

Geschwindigkeit und Bildqualität

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Sony Alpha 9: Testbild 1

Auch dieses Bild entstand während des Faulkland Rodeos mit dem neuen FE 4,5-5,6/100-400 mm GM OSS

Kamera: Sony Alpha 9
Objektiv: FE 4,5-5,6/
100-400 mm GM OSS
Einstellungen: 400 mm, f/5,6, 1/2000 s, ISO 400

© Nick Didlick

In unserem Test schaffte die Alpha 9 die versprochenen 20 Bilder pro Sekunde mit AF-Nachführung ohne Probleme. Mit der aktuell schnellsten UHS-II-SDXC-Karte von Sony hielt die Kamera die Bildserie für 361 JPEGs oder 241 komprimierte Raws in Folge durch. Zum Vergleich: Die EOS-1D X Mark II schafft bei knapp 14 Bildern/s 170 Raws, die D5 bei 12 Bildern/s 200 Raws. Sony hat also mehr als nur die Nase vorn. Bei unkomprimierten Raws geht die Alpha 9 dann allerdings doch etwas in die Knie und schafft „nur“ noch 12 Bilder/s und 129 in Folge.

Der Vorteil der UHS-II-Speicherkarte zeigt sich übrigens sehr deutlich bei der Speicherdauer: Mir der schnellen UHS-II-Karte brauchte die Kamera 30 s, um eine zehnsekündige Serie (200 komprimierte Raws) zu speichern, mit der schnellsten UHS-I-Karte dauerte das Ganze satte 270 s.

Den Einzel-Autofokus haben wir im Labor mit dem 2,8/24-70 mm GM gemessen: Die Auslöseverzögerung liegt hier bei rund 0,2 s – auch das ist etwas schneller als bei Canon und Nikon.

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Sony Alpha 9: Testbild 3

Beim Kentucky-Derby in Louisville, USA, kam ebenfalls das neue 100-400 mm GM zum Einsatz – allerdings mit Telekonverter. Die AF-Performance war tadellos

Kamera: Sony Alpha 9
Objektiv: FE 4,5-5,6/
100-400 mm GM OSS, 2x-Telekonverter
Einstellungen: 600 mm, f/11, 1/1000 s, ISO 3200

© Nick Didlick

Mit dem Referenzobjektiv Zeiss Sonnar 1,8/55 mm haben wir im Labor bei JPEGs eine extrem hohe Auflösung gemessen, die in den unteren ISO-Stufen sogar die theoretische Sensorauflösung übersteigt – ein sicheres Zeichen für künstliche Strukturen; die Artefaktnote ist daher mit 4,5 auch die schlechteste im Testfeld. Nichts desto trotz: Die Aufnahmen mit der Alpha 9 sind sehr detailreich und die gemessene Auflösung liegt im gesamten ISO-Bereich über der Konkurrenz, die etwas niedriger auflösende Bildsensoren hat.

Nicht ganz so hervorragend ist das Rauschverhalten: Hier hat Canon in allen ISO-Stufen die Nase vorn, Nikon ist zwar bis ISO 3200 etwas schlechter als Sony, in den hohen ISO-Stufen aber ebenfalls besser. Dass Sony hier nicht ganz mithält, sieht man auch schon am ISO-Bereich, der regulär bei 51.200 und mit elektronischem Verschluss bei 25.600 endet.

Einen negativen Einfluss des E-Verschlusses auf die Bildqualität konnten wir allerdings visuell nicht feststellen – bei ISO 25.600 sehen die Aufnahmen mit mechanischem und elektronischem Verschluss weitgehend identisch aus. Visuell sind Aufnahmen bis ISO 1600 fast tadellos, danach werden sie langsam etwas schlechter, wobei ISO 3200 und 6400 noch gut brauchbar sind. Bei höheren ISO-Werten nimmt dann das Bildrauschen doch deutlich zu und die Detailzeichnung ab.

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Über den Autor
Andreas Jordan

Andreas Jordan ist Journalist und Mediendesigner und arbeitet seit 1994 als Redakteur und Autor mit den Schwerpunkten Multimedia, Imaging und Fotografie für verschiedene Fach- und Special-Interest-Magazine (u. a. Screen Multimedia, Computerfoto, MACup) und Tageszeitungen (Hamburger Abendblatt, Berliner Kurier). Seit 2003 ist er Redakteur beim fotoMAGAZIN und leitet dort seit 2007 das Ressort Test & Technik.