
aufmacher_nikon_z7_fm_11_18.jpg

Im Test: Nikon Z7
Mit der Z7 bringt Nikon seine erste spiegellose Vollformatkamera auf den Markt. Wir haben sie im Labor und in der Praxis getestet und vergleichen sie mit dem direkten Konkurrenzmodell von Sony, der Alpha 7R III.
Sowohl bei der Auflösung als auch beim Preis konkurriert die Nikon Z7 direkt mit Sonys Alpha 7R III: Der CMOS-Sensor hat bei Nikon eine etwas höhere Auflösung (45,7 zu 42,4 Megapixel); beide Hersteller nutzen eine BSI-Bauweise, um die Lichtausbeute zu optimieren, und haben das optische Tiefpassfilter weggelassen, um die Auflösung zu maximieren. Auch die hybriden Autofokussysteme ähneln sich: Nikon gibt nur die Gesamtzahl der AF-Messfelder an (493), Sony trennt nach Phasen-Detektion (399) und Kontrast (425). Vorteil Nikon: Der AF deckt rund 90 Prozent des Bildes ab, bei der Alpha 7R III sind es nur 68 Prozent. Vorteil Sony: Es gibt einen sehr gut funktionierenden Augen-Autofokus. Die AF-Empfindlichkeit reicht bei Sony bis -3 EV, bei Nikon in der Standardeinstellung bis -1 EV, lässt sich aber im Modus „Autofokus mit wenig Licht“ auf -4 EV erweitern, wobei die AF-Geschwindigkeit etwas sinken kann.
Wie lässt sich die Nikon Z7 bedienen?
Bedienkonzepte sind zum großen Teil subjektiv – hier muss jeder Fotograf selber ausprobieren, mit welcher Kamera er besser zurecht kommt. Fakt ist, dass die Z7 den größeren Griff hat und auf der Oberseite ein monochromes Status-Display. Der im Vergleich zu Sony relativ weit vorstehende Sucher verhindert, dass die Nase auf dem Monitor aufliegt. Das PSAM-Modus-Rad ist bei Nikon gegen ein versehentliches Verstellen gesperrt, bei Sony nicht. Um bei Nikon in den Videomodus zu wechseln, muss man einen Hebel von Foto auf Video umlegen, bei Sony lässt sich die Videoaufnahme direkt im Fotomodus starten. Keine der beiden Kameras hat ein eigenes Einstellrad für Serienbilder – das findet man bei Nikon in den höherwertigen SLRs und bei Sony in der Alpha 9.
Ähnlichkeiten zeigen sich bei den elektronischen OLED-Suchern: Beide lösen rund 3,7 Millionen Punkte auf und haben ein 0,5-Zoll-Panel. Die Optik vor dem Sucher-Panel unterscheidet sich allerdings leicht – hier hat Nikon sich noch etwas mehr Mühe gegeben und erreicht eine Vergrößerung von 0,8x statt 0,78x. Deutlichere Pluspunkte für Nikon gibt es beim Monitor. Dieser lässt sich zwar bei beiden Herstellern nach oben und unten kippen (nicht zur Seite schwenken), allerdings ist das Nikon-Display größer (3,2 statt 3,0 Zoll) und löst höher auf (2,1 statt 1,44 Millionen Punkte). Außerdem hat Nikon den Touchscreen besser implementiert: Während der Fotograf bei Sony nur das AF-Messfeld verschieben und im Wiedergabemodus zoomen kann, sind bei Nikon alle gängigen Touch-Funktionen vorhanden, inklusive der Menübedienung – ein deutlich stimmigeres Gesamtkonzept. Das AF-Messfeld lässt sich übrigens bei beiden Kameras mit einem Joystick in Daumenhöhe verschieben, was im Sucherbetrieb am einfachsten geht. Ein Touchpad, also die Möglichkeit das AF-Messfeld bei Nutzung des Suchers per Touchscreen zu verschieben, bietet nur die Alpha 7R III.
So funktionieren der Stabilisator und Verschluss bei der Nikon Z7
Gemeinsam haben die beiden Kameras auch den 5-Achsen-Bildstabilisator mit beweglichem Bildsensor. Laut CIPA-Standard ist er bei der Alpha 7R III eine halbe Blendenstufe effektiver (5,5 gegen 5 Blendenstufen). Das ist aber wohl eher ein akademischer Unterschied. Wichtig ist, dass beide Kameras nicht stabilisierte Objektive entwackeln und dass die Objektive etwas kleiner, leichter und preiswerter ausfallen können, wenn der optische Stabilisator eingespart wird. Erfahrungsgemäß ist allerdings in den langen Brennweiten der Objektivstabilisator effektiver. Sony bietet daher auch stabilisierte Telebrennweiten an, Nikon hat bisher keine entsprechenden Pläne bekanntgegeben. Wir haben die Effektivität des Nikon-Stabilisators mit dem Z 4/24-70 mm S bei 70 mm getestet und konnten bis zu knapp 0,4 s scharfe Bilder aus der Hand aufnehmen – das entspricht tatsächlich fast genau 5 Blendenstufen Gewinn gegenüber der klassischen Verwacklungsregel. Sony nutzt den beweglich gelagerten Bildsensor nicht nur zur Bildstabilisierung, sondern auch um mehrere um jeweils einen Pixel versetzte Aufnahmen zu einem Bild mit besserer Qualität (höhere Auflösung, weniger Artefakte) zu verrechnen – auf diese Pixel-Shift-Funktion verzichtet Nikon.
Wie es sich für spiegellose Kameras gehört, können beide Kameras lautlos mit einem rein elektronischen Verschluss auslösen. Der mechanische Verschluss hat allerdings trotzdem weiter seine Berechtigung. So kann es mit E-Veschluss bei sich schnell bewegenden Motiven zu Verzerrungen durch den Rolling-Shutter-Effekt kommen, unter flackerndem Kunstlicht bilden sich bei kurzen Verschlusszeiten Streifen und schließlich ist der Blitz im E-Verschluss-Modus nicht nutzbar. Aktivieren lässt sich bei der Z7 außerdem ein erster elektronischer Verschlussvorhang, um Erschütterungen zu verringern. Dieser hat aber ebenfalls Probleme bei flackerndem Kunstlicht und lässt keine Verschlusszeiten kürzer als 1/2000 s zu, das Blitzen ist aber möglich.
Seite 1 | Einleitung, Bedienung |
Seite 2 | 4K, Bildqualität, Fazit, Tabelle |
Kameras im Test
Andreas Jordan ist Journalist und Mediendesigner und arbeitet seit 1994 als Redakteur und Autor mit den Schwerpunkten Multimedia, Imaging und Fotografie für verschiedene Fach- und Special-Interest-Magazine (u. a. Screen Multimedia, Computerfoto, MACup) und Tageszeitungen (Hamburger Abendblatt, Berliner Kurier). Seit 2003 ist er Redakteur beim fotoMAGAZIN und leitet dort seit 2007 das Ressort Test & Technik.
Kommentare