Im Test: Fujifilm X-T3

Baut Fuji die beste spiegellose APS-C-Kamera?
03.05.2019

30 Raws pro Sekunde, 4K mit 60p, neuer 26-Megapixel-Sensor – die Spezifikationen der Fuji X-T3 sind beeindruckend. Im Vergleichstest mit der höherpreisigen, aktuellen APS-C-Konkurrenz wollten wir wissen, ob sie die hohen Erwartungen tatsächlich erfüllen kann.

 

Rein äußerlich hat sich gegenüber der Vorgängerin X-T2 wenig geändert. Dass die X-T3 knapp 1 cm tiefer ist, liegt am etwas größeren Griff und dem leicht nach hinten versetzten Sucher – dies hat den Vorteil, dass der Fotograf nicht so schnell mit der Nase auf den Monitor stößt. Ansonsten sind das spritzwassergeschützte Magnesiumgehäuse und die klassischen Bedienelemente weitgehend unverändert: Statt eines Moduswahlrads setzt Fuji auf ein Zeitenrad und einen Blendenring an den XF-Objektiven. Auch für ISO und Belichtungskorrektur gibt es Einstellräder, das ISO- und das Zeitenrad sind mit einer zweiten Ebene für Drive-Modi und Belichtungsmessung unterlegt. Das AF-Messfeld lässt sich entweder per Joystick oder – neu – per Touch verschieben, beides auch im Sucherbetrieb. Allerdings reagiert der Touchscreen etwas träge und vor allem bei der Nutzung des Suchers wird das Verschieben des Messfeldes zum Geduldsspiel. Erschwerend kommt hinzu, dass in der Werkseinstellung Touch-Funktionen auf dem Monitor liegen: Nach oben wischen aktiviert zum Beispiel das Histogramm und so kann man versehentlich statt das AF-Messfeld zu verschieben andere Funktionen aufrufen. Wir empfehlen daher zumindest im Sucherbetrieb den Joystick zu verwenden oder die Touch-Funktionen zu deaktivieren. Der Touchscreen lässt sich auch in der Bildwiedergabe zum Weiterblättern und Zoomen sowie für das Quick- und Video-Menü nutzen, nicht aber für das Hauptmenü.

Ansonsten hat der Monitor die von der X-T2 gewohnte spezielle Schwenk- und Kippvorrichtung, das heißt, er kann nicht nur nach oben und unten, sondern seitlich ausgeklappt werden, beispielsweise für Hochformataufnahmen vom Stativ. Die Selbstportraitposition oder das geschützte Einklappen sind aber nicht möglich. Deutlich verbessert zeigt sich der elektronische Sucher, der nun statt 2,4 rund 3,7 Millionen Bildpunkte auflöst; die minimal geringere Vergrößerung (0,75 statt 0,77x) macht sich in der Praxis kaum bemerkbar. Standardmäßig hat er eine Wiederholrate von 60 B/s, per Boost (mit erhöhtem Stromverbrauch) lässt er sich auf 100 B/s erhöhen. Eine Neuerung ist der Sport-Sucher-Modus. Hierbei blendet die Kamera eine Markierung ein, die einem 1,25x-Crop entspricht und nimmt den Bereich innerhalb der Markierung auf (ca. 16,6 Megapixel). Verbessert hat Fuji den Dioptrienausgleich: Das Einstellrad ist nun arretierbar.

Eine der großen Stärken der X-T3: die Videoaufzeichnung

Im Kameramenü sind sind für die Videoaufzeichnung alleine fünf Seiten mit Einstellungen reserviert. Als erste APS-C-Kamera nimmt sie 4K mit 60 Bildern/s auf – und zwar sowohl in 16:9 (3840 x 2160 Pixel) als auch in DCI-4K (4096 x 2160 Pixel, 17:9, auch als Cinema-4K bekannt), allerdings mit moderatem 1,25fach Crop. Ab DCI-4K mit 30 Bildern/s wird die gesamte Bildbreite erfasst. Die Verarbeitung der enormen Datenmengen übernimmt der neue X-Prozessor 4 mit vier Kernen, der erstmals die Nutzung des besonders effektiven, aber rechenintensiven H.265-Codecs ermöglicht. Trotzdem liegt die Datenrate bei 200 MBit/s, im schnittfreundlicheren All-I-Modus mit Einzelbildkomprimierung sogar bei 400 MBit/s. In allen anderen Videomodi (ab DCI-4K/30p) lässt sich alternativ auch der weiter verbreitete H.264-Codec nutzen. Die maximale Cliplänge liegt bei knapp 30 Minuten, außer in den am höchsten auflösenden 4K-Modi – hier lassen sich 20 Minuten am Stück aufzeichnen. Bis zu fünffache Zeitlupen (120p auf 24p) in Full-HD sind ebenfalls möglich, allerdings mit 1,29fachem Crop.

Ein weiterer Vorteil des H.265-Codecs ist, dass die Kamera auf der Speicherkarte mit 10 Bit Farbtiefe aufnehmen kann; bei H.264 nur mit 8 Bit (Farbunterabtastung jeweils 4:2:0), per HDMI kann sie in jedem Fall 10 Bit mit 4:2:2 ausgeben. Sinnvoll ist die Aufzeichnung mit hoher Farbtiefe, vor allem wenn F-Log-Gamma aktiviert ist – dann steht optimales Ausgangsmaterial für die Nachbearbeitung zur Verfügung. Wer schon in der Kamera einen Look auf die Videos legen will, kann unter anderem zu der aus der Fuji X-H1 bekannten Filmsimulation Eterna greifen. Ende des Jahres will Sony per Firmware-Update Hybrid Log Gamma (HLG) für den HDR-Workflow nachliefern. Zur Verbesserung der Videoqualität gibt es eine zuschaltbare „4K Interframe Rauschminderung“, die zwei Blendenstufen Gewinn bringen soll, indem Differenzdaten aus benachbarten Frames herangezogen werden. Für die Tonaufnahme stehen eine Mikrofon- und eine Kopfhörerschnittstelle zur Verfügung. Die Schnittstellenabdeckung ist übrigens komplett abnehmbar, um die Kamera besser in ein Rig integrieren zu können. Praktisch für die Videoaufnahme: Die Kamera kann per USB-C mit Strom versorgt werden, um die Laufzeit zu verlängern – mit einer Akkuladung ist sonst nach 40 Minuten Schluss.
Auch der Autofokus ist bei der Videoaufzeichnung gut nutzbar: Die Schärfe wurde im Test mit dem Kitobjektiv XF 2,8-4/18-55 mm R LM OIS angenehm sanft und ohne Ruckeln verlagert. Bei der manuellen Fokussierung hilft unter anderem eine Peaking-Anzeige und auch eine Zebra-Warnung vor überbelichteten Bildbereichen ist an Bord. Weitere Videofunktionen: Timecode und Windfilter. Unter dem Strich ist die X-T3 eine herausragende Videokamera, die Aufnahmen in unserem Test waren extrem detailreich und brillant.

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Über den Autor
Andreas Jordan

Andreas Jordan ist Journalist und Mediendesigner und arbeitet seit 1994 als Redakteur und Autor mit den Schwerpunkten Multimedia, Imaging und Fotografie für verschiedene Fach- und Special-Interest-Magazine (u. a. Screen Multimedia, Computerfoto, MACup) und Tageszeitungen (Hamburger Abendblatt, Berliner Kurier). Seit 2003 ist er Redakteur beim fotoMAGAZIN und leitet dort seit 2007 das Ressort Test & Technik.