Welches Fotopapier für welche Aufnahmen? Die Wahl des richtigen Fotopapiers beeinflusst entscheidend die Farbwirkung, Schärfe und Haltbarkeit des Ausdrucks – je nach Motiv eignen sich matte, glänzende oder strukturierte Papiere.
© Thomas BergboldFotografie benötigt immer ein Trägermaterial, um angeschaut zu werden. Ein Polaroid oder eine Daguerreotypie gehören zu den wenigen fotografischen Verfahren, die fest mit einem physischen Untergrund verbunden sind und direkt betrachtet werden können. Der Nachteil: Sie sind Unikate, und es können keine Kopien von ihnen hergestellt werden. Ein analoges Negativ hingegen wird sich niemand ernsthaft direkt anschauen wollen – es benötigt den Umweg der Entwicklung und Fixierung auf ein Trägermaterial wie beispielsweise Fotopapier.
Fotopapiere liefern unterschiedliche Effekte
Bei den digitalen Daten auf unseren Festplatten ist es noch abstrakter. Die bestehen im Grunde nur aus Einsen und Nullen, die erst durch einen Bildschirm, einen Beamer oder ebenfalls ein Blatt Fotopapier zum Leben erwachen. Doch genauso, wie es einen Unterschied macht, ob ich mir ein Foto auf einem kleinen Smartphone-Display oder auf einem 32-Zoll-Grafikmonitor anschaue, kommen Fotos anders zur Geltung, wenn ich sie auf unterschiedliche Sorten Papiere drucke: Ein mattes Fine-Art-Papier verleiht einer Landschaft mehr Tiefe, und ein Baryt-Papier bringt die Augen in einem Porträt zum Strahlen. Ein handgeschöpftes Washi-Papier hingegen macht aus jedem Motiv ein besonderes Unikat.
Vor- und Nachteile unterschiedlicher Fotopapiere
Ganz nebenbei hebt man das gedruckte Motiv auf eine Art Bühne, die ganz ohne Elektrizität und Display auskommt: Das Bild hängt an der Wand oder wartet in einer Portfoliobox auf seine Präsentation. Zudem sind hochwertige Fine-Art-Drucke langlebig und können 80 Jahre und mehr überdauern. Und das kann unter Umständen länger und sicherer sein als ein digitales Bild auf einer Festplatte, das möglicherweise einfach verschwindet oder dessen Dateiformat irgendwann nicht mehr von einem Computer der übernächsten Generation ausgelesen werden kann.
Neutral, hell oder warm, Fine-Art-Papiere unterstützten die Farben der Motive durch ihren Grundfarbton im Papier.
© Thomas BergboldAus diesem Grund wollen wir uns in diesem Artikel ausführlich mit den unterschiedlichen Fotopapieren, ihren Vor- und Nachteilen auseinandersetzen. Dieses Wissen soll Ihnen bei der zukünftigen Papierauswahl für Ihre hochwertigen Fotodrucke helfen – dabei spielt es keine Rolle, ob Sie Ihre Bilder selbst ausdrucken möchten oder den Print bei einem Dienstleister Ihres Vertrauens in Auftrag geben.
Die führenden Hersteller von klassischem und FineArt-Fotopapier sind Fujifilm, Ilford, Hahnemühle, Canson Infinity und Epson. Diese Unternehmen bieten sowohl klassische Fotopapiere (für Labore) als auch hochwertige FineArt-Papiere für den professionellen und künstlerischen Bereich an.
Die Fine-Art-Klassiker
Baryt-Papier weckt bei analogen Schwarzweiß-Fotografen oft nostalgische Erinnerungen, da es früher für hochwertige Fotopapiere im chemischen Nasslabor stand. Technisch gesehen haben klassische Baryt-Papiere und glänzende Fine-Art-Papiere wenig gemeinsam, außer dem Ziel, höchste Bildqualität und lange Haltbarkeit zu erreichen.
Glänzende Baryt-Fotopapiere unterstützen das Motiv mit Struktur, Glanz und Farbe. Von zurückhaltenden Semiglanz (links) bis zu einem ausgeprägten Glanz und markanter Struktur (rechts).
© Thomas BergboldDie Dauerhaftigkeit und Lichtbeständigkeit werden durch das Trägermaterial – Alpha-Zellulose oder Baumwolle – bestimmt. Es gibt verschiedene Papierfarben wie Naturweiß, Weiß und Hellweiß. Optische Aufheller, die das Weiß in Richtung Blau verschieben, werden verwendet, um ein helles Weiß und damit kräftige Farben zu gewährleisten. Bariumsulfat, nach dem das Papier benannt ist, ist ein besonders stabiler Aufheller und beeinträchtigt daher die Haltbarkeit nicht.
Baryt-Fotopapiere in verschiedenen Ausführungen
Baryt-Papiere gibt es in zwei Ausführungen: als glänzende Fine-Art-Papiere und als matte Fine-Art-Papiere. Matte Baryt-Papiere haben eine nahezu strukturlose Oberfläche, wie das Canson Baryta Photographique II Matt. Glänzende Baryt-Papiere bieten eine große Bandbreite an Oberflächenstrukturen und Glanzgraden.
Die markante Filzstruktur des Hahnemühle Fine Art Baryta verleiht dem Bild viel Charakter.
© Thomas BergboldBeispielsweise das hellweiße Hahnemühle FineArt Baryta mit einer ausgeprägten Filzstruktur, die zusammen mit der glänzenden Oberfläche einen dreidimensionalen Eindruck ergibt. Es ist ein tolles Papier für Landschaftsfotografien und ausdrucksstarke Porträts und kann sowohl für Farb- als auch für Schwarzweiß-Fotos verwendet werden. Vergleichbar, nur wärmer ist das mediaJET Museum Palladium Baryta, das gerade den erdigen Tönen in Landschaftsaufnahmen einen besonderen Schmelz verleiht.
Sehr viel universeller sind Papiere mit einer geringen Struktur, wie das Ilford Gold Fibre Pearl oder das Canson Baryta Prestige II. Das Canson verfügt über einen sehr dezenten Semiperlglanz, das Ilford hingegen fasziniert mit einem sehr subtilen Seidenglanz.
Mattes Fine-Art-Fotopapier für den besonderen Touch
Matte Fine-Art-Papiere überzeugen durch ihre besondere Haptik und unverwechselbare Farbanmutung. Sie eignen sich weniger für lebhafte Farben oder kontrastreiche Schwarzweißaufnahmen, sind aber gerade deshalb bei Fotografen beliebt. Die feinen Farbabstufungen – von Beige bis Braun in Landschaftsaufnahmen oder das sanfte Licht, das durch den Nebel über einer Ebene fällt – verleihen den Bildern eine besondere Tiefe und Stimmung. Man unterscheidet zwei Typen: Smooth mit glatter bis dezenter Struktur und Textured mit ausgeprägter Struktur. Als Trägermaterial dienen Alpha-Cellulose oder Baumwolle.
Nahezu strukturlos ist das Canson Baryta Photographique II Matt (links), eine deutlich sichtbare Struktur hingegen hat das Permajet Museum Heritage (rechts).
© Thomas BergboldBesonders hervorzuheben ist das nahezu strukturlose Canson Baryta Photographique II Matt. Die glatte Oberfläche dieses Papiers gibt feinste Details in Haaren oder die weiche Rundung eines Kotflügels präzise wieder und eignet sich auch hervorragend für Schwarzweißaufnahmen. Eine Alternative ist das Hahnemühle Photo Rag Matt Baryta. Eine dezente Oberflächenstruktur verleiht Motiven Lebendigkeit und Dreidimensionalität – wie am neutralweißen Hahnemühle Hemp sichtbar. Dieses Papier ist vielseitig und kann jedem Fotografen empfohlen werden, während das Canon FA-SM2 mit etwas weniger Struktur als Universalist überzeugt.
Fotopapier und sein Einfluss auf das Bild
Eine ausgeprägte Struktur kann einem Motiv mehr Charakter verleihen, wenn die unregelmäßige Oberflächenstruktur die Bildaussage unterstützt. Homogene Flächen wie Metall oder Himmel können hier problematisch sein. Für Landschaftsaufnahmen sind mediaJET Museum Natural Velvet und PermaJet Museum Heritage empfehlenswert, da sie mehr Bildtiefe, Schärfe und klar definierte Details bieten. Das mediaJET ist wärmer, das PermaJet heller und farbintensiver. Hahnemühle Bamboo mit seiner starken Struktur und warmem Weiß eignet sich besonders für expressive Motive.
Es geht auch günstig
Matte Fine-Art-Papiere sind mit Preisen ab vier Euro für ein Blatt im Format A3 nicht gerade ein Schnäppchen. Für Testdrucke oder Ausstellungen gibt es mit rund 200 Gramm dünnere Papiere, die etwa nur die Hälfte kosten. In ihrer Anmutung entsprechen sie den matten Fine-Art-Papieren – dabei kommt meist Alpha-Cellulose statt Baumwolle zum Einsatz. Empfehlenswert mit einer feinen Struktur und angenehmer Haptik sind das Hahnemühle Photo Matt Fibre, das Canon PM-101 und das Ilford Fine Art Smooth.
Washi-Papier – edle Fotopapiere Handgemacht
Fine-Art-Drucke sind Kunst, und Washi-Papier symbolisiert dies perfekt. Es wird aus Fasern wie Bambus, Hanf, Kenaf oder Kozo ohne Chemie hergestellt und oft handgemacht, was es besonders haltbar macht. Washi-Papiere gibt es in glatter und leicht strukturierter Oberfläche und bieten eine weiche, sanfte Farbwiedergabe.
Washi-Fotopapiere leben von ihrer ausgeprägten Struktur und ihren ausgerissenen Kanten.
© Thomas BergboldWashi-Papiere wie das Ilford Tesuki-Washi Echizen sind in der Regel dünner als westliche Fine-Art-Papiere und eignen sich gut zum Aufspannen für die Montage an der Wand oder an einem Paravent. Eine große Auswahl an Washi-Papieren bietet auch Awagami.
Unsere Tipps: Fotopapiere für Einsteiger
Für Fotografen, die ihre eigenen Fotos drucken wollen, aber von der Auswahl überwältigt sind, empfehle ich für den Anfang zwei matte Fine-Art-Papiere und ein Barytpapier. Bei der Papierfarbe sollten Sie nicht ins Extreme gehen: Nehmen Sie am besten ein neutrales Papier wie das Hahnemühle Hemp, das mit seiner feinen Struktur zu sehr vielen Motiven passt und damit ein echtes Universalpapier ist. Bei den Barytpapieren ist die Wahl schwieriger und hängt davon ab, ob Schwarzweiß-Fotos oder Farbfotos im Fokus stehen. Das Hahnemühle Baryta FB punktet mit seinem hellen Weiß, das mediaJET Museum Palladium Baryta wiederum mit seinem warmen Ton. Wer es universeller möchte, findet im Canson Baryta Prestige II eine perfekte Balance.
Als günstiges mattes Papier empfehle ich das Canon Pro Premium Matte PM-101, das mit seinem Look als Fine-Art-Papier durchgehen könnte. Eine feine Struktur und ein zartes Weiß sind perfekt für alle Arten von Motiven. Fotografen mit Epson-Drucker greifen am besten zum ähnlichen Hahnemühle Photo Matt Fibre 200.
Kleine Fotopapierkunde
1. Zellstoff (Alpha-Cellulose)
Zellstoff aus Laub- und Nadelbäumen, bei dem der Ligninanteil entfernt wurde, findet in Form von Alpha-Cellulose Verwendung. Dieser Stoff ist aufgrund seiner hohen Langlebigkeit ideal, um die Farbbrillanz von Bildern über lange Zeit zu bewahren. Typische Beispiele mit matter Oberfläche sind das Canon Pro Premium Matte PM-101 und Hahnemühle Photo Matt Fibre. Mit glänzender Oberfläche etwa beim Canson PhotoGloss Premium oder Canon Pro Luster LU-101.
2. Baumwolle (Rag)
Baumwollfasern stammen aus der Samenkapsel der Baumwollpflanze und zeichnen sich durch eine besonders hohe Haltbarkeit aus. Aufgrund ihrer angenehmen Haptik und der warmen Bildanmutung sind sie bei Fotografen sehr beliebt, wie bei der Photo-Rag-Serie von Hahnemühle mit matter Oberfläche. Oder mit semiglänzender Oberfläche das mediaJET Museum Palladium Baryta.
3. Alternative Naturfasern
Fasern aus Agave, Bambus, Hanf, Kenaf (einer Hibiskusart) und Kozo (Maulbeere) kommen vor allem in japanischen Washi-Fotopapier und in der Natural-Linie von Hahnemühle zum Einsatz. Diese Papiere überzeugen durch eine sehr gute Haltbarkeit, was nicht zuletzt auf den Verzicht von Zusatzstoffen zurückzuführen ist. Traditionelle Washi-Papiere beeindrucken mit einem leicht warmen Farbton und einer ausgeprägten Struktur. Handgeschöpftes Papier wie das Ilford Tesuki Echizen (aus Kozo und Hanf) sind typische Vertreter, während die Hahnemühle Natural-Linie-Papiere aus Mischungen von Baumwolle mit Agave, Bambus oder Hanf bestehen.
4. Folien
Als Trägermaterial dienen auch Folien aus Polyester, Polypropylen oder Polyethylen – diese sind in Weiß oder transparent erhältlich. Solche Folien finden ihren Einsatz beispielsweise bei Leuchtkästen, die von hinten beleuchtet werden, oder bei wetterfesten Außeninstallationen. Aufgrund ihrer geringen Dicke werden sie häufig nach dem Bedrucken auf eine Trägerplatte geklebt, wobei es auch selbstklebende Varianten gibt. Transparentfolien, wie PermaJet Digital Transfer Film, werden zudem zur Herstellung von Negativen für die analoge Ausbelichtung verwendet.
5. Canvas (Leinwand)
Canvas besteht aus gekreuzten Fasern, die eine deutlich erkennbare Webstruktur bilden und sowohl Stabilität als auch Flexibilität bieten. Bei seiner Verwendung wird das Canvas, ähnlich wie in der Malerei, auf Keilrahmen gespannt. Neben matten Varianten gibt es auch glänzende Ausführungen. Eine breite Auswahl an Canvas-Drucken findet sich beispielsweise bei Hahnemühle.
Eine weitere Differenzierung erfolgt anhand der Papierfarbe – hier wird zwischen Naturweiß, Weiß und Hellweiß unterschieden. Für farbige Drucke wird oft hellweißes Papier genutzt, um den Farbeindruck nicht zu verfälschen. Optische Aufheller verschieben den Farbton zu Blau – können jedoch mit der Zeit gelblich werden. Hersteller müssen deshalb die Aufheller gezielt dosieren und das richtige Material wählen, um dauerhafte Lichtbeständigkeit (über 80 Jahre) sicherzustellen.
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