Panoramafotografie – So gelingen Ihnen perfekte Panoramen

Fotos (fast) ohne Ende: Panorama-Aufnahmen brechen Beschränkungen von Seitenverhältnis und Bildwinkel auf. Panorama-Experte Jan Röpenack zeigt Ihnen, welche Arten es gibt und wie in der Panoramafotografie hochwertige Bilder entstehen.

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Gleitschirm-Panorama
Foto: © Jan Röpenack

Mit einem Panorama, zu Deutsch „Rundblick, ganzheitliche Ansicht“ lässt sich eine Szenerie umfassend und bei Bedarf auch komplett darstellen. Ist man mit einer herkömmlichen Einzelaufnahme immer auf ein bestimmtes Seitenverhältnis z. B. 2:3 oder 3:4 festgelegt, so lassen sich mit Hilfe der Stitching-Technik nicht nur beliebige Seitenverhältnisse realisieren, auch Bildwinkelbeschränkungen können geschickt umgangen werden.

Es besteht quasi keine Notwendigkeit mehr, einen Sack voller Linsen mitzuführen, man beginnt an der Stelle zu fotografieren, an der das Motiv anfängt, und hört dort auf, wo es endet. Fotografen, die Panoramen auf diese Weise erstellen, passen also Seitenverhältnis und Bildwinkel dem Motiv an und haben so gestalterisch weit aus mehr Möglichkeiten als deren Kollegen, die „nur“ Einzelbilder aufnehmen.

Gleitschirm-Panorama einzeln

Das Aufmacherbild ist ein Panorama aus diesen vier Aufnahmen mit 12 mm Fisheye, Blende 11, 1/125 s. Interaktive Ansicht unter www.pixelmagazin.de/gleitschirm-panorama

Foto: © Jan Röpenack

Hinzu kommt, dass beim Panorama die Auflösung mit jeder gemachten Teilaufnahme steigt; qualitativ bewegt sich der Pano­ramafotograf also auf höchstem Niveau ohne in teure Kameratechnik investieren zu müssen.

Welche Arten von Panoramen gibt es?

Panoramen werden meist nach ihrem Bildwinkel (360°- oder Teilpanoramen) und Projektionsart klassifiziert. Bei letzterem unterscheidet man hauptsächlich zwischen Flächen-, Zylinder-, Kugel- und Würfelprojektion. Auch exotische Projektionen wie die Darstellung als „Little Planet“ sind möglich.

Der Wechsel zwischen den Projektionsarten ist eine reine Software-Angelegenheit und findet später am Rechner mit nur wenigen Mausklicks statt. Sie können also mit den gleichen Teilaufnahmen Panoramen in verschiedenen Projektionen erzeugen und sich am Computer für diejenige entscheiden, die gerade am besten passt.

1. Zylinderpanorama – ideal für große Bildwinkel

Die gebräuchlichste Projektionsart, die Zylinderprojektion, hat den Vorteil, dass sich auch große horizontale Bildwinkel bis 360° darstellen lassen. Stellen Sie sich vor, Sie stehen in der Mitte eines Zylinders und betrachten dessen Oberfläche von innen.

Stellt man ein Zylinderpano­rama auf einer ebenen Fläche, zum Beispiel als Ausdruck dar, erscheinen waagerechte Linien, mit Ausnahme des Horizonts, gebogen, und das um so stärker, je weiter sie vom Horizont entfernt sind. Deutlich wird dies bei größeren Bildwinkeln, im Bild gut erkennbar an den Dächern der Häuser.

Zylinderpanorama

Zylinderprojektion: in diesem Beispiel mit 200° horizontalem Bildwinkel.

Foto: © Jan Röpenack

2. Flächenpanorama – die gewohnte Perspektive

Bei kleineren Bildwinkeln kommt als Alternative die Flächenprojektion in Betracht, da es hier zu keinerlei Durchbiegung von Linien kommt. Bei dieser Darstellungsart wird ein Weitwinkel- bzw. Superweitwinkelobjektiv an einer „normalen“ Kamera digital simuliert.

Bei sehr großen Bildwinkeln kommt es allerdings zu Verzerrungen von Objekten am Bildrand, dem „Superweitwinkeleffekt“. Dies ist kein Bildfehler, sondern entspricht der natürlichen Abbildung. Bei der Flächenprojektion sind nur Bildwinkel kleiner als 180° darstellbar, weil sich auf einer ebenen Fläche nur das abbilden lässt, was sich davor, nicht aber, was sich dahinter oder daneben befindet.

Flächenpanorama

Flächenprojektion: 140° horizontaler Bildwinkel; in der Praxis nutzt man wegen der Randverzerrung oft nur den mittleren Bereich.

Foto: © Jan Röpenack

3. Kugelpanorama – für den gesamten Raum

Für Panoramen, die den kompletten Raum 360° x 180° abbilden, kommen Kugel- oder Würfelprojektionen in Frage. Diese Panoramen werden weniger für den Print als vielmehr für die Präsentation im Internet erzeugt. Hier werden Sie meist mit Hilfe von Flash- oder HTML5-Playern in die Website eingebunden. Der Betrachter kann sich so interaktiv im Panorama bewegen, wobei er nur einen Ausschnitt in der für ihn gewohnten Flächenprojektion sieht.

Stitchen – das Zusammennähen von Einzelbildern

Bei der Stitching-Technik werden mehrere Bilder hintereinander aufgenommen, wobei die Kamera jeweils um einen bestimmten Winkel, der Schrittweite, gedreht wird. Die einzelnen Aufnahmen werden später mit einer Stitchingsoftware, z. B. PanoramaStudio, PTGui oder Autopano, zu einer Gesamtaufnahme, dem fertigen Panorama zusammengesetzt, also „gestitched“.

Damit dies funktioniert, sollten sich die Einzelbilder um etwa 30 % überlappen. Empfehlungen bezüglich Verdrehwinkel in Abhängigkeit von der verwendeten Brennweite finden Sie weiter hinten im Workshop und in den Anleitungen der Panoramaköpfe aller namhafter Hersteller.

1. Der richtige Drehpunkt – warum ein Panoramakopf benötigt wird

Dreht man zwischen den Einzel­aufnahmen irgendwie aus der Hand oder mit Hilfe einer Drehplatte, so kommt es fast immer zu einer Verschiebung zwischen Vorder- und Hintergrund. Findet diese Verschiebung im Überlappungsbereich statt, so erzeugt die Software unschöne Geisterbilder. Schwenkt man hingegen um einen bestimmten Punkt, dem Zentrum der Eintrittspupille, auch „optisches Zentrum“, „No Parallax Point“ oder fälschlich „Nodalpunkt“ genannt, so lässt sich dieser Parallaxen­effekt wirkungsvoll vermeiden und die Software kann ohne spätere Retusche ein fehlerfreies Panorama erzeugen.

Panoramakopf Novoflex VR-System

Panoramakopf: Novoflex VR-System Slant

Foto: © Novoflex

Ein Panoramakopf ermöglicht genau dieses Drehen um das Zentrum der Eintrittspupille des Objektivs und ist essentiell für hochwertige und reproduzierbare Ergebnisse.

Nodalpunkt Illustration

Reihe oben – Drehen ohne Panoramakopf: Vorder- und Hintergrund verschieben sich zueinander.
Reihe unten – Drehen mit Panoramakopf: Vorder- und Hintergrund bleiben in Deckung, ideal für fehlerfreie Panoramen.

Illustration: © Jan Röpenack

2. Warum Panoramen manchmal ohne Panoramakopf gelingen

Wichtig in diesem Zusammenhang ist die Erkenntnis, dass der Parallaxeneffekt nur dann auftritt, wenn man Vorder- und Hintergrund gemeinsam in einer Aufnahme abbildet. Besteht die Szenerie nur aus Hintergrund, z. B. entfernten Berggipfeln, so findet auch kein Parallaxeneffekt statt, das heißt auf einen Panoramakopf kann getrost verzichtet werden.

Panoramen gelingen dann auch so, beispielsweise aus der Hand mit einem Smartphone. Im Wohnzimmer wird dies allerdings kaum möglich sein, hier finden sich nahe und weit entfernte Objekte gleichermaßen. Einsteiger suchen bei solchen Motiven und erfolglosen Versuchen das Problem dann oft bei der Software.

3. Wo ist das optische Zentrum?

Das Zentrum der Eintrittspupille ist das virtuelle Bild der Blende von der Gegenstandsseite aus betrachtet. „Virtuell“, da man die Blende ja nicht direkt, sondern durch ein Linsensystem sieht. Das „Zentrum“ bezeichnet den Schnittpunkt, an dem sich die optische Achse mit der Ebene der Eintrittspupille kreuzt. Schließt man also die Blende ein wenig, sieht von vorne in das Objektiv und bewegt dieses ein wenig hin- und her, so lässt sich die Eintrittspupille schon grob bestimmen.

Eintrittspupille Panorama Illu
Illustration: © Jan Röpenack

Exakter geht es experimentell mit Stativ, Panoramakopf und Versuchsaufbau im eigenen Wohnzimmer. Da so gut wie alle Panoramaköpfe Skalen auf verschiebbaren Teilen besitzen, lassen sich ermittelte Werte vor Ort reproduzierbar einstellen.

Das „Finden“ der Eintrittspupille in Abhängigkeit vom verwendeten Objektiv – bei Zoomobjektiven auch der Brennweite – ist also im Idealfall eine einmalige Angelegenheit, die nach der Anschaffung von neuem Equipment in den eigenen vier Wänden erledigt wird. Wie man bei der Justage eines Panoramakopfes vorgeht, finden Sie weiter hinten im Workshop.

Workshop - 5 Schritte zum professionellen Panorama

1. Der richtige Panoramakopf

Einzeilig, mehrzeilig oder eine Speziallösung?

Wer sich intensiv mit der Panoramafotografie beschäftigen möchte, der steht zunächst einmal vor der Anschaffung eines geeigneten Panoramakopfes, auch Nodalpunktadapter genannt. Neben Speziallösungen, die meist für ein bestimmtes Objektiv oder Kamera gebaut werden, unterscheidet man bei den Allroundköpfen zwischen Geräten für einzeilige und mehrzeilige Panoramen.

Einzeiliger Panoramakopf

Der einzeilige „Single-row“-Panoramakopf besteht aus einer Drehplatte, einer Vorrichtung, mit der die Kamera nach hinten und quer zur optischen Achse verschoben werden kann (oft sind dies aus der Makrofotografie bekannte Einstellschlitten) und einem L-Winkel, mit der die Kamera ins Hochformat gebracht wird.

Novoflex VR System II

Einzeiliger Panoramakopf: Novoflex VR-System II auf Nivellierkalotte MagicBalance.

Foto: © Novoflex

Typische Vertreter dieses Typs sind das Novoflex VR-System II und der Manfrotto MH057A5. Zu den Vorteilen dieser Köpfe zählen die einfache Handhabung, die große Stabilität und Variabilität: Einzelne Bestandteile wie der Einstellschlitten und der L-Winkel finden auch außerhalb der Panoramafotografie Anwendung. Nachteil ist, dass der vertikale Bildwinkel durch das verwendete Objektiv beschränkt wird.

Mehrzeiliger Panoramakopf

Bei mehrzeiligen „Multi-row“-Köpfen besteht diese Beschränkung nicht: Man kann also nicht nur horizontal, sondern auch vertikal um das Zentrum der Eintrittspupille drehen. Ein großer Vorteil, wenn es darum geht mit einem „normalen“ Weitwinkelobjektiv den kompletten Raum (Stichwort: Kugelpanorama) abzubilden: Es werden einfach mehrere Zeilen übereinander aufgenommen.

Novoflex VR System II

Mehrzeiliger Panoramakopf: Novoflex VR-System PRO II auf Kugelkopf MagicBall 5.

Foto: © Novoflex

Multi-row-Köpfe bestehen immer aus zwei Drehplatten, einem seitlich verschiebbaren L-Winkel und einem Schienensystem mit dem die Kamera nach hinten bewegt werden kann. Übrigens, mit solchen Köpfen kann natürlich auch einzeilig gearbeitet werden, was man in der Praxis auch oft tun wird. Aufgrund der vielseitigen Einsatzmöglichkeiten ist dieser Typ am weitesten verbreitet; führende Hersteller wie Novoflex, NodalNinja, Manfrotto oder Rollei bieten gleich mehrere Varianten in unterschiedlicher Ausstattung an.

Speziallösungen

Besondere Geräte machen immer dann Sinn, wenn man sich innerhalb der Panoramafotografie auf ein einziges Objektiv und/oder Kamera beschränkt. Beispielsweise wenn der Auftragsfotograf mit seinem Fish­eye-Objektiv nur Kugelpanoramen fürs Internet machen möchte oder der Bergsteiger nur einzeilig mit einer besonders kompakten Kamera arbeitet.

Interessante Vertreter dieser Gattung sind z. B. das Novoflex VR-System Slant, mit dem man mit bestimmten Fisheye-Objektiven Kugelpanoramen vom Einbeinstativ aus machen kann, alternativ Ringlösungen von NodalNinja, der fürs Sigma 8 mm Fisheye optimierte Acratech Spherical Panoramic Head oder die extrem kompakten und leichten Adapter für Systemkameras vom deutschen Anbieter PT4Pano.

Abmessungen und Stabilität

Für eine schwere Ausrüstung sollte man einen entsprechend stabilen (und damit auch etwas schwereren) Panoramakopf verwenden. Überlegen Sie zunächst, mit welcher Kamera (System-, DSLR- oder digitale Mittelformat-) und welchen Objektiven Sie arbeiten möchten.

Für leichte Kameras gibt es entsprechend kompakte Köpfe, die sich auf Reisen leicht verstauen lassen, beispielsweise das Novoflex VR-System slim. Werden besonders lange oder schwere Objektive verwendet, sollte auch der Kopf entsprechend dimensioniert sein. Zu den stabilsten mehrzeiligen Panoramaköpfen zählt das Novoflex VR-System Pro II.

NodalNinja Ultimate R10

NodalNinja Ultimate R10 Ringadapter mit Canon Fisheye-Zoom EF 4/8-15 mm L USM an Vollformatkamera für Kugelpanoramen vom Einbeinstativ.

Foto: © Jan Röpenack

Ausstattung

Voreinstellbare Schrittweiten, auch „Rastung“ oder „Klick-Stops“ genannt, lassen die Winkelstop-Positionen „erfühlen“, so können diese schnell und effektiv abgearbeitet werden, ohne dass eine Winkelskala beim Fotografieren beobachtet werden muss. Man dreht also das System solange bis es einrastet, macht dort die Aufnahme und dreht zur nächsten Position usw. Je mehr voreinstellbare Schrittweiten eine Drehplatte besitzt, desto komfortabler ist deren Handhabung, wenn abwechselnd mit unterschiedlichen Brennweiten gearbeitet wird.

Unterstützt der Panoramakopf das „Arca“ Schwalbenschwanz-Profil, so lassen sich Teile auch unterschiedlicher Hersteller miteinander kombinieren, ein Ausbau bzw. eine individuelle Anpassung des eigenen Systems wird somit möglich. Besitzt man bereits ein Schnellwechselsystem mit Schwalbenschwanzklemmung, lässt sich dieses mit dem neu erworbenen Panoramakopf perfekt kombinieren.

Der fotoMAGAZIN-Tipp: Worauf man beim Kauf achten sollte

Single-row- oder Multi-­row-Kopf?

Single-row-Köpfe sind eher für Gelegenheits-Panorama-­Fotografen interessant oder wenn mit einer besonders schweren Ausrüstung gearbeitet wird; wer die Panoramafotografie intensiv betreiben möchte, greift zum Multi-row-Kopf.

2. Panoramakopf-Justage – einmalig, aber nötig

Die Lage der Eintrittspupille ist abhängig von der verwendeten Objektiv-Kamera-Kombination und – bei Zoomobjektiven – zusätzlich von der eingestellten Brennweite. Ziel dieser Übung ist es, die Eintrittspupille aller in Frage kommenden Objektive einmal zu ermitteln und zu notieren.

Bei der späteren Aufnahme vor Ort müssen die ermittelten Werte dann nur noch mit Hilfe der Skalen am Pano­ramakopf wieder eingestellt werden. Bei einem sphärischen Multi-row-Panoramakopf müssen zwei Achsen justiert werden. Die untere quer und die obere längs zur optischen Achse (siehe Abbildung).

Man beginnt mit der unteren Achse: Richten Sie die Kamera nach unten aus und sehen Sie durch den Sucher Ihrer Kamera. Verschieben Sie bei leicht geöffneter unterer Klemmschraube den L-Winkel solange, bis das mittlere Autofokus-Messfeld Ihrer Kamera genau auf die Markierung für die Drehachse (hier die Libelle) zielt. Schließen Sie die Klemmschraube wieder und notieren Sie den Skalenwert am unteren Schenkel des L-Winkels für zukünftige Aufnahmen mit dieser Kamera.

Versuchsaufbau im Wohnzimmer

Nun folgt die Justage der oberen Achse: Hierfür ist einmalig ein Versuchsaufbau z. B. im eigenen Wohnzimmer nötig (sieh Abbildung 1-4 oben). Richten Sie die Kamera wieder horizontal aus. Bringen Sie ein vertikales Objekt, welches sich im Vordergrund befindet, mit einem vertikalen Objekt im Hintergrund zur Deckung (z. B. Stehlampe und Türrahmen). Schwenken Sie die Kamera horizontal und beobachten Sie, ob sich Vorder- und Hintergrund voneinander weg bewegen (siehe Abb. 1+2) oder in Deckung bleiben (siehe Abb. 3+4).

Beim Schwenk nach rechts bewegt sich hier z. B. die Stehlampe nach links weg (Abb. 2). Ein Zeichen dafür, dass sich das System noch nicht im optischen Zentrum des Objektivs dreht. Stellen Sie nun einen anderen Abstand an der oberen Achse ein. Beim erneuten Schwenk werden sich die Objekte stärker oder schwächer voneinander weg bewegen. Im letzteren Fall haben Sie die Kamera in die richtige Richtung bewegt.

Wiederholen Sie den Vorgang solange, bis sich die vertikalen Objekte beim Schwenken nicht mehr zueinander bewegen (siehe Abb. 3+4). Nun dreht sich das System beim Schwenken um die Eintrittspupille des Objektivs. Den ermittelten Skalenwert an der oberen Achse notieren Sie sich für zukünftige Aufnahmen mit diesem Objektiv.

fotoMAGAZIN-Tipp:

Wer ganz präzise arbeiten möchte, macht Testaufnahmen an der linken und rechten Aufnahmeposition, benutzt eine Skala im Hintergrund und vergleicht beide Aufnahmen am Monitor der Kamera oder am Rechner in der 100-%-Ansicht. Ist der richtige Abstand an der oberen Klemmplatte gefunden, zeigen die linke und rechte Aufnahme denselben Skalenwert.

3. Der Ideale Standpunkt

Panoramen leben von ihrer räumlichen Tiefe. Versuchen Sie deshalb, nach Möglichkeit einen Vordergrund in das Panorama zu integrieren. Unsere Sehgewohnheiten folgen Linien von links nach rechts und vom Nahen in die Ferne. Berücksichtigen Sie dies bei der Komposition Ihrer Aufnahme. Auch ungewöhnliche, stark erhöhte oder sehr niedrige Kamerastandpunkte machen ein Panorama besonders interessant.

Panorama mit Speedeffekt

Komposition: Auto und Landschaft wurden unabhängig voneinander aufgenommen und später am Rechner zusammengefügt. Der „Speed­effekt“ der Landschaft entstand digital am Computer. Interaktive Ansicht unter www.pixelmagazin.de/zwischenspurt.

4. Einstellungen am Panoramakopf

Nachdem Sie nun ein entsprechendes Motiv und einen Standpunkt gefunden haben, bauen Sie Ihr Stativ auf, richten den Panoramakopf per Nivellierhalbkugel oder Kugelkopf exakt horizontal aus, wobei Sie die Wasserwaage der unteren Drehplatte beobachten, und montieren anschließend Ihre Kamera. Nun stellen Sie an der unteren und oberen Achse die zuvor ermittelten Werte für die jetzt montierte Kamera-Objektiv-Kombination ein.

Stativ mit Spickzettel

fM-Tipp: Schreiben Sie die benötigten Werte für Ihre Objektive auf einen kleinen Spickzettel und befestigen Sie diesen am Stativ. Auch die Justagewerte für die untere und obere Achse können Sie hierauf notieren.

Bevor es los geht, sollten Sie noch eine geeignete Schrittweite festlegen, sodass die Überlappung zwischen zwei Einzelbildern in etwa 30 % beträgt. Da dies eher ein mathematisches Problem ist, gibt es hierfür Tabellen, die die Abhängigkeit der Schrittweite von der verwendeten Brennweite zeigen.

Wir zeigen hier eine Tabelle für eine Vollformat­kamera, die – wie allgemein üblich – vertikal am Panoramakopf montiert wird.

BRENNWEITEANZAHL FÜR 360°-DREHUNGSCHRITTWEITE (VERDREHWINKEL)ÜBERLAPPUNG  CROP 1
    
12 mm660°33 %
14 mm660°26 %
16 mm845°39 %
17 mm845°36 %
20 mm845°27 %
24 mm1036°32 %
28 mm1230°35 %
35 mm1524°21 %
40 mm1524°28 %
50 mm1820°26 %
60 mm2415°34 %
70 mm3610°48 %
85 mm3610°38 %

5. Kameraeinstellungen

Ideal ist es, wenn Sie die Belichtung der Einzelaufnahmen konstant halten, also in der Einstellung M arbeiten. Sollte dies nicht möglich sein, weil die Helligkeit zwischen den Einzelaufnahmen stark variiert, so ist die HDR-Technik empfehlenswert, bei der mit einer Belichtungsreihe gearbeitet wird. Die Verarbeitung zum fertigen Panorama wird dann allerdings entsprechend aufwendig. Die optimale Blende liegt im mittleren bis hinteren Bereich zwischen 8 und 16. Hier hat man genügend Schärfentiefe und nur wenig Probleme mit der Vignettierung (Randabschattung) des Objektives.

Die Schärfe sollten Sie auf das Hauptmotiv legen und danach den Autofokus abschalten. Um z. B. im Nahbereich die Schärfentiefe zu maximieren, kann auch mit der „Hyperfokalen Distanz“ gearbeitet werden. Bei vorgegebener Blende wird in Abhängigkeit von der Brennweite der Fokus so eingestellt, dass die Schärfentiefe gerade noch bis Unendlich reicht. Tabellen und Apps können als Anhaltspunkte verwendet werden.

Empfehlenswert ist es aber, diese Werte zunächst mit der eigenen Kamera-Objektiv-Kombination auszuprobieren, bevor man sie vor Ort verwendet. Stellen Sie eine feste Farbtemperatur an der Kamera ein (kein Auto-Weißabgleich, da sonst farblich unterschiedliche Teilbilder entstehen können). Falls die Belichtungszeiten länger werden, ist die Verwendung eines Fernauslösers und – falls vorhanden – das Zuschalten der Spiegelvorauslösung oder des Live-View-Betriebs anzuraten.

fotoMAGAZIN-Tipp:

Arbeiten Sie möglichst im Raw-Format, so lassen sich Farben, Kontraste, Helligkeiten und Schärfe später optimieren. Verarbeiten Sie alle Teilaufnahmen mit denselben Einstellungen im Raw-Konverter (in Lightroom Button „Synchronisieren“).

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Text: Jan Röpenack

Dieser Artikel stammt aus dem fotoMAGAZIN 6/2015.

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