Die 5 Säulen der Beauty-Fotografie

In der Beauty-Fotografie werden außergewöhnliche Porträts aufgenommen, die oft für ein Produkt werben sollen. Felix Rachor ist ein Meister dieses Fachs und verrät Ihnen sein Vorgehen.

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Die ganze Welt der Fotografie

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Typisch Beauty: Die Kombination von Model und Produkt dient in erster Linie werblichen Zwecken, kann aber auch für die eigene Mappe Spaß machen.

© Felix Rachor

Fotos und Text: Felix Rachor

Beauty ist eine spezielle Form der Porträtfotografie. Sie hat ihren Ursprung im Verkauf von Produkten der Schönheitsindustrie. Was früher auf Plakate gemalt und idealisiert wurde, ist immer weiter in den Mainstream und in die Privatfotografie gedrungen.

Mittlerweile ist diese Art der Fotografie zu etwas „ganz Normalen“ avanciert und jeder kann diese Idealisierungen in Form von Beauty-Filtern in diversen Apps nutzen. Doch was ist der Unterschied zwischen den Beauty-Filtern und der Beauty-Fotografie? Was macht Bilder in dem Bereich hochwertig? Wie schafft man es, sich von der Masse abzuheben und sogar für die Beauty-Fotografie so relevant zu werden, dass man damit Geld verdient?

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Ohne eine ausgefeilte Konzeption wird es bei der Aufnahme im Studio oder on location schwierig, das erwünschte Bildergebnis zu erreichen.

© Felix Rachor

Die wichtigsten Aspekte der fünf Säulen der Beauty-Fotografie

1. Intention und Ideenfindung für das Shooting

Zunächst sollte ich mir überlegen:

  • Wofür mache ich die Fotos?
  • Wer ist der Kunde, für welche Zielgruppe, um welches Produkt geht es?
  • Was ist der Nutzungszweck?

Ist es nur für das eigene Portfolio, sollte ich dennoch diese Ziele besetzen, was dann einfach ist: Ich kann mir etwas aussuchen. Wichtig ist, dass dieser Schritt vor allen anderen stattfindet, damit Sie sich die optimalen Verhältnisse schaffen können.

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Hinter jeder guten Beauty-Aufnahme steckt eine Menge Planung und Aufwand.

© Felix Rachor

Nachdem ich mein Vorhaben kenne, kann ich mir Gedanken machen, wie ich die Produkte kreativ in Szene setzen möchte. Gehen Sie nicht vom Model aus, sondern von dem Produkt. Die Palette der Beauty-Industrie ist da sehr breit gefächert. Von Pflegeprodukten, die man teilweise nicht sehen kann, bis hin zu „dekorativer Kosmetik“, wie es in Fachkreisen genannt wird.

Kreative Fotos zum Thema finden Sie in Magazinen, auf Covern oder in der Kosmetik-Werbung. Helfen Sie Ihren Einfällen auf die Sprünge, indem Sie sich die Produkte auf den Tisch legen, etwas herumprobieren und mit Stift und Zettel die ersten Ideen notieren. Halten Sie Ihre finale Idee zeichnerisch fest, denn das wird später wichtig, um das richtige Team zusammenzustellen. 

2. Bildkonzept in der Beauty-Fotografie

Das Konzept ist eine der wichtigsten Säulen und schafft Klarheit und Struktur. Folgende Fragen sollten darin beantwortet werden:

  • Wie ist der Bild-Look?
  • Wie werden die Haare gemacht?
  • Welches Make-up und welche Abfolge des Make-ups werden gemacht?
  • Was zieht das Model an?
  • Wie soll die Location aussehen?
  • Welche Bildausschnitte werden fotografiert?
  • Wie viele Bilder brauche ich in der Reihe?
  • Welche Looks sollen probiert oder erarbeitet werden?

Teil des Konzeptes und das Herzstück einer Produktion ist das Moodboard. Es ist im Prinzip die Visualisierung der Idee mit Hilfe fremder Bilder und Bildausschnitte.

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So könnte ein Moodboard aussehen: Hier werden die wichtigsten Kriterien für die Umsetzung der eigenen Aufnahme mit Bildbeispielen gesammelt.

© Felix Rachor

Alle Fragen, die sowohl für den Kunden, das Magazin, die Agenturen, aber auch für mich selbst oder mein Team relevant sind, sollten im Konzept beantwortet und möglichst bebildert sein. Hier können Sie problemfrei mit Bildern fremder Fotografen arbeiten, Sie dürfen diese Konzepte dann nur nicht veröffentlichen oder kommerziell verwenden.

Ich empfehle, ein – hervorragend zu versendendes – PDF im Webformat zu gestalten, in dem jede Frage auf einer Seite beantwortet und bebildert wird.

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Das Konzept bildet die Grundlage für die Verwirklichung der eigenen Idee bis zum ausgearbeiteten Bild. Es enthält auch Handlungsanweisungen für das Team.

© Felix Rachor

Folgendes sollte in dem Konzept klar werden: Idee (verbal und visuell), Mood (Stimmung/Bildstil), gesuchter Modeltyp, Styling (Kleidung), Location/Hintergrund, Hairstyling und Make-up (und dessen Abfolge während der Produktion), Ausschnitte und Looks. Dazu noch eine Seite mit Wann, Wo, Wer, Was, Wofür, Transport des Equipments/Anreise/Öffentliche Verkehrsmittel nutzbar?

Jedes Konzept kann unterschiedlich ausfallen, jeder macht es etwas anders. Wichtig ist nur, dass jedes Teammitglied weiß, worum es genau geht und woran gearbeitet wird. Es erspart viel Zeit und ist wichtig für alle Beteiligten zur Vorbereitung auf die Produktion.  

3. Das Team  rund um das Foto-Shooting

Jetzt erst sollten Sie sich um das Team kümmern. Mit einem guten Konzept haben Sie auch gute Chancen, eine Auswahl bei Agenturen zu bekommen. Auch wenn jemand noch nicht viel in dieser Richtung vorzuweisen hat, kann man davon ausgehen, dass Sie es mit der Produktion ernst meinen und sich gut vorbereitet haben.

Auch Make-up-Artisten, Hairstylisten oder Fashionstylisten brauchen das Konzept, um Antworten zu geben, ob sie erstens Interesse haben, zweitens sie die Richtigen dafür sind und drittens was gegebenenfalls noch verbessert werden kann. Die Auswahl des richtigen Teams ist essenziell für solch eine Produktion und gleichzeitig ein wichtiger Teil des kreativen Prozesses.

Ein Gefühl für die Qualität der Arbeit verschiedener Gewerke zu bekommen, gehört zu den Stärken eines jeden Fotografen und hebt im Zweifel Fotografen voneinander ab. Es lohnt sich also, Mühe bei Idee und Konzept zu investieren, um ein sensationelles Team zu bekommen, als Fundament für noch sensationellere Bilder.

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Je besser die einzelnen Mitglieder des Teams in ihrem Bereich sind, desto schneller, sicherer und präziser gelangen Sie an Ihr Ziel.

© Felix Rachor

4. Licht- und Kameratechnik für Beauty-Fotografie

Jetzt sind die technischen Fähigkeiten des Fotografen gefragt. Natürlich sollten Sie viel ausprobiert haben, um zu erfahren, was Sie wie mit welcher Technik erreichen können. Allerdings würde ich das immer Konzept-spezifisch machen. Das heißt: Sobald ich weiß, wie das Ergebnis aussehen soll, teste ich vorher und versuche genau diesen Look zu erreichen.

Wenn Sie ein paar Tage vorher einfach einige Sachen durchprobieren, verschiedene Lichtformer testen, Abstände verändern und am Rechner kontrollieren, wie nah Sie an die eigenen Vorgaben kommen, dann lernen Sie nicht nur sehr viel dazu, sondern machen sich das Leben bei der tatsächlichen Produktion mit dem sensationellen Team deutlich einfacher.

Außerdem wirken Sie wesentlich entspannter und professioneller, weil es eben wesentlich professioneller ist, als einfach nur mit ein paar YouTube-Tricks auszuprobieren, um die Bilder besser zu machen.

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Bei Beauty-Aufnahmen darf das Make-up auch gerne übertrieben wirken – schließlich ist es oft selbst der Inhalt der Aufnahme.

© Felix Rachor

Ein weiterer Tipp:

Spezielle Licht- und Kameratechnik können Sie sich günstig mieten. So können Sie einiges ausprobieren, ohne gleich alles besitzen zu müssen. Manche Studios sind hervorragend ausgestattet, was Sie ausnutzen sollten.

Also machen Sie sich vorher schlau, was dort an Equipment zur Verfügung steht, um sich nicht (positiv) überraschen zu lassen. Zum Beispiel werden viele Beauty-Bilder mit großflächigen Lichtquellen gemacht, die dicht an das Model herangerückt werden.

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Auch bei Beauty gilt: Je besser das Ausgangsmaterial, desto weniger Nachbearbeitung ist nötig.

© Felix Rachor

5. Die Bildretusche

Ein ganz wichtiger Aspekt der Beauty-Fotografie ist die Retusche. Hier trennt sich oft die Spreu vom Weizen. Denn was gut und was schlecht ist, entscheidet nicht der Fotograf, sondern der Kunde.

Beschäftigen Sie sich damit ausgiebig und orientieren Sie sich weniger an anderen Fotografen, als an den Herstellern und den Peripherie-Handwerken. In einer guten Retusche kommt nicht nur eine Stimmung herüber, sondern das Produkt zur Geltung und das Model sieht gesund und natürlich aus.

Diese „Natürlichkeit“ wird je nach Bereich unterschiedlich interpretiert. Ich empfehle hier, die passenden Magazine und Werbemittel aus den jeweiligen Läden zu studieren, um sich für das Ziel der Retusche inspirieren zu lassen.

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Felix Rachor

© Felix Rachor

Der Fotograf: Felix Rachor

Felix Rachor ist bekannt als Beauty- und Promi-Fotograf. Er betrieb viele Jahre ein Studio in Berlin und arbeitet überall in der Welt. Zu seinen Kunden gehören unter anderem L‘Oréal Paris, Babor, Shiseido und Joop!.

Seine Arbeiten finden sich auf und in diversen Mode- und Beauty-Zeitschriften. Zu den Prominenten-Portraits der jüngsten Zeit zählen die letzten Cover-Motive für Hape Kerkeling oder eine Magazin-Strecke mit Uwe Ochsenknecht.

Über 15 Stunden Videotraining zum A bis Z der hochwertigen Retusche stecken in der Rachor Postproduction Masterclass.

© Felix Rachor

Auch Marken der Fototechnik schätzen seine Arbeit, so stand er bereits für Canon, Phase One, Profoto, Adobe und andere auf der Bühne. Weiterhin gibt er Workshops und Online-Trainings und bietet die Rachor Postproduction Masterclass mit über 15 Stunden Videotraining zum A-Z der hochwertigen Retusche an. www.felix-rachor.com

Dieser Artikel erschien in fotoMAGAZIN 3/2021.

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