Im Test: Canon EOS R3

Die schnelle Profikamera Canon EOS R3 tritt im Praxis- und Labortest gegen die Konkurrenz mit 20 bis 24 Megapixeln an: die EOS R6, die Nikon Z 6II und die Sony Alpha 9 II.

Farbiges Porträt von Andreas Jordan vor neutralem Hintergrund

Andreas Jordan

Andreas Jordan leitet das Technik-Ressort beim fotoMAGAZIN.

02/2022 super Testsieger

Die EOS R3 ist Canons erste spiegellose Vollformatkamera mit integriertem Hochformatauslöser und lehnt sich damit an die SLR-Modelle der EOS-1D X-Serie an. Wie diese wendet sie sich an Profis, die primär Sport und Reportagen fotografieren. Die EOS R3 holt sich locker ein „Super“ und den souveränen Testsieg. Fairerweise muss man dazu sagen, dass sie auch die teuerste Kamera im Testfeld ist.

Preis: ca. 6.000,- Euro

Testergebnisse

  • Bildqualität (60%) 86.5%
  • Geschwindigkeit (20%) 100%
  • Ausstattung u. Bedienung (20%) 100%
  • Gesamt 91.9%

Kampf der Giganten

Konkurrent Sony, der mit der Alpha 9 und der Nachfolgerin Alpha 9 II schon seit längerem versucht, die spiegellose Technik auch in der Sportfotografie zu etablieren, hat bisher keine Kamera mit integriertem Hochformatauslöser. Sony bietet aber einen Batteriegriff mit entsprechenden Bedienelementen als Zubehör an: Der VG-C4EM nimmt zwei Akkus auf und verdoppelt damit die Reichweite. Das gilt auch für die anderen Kameras im Testfeld.

Sony Alpha 9II

Die Sony Alpha 9II bringt es mit E-Verschluss auf 20 Bilder/s, mit mechanischem Verschluss auf 10 bis 12 Bilder/s.

Foto: © Sony

Schnelle Serienbilder mit der Canon EOS R3

Ebenfalls Premiere bei Canon hat der Stacked-CMOS-Sensor mit integriertem Speicher – einen solchen gab es bisher nur bei Sony in der Alpha 9, Alpha 9 II und Alpha 1. Er ermöglicht nicht nur schnelle Serienbilder, sondern auch eine Sucheransicht ohne Unterbrechungen und deutlich reduzierte Rolling-Shutter-Effekte beim Fotografieren mit elektronischem Verschluss. Die EOS R3 kann dank der hohen Auslesegeschwindigkeit des Sensors auch mit E-Verschluss und 1/180 s blitzen (1/250 s mit mechanischem Verschluss), die anderen Kameras im Test blitzen ausschließlich mit mechanischem Verschluss (kürzeste Synchronzeiten 1/200 s beziehungsweise 1/250 s).

“Die EOS R3 ist aktuell die beste Sportkamera mit 24 Megapixeln.”

Andreas Jordan, Autor
Surfer in Action

Sport-Fotograf Richard Walch konnte schon Ende August ein Vorserienmodell der EOS R3 beim Wassersport-Event Engadinwind in St. Moritz ausprobieren. Die Action zwingt zu sehr kurzen Verschlusszeiten und damit trotz guter Lichtverhältnisse zu hohen ISO-Werten, was für die Kamera kein Problem darstellt.

Kamera: Canon EOS R3. Objektiv: RF 2,8/15-35 mm L IS USM. Einstellungen: 15 mm, f/7,1, 1/2500 s, ISO 1000.

Foto: © Richard Walch

Die neue Profi-EOS hat den am höchsten auflösenden Sucher im Testfeld (5,76 Millionen Punkte), der ein sehr detailreiches und weitgehend artefaktfreies Bild liefert. Die Sucher der Nikon Z 6II und der Alpha 9 II stellen zwar nur 3,7 Millionen Punkte dar, sind aber minimal größer und liefern ebenfalls eine sehr gute Ansicht.

Wie die EOS R6 verfügt die EOS R3 über einen auch seitlich ausschwenkbaren Monitor, der die mit Abstand höchste Auflösung im Testfeld hat (4,16 Millionen Punkte). Die Monitore der Z 6II und Alpha 9 II lassen sich lediglich nach oben und unten kippen. Sucher und Monitor der neuen EOS können auf eine optische Sucher-Simulation mit erweitertem Dynamikumfang umgeschaltet werden, dabei geht allerdings die Belichtungsvorschau verloren, sprich Belichtungskorrektur oder Bildstile wirken sich – wie bei einer Spiegelreflexkamera – nicht auf das Sucherbild aus.

Nikon Z 6II

Nikon Z 6II

Foto: © Nikon

Ein echtes Alleinstellungsmerkmal hat die EOS R3 mit der Augensteuerung („Eye Control“). Hierbei kann der Fotograf das AF-Messfeld steuern, indem er auf das Motiv blickt. Vorher muss die Kamera allerdings mit dem Auge am Sucher kalibriert werden. Laut Canon kann es Probleme bei Gleitsichtbrillen und harten Kontaktlinsen geben; wir hatten auch mit einer normalen Brille Probleme mit der Kalibrierung im Hochformat. Wer mit der Augensteuerung nicht zurechtkommt, kann das AF-Messfeld natürlich weiter per Joystick oder Smart-Controller verschieben.

Der eigentliche Autofokus hat uns im Test begeistert. Er erkennt und verfolgt eine Vielzahl an Motiven: Neben den auch bei der Konkurrenz üblichen Personen (Körper, Gesicht, Augen) und Tieren (primär Hunde, Katzen und Vögel, inklusive Augen) auch Motorsport-Fahrzeuge (Autos und Motorräder) – letzteres hat Canon übrigens vor Kurzem bei der EOS R6 und EOS R5 als Firmware-Update nachgeliefert. Auch die Performance bei wenig Licht ist vorbildlich: Gemessen mit einem Objektiv mit Lichtstärke 1:1,2 liegt sie bei -7,5 EV. Zum Vergleich: EOS R6: -6,5, Nikon Z6II: -4,5 (-6 EV in einem speziellen Lowlight-Modus), Sony Alpha 9 II: -4 EV (hier allerdings ermittelt bei Lichtstärke 1:2,0).

Canon EOS R6

Verfügt über einen seitlich ausschwenkbaren Sucher: Canon EOS R6.

Foto: © Canon

6K-Videoaufnahmen mit der Canon EOS R3 möglich

Erfreulich effektiv ist auch der 5-Achsen-Bildstabilisator, der den beweglich gela­gerten Sensor mit dem Stabilisator im Objektiv – falls vorhanden – kombinieren kann. Gemessen nach CIPA-Standard lassen sich laut Canon wie bei der EOS R6 und EOS R5 acht Blendenstufen kompensieren. Die Z 6II erreicht laut Datenblatt 5, die Alpha 9II 5,5 Blendenstufen – in der Praxis erscheinen uns die Werte bei allen Kameras – vor allem bei langen Brennweiten – etwas optimistisch.

So lag die Verwacklungsgrenze in unserem Test der EOS R3 mit dem RF 4/24-105 mm L IS USM bei 70 mm bei ca. 0,3 bis 0,5 s.
Die Nase vorne hat die EOS R3 im Testfeld auch beim Video: Sie nimmt 6K ohne Crop mit 60p auf – bei Bedarf sogar im Raw-Format. 4K-Zeitlupen gelingen mit 120p. Die anderen Kameras im Testfeld zeichnen „nur“ 4K auf, die Sony Alpha 9 II sogar lediglich mit 30p. 120p-Zeitlupen sind bei der R3-Konkurrenz nur in Full-HD möglich.

Canon EOS R3 mit ausklappbarem Monitor

Erstmals kommt bei einer EOS-Profikamera ein seitlich ausklappbarer Monitor zum Einsatz. Wie bei Canon üblich ist eine vollständige Touch-Bedienung möglich.

Foto: © Canon

Geschwindigkeit  der Canon EOS R3

Die EOS R3 schießt mit E-Verschluss bis zu 30 Bilder/s und zwar mit Autofokus- und Belichtungsnachführung. Mit mechanischem Verschluss haben wir knapp 12 Bilder/s gemessen. Bei der Serienbildlänge konnten wir mit einer schnellen CFexpress-Karte 540 JPEGs, 161 Raws und 325 komprimierte Raws in Folge ermitteln. Danach brechen die Serien übrigens nicht ab, sondern werden lediglich etwas langsamer. Damit hängt die neue EOS R3 sowohl die EOS R6 als auch die Sony Alpha 9 II ab, die es beide mit E-Verschluss auf 20 Bilder/s und mit mechanischem Verschluss 10 bis 12 Bilder/s bringen. Die Nikon Z 6II ist mit 14 Bildern/s langsamer, liegt damit aber immer noch auf dem Niveau der schnellsten Sport-SLRs.

 Wie gute Bilder macht die Canon EOS R3?

Die Bildqualität haben wir wie üblich im DCTau-Testlabor mit einem Referenzobjektiv (RF 1,2/50 mm L USM) und im JPEG-Modus mit Werkseinstellungen geprüft. Beim Auflösungstest erreicht die EOS R3 – ähnlich wie die EOS R6 und die Sony Alpha 9 II – bis ISO 800 Wirkungsgrade von über 100 %. Das ist nur möglich durch eine aggressive Bildaufbereitung, die wiederum zu Artefakten führt. Tatsächlich ist der einzige Schwachpunkt der Kamera, dass die Artefaktnote – wie bei Sony – bei 4,5 liegt. Die EOS R6 und die Nikon Z 6II haben minimal bessere Artefaktnoten (4,0). Lediglich die Nikon Z 6II hat eine zurückhaltendere Bildaufbereitung mit entsprechend niedrigeren Auflösungswerten.

Canon EOS R3 Rückseite

Die Rückseite der EOS R3 ähnelt der EOS-1D X Mark III. Das untere Info-Display ist allerdings entfallen und das spiegellose Modell ist etwas kleiner und deutlich leichter (gut 400 Gramm).

Foto: © Canon

EOS R3 liefert  beste Bildqualität im Testfeld

Erfreulich bei der EOS R3 ist in jedem Fall, dass auch bei höheren ISO-Werten wenig Details durch den Rauschfilter verlorengehen. Bis ISO 3200 und 6400 liegt der Wirkungsgrad nur knapp unter 100%, bis ISO 25.600 über 85 %. Erst ab ISO 51.200 leidet die Auflösung deutlich (ca. 72%).

Ein ähnliches Bild zeigt sich beim Rauschen, das bis ISO 1600 extrem niedrig ist. Den ersten starken Anstieg gibt es bei ISO 25.600 (3,7), aber erst bei ISO 51.200 wird der kritische Wert von 4,0 deutlich überschritten. Im Vergleich liefert nur die EOS R6 ähnlich gute Ergebnisse, die Z 6II rauscht etwas stärker, die Sony Alpha 9 II im High-ISO-Bereich noch stärker.

Beim JPEG-Dynamikumfang erreicht die EOS R3 – wie ihre Schwester EOS R6 – ebenfalls hervorragende Werte: bis 9,7 Blendenstufen bei ISO 100. Bis ISO 3200 bleibt der Wert bei mindestens 9 Blendenstufen. Ähnlich wie bei Auflösung und Rauschen ist erst bei ISO 51.200 eine deutliche Verschlechterung (8,1 Blendenstufen) festzustellen. Unter dem Strich liefert die EOS R3 damit die beste Bildqualität im Testfeld.

FAZIT
Die EOS R3 holt sich locker ein „Super“ und den souveränen Testsieg. Fairerweise muss man dazu sagen, dass sie auch die teuerste Kamera im Testfeld ist. Preislich am nächsten kommt ihr die Sony Alpha 9 II, die in mancher Hinsicht – anders als ihre hochauflösende Schwester Alpha 1 – nicht mehr ganz auf der Höhe der Zeit ist. Wer deutlich weniger Geld ausgeben kann beziehungsweise will, bekommt auch mit der Canon EOS R6 und der Nikon Z 6II starke Kameras, die beide unseren Preistipp erhalten.

Hier gelangen Sie zum Download der Tabelle mit allen Ergebnissen aus unserem Test.

Labormessungen: Anders Uschold

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Dieser Test wurde in unserer Ausgabe fotoMAGAZIN 2/2022 veröffentlicht.

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