Anastasia Samoylova – Floridas: Roadtrips im „Sunshine State“

Die in Moskau geborene Fotokünstlerin Anastasia Samoylova stellt in ihrem Bildband „Floridas“ ihre Bildkompositionen den Werken von Walker Evans gegenüber.

Sebastian Sonntag

Sebastian Sonntag

Freier Journalist und Fotograf

Chemiewerk in Panama City

Ein Motiv wie eine Reise in die 1950er-Jahre: Wohnviertel mit Chemiewerk, Panama City, 2021.

Foto: © Anastasia Samoylova

Sie hat den Blick einer Künstlerin, die zwischen den Kulturen gewandert ist. Die 1984 in Moskau geborene Fotokünstlerin lebt seit 2016 in dem US-Bundesstaat.

„Ich bin eine Insiderin und zugleich immer noch eine Außenstehende“

Anastasia Samoylova über ihr Verhältnis zu Florida

Trügt der Schein des Sunshine State?

In ihrem neuen Bildband „Floridas“ (Steidl Verlag) folgt sie den Kontrasten zwischen Schein und Wirklichkeit im sogenannten „Sunshine State“. Kürzlich hat die Fotografin ihre Wahrnehmung ihrer neuen Heimat so beschrieben:

„Da gab es eine Realität vor meinem Fenster und eine andere pastellfarben, vergrößert in den kommerziellen Bildern der Stadt.“

Floridas

Diesen Widerspruch zwischen den bröckelnden Hochglanzfassaden, Beton und Palmen, Wasser und vagabundierenden Alligatoren verpackt die Fotokünstlerin in oft farbenfrohen Bildern. Und das nicht nur in ihrem aktuellen Bildband. In „Floridas“ kommunizieren Samoylovas Bilder nun mit Florida-Motiven des amerikanischen Fotoklassikers Walker Evans (1903-1975).

Den Zugang zur Fotografie hatte die Fotokünstlerin zunächst auf Umwegen gefunden. In Russland studierte sie einst Umweltdesign und verwendete die Kamera zum Ablichten ihrer 3D-Konstruktionen, bevor sie anfing, die Kamera für Schnappschüsse ihrer Realität zu nutzen. Die Vorliebe für dreidimensionale, grafische Darstellungen ist ihr dabei stets geblieben. Sie machen zusammen mit Samoylovas Gespür für Farbgebung den besonderen Charakter ihrer Arbeiten aus.

„Ich nutze bewusst all die verführerischen und attraktiven Eigenschaften der Fotografie, denn ich möchte das Publikum in meine Bilder hineinziehen, um dann all jene Fragen stellen zu können, die mir wichtig sind.“

Wenn man mit Gleichgesinnten in der eigenen sozialen Blase bleibt, muss man niemanden überzeugen. Mit der Fotografie kann man jedoch in Bereiche außerhalb dieser Blase vordringen.

Neben Ausstellungen und Bildbänden nutzt Samoylova auch Instagram für die Veröffentlichung der Bilder ihrer Streifzüge durch die amerikanische Realität. Dort wurde vor einigen Jahren der britische Kurator David Campany auf sie aufmerksam, woraus sich das Projekt „Dialogue“ entwickelte, in dem die beiden seit Juli 2017 eine Konversation auf Basis von Bildern führen.

Koreshan Unity Siedlung, Estero, 2020. Referenzen an Walker Evans werden in Aufnahmen wie dieser besonders deutlich.

Foto: © Anastasia Samoylova

Bekanntheit erlangte Samoylova mit ihrem 2019 erschienenen Bildband „FloodZone“ (Steidl Verlag), in dem sie nicht nur die Folgen des Hurrican Irma im Jahr 2017, sondern auch den Klimawandel und die daraus resultierenden Probleme für Florida aufgreift.

Der Bildband von Anastasia Samoylova/Walker Evans: „Floridas“

192 Seiten, 144 Abbildungen,
30,5 x 26,2 cm, Steidl Verlag, 58 Euro

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