Rätsel um verschwundenes Wiesbaden-Foto einer Star-Fotografin

Ein verschwundenes Straßenfoto, ein anonymer Kunstsammler und 10.000 Euro Finderlohn: In Wiesbaden sorgt derzeit eine fotografische Spurensuche für Aufmerksamkeit – mit möglichem Bezug zu einer legendären US-Fotografin.

Das gesuchte Wiesbaden-Foto soll eine Straßenszene aus Nastätten zeigen – aufgenommen an der Kreuzung Römerstraße und Oberstraße.

Das gesuchte Wiesbaden-Foto soll eine Straßenszene aus Nastätten zeigen – aufgenommen an der Kreuzung Römerstraße und Oberstraße.

© Stadtarchiv Nastätten/Helmut Steeg

Wiesbaden ist für Fotografie bekannt. Alle drei Jahre zieht das Festival Wiesbadener Fototage internationale Aufmerksamkeit auf sich. Doch auch abseits der großen Bühne spielen Bilder eine Rolle. Aktuell sorgt ein verlorenes Wiesbaden-Foto für Aufsehen – ein Einzelbild mit ungeklärtem Ursprung, verschwunden vor Jahrzehnten. Der Verdacht: Es stammt von einer weltberühmten Fotografin.

Ein Straßenbild, das keiner mehr findet

Der damalige Besitzer war seinerzeit Student in Wiesbaden. Im Nebenjob begleitete er internationale Bands auf dem Weg zur Loreley. Auf der dortigen Freilichtbühne fanden in den 1970er und 1980er Jahren regelmäßig große Rock- und Popkonzerte statt. Bei einer dieser Fahrten legte die Gruppe einen ungeplanten Halt ein. Eine Mitreisende, eine Fotografin, nutzte die Pause zum Fotografieren. Später überreichte sie ihm einen Abzug – mit persönlichen Worten. Jahrzehntelang hing das gerahmte Bild im Elternhaus. Bis es eines Tages bei einer Feier verschwand.

10.000 Euro für ein Bild

Heute sucht der Sammler öffentlich nach dem verschwundenen Wiebaden-Foto. Er hat den Fotografen Markus Georg Reintgen beauftragt. Der dokumentiert akribisch, wertet Hinweise aus, spricht mit Zeitzeugen. Die Belohnung liegt inzwischen bei 10.000 Euro. Laut Wiesbadener Kurier haben sich seit dem ersten Aufruf zahlreiche Personen gemeldet. Einige glauben, Motiv und Stil der Fotografin wiederzuerkennen. Stammt das verschwundene Wiesbaden-Foto von Annie Leibovitz, der großen amerikanischen Star-Fotografin?

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Annie Leibovitz und ihre Verbindung zur Musik

In den 1970er Jahren war Annie Leibovitz Hausfotografin des Magazins Rolling Stone. Sie begleitete Musiker auf Tour, porträtierte sie ungewöhnlich, nah und präzise. Ihre Bilder prägten das visuelle Gedächtnis einer ganzen Musikepoche. Zu ihren bekanntesten Arbeiten zählt das letzte Foto von John Lennon, aufgenommen nur wenige Stunden vor seinem Tod. Sie fotografierte unter anderem Bob Dylan, Bruce Springsteen, Joan Baez, Tina Turner, Chuck Berry und viele mehr.

Stammt das Wiesbaden-Foto aus ihrer Hand?

Die gesuchte Aufnahme zeigt einen Straßenzug bei Nastätten, nur wenige Kilometer von Wiesbaden entfernt. Mehrere Zeugen berichten, die Szene wiederzuerkennen – oder sich an die Kameraausrüstung der Fotografin zu erinnern. Sollte sich der Verdacht bestätigen, wäre das Bild ein Unikat. Und als Straßenszene aus dieser Phase ein seltener Fund.

Private Spurensuche mit internationalem Bezug

Reintgen hat alle Hinweise gesammelt. Seine Recherchemappen enthalten Skizzen, Aussagen, archivierte E-Mails. Ein Fotobuch, das Jahre später per Post beim Sammler eintraf, könnte weitere Bezüge enthalten. Beigelegt war eine Farbfotografie des Rathauses in Nastätten – vielleicht eine Erinnerung an den Tag, vielleicht eine stille Widmung. Die Herkunft bleibt unklar.

Ein Wiesbaden-Foto als Teil der Fotogeschichte?

Was als persönliche Erinnerung begann, entwickelt sich zu einem fotografischen Rätsel. Mit lokalem Bezug, emotionaler Tiefe – und einer offenen Frage: Wird das Bild je wieder auftauchen? Wenn ja, könnte es zum bedeutendsten Bild der hessischen Landeshauptstadt seit Langem werden. Annie Leibovitz ist mittlerweile 76 Jahre alt und lebt in New York. Sie könnte Aufschluss über das verschwundene Wiesbaden-Foto geben. Vorausgesetzt, es ist tatsächlich von ihr.

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