Tina Trumpp

Die Stuttgarter Fotokünstlerin Tina Trumpp kam erst 2014 als Quereinsteigerin zur Fotografie. Heute werden ihre sinnlichen Frauenakte bereits international ausgestellt. Bei der Wahl ihrer Models spielen deren Lippen stets eine ganz entscheidende Rolle.

Manfred Zollner

Manfred Zollner

Chefredakteur fotoMAGAZIN

Porträtfoto Model

„She will be loved“, Paris 2017.

© Tina Trumpp

Bei ihren Frauen achtet Tina Trumpp zuerst immer auf den Mund. Sinnlich sollen dessen Lippen sein, (reiz)voll und perfekt geschwungen, keineswegs streifenartig schmal oder gar mit hängenden Mundwinkeln. Diese sinnlichen, wülstigen Lippen strahlen später auf ihren Bildern im matten Glanz des erdigen Halbdunkels eine feminine Weichheit aus, deuten manchmal ein zartes erotisches Versprechen an und manchmal auch eine gewisse Melancholie. „Es gibt sicherlich genug schöne Frauen, doch für meine Aufnahmen suche ich einen ganz bestimmten Typ. Meist passen mir tatsächlich die Gesichter nicht zum Körper.“

Tina Trumpp Shades of Sensuality

Dieses Bild – „Shades of Sensuality“, Stuttgart 2016, zierte das fotoMAGAZIN-Cover 9/2018.

© Tina Trumpp

Der Begriff Model wäre für ihre Bilder ohnehin nicht korrekt, findet die Fotokünstlerin.„Ich sehe diese Frauen eher als meine Musen. Einige von ihnen sind nach dem Shooting tatsächlich auch gute Freundinnen geworden." Frauen, die andere Frauen nackt fotografieren, sind in der Fotokunstszene noch immer die Ausnahme.

„Es mag vielleicht etwas leichter sein für eine Frau mit nackten Frauen vor der Kamera.“

Tina Trumpp
Tina Trumpp "Morning Glow"

„Morning Glow“, Paris 2014

© Tina Trumpp

Sylvie Blum, Ellen von Unwerth oder Bettina Rheims kommen einem hier vielleicht in den Sinn. Nach eigenem Empfinden macht Tina Trumpp ohnehin keine Aktfotos, sondern ästhetische, sinnliche Aufnahmen schöner Frauen, bei denen es ihr nicht darum geht, Brust und Scham abzubilden. „Ich möchte in diesen Bildern auch die Persönlichkeit der Frau zeigen.“ Ihren Musen-Typ findet die 44-jährige Mutter am häufigsten in Frankreich. „Die Französinnen sind mir tatsächlich am liebsten. Sie haben ein ganz anderes Charisma, eine verführerische Art, sich zu kleiden und oft auch ein anderes Selbstbewusstsein.“

Mit diesem selbstbewussten Typ Frau entwickelt Tina Trumpp ihre sinnlichen Bilder. Oft haftet deren Blick in die Kamera etwas Introspektives an, als wären sie in diesem Moment völlig entspannt bei sich und ihren Gedanken. „Es mag vielleicht etwas leichter sein für eine Frau mit nackten Frauen vor der Kamera“, meint die Stuttgarterin. „Ohne das männliche Ego und die sexuellen Konnotationen, die sonst häufig mitschwingen. Andererseits ist es für eine Familienmutter in einem gutbürgerlichen schwäbischen Umfeld nicht immer ganz einfach, in diesem Genre tätig zu sein.“ 

 

Von der Musik zur Fotografie    

Tina Trumpp ist erst 2014 als Autodidaktin zur Fotografie gekommen, nachdem sie bereits erfolgreich im Marketing und als Musikerin gearbeitet hat. Richtig neugierig auf das Medium wurde sie, als sie eines Tages für Aufnahmen eines Albumcovers selbst vor der Kamera stand. In den vergangenen vier Jahren hat sich ihre Karriere rasant entwickelt. Die Schwäbin fand schnell ihre eigene Bildsprache und hat mit den erotischen Bildern ein Genre gefunden, in dem sie sich auf dem Fotokunstmarkt etablierte. Trumpps großformatige Bilder werden heute in Frankreich, Portugal und Italien ausgestellt und kosten zwischen 5000 und 6000 Euro. Erstaunlicherweise ist sie bislang im Ausland noch erfolgreicher als in ihrer Heimat. Das Thema „Nude“ sei hierzulande eben noch immer ein wenig verpönt, meint sie. Wetten, dass es nicht mehr lange dauert, bis ihre Werke auch bei uns gefeiert werden?

Dieses Portfolio wurde im fotoMAGAZIN 9/2018 veröffentlicht.

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