Keine Heimat ohne Bilder: „No Place like Home“ in der Kunsthalle Darmstadt

Italien gilt als ein Land mit ikonischer Bildsprache – doch jenseits von „Dolce Vita“ und Postkartenidyll haben sich seit den 1980er Jahren vielfältige fotografische Positionen entwickelt, die nun erstmals in dieser Breite in Deutschland zu sehen sind. Die Ausstellung „No Place like Home“ versammelt Werke von rund 40 Fotografinnen – darunter bekannte Namen wie Luigi Ghirri, Guido Guidi, Gabriele Basilico, aber auch Vertreterinnen jüngerer Generationen wie Francesco Neri, Giulia Iacolutti oder Francesca Iovene.

Der thematische Rahmen ist weit gesteckt: Die Schau zeigt konzeptuelle Serien, soziale Reportagen, Landschaftsfotografie und urbane Studien. Sie spannt den Bogen von der Arte Povera über die „Fotografia dei luoghi“ bis hin zu postmodernen Erzählformen und reflektiert fotografische Strategien zwischen künstlerischer Autonomie und gesellschaftlichem Kommentar.

Eine visuelle Chronik italienischer Realitäten

Die Ausstellung offenbart, wie sich die italienische Fotografie stets auch mit kollektiver Identität, sozialen Ungleichheiten, Migration und Erinnerungskultur auseinandergesetzt hat – und dabei immer neue ästhetische Wege einschlug. Besonders bemerkenswert ist die Nähe zu europäischen Einflüssen wie der Düsseldorfer Schule (Becher-Klasse) oder der Folkwang-Tradition – ohne die Eigenständigkeit der italienischen Positionen zu verlieren.

„No Place like Home“ wird von Ralph Goertz (IKS Photo Düsseldorf) kuratiert und ist eine Kooperation zwischen vier Institutionen, die jeweils eine eigene Präsentationsform entwickeln. In Darmstadt ist die Ausstellung vom 28. September 2025 bis 11. Januar 2026 zu sehen. Der begleitende, reich bebilderte Katalog erscheint im Verlag der Buchhandlung Walther und Franz König.