Kathrin Linkersdorff: Die letzte Blässe der Blüten

Wabi-Sabi-Blütenträume „Made in Germany“: Die Berliner Fotokünstlerin Kathrin Linkersdorff inszeniert den Transformationsprozess welker Blütenblätter als letztes luzides Flackern zeitloser Schönheit.

Manfred Zollner

Manfred Zollner

Chefredakteur fotoMAGAZIN

Transformationsprozess von Blüten

„Fairies IV“ aus der „Fairies“-Serie, 2021 bis heute. Fairies ist die englische Bezeichnung für Feen.

Foto: © 2023 Kathrin Linkersdorff

Wenn transparente Blütenblätter im gläsernen Wasserbecken plötzlich ihre zarten Strukturen wie Libellenflügel im Lichte eines Sommermorgens ausbreiten, dann erscheint dieses Unterwasserspektakel in Kathrin Linkersdorffs faszinierenden Pflanzeninszenierungen, als schimmerten plötzlich blasse Äderchen durch eine fragile Blumenhaut.

Kathrin Linkersdorff setzt sich mit der Schönheit des Vergänglichen auseinander

Bisweilen löst sich um sie herum Blütenstaub in kleinen Farbstrudeln auf, die nun durchs Wasser driften wie roter und violetter Rauch auf dem Weg durch den Raum. Diese schwebenden Farben der Natur umhüllen ein fragiles Blütengerüst, wirbeln im barocken Reigen durch das liquide Ambiente, in dem gerade alles im Wandel scheint. Es ist dieser Prozess der kunstvoll betriebenen Transformation von Blüten im Laborexperiment, der die Arbeiten von Kathrin Linkersdorff auszeichnet. Ihre heute international begehrten Fotografien sind geprägt von der japanischen Philosophie des Wabi-Sabi, die sich mit der Schönheit des Vergänglichen auseinandersetzt.

Im Stadium des Verwelkens findet sich ein lyrisches Ende

In ihrem Berliner Atelier sammelt und trocknet Linkersdorff hunderte Pflanzen in Pappkartons, die auf eine finale Inszenierung des Vergänglichen vor der Kamera warten. Ihre Blütenbilder erzählen vom Sein und Verschwinden und dem Zusammenwirken von Form und Farbe, die die Künstlerin in ihrem Schaffensprozess zunächst getrennt hat und im Augenblick der Aufnahme als pulsierendes Lebenselixir zusammenführt. Im letzten Stadium des Verwelkens findet sich hier ein lyrisches Ende und zugleich ein Neubeginn, der fotografisch festgehalten wird.

Neben der Ästhetik des Wabi-Sabi fließt dabei im wahrsten Sinne auch eine Idee der japanischen Tuschemalerei ein, die die gelernte Architektin im Laufe eines längeren Japan-Aufenthalts studiert hat.

Während des Trocknungsprozesses der Blumen (meist sind es Tulpen) entnimmt Linkersdorff den Blüten wasserlösliche Pflanzenpigmente, die sie manchmal kurz vor der Aufnahme ins Wasser gibt. Blumen sind bereits millionenfach fotografiert worden. Doch noch nie hat jemand die Schönheit des Vergänglichen derart lyrisch und ästhetisch festgehalten wie Kathrin Linkersdorff.

Die Ausstellung Kathrin Linkersdorff: „Works“

Zu sehen noch bis zum 21. Januar 2024 im Phoxxi, dem Temporären Haus der Photographie in Hamburg.

> Zur Website von Kahtrin Linkersdorff

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