Smile! Wie das Lächeln in die Fotografie kam

Das Museum Ludwig in Köln widmet dem Lächeln in der Porträtfotografie eine umfassende Ausstellung. Vom 1. November 2025 bis 22. März 2026 zeigt „Smile!“ die Geschichte einer Geste – von der Starrheit früher Studioaufnahmen bis zu den Selfie-Trends der Gegenwart.

Auf einmal zeigten alle Zähne: So wie bei dieser Agfa-Werbeaufnahme Mitte der 1960er Jahre. Um die Geschichte des Lachens in der Fotografie dreht sich alles in der Ausstellung „Smile!“ im Kölner Museum Ludwig.

Auf einmal zeigten alle Zähne: So wie bei dieser Agfa-Werbeaufnahme Mitte der 1960er Jahre. Um die Geschichte des Lachens in der Fotografie dreht sich alles in der Ausstellung „Smile!“ im Kölner Museum Ludwig.

© Fotograf*in unbekannt / Archiv Museum Ludwig

Als die Fotografie im 19. Jahrhundert entstand, war das Fotografiertwerden ein technisches Ritual. Lange Belichtungszeiten erforderten absolute Ruhe, Kopfhalter fixierten die Porträtierten in unbequemer Position. So erklärt sich, warum Menschen auf frühen Fotografien kaum lächeln. Der Fotograf Josef Janssen beschrieb 1878 die Situation im Studio als „Zwangslage“, die jede „freie Entfaltung der Individualität“ verhindere. Doch die technische Bedingung war nicht der einzige Grund: Ein ernstes Gesicht galt als würdevoll und angemessen, Emotionen als unpassend für das öffentliche Bild.

„Smile!“: Das Lächeln betritt die Bühne

Mit Beginn des 20. Jahrhunderts änderten sich die Bildkonventionen. Die Entwicklung des Stummfilms machte Mimik zu einem zentralen Ausdrucksmittel, das Kameraobjektiv rückte näher an die Gesichter der Darsteller. Parallel dazu trat das Lächeln als Symbol für Natürlichkeit und Sympathie in den Vordergrund. Die Werbung griff diese Entwicklung auf – ein Lächeln versprach Glück, Zufriedenheit und Erfolg. Immer breiter zogen sich die Mundwinkel, immer häufiger zeigten Menschen beim Fotografiertwerden ihre Zähne.

Zwischen Coolness und Konvention

„Smile!“ zeigt, dass das Lächeln zugleich ein Spiegel gesellschaftlicher Erwartungen ist. Während Studien belegen, dass Frauen häufiger lächeln als Männer, signalisiert ein ernster Ausdruck in Modefotografie und Promi-Porträts bis heute Distanz, Coolness und Status. Schon 1927 schrieb der Soziologe Siegfried Kracauer, die Welt habe sich ein „Photographiergesicht“ zugelegt – eine Beobachtung, die in Zeiten von Selfie-Posen wie „Smizing“, „Duckface“ oder „Fish Gape“ aktueller scheint denn je.

„Smile!“ ist eine Geschichte der Gesichter

Die Präsentation im Museum Ludwig zeigt anhand historischer und zeitgenössischer Beispiele, dass das Lächeln nicht nur eine Pose ist, sondern Ausdruck von Wandel, Technik und sozialer Prägung. Wie wir uns fotografieren lassen, sagt viel darüber, wie wir gesehen werden wollen – damals wie heute.

Kuratiert wurde die Ausstellung von Miriam Szwast und Brit Meyer. Begleitend erscheint eine Publikation mit einem Essay der Kunsthistorikerin Katharina Sykora.

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