Germaine Krull mit Contax, um 1932, Silbergelatineabzug, 11,5 x 14,5 cm
© Nachlass Germaine Krull, Museum Folkwang, EssenVom 28. November 2025 bis 15. März 2026 präsentiert das Museum Folkwang in Essen die Retrospektive „GERMAINE KRULL: Chien Fou“. Die Schau würdigt die Fotografin und Autorin mit rund 400 Fotografien, Dokumenten, Texten und audiovisuellen Materialien aus dem Nachlass, den das Museum seit 1995 bewahrt.
Ausstellung zeigt Germaine Krulls künstlerische Bandbreite
Germaine Krull gilt vor allem als prägende Stimme der fotografischen Avantgarde der 1920er- und 1930er-Jahre. Die Ausstellung eröffnet jedoch einen deutlich erweiterten Blick: Krulls erzählerisches Werk – von autobiografischen und autofiktionalen Texten über Reportagen bis zu politischen Berichten – wird erstmals gleichrangig neben ihrem fotografischen Oeuvre präsentiert.
Warum steht der Titel „Chien Fou“ im Zentrum?
Der Ausstellungstitel verweist auf Krulls literarisches Alter Ego „Chien Fou“ und auf ihr erstes autofiktionales Werk von 1934. Dieser Bezug rückt die Autorin in den Mittelpunkt und macht ihr Selbstverständnis als unabhängige, reflektierende Chronistin eines unsteten Jahrhunderts sichtbar. Die Gegenüberstellung von Texten und Bildern verdeutlicht, wie eng beide Ausdrucksformen für Krull verbunden waren .
Wie prägten historische Umbrüche Krulls Leben und Werk?
Die Präsentation zeigt, wie politische Ereignisse – insbesondere der Zweite Weltkrieg – den künstlerischen Weg der Fotografin beeinflussten. Sie zeichnet Krulls Biografie über ihre Studienjahre im München der 1910er-Jahre bis hin zu ihren international beachteten Arbeiten der Zwischenkriegszeit nach. Ebenso thematisiert sie Krulls Entscheidung, Europa zu verlassen und neue Lebensmittelpunkte in Thailand und Indien zu finden.
Welche neuen Perspektiven eröffnet die Retrospektive auf Germaine Krull?
Neben ihren kanonischen Werken legt die Schau besonderen Wert auf Krulls bislang weniger erforschtes fotografisches Spätwerk. Gleichzeitig beleuchtet sie die politische, transnationale und transkulturelle Dimension ihres Lebens – Aspekte, die in der Forschung bisher nur wenig Beachtung fanden.
Welche zusätzlichen Angebote begleiten die Ausstellung?
Eine gemeinsam mit Studierenden der Universität Duisburg-Essen entwickelte Vermittlungsstation ergänzt die Präsentation, darunter eine Ausstellungsbibliothek. Zudem wurde eine Open-Access-Datenbank freigeschaltet, die alle digitalisierten Texte Krulls zugänglich macht. Begleitend erscheint bei MACK Books ein 320 Seiten starkes Buch mit Fotografien und neu erschlossenen Texten in deutscher, englischer und französischer Sprache.
Öffnungszeiten und weitere Stationen
Die Ausstellung ist bis 15. März 2026 im Museum Folkwang zu sehen. Ab Mai 2026 wandert sie nach Wetzlar, wo sie in Kooperation der Städtischen Museen und des Kunstvereins Wetzlar erneut präsentiert wird.
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