Jane Evelyn Atwood (nominiert für den Deutsche Börse Photography Foundation Prize 2026) dokumentierte über zehn Jahre lang inhaftierte Frauen in Gefängnissen weltweit. Hier: Eine schwangere Insassin, die mit Handschellen gefesselt ist, windet sich vor Schmerzen während einer gynäkologischen Untersuchung, kurz bevor sie per Kaiserschnitt entbindet. Zwei bewaffnete Wachen standen vor der offenen Tür ihres Krankenhauszimmers. Providence City Hospital, Anchorage, Alaska, USA, 1993
© Jane Evelyn AtwoodSeit 1996 gilt der Deutsche Börse Photography Foundation Prize als einer der renommiertesten internationalen Preise für Fotografie. Er zeichnet künstlerische Positionen aus, die das Medium erweitern und gesellschaftliche Fragen sichtbar machen. Jetzt haben die Deutsche Börse Photography Foundation und The Photographers’ Gallery London die Finalist*innen für die Auflage 2026 bekanntgegeben. Auf der Shortlist stehen Jane Evelyn Atwood, Weronika Gęsicka, Amak Mahmoodian und Rene Matić. Ihre Arbeiten befassen sich mit Themen wie Exil und Erinnerung, Identität, Subkultur und der Beziehung zwischen Wahrheit und Fiktion.
Jane Evelyn Atwood: Frauen hinter Gittern
Die US-amerikanische Fotografin Jane Evelyn Atwood (*1947) wurde für von der Deutsche Börse Photography Foundation die Neuauflage ihrer Publikation Too Much Time / Trop de Peines ausgezeichnet. Über zehn Jahre lang dokumentierte sie inhaftierte Frauen in Gefängnissen weltweit und beleuchtete soziale Ungleichheiten sowie fehlende medizinische Versorgung. Ihre eindringlichen Schwarz-Weiß-Bilder geben den oft übersehenen Schicksalen ein Gesicht.
Weronika Gęsicka: Zwischen Wahrheit und Täuschung
Weronika Gęsicka nominierte die Jury des Deutsche Börse Photography Foundation Prize 2026 für ihre Serie „Enzyklopädie“. Die Farbfotografie zeigt drei Kinder, die an einem Tisch sitzen, auf dem Zitronen, eine Reibe und ein Krug liegen.
© Weronika Gęsicka, Galerie JednostkaDie polnische Künstlerin Weronika Gęsicka (*1984) hinterfragt in ihrem Buch Encyclopaedia das Vertrauen in Wissen und Quellen. Mit manipulierten Fotos und KI-generierten Bildern inszeniert sie fiktive Lexikoneinträge und thematisiert die fragile Grenze zwischen Realität und Erfindung – ein Kommentar zur Informationsflut und digitalen Manipulation unserer Zeit.
Das Bild „Die Steinlaus“ von Weronika Gęsicka, ebenfalls aus dem Buch Encyclopaedia, zierte das Cover der Februar-Ausgabe 2025 von fotoMAGAZIN.
Amak Mahmoodian: Träume im Exil
Die Schwarz-Weiß-Fotografie „Einhundertzwanzig Minuten“ der Nominierten für den Deutsche Börse Photography Foundation Prize 2026, Amak Mahmoodian, zeigt eine Frau hinter einem Netzvorhang, die in jedem Arm ein Baby hält.
© Amak MahmoodianIn ihrer Ausstellung One Hundred and Twenty Minutes (Bristol Photo Festival, 2024) widmet sich die iranisch-britische Fotografin Amak Mahmoodian (1980) dem Leben im Exil. Mit Fotografien, Texten und Videos erforscht sie, wie Erinnerungen und Träume zu einem emotionalen Band zwischen Vergangenheit und Gegenwart werden. Mahmoodians poetische Arbeit verleiht den Erfahrungen von Migrantinnen eine universelle Stimme.
Rene Matić: Intimität als Widerstand
Auch Rene Matić, steht auf der Shortlist für den Deutsche Börse Photography Foundation Prize 2026. Diese Farbfotografie zeigt eine ältere Person in Clapham, London, die die Straße entlanggeht, vorbei an einem geschlossenen Ladenlokal, auf dessen Fassade mit Sprühfarbe „STEAL FROM THE RICH” (Stehlt von den Reichen) geschrieben steht.
© Rene Matić / Arcadia Missa, London.Der britische Künstler Rene Matić (*1997) zeigt in AS OPPOSED TO THE TRUTH (CCA Berlin, 2024/25) fotografische, filmische und installative Arbeiten über Identität, Klasse und Gemeinschaft. In einer Zeit gesellschaftlicher Spannungen versteht Matić Intimität und Verletzlichkeit als Form des Widerstands – als Ausdruck von Solidarität und Zusammenhalt.
Ausstellung und Preisverleihung 2026
Die Preisverleihung findet am 14. Mai 2026 in London statt. Derdie Gewinner*in erhält 30.000 Pfund, die drei weiteren Nominierten je 5.000 Pfund. Anschließend sind die Werke der Finalist*innen werden vom 6. März bis 7. Juni 2026 in The Photographers’ Gallery in London und vom 3. September 2026 bis 17. Januar 2027 in den Räumlichkeiten der Stiftung in Eschborn/Frankfurt gezeigt, wo heute noch bis zum 25. Januar 2026 die erste umfassende Retrospektive von Harry Gruyaert in Deutschland zu sehen ist.
Die Deutsche Börse Photography Foundation
Die gemeinnützige Stiftung wurde 2015 von der Deutschen Börse AG gegründet. Sie fördert, sammelt und präsentiert zeitgenössische Fotografie und verwaltet die „Art Collection Deutsche Börse“ mit über 2.400 Werken von rund 170 internationalen Künstler*innen. Neben dem Deutsche Börse Photography Foundation Prize engagiert sich die Stiftung in der Förderung junger Talente, der Unterstützung von Forschungsprojekten und im internationalen Dialog über die künstlerische und gesellschaftliche Bedeutung der Fotografie.
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