Sie sind lichtstark, besitzen eine feste Brennweite und sind für die spiegellosen Systeme von Canon und Nikon geeignet: Unser Test-Trio, bestehend aus dem Meyer Optik Görlitz Biotar 1,5/58 mm II, dem Nikon Nikkor Z 1,8/135 mm S Plena und dem Voigtländer 1,0/50 mm Nokton asphärisch RF, wendet sich an eine Kundschaft, die nicht nur einfach knipsen will.
Canon-Fotografen haben mit dem Biotar und dem Nokton zwei von wenigen Möglichkeiten, außerhalb des Canon-Originalsystems Objektive ohne Adapter zu nutzen – zwar mit manuellem Fokus und beim Biotar sogar ohne elektronische Kontakte und damit noch weniger Komfort, aber immerhin.
Das Plena kündigte Nikon als Optik mit der „höchsten Gesamtabbildungsleistung aller Objektive der S-Serie“ an, was große Erwartungen weckt und die Frage aufwirft, ob dafür der stolze Preis von rund 3000 Euro gerechtfertigt ist. Im BAS-Digital-Test gehen wir diesen Fragen nach.
Objektiv-Exot Biotar 1,5/58 mm II
Das Meyer Optik Görlitz Biotar 1,5/58 mm II ist die zweite Version einer Neuauflage des Originals. Die Firma mit den Namensrechten, die in Bad Kreuznach ihren Sitz hat, stand vor der Herausforderung, einen Klassiker des ungewöhnlichen Bokehs so zu modernisieren, dass die spezielle Bildcharakteristik aus Swirl, Seifenblasen und Creamy erhalten bleibt – alles andere hätte keinen Sinn gemacht.
Dem Biotar II gelingt das auch, es kommt aber mit seinen Eigenschaften im Optiktest nicht auf die üblichen Leistungswerte unserer Zeit und ist deshalb schwer im Vergleich zu bewerten. Seine Auflösung startet bei Offenblende auf sehr niedrigem Niveau und steigert sich beim Abblenden kontinuierlich, ereicht aber gerade eben gute Werte bei Blende f/5,6.
Durch die rein mechanische Blendensteuerung wird im Arbeitsblendenmodus fotografiert; zu beachten ist eine deutliche Fokusverschiebung zwischen f/1,5 und f/2 – also lieber bei der beabsichtigten Blende scharfstellen. Da auch die Kamera nicht korrigierend eingreifen kann, tragen die Randabdunklung und Verzeichnung wenig zum Punktekonto bei.
Mechanisch sieht das erheblich besser aus. Das Biotar ist ausgezeichnet gefertigt und sehr gut zu bedienen. Aufgrund seiner kargen Ausstattung gehen ihm allerdings einige Punkte durch die Lappen. Der Objektivdeckel hält übrigens auf der aufgeschraubten Streulichtblende.
Objektiv-Exot Nikkor Z 1,8/135 mm S Plena
Beim Nikon Nikkor Z 1,8/135 mm S Plena könnte man es sich leicht machen und zusammenfassend „alles super“ schreiben. Mechanisch erreicht es 94 Prozent, da gibt es nur sehr kleine Kritikpunkte wie die Filterfassung aus Kunststoff, der fehlende Bildstabilisator oder die nicht ganz ausgereizte Nahgrenze.
Auf noch höherem Niveau müssen wir bei der Optik „jammern“: Der Mix aus sehr hoher Lichtstärke und relativ langer Brennweite ließ größere Schwächen bei den Anfangsöffnungen vermuten, doch die Auflösung beginnt bereits mit guten bis sehr guten Werten bei f/1,8 und ist nach dem ersten Abblenden bereits ausgezeichnet.
Selbst der Randabfall taucht nur bei Offenblende auf und ist dort leicht; ansonsten eine überragend homogene Leistung. Harmlos zeigt sich auch die Randabdunklung (bei Blende f/1,8 niedrig), die Verzeichnung wird spätestens in der Kamera eliminiert. Also, alles super.
Objektiv-Exot 1,0/50 mm Nokton asphärisch RF
Das 1,0/50 mm Nokton asphärisch RF ist nicht nur das erste Objektiv von Voigtländer für den RF-Anschluss, sondern auch gleich ein Rekord: Diese extreme Lichtstärke findet sich im Canon-Sortiment nicht. Sie ermöglicht Fotografen Aufnahmen bei schwachen Lichtverhältnissen mit niedrigen ISO-Werten und eine unglaublich geringe Schärfentiefe mit schönem Bokeh.
Insofern ähnelt es ein wenig dem Meyer Optik Biotar, kann aber mit der Kamera kommunizieren. Das Nokton weist gleichfalls die typische Offenblendschwäche auf, allerdings mit besseren Werten und ist ab f/2 gut und ab f/4 ausgezeichnet. Ein Leistungsabfall zum Bildrand ist nur nach zwei und drei Blendenstufen Abblendung auffällig.
Ausgesprochen stark macht sich die Randabdunklung bemerkbar, die bei Offenblende extrem und abgeblendet noch stark auftritt – wohl eine Folge der sehr kleinen Hinterlinse. Dagegen ist die Verzeichnung fast komplett korrigiert. Hervorragend fällt die Mechanik des von Cosina in Japan gebauten Noktons aus. Schlicht in der Ausstattung, aber ausgezeichnet umgesetzt.
Fazit
„Das Nikon 135 mm Plena hält den hohen Erwartungen stand.“
Lars Theiß
Laborchef Anders Uschold attestiert dem Nikkor Z 1,8/135 mm S Plena den Status „Referenzobjektiv für höchste Ansprüche“, was unsere Praxiserfahrungen bestätigen. Es ist jeden Cent wert.
Das lässt sich über die messtechnische Seite des Voigtländer 1,0/50 mm Nokton asphärisch RF nicht unbedingt sagen, doch für das Nokton gilt das gleiche wie für das Meyer Optik Görlitz Biotar 1,5/58 mm II: Es sind Objektive für Liebhaber, die genau diesen Charme des Bild-Looks suchen.
> Hier gelangen Sie zum Download der Tabelle mit allen Ergebnissen aus unserem Test.
Labormessungen: Anders Uschold
Dieser Test ist in unserer Ausgabe fotoMAGAZIN 01/2024 erschienen.
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