Taglichthell - Dauerlicht im Fotostudio

Wir hatten verschiedene Licht-Lösungen im Praxistest.

Markus Linden

Markus Linden

freier Autor

Walimex 2250

Einfache Verarbeitung, aber ein schönes Licht: Die preiswerte Daylight 2250 arbeitet mit fünf Energiesparleuchten

Foto: © Günther Hagedorn

Dauerlicht erlebt zur Zeit eine Renaissance, die in erster Linie mit der Videofähigkeit der neuen Systemkameras zusammenhängt. Denn nahezu jede moderne DSLR nimmt Video in hoher Qualität auf, die spiegellosen Systemkameras sowieso. Wer als Fotograf auch Videos drehen möchte, schlägt mit Dauerlicht zwei Fliegen mit einer Klappe, denn es lässt sich sowohl für die Fotografie als auch für Film einsetzen. Letzteres allerdings nur, wenn kein störender Lüfter seine Geräusche in den O-Ton einfügt.

Für Anfänger in der Studiofotografie ist Dauerlicht zudem leicht zu handhaben: Zum einen sieht man besser als bei einem Einstelllicht, was man fotografieren wird, zum anderen muss man sich nicht mit den Feinheiten der Belichtungsmessung herumschlagen, da der Belichtungsmesser der Kamera in Halb- oder Vollautomatik die Steuerung übernehmen kann.

Die Nachteile des Dauerlichts

Allerdings sollten die prinzipbedingten Nachteile des Dauerlichts vor dem Kauf bedacht werden: Mit der Lichtleistung eines Studioblitzkopfes kann keines der getesteten Dauerlichtsysteme mithalten. Wer eine große Schärfentiefe und damit Blenden um die f/8 benötigt, braucht – zumindest beim Portrait-Shooting – über Dauerlicht nicht nachdenken. Dazu ist die abgegebene Leistung einfach zu gering. Fotografen sollten bedenken, dass sie für hochqualitative Shootings entweder ein Objektiv benötigen, dass bei Blende 4 oder gar 2,8 Höchstleistungen bringt oder aber eine Kamera, die auch mit ISO 800 oder 1600 rauschfrei arbeitet. In unserem Testshooting (Model, Fotograf ohne Stativ) sind wir über Blende 5,6 bei keinem der getesteten Leuchten hinausgekommen. Ausnahme ist lediglich die Octagon-Beauty-Leuchte von Walimex im Naheinsatz – bei einem Meter Abstand.

Technologiemix

Von vier Herstellern haben wir Testmuster angefordert, die vier verschiedene Lichttechnologien abdecken: Von ProFoto kam das Pro Tungsten Air zum Einsatz – ein bewährtes Halogenlicht in traditioneller Ausführung mit einer Farbtemperatur von 3200 K. Die Leuchtensets von Hedler (DF25) und von Hensel (C-Light D) arbeiten beide mit Metall-Halogen-Leuchtmitteln. Mit nur 150 bis 250 Watt wird ein tageslichtähnliches Licht mit annähernd 6000 K erzeugt.

Tabelle Dauerlichter

Unsere fünf Testgeräte.

Bei Walimex bestellten wir zwei verschiedene Technologien: Zum einen ein Energiespar-Licht mit Röhrenlicht, wie es auch in handelsüblichen Energiesparleuchten für den Haushalt zum Einsatz kommt. Hier allerdings mit 85 Watt für jedes der fünf Leuchtmittel. Auch dieses Licht entspricht annähernd der Tageslichttemperatur. Achtung: Haushalts-Energiesparleuchten haben oft einen schlechten CRI-Wert (Color Rendering Index, Farbwiedergabeindex). Je näher diser 100 heranreicht, desto vollständiger ist das Farbspektrum. Bei den Walser-Leuchten liegt der Wert bei guten 82-85, was in der Praxis oft ausreicht, aber nicht an die Konkurrenz (CRI>90) heranreicht.

Die Octagon Beauty-Leuchte von Walimex arbeitet mit den zurzeit modernen LEDs. Die Problematik mit dieser Technik wird jedoch meist verschwiegen: LEDs sind längst nicht so leistungsfähig und energieeffizient, wie von verschiedenen Seiten behauptet wird. Jede Diode erzeugt ein gerichtetes Licht, das tatsächlich stark ist – allerdings nur in eine Richtung. Bei PKW-Rückleuchten und Taschenlampen ist das toll, in der Fotografie jedoch nur in ausgesuchten Fällen.

SW-Porträt mit LED Beauty Octabox von Walimex

Die Beauty Octabox von Walimex ist universell einsetzbar, passabel verarbeitet und erstaunlich kräftig.

Foto: © Günther Hagedorn

LED

Walimex begegnet den Herausforderungen der LED-Technik mit schlichter Masse: Bei der LED Octagon-Beauty-Leuchte sind insgesamt 1152 (!) Dioden in vier einzeln schaltbaren Ringen verbaut. Die belegte Fläche beträgt fast ein Viertel Quadratmeter und erzeugt so ein relativ weiches Licht. Die Fläche lässt sich mit einer drumherum aufspannbaren Softbox noch vergrößern.

Allerdings ist der Aufbau der Ocatgon-Softbox etwas mühsam und der Effekt ist zwar sichtbar, aber nicht besonders deutlich. Weitere Lichtformer gibt es für die Octabox nicht, aber sie lässt sich gut mit natürlichem und anderem Tageslicht kombinieren. Toll an der Octagon-Beauty-Leuchte ist ihre universelle Verwendbarkeit: Zum einen als Softbox mit kräftigem Tageslicht, zum anderen als Ringlicht mit schattenfreier Ausleuchtung und den typischen Ringlicht-Reflexen in den Augen.

Energiesparlicht

Ebenfalls positiv überrascht hat uns das mit herkömmlicher Energiespartechnik ausgerüstete Daylight 2250 von Walimex: Es ist in drei Stufen schaltbar, überraschend kräftig und ohne größere Farbprobleme. Die Verarbeitung des mit Abstand preiswertesten Lichts ist allerdings sehr einfach: Die Lampenfassungen waren locker und mussten erst einmal nachgezogen werden. Die rechteckige Softbox ist nicht drehbar und die gesamte Leuchte besteht aus nicht optimal verarbeitetem Plastik.

Walimex 2250

Einfache Verarbeitung, aber ein schönes Licht: Die preiswerte Daylight 2250 arbeitet mit fünf Energiesparleuchten

Foto: © Günther Hagedorn

Halogen

Die Pro Tungsten Air-Leuchten von ProFoto arbeiten mit klassischem Halogenlicht. Der Nachteil der warmen 3200 K muss gar kein echter Nachteil sein: Das Licht lässt sich gut mit Glühlampenlicht bei Innenaufnahmen kombinieren. Es ist leistungsstark und über eine (optionale) Fernbedienung stufenlos regelbar. Die Lichtfarbe ändert sich beim Dimmen nicht. Auch für große Softboxen reicht die Leistung aus.

Porträfoto mit Pro Tungsten Air von ProFoto

Die große Softbox wirkt nach Weißabgleich wie ein Fenster.

Foto: © Günther Hagedorn

Tageslicht

Sowohl Hedler als auch Hensel verwenden Metalldampf-Halogen-Leuchtmittel. Bei Hedler werden 250 Watt eingesetzt mit einer Lichtfarbe von etwa 5600 K. Das stabile Metallgehäuse leitet die Wärme passiv ab – ideal für Videodrehs mit O-Ton. Die Köpfe von Hedler gibt es mit und ohne eingebauter Fresnellinse. Letzteres ist toll, wenn man das Licht stark richten will. Mit der Schnellkupplung von Hedler wechselt man Lichtformer innerhalb von Sekunden. Alles wirkt extrem stabil. Allerdings hat das Licht keine Heißzündung: schaltet man es aus, so muss man einige Minuten warten, bis es sich wieder einschalten lässt. Das gleiche gilt für die Leuchtköpfe von Hensel, die sich nahtlos in das große Lichtformerprogramm des Studiospezialisten einfügen.

Aktfoto mit Hedler DF25

Aufnahme mit Hedler DF25 und nur einer kleinen Softbox.

Foto: © Günther Hagedorn

Die geringere Leistung gegenüber Hedler fiel beim Einsatz von Softboxen kaum auf, bei gerichtetem Licht schon eher. Aufgrund der Hedler-Fresnellinse ist der direkte Vergleich aber schwierig. Letztlich hatten wir auch mit einem großen Striplight ausreichend Reserven für die Aktfotografie.

Fazit

Wer fotografiert, aber auch Videos dreht, ist mit Hensel- oder Hedler-Leuchten gut bedient. Wobei das Hedler-Licht mit seiner Fokussierbarkeit im Videobereich etwas universeller einsetzbar ist. Beide Tageslichtleuchten sind jedoch nicht dimmbar. Hier spielt das traditionelle Halogenlicht seine Stärke aus. Das LED-Beauty-Licht hat uns auch gut gefallen. So universell bestückbar wie Hedler-, Hensel- oder ProFoto-Leuchten ist es leider nicht.

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