Die Pentax Auto 110 super (1982–1985) war das Nachfolgemodell der Pentax Auto 110 (1978–1982).
© Winfried WarnkeIst sie nicht süß? Die Pentax Auto 110 steht für Miniaturisierung pur und ist eine Kamera, die anspruchsvolle Niedlichkeit verkörpert und nicht nur metaphorisch für eine hosentaschentaugliche Kompaktheit steht.
Bis heute ist die Pentax Auto 110, eine Kamera für den Pocket-Kassettenfilm (13 x 17 mm), die kleinste Spiegelreflexkamera der Welt. Und sie ist tatsächlich winzig: Mit lediglich 56 × 99 × 45 Millimeter war sie so groß wie eine Standard-Zigarettenschachtel und brachte mit dem Normalobjektiv gerade einmal 172 Gramm auf die Waage. Im Miniaturisierungswettlauf jener Zeit war sie die Benchmark.
Pentax Auto 110 adressiert Gelegenheitsfotografen
Zudem platzierte Pentax das Modell in einem Marktsegment, das eigentlich den Knipsern vorbehalten war: Die sogenannten Pocket-Kameras der 1970er und 80er Jahre waren für die Gelegenheitsfotografen gedacht, die ohne viele Vorkenntnisse Erinnerungsaufnahmen schießen wollten.
Mit dem vom Filmgiganten Kodak 1972 vorgestellten Pocket-Kassettenfilm (auch als 110-Format bezeichnet) wurde mit einer kleinen Filmkassette der Bau ausgesprochen kompakter Kameras ermöglicht. Sämtliche Kamerahersteller griffen diesen Impuls auf und produzierten millionenfach Billig-Knipsen mit einfallslosem Design. Die Pentax Auto ist zweifellos das absolute Spitzenprodukt im Pocket-Bereich.
Sie wirkt wie eine geschrumpfte KB-Spiegelreflexkamera. Sucher, Spannhebel, Auslöser und Mechanik für das Objektivwechseln – alles befand sich am gewohnten Platz. Der Reflexsucher (Pentaprisma) ist überraschend hell, die Technik ist auf damaligem SLR-Niveau: TTL-Belichtungsmessung, elektronischer Verschluss und Mischbild-Entfernungsmesser; all das fand in diesem Winzling seinen Platz.
Kompakt und einzigartig
Das Wechselobjektivsystem macht die Pentax im Pocket-Bereich bis heute einzigartig. Ist schon das Kameragehäuse an Kompaktheit nicht zu überbieten, so toppen die Objektive das Ganze zusätzlich: Das Normalobjektiv wiegt rekordverdächtige 13 Gramm und liegt damit noch im normalen Briefporto-Gewicht! Eine sechslinsige Objektivkonstruktion sorgt für eine hochwertige Basis.
Die außerordentliche Kompaktheit aller sechs Wechselobjektive wird durch einen technischen Trick ermöglicht. Die Objektive haben alle die gleiche Anfangsöffnung 2,8 – eine eingebaute Blende besitzen die Objektive nicht. Diese Funktion übernimmt der Programmverschluss, der Öffnung und Verschlusszeit variiert. Ein optischer Leckerbissen ist das Teleobjektiv 2,8/70 mm (KB: 140 mm) und selbst ein Zoomobjektiv mit 2,8/20-40 mm (KB: 40-80 mm) fehlte nicht im Sortiment!
Beliebtes Sammlerobjekt mit geringem invest
Heute sind Pocketkameras ein beliebtes Sammelgebiet. Logischerweise brauchen diese wenig Platz und die Investitionen sind überschaubar. Selbst das „Premiumprodukt“ Pentax Auto 110 kostet heute meist nur rund 40 Euro – das 2,8/24 mm inklusive. Die Pentax Auto 110 Super ist mit der gleichen Optik für gut 70 Euro zu haben. Und auch dem fotografischen Spieltrieb kann nachgegangen werden: So vertreiben z. B. die Lomographic Society und Fotoimpex auch heute noch Pocketfilme.
Das Marketingkonzept jener Zeit ging leider nicht auf und so erging es der Pentax Auto 110 letztlich so wie vielen anderen mutigen Ideen auch: Erst Jahre nach dem Auslaufen erkannten Sammler den eigentlichen Wert – die konsequente Miniaturisierung und qualitativ hochwertige Optiken waren zu einem bis heute einzigartigen Konzept verschmolzen.
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