In die Karten geschaut – der große Speicherkarten-Test


Schnelle Kameras nützen Fotografen wenig, wenn die Speicher­karten mit den großen Datenmengen nicht umgehen können. Wir ­haben deshalb microSD-, SD- und CFexpress-Speicherkarten für Digitalkameras, Drohnen und Actioncams getestet und stellen die besten vor.

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Die schnellen UHS-II Speicherkarten erkennt man an der zweireihigen Anordnung der Kontakte.

Die schnellen UHS-II Speicherkarten erkennt man an der zweireihigen Anordnung der Kontakte.

© Thomas Bergbold

Text und Test: Thomas Bergbold

Während in der analogen Kleinbild-Fotografie der Film nach 24, 36 oder 72 Aufnahmen voll ist und ins Labor gebracht werden muss, ermöglicht uns die Digitalfotografie dank immer größer werdender Speicherkarten zumindest gefühlt unlimitiertes Fotografiervergnügen. Dennoch gibt es bei der Frage, für welche Speicherkarte man sich entscheidet, einiges zu beachten: Formate, Schreib- und Lesegeschwindigkeiten sowie Robustheit und nicht zuletzt der Preis sind wichtige Faktoren.

Die erste Frage ist deshalb immer, welches Format die eigene Digitalkamera überhaupt unterstützt. Eines der am weitesten verbreiteten Formate ist das SD-Format. Die nur 3,2 x 2,4 cm großen Speicherkarten haben den Vorteil, dass sie günstige Preise mit sehr kompakten Abmessungen verbinden. Actioncams und Drohnen verwenden meist das noch kleinere microSD-Format, das im Prinzip eine auf Fingernagelgröße geschrumpfte SD-Speicherkarte ist. Entsprechend kann das microSD-Format mithilfe eines Adapters auch in Digitalkameras mit SD-Speicherkartensteckplatz verwendet werden.

Wir haben eine Reihe von Speicherkarten in den Formaten microSD, SD und CFexpress getestet und sowohl das Auslesen der Daten am Computer als auch die Schreibgeschwindigkeit in verschiedenen Kameras gemessen.

Eine Frage der Geschwindigkeit

Je schneller die Digitalkameras wurden, desto schneller musste auch der Speicher werden, damit auch bei hohen Bildraten von zehn Bildern pro Sekunde und mehr die Bilder ohne Unterbrechung auf dem Datenträger landen. Dies gilt nicht nur für das Fotografieren von schnellen Bildfolgen, sondern auch für Videos. Deshalb geben die Hersteller Geschwindigkeitsklassen und Datenraten an. Zum Beispiel V60 für 60 MB/s oder V30 für 30 MB/s sind Angaben für die minimale Datenrate beim Schreiben für Video. Für 4K-Video sollte es mindestens eine V30-Speicherkarte sein. Ein anderer Wert ist der für das Lesen am Computer, z. B. 200 MB/s.

Bei SD-Speicherkarten wird grundsätzlich zwischen zwei Klassen unterschieden, die je nach Kamera verwendet werden können. UHS-I für Speicherkarten mit einer maximalen Datenrate von 104 MB/s und UHS-II mit einer maximalen Datenrate von 321 MB/s. UHS-II wird auch als SD 4.0 bezeichnet. In Drohnen und Actioncams werden meist UHS-I-Speicherkarten verwendet, bei Systemkameras hat sich das schnellere UHS-II durchgesetzt.

Unabhängig davon, welchen UHS-Standard die Kamera unterstützt, können Speicherkarten beider Standards verwendet werden. Bei UHS-I-Ka­meras bis maximal 104 MB/s und bei UHS-II-Kameras können auch problemlos UHS-I-Speicherkarten eingesetzt werden.

CFexpress – die Speicherkarten der Profis

Professionelle Kameras, wie z.B. eine Canon EOS R5 Mark II, verwenden zusätzlich ein weiteres Speicherkartenformat: CFexpress. Derzeit sind zwei Größen gebräuchlich, der Typ A, der von Sony verwendet wird, und der etwas größere Typ B, der von den meisten anderen Kameraherstellern verwendet wird. CFexpress nutzt die PCIe-Schnittstelle, wie sie im PC als Verbindung zwischen Komponenten wie der Grafikkarte oder dem SSD-Speicher verwendet wird. Dabei kommt das NVMe-Protokoll zum Einsatz, was auch die mit SSD-Speicher vergleichbare Geschwindigkeit erklärt. In der neuesten Version CFexpress V4.0 erreichen CFexpress-Typ-B-Speicherkarten Datenraten von bis zu 3600 MB/s. Bei Typ A liegt das Maximum bei 1800 MB/s.

CFexpress-Speicherkarten eignen sich deshalb für Sportfotografen und Videofilmer, die mit hoher Datenrate und bester Qualität filmen wollen. Zum Beispiel im Apple ProRes-RAW-Format.

Was bringen schnelle Speicher­karten in Kameras?

Vereinfacht ausgedrückt, läuft der Vorgang beim Fotografieren wie folgt ab: Die Kamera verarbeitet die Bilddaten im Prozessor, gibt sie an den Pufferspeicher weiter und speichert sie dann auf der Speicherkarte. Neben der Speicherkarte ist also auch die Größe des Pufferspeichers und der Steckplatz der Speicherkarte für die Geschwindigkeit der Speicherung verantwortlich.
Für Sport- und Tierfotografen ist es daher wichtig, dass das Gesamtsystem schnell ist. Wenn die Speicherkarte langsam ist, nützt es nichts, wenn der Speicherkartenschacht schnell ist. Ein großer Pufferspeicher hingegen kann sich positiv auf die Geschwindigkeit auswirken, wie wir später noch sehen werden.

Brauchen Landschafts- oder Porträtfotografen keine schnellen Speicherkarten? Auch hier können sich schnelle Speicherkarten positiv auswirken, auch wenn man das beim Fotografieren nicht direkt merkt. Spätestens aber beim Betrachten der Bilder auf dem Monitor. Hier macht es einen Unterschied, wie schnell der Bildaufbau oder das Blättern erfolgt.

Für den Praxistest haben wir uns vier Kameras ausgesucht, um die Leistung der Speicherkarten zu testen. Neben der beliebten Canon EOS R7 sind dies die kleinen Profikameras Canon EOS R5 Mark II und Nikon Z8. Als Viertes im Bunde haben wir uns für eine ältere Kamera entschieden, die Fujifilm X-T3. Getestet wurde mit den gleichen Einstellungen, mit schneller Bildfolge und RAW als Dateiformat.

Digitalkameras der Profiklasse verfügen über zwei Speicherkartenslots: einmal für die schnellen CFexpress-Speicherkarten und für SD-Speicherkarten.

Digitalkameras der Profiklasse verfügen über zwei Speicherkartenslots: einmal für die schnellen CFexpress-Speicherkarten und für SD-Speicherkarten.

© Thomas Bergbold

Canon EOS R7 stellt an Speicherkarten hohe Ansprüche

Die Canon EOS R7 ist eine schnelle Kamera, und das betrifft nicht nur den Autofokus, sondern auch die Bildrate. Hier muss die Speicherkarte mithalten können, und man merkt deutlich einen Unterschied zwischen den Speicherkarten V60 und V90. Besonders schnell sind hier die Modelle von Angelbird, Kingston und OWC. Wer nicht das Maximum an schnellen Bildraten benötigt, dem seien die V60-Speicherkarten von Lexar und SanDisk empfohlen.

„Oldie“ Fujifilm X-T3 kann das Tempo mitgehen

Eine spannende Frage war, ob eine Kamera aus dem Jahr 2018 noch von schnellen Speicherkarten profitieren kann. Und die Antwort ist ein klares Ja. Die Fujifilm X-T3 hat mit etwa 34 Bildern zwar keinen sehr großen Pufferspeicher, ist dafür aber mit einem schnellen Speicherkartenslot ausgestattet. Mit schnellen V90-Speicherkarten fühlt sich die Kamera deshalb nicht langsam an. Hier stechen vor allem die Speicherkarten von Angelbird und Wise hervor. Knapp dahinter liegen Kingston, OWC und ProGrade. Beim Test ist uns aber auch aufgefallen, dass zwei Speicherkarten deutlich abfallen. Der Grund: Die X-T3 hat wie viele ältere Kameras Kompatibilitätsprobleme mit 1-TB-Speicherkarten: Kingston hatte uns die Canvas Go! Plus und die Canvas React Plus V60 als 1TB Version zur Verfügung gestellt.

Schnelle Speicherkartenslots bei der Canon EOS R5 Mark II

Canon hat bei der EOS R5 Mark II nicht gespart. Neben einem großen Pufferspeicher stechen vor allem die sehr schnellen Speicherkartenslots heraus. Das gilt nicht nur für die CFexpress-Speicherkarten mit über 500 MB/s, sondern auch für die UHS-II SD-Speicherkarten. Dadurch fühlt sich die Kamera jederzeit schnell an. Vor allem mit CFexpress-Speicherkarten ist ein Dauerfeuer möglich, bei dem die Bildrate immer nur kurzzeitig minimal absinkt.

Hier gibt es auch keine wirklich langsamen Speicherkarten in unserem Testfeld. Aber auch die schnellen SD-Speicherkarten eignen sich für schnelle Bildfolgen bis ca. 90 Bilder, bevor die Kamera kurz durchatmen muss, um dann wieder mit voller Geschwindigkeit weiterzumachen. Hier stechen vor allem die V90-Speicherkarten von Angelbird, Kingston, OWC, ProGrade und Wise hervor. Günstiger und ebenfalls schnell sind die V60-Karten von Lexar und SanDisk.

Nikon Z8 mit großem Pufferspeicher

Nikon schafft es, dass sich die Z8 trotz der niedrigen Transferraten nicht langsam anfühlt. Das liegt am guten Zusammenspiel mit dem relativ großen Pufferspeicher für rund 200 RAW-Bilder. Wer viel Sport oder Tiere fotografiert, merkt den Unterschied zwischen schnellen und langsamen Speicher­karten bei der Serienbildgeschwindigkeit trotzdem deutlich. Wir empfehlen daher entweder die CFexpress-Speicherkarten oder die V90-Speicherkarten von Angelbird, OWC, Sandisk und Wise. Die V60 Speicherkarten liegen alle auf einem vergleichbaren Niveau, hier kann nach Preis und Verfügbarkeit frei gewählt werden.

Wie lang dauert das Auslesen am Computer?

Nur mal eben einen Tee aufbrühen oder sogar ein ganzes Mittagessen kochen? Das kann im Extremfall den Unterschied ausmachen, was man parallel machen kann, wenn man nach dem Urlaub die Bilder von der Speicherkarte auf den Computer überträgt. Bei UHS-I-Speicherkarten liegt die maximale theoretische Übertragungsrate in der Regel bei 104 MB/s. In der Praxis sind es eher 80 MB/s.

Einige Hersteller haben diese Geschwindigkeitsgrenze außerhalb des Standards auf etwa 200 MB/s beim Lesen verschoben, so auch die von uns getesteten SD-Speicherkarten. Diese Abweichung vom Standard hat neben dem Vorteil der schnellen Übertragung auf den Computer auch den Nachteil, dass ein spezieller Speicherkartenleser verwendet werden muss. In der Regel bieten die Hersteller passende Speicherkartenleser an, es gibt aber auch Speicherkartenleser von Drittherstellern.

Zusammenspiel von Speicherkartenleser und Schnittstelle

Neben dem passenden Speicherkartenleser ist auch auf die Schnittstelle zum Computer zu achten. Für UHS-II SD-Speicherkarten, die theoretisch nicht schneller als 321 MB/s ausgelesen werden können, ist USB3.2 Gen 2 (10 Gbps) ausreichend. CFexpress-Speicherkarten, insbesondere in der Version 4.0, erreichen Datenraten von bis zu 3600 MB/s. Hier ist USB4 oder Thunderbolt 5 Voraussetzung, damit die maximale Geschwindigkeit auch genutzt werden kann.

Für unseren Test verwenden wir zwei Speicherkartenleser, einmal den günstigen Ugreen UHS-II Cardreader für SD-Speicherkarten und einen der schnellsten Speicherkartenleser, den OWC Atlas CFexpress Card Reader für CFexpress Typ B Speicherkarten. Der Ugreen UHS-II Cardreader unterstützt die schnellen UHS-I-Speicherkarten, die außerhalb des Standards arbeiten. Die Messungen wurden mit dem Benchmark-Programm Aja System Test Lite durchgeführt.

Die drei verschiedenen Speicherkarten-Typen aus unserem Test haben sehr unterschiedliche Größen und sind dadurch schnell zu erkennen. Von links nach rechts: CFexpress, SD und microSD.

Die drei verschiedenen Speicherkarten-Typen aus unserem Test haben sehr unterschiedliche Größen und sind dadurch schnell zu erkennen. Von links nach rechts: CFexpress, SD und microSD.

© Thomas Bergbold

Bei den langsamen UHS-I-Speicherkarten ist der Geschwindigkeitszuwachs unserer getesteten Speicherkarten gegenüber dem Standard immens. Das wird vor allem Nutzer von Drohnen und Action­cams freuen, da diese Geräteklassen in der Regel keine UHS-II-Geschwindigkeit unterstützen. Auch wenn wir die Herstellerangaben von 200 bzw. 205 MB/s nicht in der Praxis messen konnten, sind ca. 170 MB/s schon sehr gut.

Bei den UHS-II-Speicherkarten muss zwischen den beiden Geschwindigkeitsklassen V60 und V90 unterschieden werden. Die V90-Speicherkarten sind in der Regel sowohl beim Schreiben als auch beim Lesen schnell. Beim Lesen sind vor allem die OWC Atlas Ultra und die Wise SDXC V90 sehr schnell. Anders verhält es sich bei den V60-Speicherkarten, die in der Regel beim Schreiben deutlich langsamer sind als beim Lesen. Die Datenraten beim Lesen liegen teilweise auf dem Niveau der V90-Speicherkarten, wie bei Kingston oder SanDisk.

Datensicherheit von Speicherkarten

Speicherkarten müssen einiges aushalten, unterschiedliche Extremtemperaturen und Schmutz gehören dazu. Selbst die kompakten SD-Speicherkarten halten das aus. Mit Temperaturen von minus 25 Grad bis plus 85 Grad kommen die meisten Speicherkarten klar.

Lexar hat bei der neuen Armor-Serie ganz besonders auf Stabilität geachtet und mit Edelstahl ein besonders robustes Material gewählt. Dadurch erhöht sich die Sta­bilität laut Lexar um das 37-Fache im ­Vergleich zu herkömmlichem Kunststoff. Außerdem wurden die Stege zwischen den Kontakten weggelassen, die gerne nach einigen Jahren intensivster Nutzung brechen.

OWC und ProGrade liefern kostenlos Programme mit, die den Gesundheitszustand der Speicherkarten auslesen können. Hier die Abbildung von OWC Innergize.

OWC und ProGrade liefern kostenlos Programme mit, die den Gesundheitszustand der Speicherkarten auslesen können. Hier die Abbildung von OWC Innergize.

© Screenshot

Ein kostenloses Wiederherstellungsprogramm für versehentlich gelöschte Daten gibt es nur bei Lexar, bei SanDisk ist es für ein Jahr kostenlos. Bei Angelbird sendet man zur Wiederherstellung der Daten die Speicherkarten zum Service.

Auch die Garantiezeiten unterscheiden sich stark. Bei Samsung gibt es zehn Jahre, während Kingston, Lexar und SanDisk dem Käufer sogar eine lebenslange Garantie bieten – allerdings ist dies in Europa rechtlich gar nicht zulässig, weshalb die Garantie hier in der Praxis auf zehn bis 30 Jahre begrenzt ist. Bei den anderen Herstellern sind es maximal fünf Jahre. Eine Besonderheit gibt es bei den Herstellern OWC und ProGrade: Sie bieten ein kostenloses Programm an, mit dem der „Gesundheitszustand“ der Speicherkarte ausgelesen werden kann.

Fazit des Speicherkarten-Tests

Schnelle Speicherkarten machen sich bezahlt. Für Sport- und Tierfotografen beim Fotografieren und generell beim Durchblättern der Bilder in der Kamera oder beim Übertragen auf den Computer.

Wer schnelle Bildfolgen fotografieren möchte, kommt um die schnellsten Speicherkarten nicht herum. Dass dies von Kamera zu Kamera unterschiedlich sein kann, zeigen unsere vier verschiedenen Kameras, für die wir individuelle Empfehlungen geben. Generell überzeugen die V90-Speicherkarten von Angelbird, OWC und Wise.

Porträt- oder Landschaftsfotografen, die eine Speicherkarte suchen, die hauptsächlich beim Auslesen am Computer schnell ist, fahren mit den V60-Speicherkarten am besten. Hier sind vor allem Kingston, Lexar und SanDisk zu empfehlen. Lexar bietet gleich drei V60-Karten an: die Professional Silver Pro, die Armor Silver Pro und die Armor Gold. Beim Lesen sind alle drei gleich schnell, beim Schreiben gehört die Armor Gold zu den schnellsten V60-
Speicherkarten. Die beiden Silver Pro liegen leistungsmäßig auf gleichem Niveau. Wer also nicht auf die maximale Stabilität eines Edelstahlgehäuses angewiesen ist, kann Geld sparen.

Drohnen- und Actioncam-Fotografen fahren mit allen drei UHS-I-Speicherkarten im microSD-Format gleich gut. Beim Auslesen haben die neue Kingston und die Samsung die Nase vorn. Die schnellen CFexpress-Karten der Version 4.0 sind eine hohe Investition, was aber auch daran liegt, dass die Speichergrößen mit bis zu 4 TB deutlich über denen der SD-Karten liegen. Wer hier das Optimum sucht, fährt mit der OWC Atlas Ultra am besten. Ein Plus für Profis ist auch die Software, die den Gesundheitszustand der Speicherkarte auslesen kann. Das bietet sonst nur noch ProGrade. Die Lexar ist ein Tipp für Preis-Leistungs-Bewusste, sie ist sowohl im Fachhandel als auch online gut verfügbar.

Wer zu einer CFexpress-Speicherkarte der langsameren Version 2.0 greift, spart nur wenig Geld, muss aber mit einer geringeren Schreib- und Lesegeschwindigkeit leben.

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