Test: Canon PowerShot G1 X Mark III

Wie klein sich eine Zoomkamera trotz großem APS-C-Sensor bauen lässt, stellt Canon mit der PowerShot G1 X Mark III unter Beweis. Wir vergleichen die Premium-Kompakte im Praxis- und Labortest mit der Konkurrenz.

Farbiges Porträt von Andreas Jordan vor neutralem Hintergrund

Andreas Jordan

Andreas Jordan leitet das Technik-Ressort beim fotoMAGAZIN.

Canon PowerShot G1 X Mark III

Klein mit großem Sensor: Canon PowerShot G1 X Mark III

Foto: © Canon

Die PowerShot G1 X Mark III hat ein echtes Alleinstellungsmerkmal: Sie ist aktuell die einzige Kompaktkamera mit APS-C-Sensor und Zoomobjektiv. Der Grund: Vor allem lichtstarke Zooms werden bei großen Bildwandlern meist sehr voluminös.

Die Konkurrenz nutzt in ihren Highend-Kompakten daher entweder Festbrennweiten (z. B. Fuji X100T oder Ricoh GR II) oder kleinere Sensoren. Canon selber hatte in seiner PowerShot-G1-X-Serie bisher einen 1,5-Zoll-Sensor eingesetzt, der gut ein Fünftel weniger Fläche hat (18,7 x 14 mm statt 22,3 x 14,9 mm), Panasonic verbaut in der Lumix LX100 den noch etwas kleineren Micro-Four-Thirds-Sensor (17,3 x 13 mm). Am populärsten sind bei Premium-Kompakten 1-Zoll-Sensoren (13,2 x 8,8 mm), die sogar Kameras mit lichtstarken Superzoomobjektiven ermöglichen.

In der Tabelle (zum Download, am Ende des Beitrages) vergleichen wir die PowerShot G1 X Mark III mit ihrer Vorgängerin und den besten Kameras mit Sensoren ab 1-Zoll, Zoomobjektiven, Suchern und kompakter Bauweise – außen vor bleiben diesmal die großen Bridge-Modelle (siehe dazu den Vergleichstest in fM 12/17 und die Bestenliste.

Canon PowerShot G1 X Mark III

Trotz des integrierten Suchers ist die PowerShot G1 X Mark III 16 Prozent kleiner als ihre Vorgängerin.

Foto: © Canon

Canon PowerShot G1 X Mark III mit gelungener Bedienung

Beim Erstkontakt mag man kaum glauben, dass sich in dem kompakten Gehäuse der neuen PowerShot derselbe Sensor verbirgt wie beispielsweise in einer EOS 80D – und das auch noch in Kombination mit einem 3fach-Zoom (2,8-5,6/15-45 mm) und einem elektronischen Sucher. Trotz der kleinen Bauweise ist die Ergonomie sehr gelungen. Die Kamera macht einen hochwertigen Eindruck und ist laut Hersteller gegen Staub und Spritzwasser geschützt.

Die Bedienung gelingt mit zwei Einstellrädern, Objektivring, Quick-Menü und Touchscreen schnell und komfortabel. Viele Bedienelemente lassen sich gemäß den eigenen Bedürfnissen mit unterschiedlichen Funktionen belegen; darunter auch der Objektivring, der unter anderem zum Zoomen oder Fokussieren genutzt werden kann. Beim manuellen Scharfstellen helfen übrigens eine Lupe und Peaking. Über den Sinn des Belichtungskorrekturrades kann man streiten. Es ist im Gegensatz zum Modusrad nicht gesperrt und kann sich beim Ver- bzw. Entstauen der Kamera verstellen – was uns im Test allerdings selten passiert ist. Erfreulich ist, dass Canon trotz der kompakten Abmessungen einen vollständig flexiblen Monitor eingebaut hat – er lässt sich also bei Aufnahmen vom Stativ sowohl im Hoch- als auch im Querformat einsetzen und erlaubt auch Selbstportraits.

Canon PowerShot G1 X Mark III von oben

In ausgeschaltetem Zustand ist die G1 X Mark III sehr flach. Das ausgefahrene Objektiv verlängert die Kamera um ca. 42 mm.

Foto: © Canon

In den Sucherbetrieb kann die Kamera automatisch per Augensensor umschalten. Der Sucher liefert ein detailreiches, aber nicht allzu großes Bild. Sehr schön ist, dass sich der Touch-AF auch im Sucherbetrieb nutzen lässt, wobei man einstellen kann, dass nur ein Teil des Displays als Touchpad genutzt wird, damit der Schärfepunkt nicht versehentlich mit der Nase verschoben wird. Sowohl Sucher als auch Monitor zeigen auf Wunsch einen virtuellen Horizont an. Das Objektiv bringt ein Gewinde mit, für das Canon die Streulichtblende LH-DC110 anbietet (ca. 50 Euro).

Stärken und Schwächen bei der Ausstattung der Canon PowerShot G1 X Mark III

Wie viele neue Kameras bringt die PowerShot neben dem obligatorischen Wi-Fi auch Bluetooth LE mit. Anders als die Konkurrenz nutzt sie diesen stromsparenden Nahbereichsfunk auch zum Einschalten der Kamera; zur Fernsteuerung oder Bildübertragung wird dann auf Wi-Fi umgeschaltet. Es genügt also, die Kamera zum Beispiel zur Tierbeobachtung mit aktiviertem Bluetooth auf einem Stativ zu platzieren und dann im passenden Moment mit der Smartphone-App „Camera Connect“ einzuschalten und auszulösen bzw. die Videoaufnahme zu starten.

Ebenfalls nicht selbstverständlich ist der integrierte ND-Filter, der die Lichtintensität um drei Blendenstufen verringert. Wer tagsüber bei Aufnahmen vom Stativ Bewegungen verwischen will, kann nach dem Abblenden die Zeit weiter durch den ND-Filter verlängern, beispielsweise von 1/2 auf 4 s. Der zweite Einsatzzweck des ND-Filters ist das Fotografieren bei hellem Licht mit offener Blende. Da der Verschluss der PowerShot als kürzeste Zeit 1/2000 s ermöglicht, droht hier die Gefahr der Überbelichtung. Im Testfeld gleichen dies die aktuellen Sony-Modelle RX100 IV und V und die Panasonic Lumix LX100 mit einem schnellen elektronischen Verschluss aus, die PowerShot schaltet stattdessen automatisch den ND-Filter zu – die 1/2000 s entspricht dann 1/16.000 s.

Canon PowerShot G1 X Mark III frontal

Der Touch-Monitor erlaubt das Setzen des AF-Messfeldes – selbst im Sucherbetrieb. Breite: 115 mm (200 mm mit ausgeklapptem Monitor).

Foto: © Canon

Überrascht hat uns die neue PowerShot mit einem automatischen Schwenkpanoramamodus (bis zu 24.064 x 2800 Pixel bei 360-Grad-Schwenks) – bei anderen Herstellern ist dies zwar ein alter Hut, aber Canon hatte sich hier bisher verweigert. Apropos verweigern: 4K-Video gehört – im Gegensatz zu den aktuellen Sony-Modellen und der immerhin schon dreieinhalb Jahre alten Panasonic LX100 – immer noch nicht zum Repertoire der PowerShot-Familie. Für den ernsthaften Videoeinsatz disqualifiziert sich die Kamera außerdem durch den fehlenden Mikrofoneingang. Schade, denn der Dual-Pixel-Autofokus ermöglicht sanfte Fokusverlagerungen ohne Pumpen, die Kombination aus optischem und elektronischen Bildstabilisator beruhigt Aufnahmen aus der Hand sehr effektiv und manuelle Einstellungen von Blende und Zeit eröffnen dem Videografen kreative Gestaltungsspielräume.

Bildstil „Landschaft“ mit der Canon PowerShot G1 X Mark III

Der Bildstil „Landschaft“ sorgt für kräftige Farben.
Kamera: Canon PowerShot G1X Mark III. Einstellungen: 43 mm (69 mm beim KB), Bildstil Landschaft.

Foto: © Andreas Jordan

Nicht gerade beeindruckend ist die Makrofähigkeit der G1 X Mark III

Der Mindestabstand im Weitwinkel liegt bei 10 cm und im Tele bei 30 cm. Die Akkulaufzeit ist – wie bei den meisten Kameras im Testfeld (mit Ausnahme der LX100) – eher bescheiden und liegt im normalen Betrieb bei 200 und im Stromsparmodus bei 250 Aufnahmen. Immerhin liefert Canon ein Akkuladegerät mit und zusätzlich ist auch das Laden per USB ist möglich. Vergeblich sucht man Ausstattungsmerkmale wie Mehrfachbelichtungen und Intervallaufnahmen mit voller Auflösung – immerhin lassen sich Zeitraffervideos in Full-HD-Auflösung erzeugen. Der eingebaute Blitz lässt sich dank Zentralverschluss bis zu 1/2000s synchronisieren, beim Einsatz eines Aufsteckblitzes reduziert sich die Synchronzeit allerdings auf 1/250 s. Leider fehlt dem Gehäuseblitz im Gegensatz zu vielen Spiegelreflexkameras von Canon die Speedlite-Transmitter-Funktion – sprich er kann keine entfesselten Blitze per TTL steuern. Auf der Habenseite sind der integrierte Raw-Konverter, Fokus-Bracketing und Effekte wie Miniatur und HDR zu verbuchen.  

Geschwindigkeit und Bildqualität

Die PowerShot fühlt sich schnell an, was auch durch Messergebnisse im Labor bestätigt wird. Mit Einzel-AF haben wir eine Auslöseverzögerung von gut 0,2 s gemessen, was etwas kürzer ist als bei der G1 X Mark II und etwa auf dem Niveau der Konkurrenzmodelle von Panasonic und Sony liegt. Auch der Serienbildmodus hat gegenüber der Vorgängerin deutlich zugelegt. So sind nun 9 Bilder/s möglich, mit AF-Nachführung (Servo-AF) immer noch 7 Bilder/s – ein sehr guter Wert, wenn auch nicht so rasant wie bei der Sony RX100 V, die 24 Bilder/s mit AF schießt. Der Pufferspeicher könnte etwas größer ausfallen – bereits nach 26 JPEGs oder 17 Raws wird die Kamera langsamer.

Aufnahme mit Canon PowerShot G1X Mark III im HDR-Modus

Bei manchen Motiven macht sich der gesättigte HDR-Modus gut.
Kamera: Canon PowerShot G1X Mark III. Einstellungen: 15 mm (24 mm beim KB), HDR gesättigt.

Foto: © Andreas Jordan

An die Spitze des Testfeldes setzt sich die G1 X Mark III bei der Bildqualität. Vor allem bei Auflösung und Rauschverhalten liefert sie Bestwerte.

Das Objektiv ist am besten in der langen Brennweite, hier liegt der Wirkungsgrad bei gut 80 Prozent und das auch schon bei offener Blende, leichtes Abblenden auf f/8 steigert die Auflösung noch ein wenig, negative Effekte durch Beugung treten erst bei f/16 auf. Die mittlere Brennweite liefert ebenfalls gute Ergebnisse: Bei offener Blende haben wir knapp 80 Prozent Wirkungsgrad gemessen, der sich mit dem Abblenden leicht verringert. Schwächen zeigt das Objektiv im Weitwinkel, hier kommt der Wirkungsgrad nicht über knapp 73 Prozent hinaus, was am Schärfeabfall am Bildrand liegt. In der Bildmitte erreicht die Kamera sogar fast 100 Prozent. Immerhin ist das Objektiv im Weitwinkel voll offenblendtauglich, abblenden ändert zunächst kaum etwas an der Auflösung, erst ab Blende 11 macht sich die Beugung leicht negativ bemerkbar. Verzeichnung und Vignettierung sind fast komplett digital korrigiert, wobei die Vignettierungskorrektur bei offener Blende im Weitwinkel zu einem recht deutlichen Anstieg des Rauschens am Bildrand führt (55 %).

Gemessen in verschiedenen Empfindlichkeitsstufen erreicht die Kamera bei ISO 100 und 200 die besten Werte, fällt aber bei ISO 400 schon deutlich auf gut 70 Prozent ab. Diese Auflösung hält sie wiederum fast konstant bis ISO 1600, wobei auch das Rauschen niedrig bleibt. Ab ISO 3200 verschlechtert sich die Bildqualität bei kritischer Betrachtung dann deutlich, die Aufnahmen sind für kleine Abzüge oder Monitore aber noch absolut brauchbar. ISO 12.800 und 25.600 sollte man aber auch für diesen Einsatzzweck lieber meiden.

Systemkameras als Alternative zu PowerShot G1 X Mark III

Der entscheidende Vorteil der neuen PowerShot gegenüber einer Systemkamera liegt in ihrer Kompaktheit. Wer sich mehr Flexibilität wünscht und dafür etwas größere Kamera-Objektivkombinationen in Kauf nimmt, kann bei Canon zur spiegellosen Systemkamera EOS M5 greifen, die den gleichen 24-Megapixel-Sensor nutzt. Sie kostet zurzeit mit dem allerdings vergleichsweise lichtschwachen Kitobjektiv EF-M 3,5-6,3/15-45 mm IS STM rund 800 Euro. Lichtstarke EF-M-Zooms hat Canon nicht im Angebot; fündig wird man im APS-C-Lager beispielsweise bei Fuji: Die X-T20 mit 2,8-4/18-55 mm OIS gibt es für rund 1200 Euro. Bei Sony werden für eine Alpha 6000 mit Zeiss 4/16-70 mm OSS schon rund 1400 Euro fällig. Preiswerter geht’s bei den allerdings deutlich größeren Spiegelreflexkombis zu: Für rund 830 Euro gibt es beispielsweise die Canon EOS 200D (ebenfalls der gleiche 24-Megapixel-Sensor wie in der G1 X III) zusammen mit dem noch lichtstärkeren Sigma 2,8/17-50 mm OS.

FAZIT

Mit einem Preis von 1200 Euro ist die Canon PowerShot G1 X Mark III die teuerste Kamera im Testfeld, erreicht dafür aber auch die beste Bildqualität. Insgesamt gewinnt die nach Straßenpreisen rund 200 Euro günstigere Sony RX100 V dank der besseren Geschwindigkeitswerte den Test. Der Preis-tipp geht an die Panasonic Lumix LX100, die weniger als die Hälfte der G1 X Mark III kostet und dieser sogar den 4K-Video-modus voraus hat.

Hier gelangen Sie zum Download der Tabelle mit allen Ergebnissen aus unserem Test (Canon PowerShot G1 X Mark II, Canon PowerShot G1 X Mark III, Canon PowerShot G5 X, Panasonic Lumix LX100, Sony RX100 IV, Sony RX100 V).

Labormessungen: Anders Uschold

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Dieser Test wurde in unserer Ausgabe fotoMAGAZIN 3/2018 veröffentlicht. Zur Einzelheftbestellung gelangen Sie hier.

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