Im Test: Panasonic Lumix GX9

Panasonics GX-Modelle im Vergleichstest: Mit der Lumix GX9 positioniert Panasonic seine GX-Serie neu. Die relativ preiswerte MFT-Kamera entpuppt sich im Test als eine Mischung aus der Mittelklassekamera GX80 und dem Topmodell
GX8, abgerundet durch einige interessante Neuerungen.

Farbiges Porträt von Andreas Jordan vor neutralem Hintergrund

Andreas Jordan

Andreas Jordan leitet das Technik-Ressort beim fotoMAGAZIN.

Aufmacher Panasonic Lumix GX9
Foto: © Panasonic

Schon auf den ersten Blick wirkt die Lumix GX9 wie eine Kreuzung aus GX8 und GX80. Laut Panasonic war die GX8 vielen Fotografen zu groß und so fällt die GX9 in allen Dimensionen etwas kleiner aus – am deutlichsten macht sich das beim Griff bemerkbar, der so flach ist, dass er sich für den Einsatz mit großen und schweren Tele-Objektiven nicht optimal eignet. Das ist aber auch nicht das angepeilte Einsatzgebiet der Kamera, die sich eher an Street-, Reportage- und Reise-Fotografen richtet.

Den im Gegensatz zur GX8 fehlenden Spritzwasserschutz dürfte aber wohl auch diese Zielgruppe vermissen. Ein kleiner Trost könnte der ausklappbare Gehäuseblitz sein, der trotz der niedrigen Leitzahl von 6 in der einen oder anderen Situation zum Aufhellen brauchbar ist.

Trotz der geringeren Abmessungen hat die neue Lumix einige äußere Merkmale der GX8 übernommen. Dazu gehören das mechanische Belichtungskorrekturrad, der AF-Hebel (Umschalten zwischen AF-S, AF-C und MF) und der bewegliche Sucher. Dieser lässt sich um rund 90 Grad nach oben klappen und wie ein Lichtschachtsucher nutzen.

Das Sucherpanel selber stammt dagegen aus der GX80 und kann nicht mit der GX8 mithalten. Statt OLED-Technik kommt ein LCD zum Einsatz, das die Farben sequenziell darstellt – also Rot, Grün und Blau mit minimalem Zeitversatz. Das kann bei schnellen Schwenks zu leichten Regenbogenartefakten führen, hat uns im Test aber nur selten gestört.

Panasonic Lumix GX9 schräg

Die Panasonic Lumix GX9 mit doppelter Bildstabilisierung (auf 5 statt 4 Achsen) und 20-Megapixel-Sensor.

Foto: © Panasonic

Die Sucherfrequenz lässt sich wie bei der GX8 zwischen 60 und 30 fps wählen – das Flaggschiff G9 beherrscht auch 120 fps. Ein größerer Nachteil gegenüber der GX8 zeigt sich an anderer Stelle. Statt 0,77fach vergrößert der GX9-Sucher 0,7fach und auch die Austrittspupille ist mit 17,5 mm statt 21 mm geringer. Folge: Brillenträger können nicht das ganze Sucherbild erfassen. Das gilt vor allem für das 16:9-Format, in dem die volle Breite des Suchers ausgenutzt wird.

Unterschiede gibt es auch beim 3,0-Zoll-Monitor: Anders als bei der großen GX8 lässt er sich nur nach oben (80 Grad) und unten (ca. 45 Grad) kippen, aber nicht zur Seite schwenken oder zum Transport geschützt einklappen. Er ist wie bei Panasonic üblich für die komplette Touch-Bedienung ausgelegt; das reicht vom Setzen des AF-Messfeldes (auch im Sucherbetrieb) über die Menü-Bedienung bis hin zu den üblichen Spreiz- und Wischgesten in der Wiedergabe. Sowohl im Sucher als auch auf dem Monitor kann die GX9 eine dreidimensionale Wasserwaage anzeigen.

Sensor, Verschluss, Bildstabilisator

Die Mischung aus GX8 und GX80 setzt sich auch bei den inneren Werten fort. Der Sensor löst wie in der GX8 rund 20 Megapixel auf, kommt aber anders als bei dieser für eine höhere Schärfe ohne Tiefpassfilter aus.

Lumix GX9 Sucher

Der Sucher lässt sich um etwa 90 Grad nach oben kippen, der Augenabstand fällt mit 17,5 mm etwas kurz aus.

Foto: © Panasonic

Dank weiterentwickelter Bildverarbeitungsalgorithmen soll die GX9 damit bei der Bildqualität auf dem Niveau der deutlich teureren G9 liegen (siehe unten). Auch der mechanische Verschluss ist neu: Er schafft zwar nur noch 1/4000 s (statt 1/8000 s bei der GX8), ist dafür aber dank elektromagnetischer Ansteuerung leiser und erschütterungsärmer. Ganz lautlos und ohne Erschütterungen arbeitet der elektronische Verschluss, der Zeiten bis zu 1/16.000 s ermöglicht.

Eine Stärke von Panasonic ist die Bildstabilisierung. Die GX8 war 2015 die erste Kamera von Panasonic, die eine duale Bildstabilisierung beherrschte, also den Sensor-Shift in der Kamera mit dem optischen Stabilisator im Objektiv kombinieren konnte. Bei der GX9 und anderen aktuellen Kameras funktioniert das auf fünf Achsen, also beim Verkippen, Verschieben und bei Roll-Bewegungen um die optische Achse – beim letzten Punkt musste die GX8 noch passen. Die Effektivität des Stabilisators gibt Panasonic mit 4 Blendenstufen an. Im Test konnten wir das bestätigen – teilweise entstanden sogar mit mehr als 4 Blendenstufen gegenüber der klassischen Verwacklungsregel scharfe Aufnahmen aus der Hand.

Panasonic Lumix GX9 frontal

Die Abmessungen der Panasonic Lumix GX9 (B x H x T): 124 mm x 72,1 mm x 44,8 mm.

Foto: © Panasonic

Panasonic ist Vorreiter bei der Integration von 4K-Video und so nimmt auch die GX9 Filme mit 3840 x 2160 Pixeln, bis zu 30 Bildern/s, 100 Mbit/s und sehr guter Qualität auf – allerdings mit einen recht starken Crop, also einer Verengung des Bildwinkels. Bei Full-HD liegt die maximale Frequenz bei 60 Bildern/s, was ruckelfreie Schwenks ermöglicht. Zeitlupen wie bei anderen Panasonic-Kameras sind nicht möglich. Ein wesentlicher Schwachpunkt bei der Videoaufzeichnung ist der fehlende Anschluss für ein externes Mikrofon.

Wie alle aktuellen Lumix-Kameras bringt auch die GX9 die üblichen 4K-Foto-Funktionen mit, bei denen Videoclips mit 30 Bildern/s aufgenommen werden, aus denen sich dann Standbilder mit ca. 8 Megapixeln speichern lassen. Das Besondere: Die 4K-Foto-Funktionen erlauben es beispielsweise schon vor dem Auslösen aufzunehmen (Einstellung „4K Pre-Burst“), die Schärfeebene nachträglich zu wählen („4K Post-Focus“) oder – beispielsweise bei Makroaufnahmen– aus den verschiedenen Schärfeebenen eine Aufnahme mit großer Schärfentiefe zu generieren („Focus-Stacking“).

Hierbei kann der Fotograf festlegen, welcher Fokusbereich für das Stacking genutzt werden soll. So ist es beispielsweise möglich, das Hauptmotiv komplett scharf abzubilden und den Hintergrund unscharf zu belassen. Das Focus-Stacking klappte in unserem Test nicht immer perfekt. Gelegentlich waren im fertigen Bild unnatürliche Schärfeinseln zu sehen.

Die GX9 bringt zwei ganz neue 4K-Foto-Funktionen mit: Die Auto-Markierung setzt Markierungen bei markanten Bewegungen oder dem Auftauchen eines Gesichts, die sich dann bei der Wiedergabe schnell auffinden lassen. Die Sequenzkomposition wird im Wiedergabemodus angewendet: Hierbei wird ein sich vor einem statischen Hintergrund bewegendes Motiv mehrfach in ein Bild montiert – so lassen sich beispielsweise Bewegungsabläufe von Sportlern erfassen. Voraussetzung ist der Einsatz eines Stativs.

Aufnahmen mit der GX9

Erweitert hat Panasonic die Bildstile. Neu ist der dritte SW-Stil mit dem Namen „L.Monochrom D“. Während L.Monochrom gegenüber dem normalen Monochrom für tiefere Schwarztöne sorgt, erweitert die D-Variante die Dynamik und sorgt für eine etwas bessere Zeichnung in Lichtern und Schatten. Auch virtuelles Filmkorn lässt sich nun den Monochrom-Bildern hinzufügen. Dank des integrierten Raw-Konverters kann man die Bildstile übrigens nach der Aufnahme in der Kamera ändern.

Weitere Neuerungen: Panasonic hat die Bracketing-Optionen um Blende, Fokus und Weißabgleich erweitert. Wi-Fi wurde um Bluetooth LE ergänzt, das eine permanente Verbindung zum Smartphone aufrecht erhält, um beispielsweise mit jeder Aufnahme Geodaten zu übertragen. Die eigentliche Bildübertragung findet ausschließlich per Wi-Fi statt. Weitere Funktionen der GX9 sind Focus-Peaking, HDR, Doppelbelichtungen, Zeitraffer- und Stop-Motion-Aufnahmen, eine USB-Ladefunktion und eine Bildbewertung.

Geschwindigkeit und Bildqualität

Wie von Panasonic gewohnt hat die GX9 einen sehr schnellen Autofokus – die Auslöseverzögerung mit Einzel-AF lag im Labor bei 0,14 bis 0,16 s. Serienbilder schießt die Lumix mit 9 Bildern/s bei aktiviertem kontinuierlichen AF sinkt die Rate allerdings auf 6 Bilder/s.
Bei der Bildqualität erreicht die GX9 tatsächlich die gleiche Gesamtwertung wie das Flaggschiff G9, allerdings bereitet Panasonic die JPEGs etwas anders auf, was beim detaillierten Blick auf die Messwerte deutlich wird.

So ist die Auflösung ab ISO 400 etwas niedriger und das Rauschverhalten in den hohen ISO-Stufen ein wenig besser – offensichtlich ist der Rauschfilter aggressiver eingestellt. Unter dem Strich ist die Bildqualität bis ISO 400 fast tadellos und bis ISO 1600 gut. Danach macht sich die Rauschunterdrückung recht deutlich bemerkbar und Details werden zunehmend glatt gebügelt. Ab ISO 6400 stört trotz starker Rauschunterdrückung auch das Rauschen selber. Die höchsten ISO-Stufen eignen sich nur für die kleine oder die SW-Darstellung.

FAZIT

Zusammen mit den Top-Modellen Lumix GH5 und G9 erreicht die GX9 die beste Bildqualität unter Panasonics MFT-Modellen. Bei Geschwindigkeit und Ausstattung kann die Neue verständlicherweise nicht ganz mit den teureren Kameras mithalten. Das Preis-Leistungsverhältnis der 800-Euro-Kamera ist dagegen sehr gut. Wem das noch zu teuer ist, der sollte nach der Lumix GX80 Ausschau halten, die zurzeit noch für 500 Euro zu haben ist und die insgesamt nur wenig schlechter abschneidet.

Hier gelangen Sie zum Download der Tabelle mit allen Ergebnissen aus unserem Test: Panasonic Lumix GX80, Panasonic Lumix GX8, Panasonic Lumix GX9.

Labormessungen: Anders Uschold

___________________________________________________________________________

Dieser Test wurde in unserer Ausgabe fotoMAGAZIN 5/2018 veröffentlicht.

Beitrage Teilen