Im Test: Fujifilm X-S10

Mit der X-S10 hat Fuji eine Kameraserie gestartet, die sich speziell an anspruchsvolle, aber preisbewusste Fotografen richtet. Wir haben die Systemkamera getestet und mit drei Konkurrenten aus dem eigenen Haus verglichen.

Farbiges Porträt von Andreas Jordan vor neutralem Hintergrund

Andreas Jordan

Andreas Jordan leitet das Technik-Ressort beim fotoMAGAZIN.

Fujifilm X-S10
2/2021 sehr gut

Fazit
Die Fuji X-S10 bietet viel fürs Geld.
Der integrierte Bildstabilisator ist in einer derart kompakten Kamera für unter 1000 Euro sonst nur im Micro-Four-Thirds-System zu finden. Die Lücke zur X-T4 ist aber dennoch deutlich, unter anderem beim Sucher sowie dem fehlenden Spritzwasserschutz und zweiten Kartenlaufwerk. Wer auf IBIS und Schwenkmonitor verzichten kann, erhält mit der X-E3 eine ebenfalls sehr gute Kamera zu einem noch niedrigeren Straßenpreis.

Testergebnisse

  • Bildqualität (60%) 79%
  • Geschwindigkeit (20%) 100%
  • Ausstattung u. Bedienung (20%) 84%
  • GESAMT 84%

Die X-S10 ist eine Mischung aus dem Flaggschiff X-T4 und dem Mittelklassemodell X-T30. Beim Ersteindruck fällt auf, dass die Kamera sehr gut in der Hand liegt, was nicht zuletzt am Griff liegt, der noch ausgeprägter ist als bei der X-T4. Auch sonst ist das Gehäuse-Design eher untypisch für Fuji: Die Kamera wirkt weniger eckig, moderner und es fehlen die Fuji-typischen Räder für Belichtungszeit, ISO und Belichtungskorrektur. Das ist wohl zum Teil Geschmackssache.

Objektiv gesehen haben die mechanischen Räder den Vorteil, dass man auch bei ausgeschalteter Kamera sieht, welche Werte eingestellt sind. Dafür ist es vergleichsweise umständlich, Zwischenwerte zu wählen, die nicht auf den Rädern eingraviert sind. Hier ist das Konzept der X-S10 (und der meisten Kameras) einheitlicher.

Fuji X-S10 Rückseite

Die Fujifilm X-S10 ist 126 mm breit und hat eine Tiefe von 65,4 mm.

© Fujifilm

Das Modusrad auf der Oberseite gibt Zugriff auf die üblichen Belichtungsprogramme sowie den Videomodus und drei Custom-Positionen. Der Videoauslöser befindet sich ebenfalls auf der Oberseite, was Vloggern, die sich selber filmen, das Leben erleichtert. Ein Einstellrad oben rechts übernimmt, je nach Modus, beispielsweise die Belichtungskorrektur oder Verschlusszeit. Das zweite Rad auf der linken Seite gibt einen schnellen Zugriff auf die Filmstile. Auf der Oberseite kommen Tasten für ISO und Q(uick)-Menü hinzu. Alle Tasten lassen sich übrigens auch mit alternativen Funktionen belegen.

Ausstattung der Fuji X-S10

Auf der relativ aufgeräumten Rückseite bringt die X-S10 eine ab Werk mit dem Weißabgleich belegte Funktionstaste, eine AE-Lock- und einer AF-on-Taste sowie einen Autofokus-Joystick mit. Das Steuerkreuz der X-T4 entfällt, die 4-Wege-Funktionen lassen sich aber auf dem Touchscreen durch wischen nach oben, unten links und rechts nutzen.

Fujifilm X-S10 top

Die Rückseite der X-S10 ist sehr aufgeräumt. Beim Verschieben des AF-Messfeldes oder der Menünavigation hilft der Joystick.

© Fujifilm

Eine eigene Taste steht für die Drive-Modi, inklusive Bracketing, HDR, Panorama und Mehrfachbelichtungen zur Verfügung. Der Touchscreen ist wie von Fuji gewohnt implementiert. Das heißt, es stehen die üblichen Funktionen inklusive die Bedienung des Q-Menüs zur Verfügung; anders als bei Canon, Nikon und Panasonic lassen sich die Hauptmenüs aber nicht per Touch bedienen.

Der 3,0-Zoll-Monitor selber ist wie bei der X-T4 und anders als bei den meisten Fuji-Kameras auch seitlich ausklappbar, womit sich die Kamera speziell Vloggern andient. Ein weiterer Vorteil ist, dass er sich zum Transport mit der empfindlichen Seite nach innen einklappen lässt. Seine Auflösung kommt allerdings nicht ganz an den X-T4-Monitor heran (1,06 statt 1,62 Millionen Punkte).

Testaufnahme mit Fuji X-S10

Das Gehäuse der X-S10 ist trotz Bildstabilisator sehr flach, der Griff ist ausgeprägt und ergonomisch.

© Fujifilm

Den Sucher hat die X-S10 von der X-T30 übernommen. Mit seinen 2,36 Millionen Punkten und der 0,62fachen Vergrößerung ist er eher dem Einsteigersegment zuzuordnen. Hier ist die X-T4 mit 3,69 Mio. Punkten und 0,75facher Vergrößerung klar im Vorteil. Eine Fuji-Eigenheit ist der Sport-Sucher-Modus.

Hier beschneidet die Kamera die Diagonale um den Faktor 1,25, zeigt im Sucher aber den Bereich außerhalb des aufgenommenen Bildes an, sodass der Fotograf das Motiv sieht, bevor es in den Aufnahmebereich kommt. Zum Speichern von Fotos und Videos steht wie bei der X-T30 nur ein SD-Laufwerk zur Verfügung, das dem langsamen UHS-I-Standard entspricht. Die X-T4 hat dagegen zwei schnelle UHS-II-Slots.

Leistungen der Fuji X-S10

Die X-S10 nutzt den gleichen Bildsensor mit Hybrid-AF (X-Trans CMOS 4 mit 26,1 MP) und Bildprozessor (X-Prozessor 4) wie die X-T4 und die X-T30. Der Autofokus hat wie bei diesen 425 Messfelder und erkennt neben Gesichtern auch Augen; anders als bei vielen anderen Herstellern allerdings nur menschliche und keine Tieraugen. Gegenüber der X-T30 hat Fuji den Lowlight-AF verbessert, der jetzt bis -7 EV fokussiert – allerdings setzt dieser Wert das extrem lichtstarke 1,0/50 mm voraus.

Der mechanische Verschluss stammt aus der X-T30 und ist für Belichtungszeiten bis zu 1/4000 s ausgelegt (X-T4: 1/8000 s). Für kürzere Zeiten gibt es einen elektronischen Verschluss, der 1/32.000 s schafft. Der E-Verschluss lässt sich für das lautlose Auslösen natürlich auch mit längeren Belichtungszeiten kombinieren, wobei man bedenken sollte, dass kein Blitzeinsatz möglich ist und es bei flackerndem Kunstlicht zu Banding (Streifenbildung) kommen kann.

Testaufnahme mit Fuji X-S10

Der Bildstabilisator funktioniert hervorragend. Hier gelang uns ein scharfes Bild aus der Hand mit 1 s bei 35 mm (53 mm KB-äquivalent). Auf der sicheren Seite ist man aber trotzdem mit kürzeren Verschlusszeiten.
Kamera: X-S10 mit XF 2/35 mm R WR. Einstellungen: f/13, 1,0 s, ISO 160.

Foto: © Andreas Jordan

Ein wesentlicher Vorteil gegenüber der X-T30 ist der ins Gehäuse integrierte Bildstabilisator (IBIS), der gegenüber der X-T4 neu konstruiert und verkleinert wurde. Er arbeitet auf fünf Achsen und kann gemessen nach CIPA-Standard bis zu sechs Blendenstufen kompensieren – die X-T4 ist mit 6,5 Blendenstufen minimal besser.

Im Test mit dem XF 2/35mm konnten wir im Stehen aus der Hand scharfe Aufnahmen mit einer halben Sekunde machen, in Einzelfällen sogar mit 1 s. Positiv fällt auf, dass die X-S10 alle 18 aktuellen Filmsimulationen mitbringt. Auch virtuelles Filmkorn lässt sich bereits in der Kamera hinzufügen. Dank des integrierten Raw-Konverters kann man übrigens Filmsimulationen und diverse andere Einstellungen nachträglich anwenden bzw. ändern.

Verbessert wurde die Vollautomatik, die nun bei der Optimierung auch Algorithmen zur Dynamikerweiterung und Klarheit mitbringt – auch die verstärkte Blausättigung des Himmels über den Color-Chrome-Blue-Effekt erfolgt automatisch. Außerdem steht im Automodus nun das Raw-Bildformat zur Verfügung. Zu den Stärken gehört auch die mehrstufige HDR-Funktion.

Weitere fotografische Funktionen sind Schwenkpanoramen, Intervallaufnahmen, Mehrfachbelichtungen und diverse Bracketing-Modi (Belichtung, Filmsimulationen, ISO, Weißabgleich, Dynamikumfang, Fokus). Der aus der X-T30 bekannte Akku NP-W126S bietet eine Kapazität von 325 Aufnahmen und lässt sich per USB-C laden. Anders als bei der X-T4 gibt es  keinen Batteriegriff als Erweiterung. Punktabzüge gibt es dafür, dass kein Ladegerät mitgeliefert wird.

Micro-HDMI-Schnittstelle

Der HDR-Modus der X-S10 funktioniert auch bei Aufnahmen aus der Hand. Hier die Johannis-Kirche in Hamburg-Harvestehude.
Kamera: Fuji X-S10 mit XF 10-24 mm R OIS WR. Einstellungen: 10 mm, f/4, 1/5 s, ISO 800, HDR+

Foto: © Andreas Jordan

Fuji X-S10 mit Cinema-4K-Video

Videos nimmt die X-S10 im extrabreiten Cinema-4K-Modus (4096 x 2160 Pixel) oder mit 3840 x 2160 Pixeln ohne Crop mit maximal 30p auf. Die Datenrate bei bis zu 200 Mbit/s und die Farbtiefe der Aufnahme liegt intern bei 8 Bit (4:2:0), extern über HDMI bei 10 Bit (4:2:2). In Full-HD sind auch 60p und Zeitlupen (mit 1,29x-Crop) mit 10facher Verlangsamung (240p auf 24 p) möglich – die X-T30 kann nur Full-HD/120p.

Die X-T4 kann auch bei 4K mit 60p aufnehmen und zwar mit 10 Bit, 4:2:2. Die maximale Länge der X-S10-Clips liegt in den hohen Qualitätsstufen bei 30 Minuten. Für die Video-Einstellungen steht übrigens ein eigenes Quick-Menü zur Verfügung. Mikrofon- und Kopfhörer-Anschlüsse sind natürlich auch vorhanden, letzterer über einen mitgelieferten USB-C-Adapter.

Laborergebnisse der Fuji X-S10

Im Testlabor haben wir die Auslöseverzögerung mit Einzel-AF und dem Kitobjektiv XF 2,8-4/18-55 mm R LM OIS gemessen. Mit unter 0,2 s ist sie extrem kurz. Sehr umfangreich sind die Serienbildoptionen. Am schnellsten ist die Kamera mit elektronischem Verschluss und leichtem Crop (1,25x); dann sind bis 30 Bilder/s möglich. Ab 20 Bildern/s entfällt der Crop. In beiden Frequenzen haben wir rund 45 JPEGs oder 17 Raws in Folge ermittelt.

Neben einer Micro-HDMI-Schnittstelle bringt die X-S10 eine USB-C-Buchse mit, über welche auch der Akku geladen wird.

© Fujifilm

Mit mechanischem Verschluss macht die Kamera nur noch 8 Bilder/s, wobei es für JPEGs praktisch keine Längenbegrenzung mehr gibt (wir haben den Test nach 960 Bildern in Folge abgebrochen), bei Raws waren maximal 22 in Folge möglich. Grundsätzlich gelten die Werte auch beim Einsatz des Nachführ-AFs (AF-C), wobei es natürlich bei größeren Veränderungen der Motivdistanz zu Verzögerungen kommen kann.

Wie ist die Bildqualität der Fuji X-S10?

Die JPEG-Bildqualität liegt insgesamt etwa auf dem Niveau der X-T30 und X-E3, wobei die Auflösungswerte ab ISO 800 relativ stark fallen. Dafür ist das Rauschverhalten etwas besser als bei der X-T30 und X-T4. Vermutlich ist also der Rauschfilter der X-S10 stärker eingestellt; bei Bedarf lässt sich die High-ISO-Rauschunterdrückung in der Kamera reduzieren. Wer Raw fotografiert, kann dies natürlich im Raw-Konverter je nach Motiv und ISO-Wert individuell vornehmen.

Der Dynamikumfang ist mit gut acht Blendenstufen eher mittelmäßig, lässt sich aber per Dynamikbereichserweiterung oder über den sehr guten HDR-Modus verbessern. Positiv fällt die geringe Anfälligkeit für Artefakte auf, welche die Kamera der speziellen Farbfilter-Anordnung des X-Trans-Sensors zu verdanken hat.

FAZIT: Die X-S10 bietet viel fürs Geld

Der integrierte Bildstabilisator ist in einer derart kompakten Kamera für unter 1000 Euro sonst nur im Micro-Four-Thirds-System zu finden. Die Lücke zur X-T4 ist aber dennoch deutlich, unter anderem beim Sucher sowie dem fehlenden Spritzwasserschutz und zweiten Kartenlaufwerk. Wer auf IBIS und Schwenkmonitor verzichten kann, erhält mit der X-E3 eine ebenfalls sehr gute Kamera zu einem noch niedrigeren Straßenpreis.

Siehe auch auf unserem Youtube-Kanal:
> Fuji X-S10 – Alle Details zur neuen Fujifilm Systemkamera

> Hier gelangen Sie zum Download der Tabellen mit allen Ergebnissen aus unserem Test.

Anmerkung: Da wir mit fotoMAGAZIN 6/2021 das Auswertungsverfahren geändert haben, stimmen die prozentualen Ergebnisse in der Tabelle nicht mehr mit der aktuellen Wertung überein.

Labormessungen: Anders Uschold

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Dieser Test ist in unserer Ausgabe fotoMAGAZIN 2/2021 erschienen.

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