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Canon EOS RP Aufmacher
Anders als bei der Konkurrenz von Nikon und Sony lässt sich der Monitor der EOS auch zur Seite ausklappen.

Im Test: Canon EOS RP

Die preiswerte spiegellose Vollformat-Kamera im Vergleich
18.03.2020

Lediglich 1500 Euro hat Canon für seine zweite spiegellose Vollformatkamera aufgerufen – 1000 Euro weniger als für die EOS R und eine Kampfansage an die Konkurrenz. Wir haben die EOR R nach Markteinführung in der Praxis und im Labor getestet. Der ausführliche Test – jetzt online.

 

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Canon EOS RP top

Der Lock-Hebel verhindert beispielsweise eine versehentliche Belichtungskorrektur.

© Canon

Der mechanische Verschluss ist klassentypisch für eine kürzeste Belichtungszeit von 1/4000 s ausgelegt. Alternativ gibt es auch einen elektronischen Verschluss mit der gleichen Verschlusszeit, der allerdings nicht in den PASM-Modi zur Verfügung steht. Um lautlos mit E-Verschluss auszulösen, muss der Fotograf in das entsprechende Szenenprogramm wechseln, das keinen Zugriff auf Blende, Belichtungszeit oder ISO ermöglicht. Mit einem Trick klappt die manuelle bzw. halbautomatische Steuerung mit lautlosem Verschluss aber doch. Hierzu wechselt man einfach in den neuen Modus „Fokus-Bracketing“ und stellt die Anzahl der Aufnahmen auf einen niedrigen Wert, beispielsweise 2 oder 3. Das hat zusätzlich den Vorteil, dass die Gefahr einer Fehlfokussierung reduziert wird, weil der Fotograf hinterher aus mehreren Aufnahmen wählen kann. Natürlich hat der elektronische Verschluss auch seine Nachteile: Wie bei den meisten anderen Kameras lässt er sich nicht mit einem Blitz kombinieren und unter flackerndem Kunstlicht kann es zu Streifenbildungen kommen. Das eigentliche Einsatzgebiet des Fokus-Bracketings sind Makros: Hierfür lassen sich bis zu 999 Aufnahmen mit leicht verschobenem Fokus aufnehmen. Diese werden allerdings nicht in der Kamera zusammengefügt, sondern erst nachträglich am PC, beispielsweise mit Canons kostenloser Software „Digital Photo Professional“ in der neusten Version.
Weitere Funktionen der EOS RP sind Intervallaufnahmen, Mehrfachbelichtungen, HDR, eine Flicker-Reduzierung. Was – im Gegensatz zu Sony und Nikon – fehlt, ist der Bildstabilisator im Kameragehäuse. Da immerhin drei der aktuell fünf RF-Objektive keinen Stabilisator haben, ist dies eine Schwachstelle in Canons RF-System. Gerüchte deuten darauf hin, dass sich das mit der nächsten spiegellosen Vollformatkamera von Canon ändern könnte.

4K ist inzwischen bei den meisten Kameras Standard und so beherrscht auch die EOS RP das ultrahochauflösende Video mit 3840 x 2160 Pixeln und einer maximalen Bildwiederholrate von 25p. Allerdings nicht im Vollformat, sondern mit einem ca. 1,7fachen Crop. Außerdem ist bei 4K der DPAF nicht aktiv – die Kamera stellt also nur per Kontrast-Erkennung scharf, was zu einem leichten Pumpen führen kann. Bei Full-HD funktioniert dann der DPAF, die EOS nimmt mit bis zu 60p und ohne Crop auf – es sei denn, der sehr gut funktionierende digitale Bildstabilisator wird aktiviert. Weitere Bewegtbildfunktionen sind Zeitraffer- und HDR-Videos. Schnittstellen für Kopfhörer- und Mikrofon sind vorhanden. Logarithmisches Gamma oder 10 Bit Farbtiefe wie bei der EOS R gibt es bei der RP aber nicht.
Ein Schwachpunkt der EOS ist die relativ kurze Akkulaufzeit von 250 Aufnahmen gemessen nach CIPA-Standard. In der Praxis sind in der Regel deutlich mehr Aufnahmen möglich, als der CIPA-Standard angibt, das gilt aber natürlich auch für die Konkurrenz, die bessere CIPA-Werte hat (siehe Tabelle). Ein Zweitakku oder eine Powerbank – die EOS lässt sich per USB laden – sollten daher in der Fototasche nicht fehlen.

Geschwindigkeit und Bildqualität der Canon EOS RP

Gerade hatte Panasonic für die S1 und S1R den schnellsten Autofokus für sich reklamiert (ca. 0,08 s), da legt Canon noch einen drauf und verspricht den „weltweit schnellsten Autofokus von 0,05 s“. Abgesehen davon, wie relevant der Unterschied zwischen 0,08 s und 0,05 s ist (Antwort: gar nicht), stellt sich die Frage, ob diese Messungen praxisnah sind. Wir haben nachgemessen und sind mit den jeweiligen 4/24-105 mm Kitobjektiven auf eine Auslöseverzögerung mit Einzel-AF von 0,15 s (Canon EOS RP) und 0,12 bis 0,13 s (Panasonic S1) gekommen. Das ist extrem schnell und in der Praxis eine irrelevante Verzögerung – noch etwas schneller sind nach unseren Messungen im Testfeld übrigens die EOS R und Nikon Z 6. Aber auch die 0,3 s, die wir bei der Alpha 7 II gemessen haben, sind im praktischen Einsatz kein Problem. Relevanter ist, bei welcher Serienbildgeschwindigkeit die Kamera den AF nachführt. Und hier kann die EOS RP nicht ganz mit der Konkurrenz mithalten: Ohne AF-Nachführung bringt sie es auf 5 Bilder/s, mit Servo-AF auf 4. Erfreulich ist dagegen die Serienbildlänge: Bei JPEGs wird die Länge nur von der Speicherkarte begrenzt und selbst bei unkomprimierten Raws haben wir 338 Bilder in Folge gemessen, bevor die Kamera langsamer wird.
Eine positive Überraschung sind die Labormesswerte zur Bildqualität. Als neues Referenzobjektiv kam das RF 1,2/50 mm L USM zum Einsatz, das beim Test der EOS R noch nicht zur Verfügung stand. Damit erreicht die EOS RP einen maximalen Wirkungsgrad von knapp 97 % (bei ISO 100). Oberhalb der Grundempfindlichkeit verringert sich die Auflösung kontinuierlich, bleibt aber bis ISO 400 bei über 90 % und bis IOS 1600 bei sehr guten 87 %. Erst ab ISO 3200 bricht sie auf unter 80 % ein. In dieser Hinsicht schlägt sich die Panasonic Lumix S1 am besten, die auch bei ISO 6400 noch einen Wirkungsgrad von 88 % hat. Dass die EOS RP am Ende bei der Bildqualität die Nase vorne hat, liegt am extrem niedrigen Rauschen – nur die EOS R rauscht noch minimal weniger.

FAZIT
Angesichts des günstigen Preises erzielt die EOS RP ein hervorragendes Ergebnis und muss sich in unserem Testfeld nur der Panasonic Lumix S1 geschlagen geben, die auch für Filmer aktuell die beste Wahl sein dürfte. Den Preistipp muss sich die RP mit der Alpha 7 II teilen, die den noch deutlich niedrigeren Straßenpreis und der EOS unter anderem den Bildstabilisator voraus hat. Von der noch günstigeren Alpha 7 würden wir eher abraten – die über fünf Jahre alte Kamera fällt inzwischen leistungsmäßig doch recht deutlich ab.

> Hier gelangen Sie zum Download der Tabelle mit den Ergebnissen aus unserem Test (Canon EOS R, Canon EOS RP, Nikon Z 6, Panasonic Lumix S1, Sony Alpha 7, Sony Alpha 7 II, Sony Alpha 7 III).

Labormessungen: Anders Uschold

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Dieser Test wurde in unserer Ausgabe fotoMAGAZIN 5/2019 veröffentlicht. Zur Einzelheftbestellung gelangen Sie hier.

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Über den Autor
Andreas Jordan

Andreas Jordan ist Journalist und Mediendesigner und arbeitet seit 1994 als Redakteur und Autor mit den Schwerpunkten Multimedia, Imaging und Fotografie für verschiedene Fach- und Special-Interest-Magazine (u. a. Screen Multimedia, Computerfoto, MACup) und Tageszeitungen (Hamburger Abendblatt, Berliner Kurier). Seit 2003 ist er Redakteur beim fotoMAGAZIN und leitet dort seit 2007 das Ressort Test & Technik.