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Canon EOS RP Aufmacher
Anders als bei der Konkurrenz von Nikon und Sony lässt sich der Monitor der EOS auch zur Seite ausklappen.

Im Test: Canon EOS RP

Die preiswerte spiegellose Vollformat-Kamera im Vergleich
18.03.2020

Lediglich 1500 Euro hat Canon für seine zweite spiegellose Vollformatkamera aufgerufen – 1000 Euro weniger als für die EOS R und eine Kampfansage an die Konkurrenz. Wir haben die EOR R nach Markteinführung in der Praxis und im Labor getestet. Der ausführliche Test – jetzt online.

 

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Canon EOS RP schräg

Mit ihrem Magnesiumgehäuse und der kompakten Bauweise ist die EOS RP aktuell die kleinste und leichteste Vollformat-Systemkamera.

© Canon

Als „kleinste und leichteste digitale Vollformatkamera mit Wechselobjektiven“ hat Canon die EOS RP angekündigt. Tatsächlich liegt sie mit einem Gewicht von 440 Gramm noch etwas unter der ersten Sony Alpha 7 (474 g) und recht deutlich unter den aktuellen Konkurrenzmodellen: Bei Sony ist das Gewicht in der dritten Alpha-Generation auf 650 Gramm gestiegen (Alpha 7 III), die Nikon Z 6 und Z 7 wiegen 675 g, die Canon EOS R 660 g. Trotz des geringen Gewichts macht die Kamera einen soliden Eindruck: Das Magnesiumgehäuse ist laut Canon gegen das Eindringen von Staub und Spritzwasser abgedichtet – die Dichtungen bewegen sich aber nicht auf dem Niveau aktueller Profikameras. Ein Unterschied gegenüber der R zeigt sich beim Objektivwechsel. Bei der großen Schwester ist hierbei der Verschluss geschlossen, was wohl das Risiko verringern soll, das Staub auf den Sensor gelangt. Bei der EOS RP ist er dagegen – wie bei allen sonstigen spiegellosen Systemkameras – offen, sodass der Sensor sichtbar ist.
Ob die EOS RP auch die preiswerteste spiegellose Vollformatkamera ist, kommt auf die Betrachtungsweise an. Nach Listenpreisen ist nur die Sony Alpha 7 der ersten Generation günstiger. Offiziell bietet Sony sie für 1200 Euro an, nach Straßenpreisen ist sie schon für rund 800 Euro zu haben. Eine attraktivere Alternative dürfte die Alpha 7 II sein, für die Sony auf seiner Webseite zwar noch 1800 Euro aufruft, die aber nach Straßenpreisen für gut 1000 Euro erhältlich ist. Sie hat – anders als die Alpha 7 und die EOS RP – bereits einen Bildstabilisator im Gehäuse. Interessant sind auch die Kitangebote: Canon verkauft die EOS RP mit dem erweiterten Standardzoom RF 4/24-105 mm L IS USM für ca. 2500 Euro, Sonys Alpha 7 II mit dem FE 4/24-105 mm G OSS wird zum Teil zu einem sehr ähnlichen Preis angeboten.

Doch zurück zur EOS RP: Trotz der kompakten Abmessungen liegt die Kamera gut in der Hand – zumindest wenn man keine großen Hände hat. Der Griff ist jedenfalls angenehm geformt, nur unten rutscht schon mal der kleine Finger raus. Für solche Fälle bietet Canon den Erweiterungsgriff EG-E1 für ca. 80 Euro an, der die Kamera etwas höher macht. Er verbessert auch die Handhabung mit größeren Objektiven: Schon mit dem 24-105 mm liegt die RP ohne Erweiterungsgriff nicht mehr flach auf dem Tisch, mit den Boliden 2/28-70 mm oder 1,2/50 mm steht sie wackelig auf einer ebenen Oberfläche. Richtig gut zur Kamera passt eigentlich in Bezug auf die Größe nur das kompakte 1,8/35 mm Macro.
Ansonsten ist die Bedienung angesichts der kompakten Abmessungen recht gut gelungen. Auf Extravaganzen, wie die aus der EOS R bekannte Touch-Funktionsleiste neben dem Sucher, hat Canon verzichtet, wichtige Parameter lassen sich aber mit Hilfe der M-Fn-Taste und zwei Einstellrädern schnell ändern. Neben einigen Tasten lässt sich auch der Steuerungsring an den RF-Objektiven individuell belegen – mit Blende, Zeit, ISO oder Belichtungskorrektur. Über das Modusrad sind die gängigen Belichtungsprogramme zugänglich. Eine bisher nur aus der EOS R bekannte Spezialität ist das „flexible“ Fv-Programm, das Automatik, Halbautomatik und manuelle Einstellungen vereint.

Der Rückseitenmonitor ist komplett dreh- und schwenkbar, lässt sich also auch in die Selbstportrait-Position bringen. Er ist allerdings etwas kleiner und hat eine geringere Auflösung als in der EOS R (3,0 statt 3,2 Zoll, 1,04 Millionen Bildpunkte statt 2,1 Mio.). Wie von Canon gewohnt erlaubt er die konsequente Touch-Bedienung, darunter auch das Verschieben des AF-Messfeldes im Sucherbtrieb („Touchpad“). Ebenfalls etwas abgespeckt gegenüber der EOS R ist der OLED-Sucher: Er vergrößert 0,7fach (statt 0,76x) und stellt 2,36 Millionen Punkte dar (statt 3,7 Mio.). Für die Preisklasse liefert er aber ein angemessen scharfes und sauberes Bild. Auf dem Monitor und im Sucher lässt sich zum präzisen Ausrichten eine 3D-Wasserwaage einblenden.

EOR RP – mit verbessertem Autofokus

Wie alle neueren EOS-Modelle ist auch die RP mit einem Dual-Pixel-CMOS-Autofokus (DPAF) ausgestattet, das heißt jedes Pixel besteht aus zwei Fotodioden, die zur Fokussierung getrennt ausgelesen werden und so eine Phasen-Detektion ermöglichen. Auf diese Weise lassen sich mit dem mitgelieferten Adapter auch EF-Objektive schnell scharfstellen. Prinzipiell funktionieren auch Fremdhersteller-Objektive (in unserem Test beispielsweise das Tamron 2,8/70-200 mm Di VC USD G2), allerdings kann es bei manchen Objektiven zu Problemen kommen, die ein Firmware-Update erfordern – ein Blick auf die Service-Seiten der Objektivhersteller ist daher ratsam.
Die Anzahl der AF-Messfelder ist etwas niedriger als bei der EOS R (4779 statt 5655), was aber immer noch mehr sein dürfte, als sich sinnvoll nutzen lässt. Sie decken 100 % in der Höhe und 88% in der Breite ab. Ein kleiner Nachteil gegenüber der großen Schwester ist die minimal geringere Empfindlichkeit des AFs, die bis -5 EV statt -6 EV geht, was immer noch sehr gut ist (Voraussetzung ist allerdings ein Objektiv mit Lichtstärke 1:1,2). Insgesamt ist der Autofokus bis zu einer Lichtstärke von 1:11 arbeitsfähig, sodass auch der Einsatz von Telekonvertern mit AF kein Problem darstellt. Dem Trend folgend hat Canon den Augen-Autofokus gegenüber der EOS R verbessert. Er kann nun die Schärfe nachführen – sowohl bei Serienbildern als auch bei der Videoaufzeichnung. Zwischen den Augen kann man übrigens einfach per Touch-AF wechseln.

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Über den Autor
Andreas Jordan

Andreas Jordan ist Journalist und Mediendesigner und arbeitet seit 1994 als Redakteur und Autor mit den Schwerpunkten Multimedia, Imaging und Fotografie für verschiedene Fach- und Special-Interest-Magazine (u. a. Screen Multimedia, Computerfoto, MACup) und Tageszeitungen (Hamburger Abendblatt, Berliner Kurier). Seit 2003 ist er Redakteur beim fotoMAGAZIN und leitet dort seit 2007 das Ressort Test & Technik.