Autofokus im Test: Video-Autofokus mit Motivverfolgung

Ruhende Motive sind für aktuelle Autofokussysteme keine Herausforderung – schwieriger wird es bei bewegten Bildern. In fM 11/2018 wartet ein großer Autofokus-Test auf Sie, für den wir den Video-Autofokus samt Motivverfolgung der einzelnen Kameras überprüft haben. Lesen Sie hier das Ergebnis.

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Hände am Objektiv
© Getty Images

 

In der fotoMAGAZIN-Ausgabe 11/2018 haben wir in einem großen Autofokus-Praxistest zehn verschiedene Kamera-/Objektiv-Kombinationen auf ihren kontinuierlichen Nachführautofokus getestet. Im Fotomodus mussten sich die Testkandidaten in drei Praxissituationen beweisen. Dabei lag unser Augenmerk sowohl auf der Verfolgung vorhersehbarer und unvorhersehbarer Motivbewegungen, als auch auf der Schärfenachführung von Gesichtern und Augen bei Portraitaufnahmen. Doch wie sieht es eigentlich mit beweglichen Motiven im Videomodus aus? Hier waren klassische DSLRs den spiegellosen Systemmodellen lange unterlegen. Gilt das auch heute noch?

Um das herauszufinden, haben wir mit den gleichen Testkandidaten aus dem großen Praxistest in der Print-Ausgabe jeweils drei kurze Videosequenzen gefilmt, in denen eine Person aus rund zehn Metern Entfernung auf die Kamera zu und schließlich seitlich an ihr vorbei geht. Der Video-Autofokus stand dabei auf „Nachführung“ und, falls dies im Videomodus möglich war, auf der Gesichts- und Augenerkennung. Wir haben aus der Hand gefilmt, um uns gleichzeitig auch einen Eindruck von der Bildstabilisierung machen zu können. Alle Videosequenzen wurden mit einer Kleinbildbrennweite von 200 mm aufgezeichnet. Bei kleineren Sensorgrößen haben wir die Brennweite dem Verlängerungsfaktor entsprechend angepasst.

Der Autofokus der Canon EOS-1D X Mark II:  reagiert schnell und justiert  fix nach

Canons Profi-DSLR hat uns mit dem eingebauten Dual Pixel CMOS AF positiv überrascht. Anders als noch zu Zeiten der EOS 5D Mark III mit einem kaum brauchbaren Video-Kontrastautofokus hat der Dual Pixel CMOS AF die Person im Video weitgehend gut im Blick. Auch wenn der Fokus hin und wieder kurz verloren geht, reagiert die AF sehr schnell und justiert entsprechend nach. Das verwendete Objektiv EF 2,8/70-200 mm L IS II USM arbeitet zügig, allerdings hörbar. Wer die automatische Schärfenachführung verwenden möchte, sollte den Ton in dem Fall besser extern, also von der Kamera entkoppelt aufnehmen. 

Fujifilm X-H1 front

Der Monitor lässt sich auch zur Seite ausklappen

© Canon

Canon EOS M50: Autofokus braucht etwas länger, trotz gleicher Technologie

Der Dual Pixel CMOS AF der EOS M50 reagiert ähnlich, wie der in der Canon EOS-1 D X Mark II. Dennoch ist uns im Praxistest aufgefallen, dass der Autofokus im Vergleich länger benötigt, um das hin und wieder aus dem Fokus enteilte Motiv wieder scharfzustellen. Da die Technologie auf dem Sensor die gleiche ist, gehen wir davon aus, dass dieser Unterschied mit dem verwendeten Objektiv EF-M 3,5-6,3/ 18-150 mm IS STM zusammenhängt. Immerhin ist dank des „STM“-Schrittmotors die Fokussierung nicht auf der Audiospur zu hören.

nikon_d5_front

Die X-H1 ist die größte X-Kamera von Fujifilm.

© Fujifilm

Der Autofokus der Fujifilm X-H1: liefert stellenweise ein zittriges Bild.

Der Video-Autofokus der Fujifilm X-H1 macht in den drei Aufnahmereihen grundsätzlich einen guten Job. Es gelingt ihm, die Person im Bild weitgehend zügig zu verfolgen. Jeweils zum Ende gerät er dann allerdings in allen drei Reihen aus dem Takt und kann das Gesicht nicht mehr schnell genug scharfstellen. Als etwas störend empfinden wir die optische Stabilisierung. Sowohl das verwendete Objektiv XF 2,8/ 50-140 mm R LM OIS WR als auch die Kamera verfügen über einen eingebauten Stabilisator. Auf den wenigen Metern gerät die Stabilisierung öfter aus dem Takt und liefert stellenweise ein recht zittriges Bild.

© Nikon

Nikon D5: Autofokus offenbart bekannte Probleme

Nikons Profi-DSLR offenbart jene Probleme, die nach wie vor einige klassische DSLRs im Videobereich mit sich bringen. In allen drei Aufnahmereihen wandert der Autofokus ständig hin und her. Mal ist das Gesicht für eine Sekunde scharf, dann geht der Fokus wieder verloren. Je näher unser Modell der Kamera kommt, desto eher tendiert der Fokus dazu, auf den Bildhintergrund zu wechseln. Das Ergebnis sind drei recht unruhige Videosequenzen. Gut gefallen hat uns dagegen die sehr ordentliche Stabilisierung des verwendeten Objektivs AF-S 2,8/ 70-200 mm E FL ED VR. Der Fokusmotor ist allerdings deutlich auf der Audiospur hörbar.

Der Autofokus der Nikon D7500: zeigt ähnliches Verhalten wie in der D5

Der Autofokus der Nikon D7500 zeigt ein ähnliches Verhalten, wie der in der Nikon D5. Er kann sich nicht so richtig entscheiden, ob er auf die Person oder auf einen anderen Bildbereich scharfstellen soll. Wie bei der D5 kam auch hier das Objektivs AF-S 2,8/ 70-200 mm E FL ED VR zum Einsatz. Immerhin: Während der Autofokus der D5 jeweils zum Ende der Videosequenzen völlig daneben lag, kann die D7500 die Schärfe insgesamt etwas länger aufrechterhalten.

Olympus OM-De E-M1 Mark II

Olympus OM-De E-M1 Mark II

Foto: © Olympus

Olympus OM-D E-M1 Mark II: Autofokus liefert größtenteils erklassige Ergebnisse ab

Der kontinuierliche Video-Autofokus der E-M1 Mark II liefert über einen großen Teil der vom Modell zurückgelegten Strecke ein erstklassiges Ergebnis ab. Erst zum Ende hin, also im Nahbereich, geht die Schärfe dann doch verloren. Trotzdem eine Top-Leistung, da der AF ohne sichtliches „Gepumpe“ auskommt und eine sehr gleichmäßige Schärfenachführung an den Tag legt. Das verwendete Objektiv M.ZUIKO DIGITAL ED 4/12-100 mm IS PRO fokussiert dabei geräuschlos. Die Bildstabilisierung arbeitet grundsätzlich recht effektiv. Der gute Eindruck wird allerdings dadurch getrübt, dass das Bild beim Mitziehen der Bewegung erst stabil bleibt, dann aber zwei, drei Mal plötzlich einen kleinen Sprung macht, bis es sich dann wieder stabilisiert.

Panasonic Lumix G9: Autofokus überzeugt mit einem der besten Ergebnisse

Panasonics G9 überzeugt mit einem der besten Ergebnisse in dieser Aufnahmesituation. Der Fokus korrigiert die abnehmende Entfernung zum Model zügig und weitgehend treffsicher. In zwei von drei Aufnahmereihen verliert die G9 zwar, wie die Olympus E-M1 Mark II, zum Ende den Fokus, im dritten Versuch zeigt sie dann aber, dass sie die Schärfe auch bis in den Nahbereich halten kann. Im direkten Vergleich gefällt uns die Stabilisierung der G9 mit dem verwendeten G X VARIO 2,8/35-100 mm II OIS etwas besser als bei der E-M1 Mark II.

Sony Alpha 9

Pentax K-1 aus dem Jahr 2016

© Ricoh Pentax

Der Autofokus der Pentax K-1 Mark II: kann nicht überzeugen

Die Pentax K-1 Mark II ist für Videoaufnahmen mit kontinuierlicher Schärfenachführung leider nicht zu gebrauchen. Die Kamera fokussiert lediglich einmal zu Beginn der Videoaufzeichnung und ist dann nicht mehr in der Lage, den Fokus nachzuführen. Alle drei Aufnahmereihen waren entsprechend, bis auf den Start, völlig unscharf.

Sony Alpha 9: kommt mit Autofokus der Superklasse

Sonys Alpha 9 überzeugt nicht nur bei Sportaufnahmen im Fotomodus, auch die Autofokus-Nachführung im Videomodus ist große Klasse. Der AF hat unser Modell in allen drei Aufnahmesequenzen fast über die gesamte Strecke fest im Blick. Lediglich im Nahbereich kommt die A9, wie fast alle anderen Kameras auch, nicht ganz hinterher. Der AF-Motor des verwendeten FE 2,8/ 70-200 mm GM OSS war während der Aufnahme nicht zu hören. Zudem ermöglichte die verbaute Stabilisierung ein angenehm ruhiges Bild während der Freihandaufnahme.

Sony Alpha 6500: Autofokus nicht ganz so gut wie bei der Alpha 9

Die Schärfenachführung der Alpha 6500 klappt mit dem FE 2,8/ 70-200 mm GM OSS richtig gut, wenn auch nicht ganz so optimal, wie bei der Alpha 9. Der AF der A6500 gerät das ein oder andere Mal kurz aus dem Tritt, justiert die Schärfe dann aber schnell wieder nach und zeigt dadurch eine weitgehend angenehme Schärfenachführung in allen drei Aufnahmesequenzen.

 

Sony Alpha 9

Bild: Sony

Fazit: Olympus, Panasonic und Sony haben die Nase vorn, eine Kamera fällt völlig raus.

Insgesamt überzeugen fast allen Testkandidaten mit einem guten Ergebnis und sind damit für die Schärfenachführung im Videomodus durchaus zu empfehlen. Am besten haben uns die Videosequenzen der Olympus E-M1 Mark II, der Panasonic G9 und der Sony Alpha 9 gefallen. Die spiegellosen Modelle profitierten im Praxistest von Objektiven, die so gut wie geräuschlos fokussieren. Bei den verwendeten DSLR-Objektiven ist der AF-Motor leider deutlich zu hören gewesen. Das macht eine Aufnahme der Umgebungsgeräusche unbrauchbar. Wir empfehlen daher, für Filmaufnahmen zu Objektiven zu greifen, die mit speziell für Videos optimierten Fokusmotoren ausgestattet sind. Etwas aus der Reihe fallen die Nikon-DSLRs. Beide Kameras können den Fokus mit dem verwendeten AF-S 2,8/ 70-200 mm E FL ED VR nicht schnell und flüssig genug nachführen. Die Pentax K-1 Mark II fällt dagegen völlig raus. Da sie keine Schärfenachführung im Videomodus zu bieten hat, ist sie für solche Zwecke ungeeignet.

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Dieser Artikel ist eine Ergänzung des Autofokus-Specials, das in fotoMAGAZIN 11/2018 erschienen ist. Verfasst wurde er von unserem Autor Thomas Probst. Vielen Dank dafür!

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