So fotografieren Sie den Sternenhimmel

Viele Apps wollen den Sternenhimmel für Fotografen einfach zugänglich machen. Doch welche Applikationen Sie wirklich benötigen und wie Sie das Wetter für einen klaren Nachthimmel prognostizieren können, verrät Wetterfotograf Bastian Werner. Sein persönlicher Workflow führt auch Sie zum Foto.

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Die ganze Welt der Fotografie

Sternenhimmel fotografieren

Nebel im Tal reduziert die Lichtverschmutzung enorm. Einstellungen: 15 mm, f/2,8, ISO 3200, 30 s.

Foto: © Bastian Werner

Der Nachthimmel bietet die unterschiedlichsten Motive. Angefangen bei einem einfachen Sternenhimmel, über eine Aufnahme des Galaktischen Zentrums („die Milchstraße“) bis hin zur Deep-Sky Astrofotografie mit nachgeführtem Teleskop. In diesem Artikel blicke ich mit Ihnen als Landschaftsfotograf zum Nachthimmel.

Sternschnuppen

Komposition mehrerer Sternschnuppen mit einer Belichtung für den Vordergrund.
Einstellungen: 27 mm (KB-äquivalent), f/1,8, ISO 6400, 20 s.

Foto: © Bastian Werner

Zu Beginn des Workflows kümmern wir uns um das gewünschte Motiv, gekoppelt an einen bestimmten Zeitpunkt, wie etwa eine Mondfinsternis oder das Auftreten eines Sternschnuppenschauers. Unser Sonnensystem ist im zeitlichen Maßstab eines menschlichen Lebens wie ein perfektes Uhrwerk. Bestimmte Ereignisse treten genau planbar an unserem Himmel auf.

Im zweiten Schritt finden wir den Ort, an dem wir das Motiv am Nachthimmel aufnehmen möchten. Es dürfte klar sein, dass sich der eigene Garten selten eignet und bei den wenigsten ein reizvolles Motiv bietet.

Zuletzt erfolgt im dritten Schritt eine Wetterprognose. Auch wenn die wie ein Uhrwerk ablaufenden Ereignisse am Nachthimmel (außerhalb unserer Erd­atmosphäre) planbar sind – das Wetter bleibt über längere Zeiträume unplanbar. Eine gute Fotografie des Nachthimmels ist immer mit zeitlichem Aufwand verbunden; ärgerlich, wenn dieser durch bewölkten Himmel umsonst getätigt wird. Die moderne Wetterprognose erlaubt es zwei bis drei Tage im Voraus zu sehen, wie klar die Nacht Ihres Begehrens sein wird.

Schritt 1: Das Motiv am Himmel

Ein unendliches Universum bietet unendlich viele Motive, doch möchte ich mich mit meinem Artikel auf die beschränken, welche Sie mit Ihrer Kameraausrüstung ohne Extras fotografieren können.

Das greifbarste Motiv ist der Mond. Eine Mondphase dauert 29,5 Tage. Dies ist der Zeitraum, der zwischen zwei Vollmonden vergeht. Dieser immer gleiche Takt bestimmt die Fotografie des Nachthimmels. Ist nicht der Mond das Motiv, stört dessen Licht. Mit eigenen Augen haben Sie dies bereits gesehen: Steht der Vollmond am Himmel, sind nur die hellsten Sterne zu sehen.

Als Neumond bezeichnet man die Mondphase, in welcher der Mond die ganze Nacht lang nicht am Himmel zu sehen ist. Die Nächte vor und nach Neumond sind die Nächte, welche Sie sich zur Fotografie des Nachthimmels im Kalender markieren. Im Allgemeinen gesprochen fotografieren Sie den Sternenhimmel, wenn der Mond nicht am Himmel steht. Geht dieser in der zweiten Nachthälfte auf, fotografiert man vor Mitternacht und umgekehrt. Ist der Mond bei Nacht nicht am Himmel, sind Sie auf Tour. Steht dieser am Himmel, sind Sie im Bett.

Für einen schnellen Überblick verwende ich die Website mondverlauf.de. Tragen Sie die Termine mit Neumond in Ihren Kalender ein. Zur genauen Planung der Fotografie des Nachthimmels installieren Sie sich die Stellarium-Software von stellarium.org. Die erklärt sich schnell von selbst. Sie sehen eine 3D-Ansicht des Nachthimmels, weltweit für jeden Ort der Erde und Jahrzehnte in die Zukunft.

Screenshot Stellarium-Software

Stellarium-Software mit geöffnetem Location-Window und Date-and-Time-Fenster.

Abbildung: © www.stellarium.org

Die Milchstraße
Das begehrteste Motiv ist für Viele die Milchstraße, oder besser gesagt das Galaktische Zentrum – so bezeichnet man den leuchtenden Mittelpunkt der Milchstraße. In Mitteleuropa ist das Galaktische Zentrum von Ende März bis Anfang Oktober sichtbar. Dazwischen geht es in die Winterpause, denn nur im Sommer befinden wir uns auf der richtigen Seite der Sonne, sodass wir bei Nacht hinaus schauen in Richtung des Milchstraßenzentrums. Im Winter befindet sich die Erde um 180 Grad auf ihrer Bahn versetzt auf der gegenüberliegenden Seite der Sonne. Wir schauen am Tag in Richtung des Zentrums, verdeckt durch die Sonne.

Gehen Sie in die Stellarium-Software und schauen Sie sich einige Nächte von März bis Oktober an. Dies können Sie links unten über das Zeitfenster einstellen. Im Idealfall verwenden Sie gleich die Nächte mit Neumond, die Sie bereits recherchiert haben. Erkunden Sie, wie das Zentrum im Laufe der Nacht wandert. Auf der Kompassrose sehen Sie die Himmelsrichtungen, in welchen sich das Galaktische Zentrum nach Monat sortiert am Nachthimmel befindet.

Grafik Himmelsrichtungen

Die Himmelsrichtungen, in denen die Milch­straße im entsprechenden Monat sichtbar ist.

Grafik: © Bastian Werner/fotoMAGAZIN

Mit der Stellarium-Software visualisieren Sie sich exakt die Lage der Milchstraße am Nachthimmel für jeden Termin um Neumond herum. Im März und April geht das Galaktische Zentrum in der zweiten Nachthälfte im Osten auf.

Von Mai bis August ist es die ganze Nacht am Himmel zu sehen und wandert wie die Sonne von Ost nach West. Ab September versinkt das Galaktische Zentrum vor Sonnenaufgang am Westhimmel. Ab November versinkt es dort, bevor die Nacht anbricht. Für uns als Fotografen bedeutet dies, dass wir das Galaktische Zentrum, je nach Monat, in einer bestimmte Himmelsrichtung fotografieren müssen. Dies ist zu beachten bei der Auswahl eines Motivs für den Vordergrund unserer Fotografie des Nachthimmels.

Sternschnuppen
Im Laufe der Jahrmillionen haben viele Objekte die Umlaufbahn der Erde gekreuzt und eine mehr oder weniger starke Spur aus Bruchstücken hinterlassen. Einmal pro Jahr an bestimmten Tagen passieren wir mit der Erde die Trümmerspuren. Die Bruchstücke verglühen als Sternschnuppen in unserer Atmosphäre. Alle Sternschnuppenschauer besitzen einen sogenannten Radianten. Ein Radiant ist ein bestimmter Bereich am Nachthimmel, welchen die Sternschnuppen als gemeinsamen Ursprung zu haben scheinen.

Verlängert man die Flugbahn der Sternschnuppen aus dem gleichen Sternschnuppenschauer, treffen diese im Radianten aufeinander. Ein Sternschnuppenschauer wird nach dem Ort seines Radianten benannt. Die Perseiden liegen im Sternbild Perseus, die Leoniden im Sternbild Löwe (Leo). Jeder Sternschnuppenschauer hat ein Maximum, das Datum, an welchem wir mit der Erde durch das Zentrum der Bruchstücke fliegen. Davor und danach ist die Zahl der Sternschnuppen deutlich geringer. Aus diesem Grund fotografiert man meist nur um das Maximum herum. Auf leoniden.net können Sie sich ausgiebig über die verschiedenen Sternschnuppenschauer informieren.

Die Stellarium-Software zeigt für jeden Sternschnuppenschauer dessen Radianten an. Sie können sich deshalb für eine entsprechende Nacht mit Sternschnuppen genau anzeigen lassen, in welche Richtung des Nachthimmels Sie Ihre Kamera ausrichten müssen. Beachten Sie, dass sich auch der Radiant (als ein fiktives Objekt) – wie alle Objekte an unserem Nachthimmel – von Ost nach West bewegt. Unter Mondlicht sind nur die hellsten Sternschnuppen einigermaßen gut zu fotografieren.

Schritt 2: Lichtverschmutzung und Standort

Wenn Sie an diesem Schritt ankommen, dann haben Sie ein bestimmtes Datum zur Fotografie des Galaktischen Zentrums, eines Sternschnuppenschauers oder eines anderen Phänomens am mondlosen Nachthimmel herausgefunden. In diesem zweiten Schritt des Workflows geht es darum einen Ort zu finden, der keine – oder nur eine geringe – Lichtverschmutzung aufweist.

Karte Lichtverschmutzung

Die besten Gebiete in Deutschland zum Fotografieren des Sternenhimmels.

Karte: © www.lightpollutionmap.ifno

Lichtverschmutzung, das ist das Streulicht unserer Leuchtmittel bei Nacht. Das Licht wird im Staub und Dunst der Atmosphäre gestreut, die Luft beginnt zu leuchten. Dieses Leuchten ist wesentlich heller als die große Mehrheit der Sterne und damit sind keine Aufnahmen des Sternenhimmels möglich.

Es ist nicht damit getan, sich mit der Kamera an einen dunklen Ort zu begeben. Die Lichtverschmutzung bildet über Regionen mit vielen Leuchtmitteln eine Art Lichtkegel, der weit in die Atmosphäre hinaufragt. Bestimmte Motive am Nachthimmel sind mit einer bestimmten Beobachtungsrichtung am Nachthimmel verknüpft. Diese Beobachtungsrichtung darf nun nicht in Richtung einer Region liegen, die besonders hohe Lichtverschmutzung aufweist.

Stellen Sie sich vor, Sie befinden sich auf der zu sehenden Karte der Lichtverschmutzung unweit nördlich von Berlin. An sich ist Ihr Aufenthaltsort dunkel. Jedoch fotografieren Sie direkt in den Lichtkegel von Berlin hinein, wenn Sie nach Süden fotografieren müssen. Damit Sie die Lichtverschmutzung nicht stört, sollte in diejenige Richtung, in welche Sie Ihr Motiv fotografieren, in den nächsten 100 km keine größere Stadt liegen. Dies berücksichtigen Sie nun bei der Auswahl Ihres Standorts auf der Lichtverschmutzungskarte. Sie suchen sich eine Region, in der es dunkel ist und von welcher Sie in Richtung Ihres Motivs am Nachthimmel nicht in Richtung einer Stadt fotografieren.

Vergleich: Lichtverschmutzung

Für Ihre Recherche eignet sich die Website lightpollutionmap.info. Wenn Sie dort stöbern, kommen Sie für Deutschland schnell zu einem ernüchternden Ergebnis, denn bei uns ist der Nachthimmel fast überall hell erleuchtet. Die besten Regionen habe ich auf der oben dargestellten Karte markiert, aber es gibt auch andere Gegenden, die gute Bedingungen bieten.

Haben Sie eine passende Region ausfindig gemacht, dann können Sie dort nach einem Vordergrund für Ihr Motiv am Nachthimmel suchen, der auch in völliger Dunkelheit ein reizvolles Foto erschafft.

Schritt 3: Die Wetterprognose

Für wiederholende Motive, wie bestimmte Himmelskörper oder gar das gesamte Galaktische Zentrum, stehen viele Termine im Jahr zur Verfügung. Ein Sternschnuppenschauer erreicht nur in einer Nacht das Maximum. Ein bewölkter Himmel ist deshalb besonders ärgerlich.

Damit Sie sich nicht umsonst den Aufwand machen, extra zu einem Gebiet geringer Lichtverschmutzung zu fahren, um dort die ganze Nacht bei Wolken zu verbringen, gibt es die moderne Wettervorhersage. Eine Wettervorhersage besteht aus zwei Teilen.

Zuerst die Prognose. Diese erfolgt mit sogenannten Wetterkarten. Eine Wetterkarte ist ein auf einer Landkarte visualisierter zukünftiger Wetterzustand, berechnet nach einem Computermodell, auch Wettermodell genannt. Auf einer Wetterkarte können Sie sich verschiedene Parameter anzeigen lassen. Vertraut sind Ihnen die Temperatur oder die Sonnenstunden aus Ihrer Tageszeitung. Dies, und nichts anderes, sind Wetterkarten.

Anschließend erfolgt die sogenannte Analyse. Da es sich bei einem Wettermodell um eine Computerberechnung handelt, gibt es Unsicherheiten. In der Analyse wird der Ist-Zustand des Wetters betrachtet. Aktuelle Satellitenbilder, Wetterstationsdaten und vieles mehr. Der Ist-Zustand ist das Wetter, wie es sich in dieser Minute real vor Ihrer Haustüre abspielt. Dazu später mehr.

Ich empfehle, die Wetterkarten von kachelmannwetter.de zu verwenden. Unter Vorhersage ->Modellkarten ->Mitteleuropa Super HD finden Sie das Wettermodell, das ich für Deutschland verwende.

Karte Bedeckungsgrad

0 % Wolken entspricht gelb, 100 % bedeckter Himmel ist dunkelgrau.

Abbildung: © www.kachelmannwetter.de

Das hier verwendete Beispiel zeigt den Bedeckungsgrad des Himmels. Der Bedeckungsgrad zeigt in Prozent, wie groß der Anteil des Himmels an einem Ort mit Wolken bedeckt ist. Stellen Sie sich vor, Sie stehen vor Ihrer Haustüre, schauen nach oben und schätzen ab, wie viel Prozent des blauen Himmels von Wolken bedeckt ist. Sie haben damit den Bedeckungsgrad geschätzt.

Dieser Parameter ist deshalb genau das, was wir benötigen um zu schauen, zu welchem Zeitpunkt nachts keine Wolken vorhanden sind. Den Parameter wählen Sie über die Parameter-Schaltfläche im Drop-Down-Menü aus, suchen dort entsprechend nach „Gesamtbedeckungsgrad“.

Möchten Sie den Bedeckungsgrad an einem Ort wissen, dann schauen Sie auf der Wetterkarte an eben jenem Ort nach dem Farbwert auf der Landkarte. Der Farbwert, welchen Sie für diesen Ort vorfinden, übersetzt sich unter der Wetterkarte durch die Skala in einen Zahlenwert. Sie können mit einer Wetterkarte ganz Deutschland auf einen Blick erfassen und wissen genau, welcher Ihrer Orte, an denen Sie fotografieren könnten, frei von Wolken ist.

Karte Wolken mit Richtungsmarkierung

500 km Abstand der hohen Wolken nach Süden in Richtung der Milchstraße.

Abbildung: © www.kachelmannwetter.de

Eine effektive Wetterprognose ist nur zwei bis drei Tage in die Zukunft möglich, entsprechend beginnen Sie dann Ihre Prognose, bevor Sie zum Fotografieren aufbrechen. Sie betrachten die entsprechende Nacht als Zeitraum in den Wetterkarten, indem Sie sich bei „Gültig für“ weiter klicken. Logischerweise stellen Sie sicher, dass in der gesamten Nacht dort, wo Sie fotografieren, der Bedeckungsgrad bei 0 % liegt, falls Sie die Milchstraße fotografieren möchten. Ein paar Wolken wirken sich bereits störend aus, wie der Vergleich der beiden Milchstraßenfotografien zeigt.

Drei Wolkenhöhen
Die Fotografie von Sternschnuppen wird durch die Wolken nur dahingehend eingeschränkt, dass die Wahrscheinlichkeit unweigerlich an die Fläche des sichtbaren Sternenhimmels gebunden ist. Sieht man kaum einen Stern, macht es wenig Sinn zu fotografieren. Es sollten deshalb bei Sternschnuppen maximal 30 % Bedeckungsgrad am Himmel vorhanden sein.

Nun muss noch sichergestellt werden, dass sich auch keine Wolken in Richtung Ihres Motivs am Himmel befinden. Bisher haben Sie nur kontrolliert, ob Ihr Aufnahmestandpunkt frei von Wolken sein wird. Die Meteorologie unterscheidet zwischen drei Wolkenhöhen. Stellen Sie sich dies wie ein Haus mit drei Stockwerken vor. Im Erdgeschoss sind die tiefen Wolken. Im 1. Stock die mittelhohen Wolken, im höchsten Stockwerk die hohen Wolken.

Stellen Sie sich vor, Sie stehen einige Meter vor diesem Haus im Garten. Für die tiefen Wolken im Erdgeschoss blicken Sie geradeaus. Für den ersten Stock müssen Sie bereits etwas mehr nach oben schauen. Die hohen Wolken im zweiten Stock des Hauses ragen sehr weit in den Himmel hinauf. Und genau hier liegt das Problem. Die hohen Wolken stehen viel höher am Himmel als die tiefen Wolken. Deshalb stören diese mehr. Auch wenn Sie sich weit von dem gedachten Haus weg befinden, müssen Sie noch immer nach oben gen Himmel schauen, wenn Sie den 2. Stock sehen möchten.

Unter der Auswahl für den Parameter befindet sich im Auswahlmenü neben dem Gesamtbedeckungsgrad eine Aufteilung in niedrige, mittelhohe und hohe Wolken. Dadurch, dass die hohen Wolken hoch am Himmel stehen, stören diese am meisten den freien Blick auf den Nachthimmel. Deshalb betrachte man diese als erstes. Nun ist wieder die Himmelsrichtung, die Sie anpeilen werden, relevant. Fotografieren Sie beispielsweise das Galaktische Zentrum im Juni genau nach Süden, dann sind Ihnen die Wolken im Norden egal.

Für die hohen Wolken gilt jedoch: 500 km Abstand in diejenige Richtung, in die Sie fotografieren. Halten Sie sich nicht daran, bekommen Sie orangene Schleier am Himmel durch die Wolken, die von der Lichtverschmutzung erhellt werden. Je näher diese bei Ihnen sind, desto höher stehen diese am Himmel und verdecken große Teile. Für die mittelhohen Wolken gelten 200 km Abstand, für die tiefen Wolken 50 km.

Analyse
Kein Wettermodell ist perfekt. Es wird immer eine kleine Abweichung geben, deshalb überprüft man mit Satellitenbildern die Vorhersage. Diese können Sie bei Kachelmannwetter unter „Satellitenbilder“ finden.

Verwenden Sie das Infrarot-Satellitenbild, denn dieses funktioniert auch bei Nacht. Je höher die Wolken, desto heller werden diese gezeigt. Im Beispiel sehen Sie helle, weiße Flecken über Deutschland. Dabei handelt es sich demnach um hohe Wolken. Das mittlere Grau zeigt entsprechend mittelhohe Wolken. Die tiefen Wolken sind leider nicht zu erkennen.

Mit diesem Satellitenbild arbeiten Sie exakt wie mit den Wetterkarten. Werden Sie sich klar darüber, an welcher Stelle auf der Landkarte sich Ihr Motiv befindet. Von hier aus wird gemessen. Über den Play-Button starten Sie eine Animation der letzten Satellitenbilder. Durch die Bewegung der Wolkenfelder können Sie abschätzen, ob Ihnen eines dieser Wolkenfelder in der kommenden Nacht deutlich zu nah kommen wird oder sogar über Ihr Motiv zieht. Tritt dieser Fall auf, können Sie Ihre Tour noch rechtzeitig abbrechen.

Milchstraße fotografieren
Die Erdrotation sorgt dafür, dass bei einer Langzeitbelichtung des Sternenhimmels die Sterne zu sogenannten Strichspuren verwischen. Damit Sie punktförmige Sterne erhalten, darf die Belichtungszeit maximal so lange sein, dass ein Stern, welcher durch das Objektiv exakt auf einen Pixel trifft, im Zeitraum der Belichtungszeit nicht durch die Bewegung des Sternenhimmels auf einen benachbarten Pixel wandert.

Tritt dieser Fall auf, wird der Stern von einem Punkt zu einem Oval. Die Randbedingungen dieses Problems basieren auf der Pixelgröße Ihrer Kamera und auf der gewählten Brennweite. Je mehr Megapixel eine Kamera einer bestimmten Sensorgröße besitzt, desto kleiner sind die Pixel und desto kürzer müssen Sie belichten. Bei größeren Brennweiten erhöht sich der Abbildungsmaßstab. Dies verstärkt um den Faktor des Abbildungsmaßstabs die Geschwindigkeit, mit der die Abbildung eines Sterns über den Bildsensor wandert. Je länger die Brennweite, desto kürzer müssen Sie belichten, um noch punktförmige Sterne zu erhalten.

Nur ist die Leuchtkraft des Sternenhimmels nicht besonders hoch. Irgendwann ist die Belichtungszeit zu kurz, um damit noch ein helles Foto der Milchstraße machen zu können. Man konzentriert sich deshalb auf Objektive mit Brennweiten bis maximal 50 mm und einer möglichst großer Anfangsöffnung. Nun liegt es an den technischen Möglichkeiten Ihrer Kamera und Ihres Objektivs, mit den entsprechenden Belichtungszeiten eine gute Belichtung anfertigen zu können. Es gilt, die kleinstmögliche Blendenzahl, also die größte Blendenöffnung zu verwenden und einen möglichst hohen, vertretbaren ISO-Wert. Eine Offenblende von mindestens f/2,8 ist Pflicht.

Um bei hohen ISO-Werten die Bildqualität etwas zu verbessern, sollten Sie die „Rauschreduzierung bei Langzeitbelichtung“ im Menü der Kamera aktivieren. Die Kamera fertigt nach der eigentlichen Belichtung ein zweites, sogenanntes Dunkelbild, an. Dieses wird mit der vorhergehenden, richtigen Aufnahme verrechnet. Dies verringert das Rauschen minimal, hauptsächlich aber detektiert es die sogenannten Hotpixel und entfernt diese. Hotpixel in der Nachbearbeitung zu entfernen, ist sehr aufwendig und immer mit einem Verlust an Details verbunden.

Panoramafoto Milchstraße

Panoramafotografie der Milchstraße Ende März. Aus acht Einzelbildern im Hochformat.
Einstellungen: 15 mm, f/2,8, ISO 6400, 20 s.

Foto: © Bastian Werner

Zu Anfang des Jahres steht die Milchstraße in unseren Breiten flach über dem Horizont des Osthimmels. Deshalb ist es möglich, diese von März bis Anfang Mai als eine Art Bogen zu fotografieren. Eine gute Lösung dafür sind aus Hochformataufnahmen zusammengesetzte Panoramafotos. Wichtig ist, dass Sie dann fotografieren gehen, wenn die Milchstraße gerade im Osten „aufgeht“. Diesen Zeitraum können Sie mit der Stellarium-Software herausfinden.

Es gilt folgende Faustformel für eine 20 Megapixel-Kamera für Brennweite und Belichtungszeit:

• 15 mm   –>  25 s

• 18 mm   –>  20 s

• 25 mm   –> 18 s

• 35 mm  –> 15 s

• 50 mm   –> 12 s

Sternschnuppen fotografieren
Alle erstaunlichen Fotografien mit dutzenden Sternschnuppen in einer Aufnahme – so auch meine hier gezeigte – sind Überlagerungen mehrerer Belichtungen. Beim Fotografieren arbeiten wir deshalb mit dem Ziel, die einzelnen Aufnahmen der Sternschnuppen zu einem fertigen Foto zu überlagern.

Zunächst machen Sie eine Aufnahme, in die später alle Sternschnuppen hinein kopiert werden. Diese Aufnahme soll dem Motiv entsprechen, das Sie sich zuvor an einem dunklen Ort überlegt haben, in meinem Fall ist dies die Wasserkuppe gewesen. Diese erste Aufnahme ist demnach das „schöne“ Foto, in dem Sie auf Bildaufbau und Motiv achten, denn alle weiteren Fotografien haben nur das Ziel möglichst viele Sternschnuppen zu erwischen.

Sternschnuppen

Komposition mehrerer Sternschnuppen mit einer Belichtung für den Vordergrund.
Einstellungen: 27 mm (KB-äquivalent), f/1,8, ISO 6400, 20 s.

Foto: © Bastian Werner

Ich persönlich fotografiere dieses Motiv am gleichen Ort, an dem ich auch die Sternschnuppen aufnehme. Auf diese Weise habe ich eine Collage der Sternschnuppen erschaffen und kann diese mit meinem Gewissen der „Echtheit“ als Naturfotograf vereinbaren. Die Aufnahme behält ihren dokumentarischen Anspruch. Diese Aufnahme ist, wie im Beispiel, eine saubere Belichtung des Nachthimmels nach den Prinzipien der Milchstraßenfotografie.

Hierdurch bleiben die Sterne punktförmig und vermitteln dem Betrachter der fertigen Fotografie den Eindruck, den ich als Beobachter habe, wenn ich zum Nachthimmel hinaufschaue. Damit Sie eine möglichst gute Chancenauswertung haben, sollten Sie ein möglichst starkes Weitwinkel verwenden. Je mehr Himmel Sie in Ihrer Aufnahme abdecken, desto wahrscheinlicher ist es in einer Belichtung eine Sternschnuppe zu erwischen. Sie richten die Kamera auf dem Stativ in Richtung des Radianten aus.

Komponieren im Serienbildmodus
Eine Sternschnuppe tritt für den Moment einer Sekunde am Himmel als schneller, leuchtender Punkt mit einem etwas ausgeprägten „Schweif“ auf. Der helle Punkt erzeugt durch seine Bewegung die Spur in der Langzeitbelichtung. Sie brauchen nicht mehr dem Anspruch nachzukommen, dass die Sterne alle punktförmig sein müssen, es geht nur darum, möglichst viele Sternschnuppen irgendwie im Bild zu haben.

Die gesamte Belichtung wird so eingestellt, dass der Himmel in den Fotografien der Sternschnuppen die gleiche Helligkeit hat, wie in der Aufnahme mit dem Motiv im Vordergrund, in welche die Sternschnuppen übertragen werden.
Ich lasse die Kamera in der Serienbildfunktion laufen. Ist eine Langzeitbelichtung beendet, beginnt sofort die nächste. Damit minimiere ich die Totzeit und die Wahrscheinlichkeit, eine Sternschnuppe zu verpassen.

Die Blendenzahl wird auf den kleinsten Wert gestellt. Auch hier bieten lichtstarke Objektive einen enormen Vorteil. Die ISO-Empfindlichkeit stellen Sie auf den höchsten Wert, bei dem Ihre Kamera noch passable Aufnahmen liefert. Dadurch, dass Sie zuvor eine eigene Belichtung für den Hintergrund angefertigt haben, brauchen Sie nicht sparsam mit hohen ISO-Werten zu sein. Am Schluss entrauschen Sie die Aufnahmen der Sternschnuppen kräftig, denn der helle Streifen der Sternschnuppe hat keine Details, die durch die Rauschreduzierung verloren gehen.

Langzeitbelichtung Vordergrund

Langzeitbelichtung des Vordergrunds.
Einstellungen: 15 mm, f/3,5, ISO 3200, 211 s.

Foto: © Bastian Werner

Nun heißt es abwarten. Die Kamera macht für Sie die ganze Arbeit in der Serienbildfunktion, wenn Sie einen arretierbaren Fernauslöser verwenden. Erscheint eine Sternschnuppe am Nachthimmel, dann haben Sie diese auf dem Sensor.

Zum Autor

Bastian Werner widmet sein Leben dem Wetter. Mit seinen Kameras dokumentiert er das Gesehene und gibt es in seinen Fotografien, Videografien und seinem Buch "Fotografieren mit Wind & Wetter" wieder. Die Betrachter seiner Werke möchte er in die spektakuläre Welt des Wetters eintauchen lassen. Bei Werner trifft Fotografie auf Meteorologie. Er setzt auf den richtigen Tag, an dem Wetter und Licht für ein Motiv optimal sind.
> www.bastianw.de

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