Olympus OM-D E-M5 Mark II

Die brandneue Olympus OM-D E-M5 Mark II punktet mit Innovationen wie einem 40-Megapixel-Modus und einem weiterentwickelten 5-Achsen-Bildstabilisator. Wir haben sie mit anderen hochwertigen Systemkameras verglichen.

Farbiges Porträt von Andreas Jordan vor neutralem Hintergrund

Andreas Jordan

Andreas Jordan leitet das Technik-Ressort beim fotoMAGAZIN.

Mit einem Preis von 1100 Euro und einem robusten Wetterschutz reiht sich die neue OM-D in die Riege der sehr hochwertigen spiegellosen Systemkameras ein. In unserer Tabelle haben wir sie mit anderen staub- und feuchtigkeitsgeschützten Modellen mit eingebautem Sucher im Preisbereich bis 1500 Euro verglichen. Spritzwasserschutz ist übrigens nicht gleich Spritzwasserschutz. So hat Olympus die Abdichtungen bei der E-M5 Mark II gegenüber der Vorgängerin verbessert und auf das Niveau des OM-D-Flaggschiffs E-M1 gehoben – die Neue ist gegen Regenschauer gewappnet und bis mindestens -10 Grad Celsius einsatzbereit.

Olympus OM-D E-M5 Mark II

Olympus OM-D E-M5 Mark II

Foto: © Olympus

Nur mäßig abgedichtet ist im Testfeld dagegen die Alpha 7. Sony selber spricht lediglich von Staub- und Feuchtigkeitsresistenz – einem starken Regenschauer sollte man die Kamera damit wohl lieber nicht aussetzen. Leider definieren die Hersteller den Schutzgrad nur selten präzise, obwohl hierfür ein internationaler Standard existiert (International Protection Standard IPX).

Von der E-M5 abgesehen, hatten wir die anderen Kameras in der Übersicht bereits ausführlich getestet. Neu in der Tabelle ist die Fujifilm X-T1 Graphit Silber, die bei den inneren Werten allerdings identisch mit der bereits getesteten X-T1 mit Firmware-Version 3.0 ist – neu hierbei ist unter anderem der elektronische Verschluss mit 1/32.000 s. Äußerlich unterscheidet sich die 200 Euro teurere Graphit Silber durch die aufwendige Mehrfachbeschichtung des Gehäuses von der X-T1. Bei der Olympus OM-D E-M1 hatte sich beim ursprünglichen Test ein kleiner Fehler in die Bewertung der Bildqualität eingeschlichen, den wir jetzt korrigiert haben (die Bildqualitätswertung wurde von 87 % auf 86 % herabgesetzt), an der Endpunktzahl ändert dies nichts.

Schwachpunkt der Olympus OM-D E-M5 Mark II

Um es gleich vorweg zu nehmen: Der größte Schwachpunkt der neuen Olympus-Kamera ist ihr Name: OM-D E-M5 Mark II möchte man weder aussprechen noch schreiben – wir belassen es im Folgenden bei E-M5 II. Der Ersteindruck ist dagegen ausgesprochen positiv: Die Kamera hinterlässt einen deutlich hochwertigeren Eindruck als ihre Vorgängerin. So ist die Oberfläche des Magnesiumgehäuses texturiert – vorne mit einem Lederimitat, oben und hinten leicht angeraut. Die Bedienelemente auf der Oberseite hat Olympus ebenfalls überarbeitet. Das Programmwahlrad lässt sich nun gegen ein versehentliches Verstellen sperren und es sind einige Funktionsknöpfe und ein Hebel hinzugekommen.

Was an sich begrüßenswert ist, hat allerdings einen Haken. Auf dem sehr kompakten Gehäuse sind die Bedienelemente stark zusammengedrängt, was Fehlbedienungen provozieren kann. Im Praxistest haben wir beispielsweise mehrfach versehentlich die Belichtung verstellt, die ab Werk auf dem vorderen Einstellrad liegt, und den HDR-Knopf gedrückt, der direkt neben dem Auslöser sitzt. Erfreulicherweise lässt sich bei Olympus alles konfigurieren – so kann man beispielsweise die Belichtungskorrektur auf das hintere Einstellrad legen  und den HDR-Knopf deaktivieren. Eine der auffälligsten äußerlichen Neuerungen ist der Dreh- und Schwenkmonitor, den Olympus bisher noch in keiner spiegellosen Systemkamera verbaut hatte. Er ist wie gehabt als Touchscreen ausgelegt und hat nun eine verbesserte Auflösung (1,04 Mio. Punkte). Letzteres gilt auch für den Sucher (2,36 Mio. Punkte). Neu gegenüber der E-M5 ist auch das Wi-Fi-Modul, das sowohl die Fernsteuerung als auch die drahtlose Bildübertragung ermöglicht.

Model mit Zylinder

Dauerlicht-Portrait mit M.Zuiko Digital 1,8/45 mm, ISO 1600, f/1,8, 1/80 s.

Foto: © Andreas Jordan

Olympus OM-D E-M5 Mark II ist besser als die E-M1

Doch nicht nur gegenüber ihrer Vorgängerin hat die Neue zugelegt, sondern in manchen Punkten auch gegenüber dem Spitzenmodell E-M1. So ist der 5-Achsen-Bildstabilisator dank eines verbesserten Gyrosensors um eine Blendenstufe effektiver (er kompensiert nun fünf Blendenstufen gemessen nach CIPA-Standard). Der Clou ist, dass sich der beweglich gelagerte Sensor nutzen lässt, um Aufnahmen mit 40 Megapixeln zu generieren. Dazu werden acht Aufnahmen, die jeweils um einen halben Pixel verschoben wurden, miteinander verrechnet. Die Kamera sollte dabei solide auf einem Stativ stehen und das Motiv natürlich statisch sein.

Model mit skurriller Brille

Dauerlicht-Portrait im Steampunk-Stil: E-M5, M.Zuiko Digital 1,8/45 mm, ISO 800, f/1,8, 1/100 s, Art-Filter „Lochkamera“.

Foto: © Andreas Jordan

In unserem Test waren die Ergebnisse beeindruckend – neben dem Vorteil der höheren Auflösung überzeugen die Bilder auch mit einem geringeren Rauschen. Wer Raw fotografiert, soll die Pixelshift-Bilder nachträglich mit Hilfe eines Photoshop-Plug-ins kombinieren können, das uns allerdings noch nicht zur Verfügung stand. Die High-Resolution-Raw-Datei ist übrigens rund 100 MB groß.

Sehr vorteilhaft ist der effektive Bildstabilisator bei Videoaufnahmen – ohne aufwendige Schwebestative gelingen ruhige Kamerafahrten. Auch sonst hat Olympus den Videomodus mächtig aufgebohrt. Full-HD-Videos lassen sich nun mit allen gängigen Frameraten (60, 50, 30, 25 und 24 B/s) im Quicktime/H.264-Format und inklusive Timecode aufnehmen.

Auch eine schnittfreundliche Einzelbildkomprimierung (All-I) bietet die E-M5 II nun, wobei die maximale Datenrate bei 77 Mbit/s und die Frequenz bei 30 B/s liegen kann. Bei der manuellen Fokussierung hilft nun auch während der Video-Aufzeichnung ein Focus-Peaking. Ein Mikrofon lässt sich selbstverständlich anschließen, am neuen Batteriegriff (HLD-8) gibt es nun sogar einen Anschluss für einen Kopfhörer. Den mechanischen Verschluss (1/8000s) hat Olympus um einen elektronischen ergänzt, mit dem Belichtungszeiten bis zu 1/16.000 s und das lautlose Auslösen möglich sind. Ein Blitz ist nach wie vor nicht eingebaut, Olympus liefert aber den kleinen Aufsteckblitz FL-LM3 mit, der sich für das indirekte Blitzen flexibel schwenken lässt. Der bisher mitgelieferte FL-LM2 lässt sich übrigens nicht verwenden, da er über den Accessory-Port angeschlossen wurde, den Olympus bei der E-M5 II weggelassen hat. Alle Funktionen der wirklich extrem umfangreichen Ausstattung aufzuzählen, würde den Rahmen dieses Artikels sprengen.

Gibt es trotzdem Schwachpunkte? Was nach wie vor fehlt, ist ein automatischer Schwenkpanorama-Modus. Die E-M1 hat außerdem gegenüber der E-M5 II den Vorteil des Hybrid-Autofokussystems mit Phasen-Detektions-Pixeln auf dem Bildsensor. Dadurch gelingt die Schärfenachführung mit bis zu 9 statt 5 Bildern/s und auch per Adapter angeschlossene Four-Thirds-Spiegelreflexobjektive lassen sich mit schnellem AF nutzen.

OM-D E-M5 II mit Monitor

Als erste OM-D bringt die E-M5 II einen Dreh- und Schwenkmonitor mit. Eine Touchscreen-Bedienung ist möglich.

Foto: © Olympus

Beeindruckende Bildqualität und Geschwindigkeit
Im Testlabor zeigen sich nur kleine Unterschiede zwischen der E-M5 II, ihrer Vorgängerin und der E-M1. Überraschenderweise haben wir bei der „alten“ E-M5 mit dem Referenzobjektiv 1,8/45 mm die höchste Auflösung gemessen, dafür fällt aber das Rauschen etwas stärker und der Belichtungsumfang geringer aus. Deutlich größer sind die Unterschiede in Abhängigkeit vom verwendeten Objektiv: Das recht lichtschwache Kitobjektiv 3,5-6,3/12-50 mm begrenzt die Auflösung gegenüber dem Pro-Objektiv 2,8/12-40 mm sehr deutlich. Unter dem Strich erzielen alle drei OM-Ds (und auch die kleinste E-M10) bei der Bildqualität die gleiche sehr gute Wertung von 86 Prozent (bewertet anhand von JPEGs bis ISO 6400). Der High-Resolution-Modus der E-M5 II zeigt auch im Labor seine Effektivität: Über 85.000 Kilobyte Nettodateigröße haben wir mit dem 1,8/45 mm gemessen, im normalen Modus waren es bis gut 48.000 Kilobyte. Bei der kritischen visuellen Beurteilung unseres Testaufbaus zeigt sich die E-M5 II bis ISO 800 nahezu tadellos, ab ISO 1600 zeigen sich erste Verluste durch den Rauschfilter, die ab ISO 3200 schon recht kräftig ausfallen.

Der Einzel-Autofokus ist wie von Olympus gewohnt rasend schnell – die Auslöseverzögerung bleibt mit dem M.Zuiko Digital 2,8/12-40 mm durchschnittlich unter 0,2 s. Mit 10 Bildern/s ist auch der Serienmodus sehr schnell, der Raw-Puffer fällt allerdings kleiner aus als bei der OM-D E-M1 (15 statt 40 Bilder in Folge bei 10 B/s).

Fazit

Unter dem Strich erreicht die E-M5 II das gleiche Testergebnis wie ihre große Schwester E-M1, deren Vorteil sich in erster Linie bei der AF-Nachführung im Serienbildmodus zeigt. Die beiden Olympus-Kameras sichern sich damit gemeinsam den Testsieg und liegen sogar vor Sonys Vollformatkamera Alpha 7, die allerdings bei der Bildqualität in den hohen Empfindlichkeiten ab ISO 3200 die Nase vorne hat.

> Hier gelangen Sie zum Download der Tabelle mit allen Ergebnissen aus unserem Test.

Labormessungen: Anders Uschold

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