Fabio Borquez – Karrieresprung

Der Argentinier Fabio Borquez avancierte in Deutschland mit seiner Aktfotografie zum gefeierten Fotokünstler. Nun zeigt er uns sein Talent als Porträtist.

Sebastian Sonntag

Sebastian Sonntag

Freier Journalist und Fotograf

Fabio Borquez

Fabio Borquez, porträtiert von seiner neunjährigen Tochter Aemmi. Auf dieses Bild ist der Künstler besonders stolz.

Foto: © Aemmi Borquez

Wer mit Fabio Borquez telefoniert, der sollte ein wenig Zeit einplanen, denn dieser kommunikative Südamerikaner hat viel zu erzählen. Fabios Erfolgsgeschichte beginnt in seiner argentinischen Heimat: Der studierte Architekt entdeckte dort die Fotografie und nutzt sie zunächst, um seine Reisen zu finanzieren. Mit der Architektur verdient er einstweilen seinen Lebensunterhalt.

Dann lernt Fabio seine künftige Ehefrau in Barcelona kennen. Sie ist 21, er 33. Nach zehn Minuten beschließt er, sie zu heiraten. Es folgt der Umzug nach Deutschland, in den Ruhrpott. Heute wohnt Familie Borquez in Mönchengladbach.

Porträtfotografie von Fabio Borquez

Ein Look, der an die Golden Twenties erinnert.

Foto: © Fabio Borquez

Zunächst gelingt es Fabio, in Deutschland ohne Kontakte und Sprachkenntnisse ein Renommee als Aktfotograf aufzubauen. Seine Entscheidung für dieses Genre beschreibt er zusammenfassend:

„Ich wollte meine künstlerischen Fähigkeiten zeigen und zugleich die Weiblichkeit zelebrieren – alle Facetten des weiblichen Wesens. Ich hatte allerdings kein Geld für teure Couture-Kleidung. Also habe ich die Frauen nackt fotografiert.“

Fabios Zuhause ist zugleich auch Galerie und Kulturtreff

Er selbst sieht in der Reduzierung seines künstlerischen Wirkens auf Aktaufnahmen allerdings ein typisch deutsches Schubladendenken und kämpft darum, vielschichtiger wahrgenommen zu werden. Mittlerweile stellt er seine Porträts stärker in den Vordergrund und hat es mit Talent und Charisma geschafft, sich auch einen Namen als Porträtkünstler zu erarbeiten.

Ein Fixpunkt seiner Arbeit ist heute sein Haus in Mönchengladbach. Der große, in Eigenregie restaurierte Altbau ist zugleich auch Galerie und Kulturtreff. Jeder ist hier willkommen. Wer klingelt, der bekommt eine Tasse Kaffee, ein Glas Wein – und falls gerade Fleisch auf dem Gartengrill liegt, gibt es gleich spontan ein Steak dazu.

Das Borquez-Haus ist ein pulsierender Lichtpunkt im bisweilen etwas biederen Mönchengladbach. Mancher Besucher steht nach dem Kaffee für ein paar Porträts vor Fabios Kamera oder kauft einen neuen Fine-Art-Print. Wirkliche Verkaufsgespräche gibt es kaum. Fabios Kunden kennen und schätzen seine Werke, kommen öfter vorbei. Einmal im Jahr veranstaltet der Fotograf mit großem Erfolg einen Fotomarathon: Einen Tag voller Shootings im 15-Minuten-Takt pro Porträtsitzung, zum Festpreis, inklusive einem hochwertigen Fotoabzug.

Porträtfotografie von Fabio Borquez

Trotz seines beruflichen Ehrgeizes legt Fabio viel Wert auf die Familie. Und hier wächst schon die nächste Künstler-Generation heran. Der Sohn betreibt bereits einen eigenen YouTube-Kanal, die neunjährige Tochter Aemmi hat das Aufmacherbild dieses Artikels geschossen.

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