Martin Parr in seinem Studio. Er starb gestern im Alter von 73 Jahren.
© Courtesy Martin Parr FoundationEnde Oktober hat Martin Parr noch seine aufwendig inszenierte Fotobuch-Ausstellung „Grand Hotel Parr“ im Neuen Museum Nürnberg eröffnet. In der morgen erscheinenden Januar-Ausgabe des fotoMAGAZIN finden Sie eine ausführliche Besprechung dieser spektakulären Schau, für die Parr gemeinsam mit dem Kölner Photobookmuseum ein Hotel in das Museum hat bauen lassen, um seine rund 250 erschienenen Fotobücher adäquat und unterhaltsam zu präsentieren.
Dass ausgerechnet das Fotobuch und nicht der klassische Abzug an der Wand im Mittelpunkt dieser Ausstellung steht, unterstreicht den hohen Stellenwert, den das Medium Fotobuch für Martin Parr hatte. Zugleich hatte Parr auch einen enormen Einfluss auf das Fotobuch und dessen Aufstieg in den vergangenen 20 Jahren. Natürlich: In erster Linie war Martin Parr Fotograf, dessen scharfen, humorvollen und manchmal auch bissigen Bilder der britischen Gesellschaft und des weltweiten Massentourismus nicht immer allen Betrachtern gefallen haben. Sehr oft eckte er mit ihnen an und beinahe wäre ihm die Mitgliedschaft in der Fotografenagentur Magnum verwehrt geblieben: Mit gerade einmal einer Stimme Mehrheit wurde er 1994 in diese exklusive Vereinigung gewählt.
Martin Parr in seiner Ausstellung „Grand Hotel Parr“ in Nürnberg im Oktober 2025.
© Nike SchmidtAber Martin Parr war eben weit mehr als nur ein Fotograf. Er war auch ein leidenschaftlicher Sammler von absurden und absonderlichen Dingen wie Kriegsteppichen aus Afghanistan, Saddam-Hussein-Armbanduhren und Postkarten von einsamen Straßenkreuzungen. Allen voran hat er aber eben auch Fotobücher gesammelt und sich inhaltlich intensiv mit ihnen beschäftigt. So sehr, dass er 2004 gemeinsam mit Gerry Badger das umfangreiche Nachschlagewerk „The Photobook: A History“ veröffentlichte, eine Art Fotobuchkanon, der ungeheuren Einfluss auf die Szene und einen Schub für die Akzeptanz des Mediums Fotobuch insgesamt brachte.
Bereits seit mehreren Jahren litt Martin Parr unter einer Krebserkrankung, die ihn zunehmend schwächte. Dennoch war er noch oft bei öffentlichen Veranstaltungen wie Messen, Festivals und Eröffnungen anzutreffen, dann allerdings immer mit seinem Rollator, auf den er sich stützte. Gleichzeitig versprühte er weiterhin eine unbändige Lust an der Arbeit für und mit der Fotografie, das bestätigen alle, die ihn in den letzten Monaten getroffen haben. Die von ihm gegründete Martin Parr Foundation gab heute bekannt, dass er am gestrigen Samstag in seinem Haus in Bristol gestorben ist.
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