Die Messsucherkamera Contax G2 war in vielen Punkten besser und moderner als die Leica M.
© PrivatDen Vorläufer der Contax G2, die Contax G1, brachte Kyocera 1994 und damit zu einem Zeitpunkt auf den Markt, als man am wenigsten mit ihr gerechnet hatte. Schließlich benutzte zu dieser Zeit die ganze Welt eigentlich nur zwei Kamerasysteme: Spiegelreflexkameras jeglicher Art oder eine der mehr oder weniger ausgefeilten Point-and-Shoot-Kameras – und Kyocera bediente bereits beide Marktsegmente.
Dennoch wagte das Unternehmen das Abenteuer und entwickelte ein völlig neues Messsucherkamera-System, das Contax G-System. Damit sagten die Japaner der M-Serie von Leica den Kampf an: Es war das erste neue Messsucher-System mit Wechseloptiken seit der Einführung der Leica M im Jahr 1954. Und sie meinten es ernst bei Kyocera mit ihrem Contax G-System. Nur zwei Jahre später erschien der stark verbesserte und zudem sehr hübsch designte Nachfolger: Die Contax G2.
Welches Zoomobjektiv machte die Contax G2 so legendär?
Die hatte einen noch schnelleren Verschluss (bis zu 1/6000 Sekunde), einen besseren Autofokus (jetzt ein hybrides passiv-aktives System) und sollte mechanisch zuverlässiger sein. Die Kamera ist ein wahrer Handschmeichler mit hochwertiger Haptik. Die bisherige Wechselobjektiv-Palette mit Standardobjektiv Planar 2/45 mm, Biogon 2,8/28 mm und Sonnar 2,8/90 mm wurde durch ein Planar 2/35 mm, ein grandioses Hologon 8/16 mm (verwendbar mit Extrasucher) und ein Zoomobjektiv Vario-Sonnar 3,5-5,6/35-70 mm (nur für Contax G2) erweitert.
Wodurch zeichnete sich das Vario-Sonnar 3,5-5,6/35-70 mm aus?
Dieses letztgenannte Objektiv war das erste Zoom für eine Messsucherkamera überhaupt und es nutzte die Vorteile des innovativen Contax G2-Suchers voll aus. Anders als der Leica-Sucher mit fester Vergrößerung und seinen Rahmenlinien für bestimmte Brennweiten konnte der Contax-Sucher zoomen und die Parallaxe automatisch ausgleichen. Sämtliche Objektive trugen den Markennamen Carl Zeiss, wurden aber in Japan hergestellt und sind von exzellenter Qualität, sodass diese noch heute gern an Systemkameras adaptiert werden.
Was waren die Vor- und Nachteile der Contax G2
Neben den hochklassigen Objektiven, dem Autofokus und der besonderen Sucherkonstruktion bietet die Contax G2 im Vergleich zur Konkurrentin Leica M6 aber auch eine Belichtungsautomatik und einen eingebauten motorischen Filmtransport. Doch es gibt auch Nachteile, zum Beispiel beim Auslösegeräusch und mit der totalen Nichtfunktion bei leeren Batterien. Auch die manuelle Entfernungseinstellung ist bei der Contax sehr fummelig.
Seit mehr als 20 Jahren wartet dieser prestigeträchtige Name Contax auf ein Revival. Contax ist, neben Leica und Rolleiflex, ein Markenzeichen für deutschen Kamerabau schlechthin und die Kameras, von 1932 bis 2005 hergestellt, stehen für hohe Ingenieurskunst und epochales Design. Mit der Messsucher-Kamera Contax I etablierte Zeiss Ikon 1932 ein Konkurrenzprodukt zur Leica, fortschrittlich mit Wechselobjektiv-Bajonett.
Warum verschwand Contax von der Bildfläche?
Nach desaströsen Jahren der deutschen Kameraindustrie beendete Zeiss-Ikon 1972 die Kameraproduktion, womit auch ein Abnehmer für die Objektive von Carl Zeiss wegfiel. Der im gleichen Jahr abgeschlossene Kooperationsvertrag mit der Yashica Camera Company beendete dieses Dilemma. Dann wurde Yashica 1983 von Kyocera übernommen und damit auch die Kameraproduktion. Im Jahr 2005 stellte Kyocera die Kameraproduktion dann komplett ein und das Contax-System wurde nicht fortgeführt. Trauriges Fazit: Mythos (Leica M) schlägt Innovation (Contax G) – und der Name Contax verschwindet von der Bildfläche.
Was kostet eine gebrauchte Contax G2 heute?
Wer nun über den Kauf einer gebrauchten Contax G2 nachdenkt: Die Preise für sehr gut erhaltene, funktionsfähige Exemplare sind in den letzten Jahren wieder gestiegen. Für chromfarbene Kameras mit Standardobjektiv 2/45 mm müssen bei Privathändlern knapp 1400 Euro, bei gewerblichen gut 2000 Euro auf den Tisch gelegt werden. Auf dem deutschen Markt ist diese Kamera aber ohnehin eher schwer zu finden. Die meisten (gewerblichen) Gebrauchtangebote stammen aus Japan und dann kommen zum nicht ganz günstigen Preis auch noch erhebliche Porto- und Zollkosten hinzu.
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