Asiatisches Duell: Oppo Find X8 Ultra vs. Sony Xperia 1 VII


Zwei neue Smartphones mit vielversprechender Kameratechnik haben sich zum Praxistest eingefunden: Sonys Xperia 1 VII aus Japan und Oppo Find X8 Ultra aus China. Wer hat die Nase vorn?

Farbiges Porträt von Andreas Jordan vor neutralem Hintergrund

Andreas Jordan

Andreas Jordan ist freier Journalist und Mediendesigner.

Beim Oppo Find X8 Ultra sind die Objektive im Kreis angeordnet, beim Sony Xperia 1 VII als Seitenleiste.

Beim Oppo Find X8 Ultra sind die Objektive im Kreis angeordnet, beim Sony Xperia 1 VII als
Seitenleiste.

© Andreas Jordan

Seit unserem letzten großen Smartphone-Vergleichstest (fM 8/25, Testsieger Xiaomi 15 Ultra) hat sich einiges getan. Schon in der Ausgabe 9/25 hatten wir das in Kooperation mit Zeiss entwickelte Vivo X200 Pro getestet, das eine der besten Telekameras mitbringt. Sony wollte das Xperia 1 VII eigentlich schon im Mai ausliefern, hat das Gerät aber wegen Problemen mit der Stromversorgung teilweise vom Markt nehmen müssen. Diese sind nun behoben und das Android-Smartphone ist zumindest auf dem deutschen Markt wieder erhältlich. Das zweite Testgerät kommt von Oppo: Das Find X8 Ultra (in fM 8/25 hatten wir das Pro getestet), wurde offiziell in Deutschland noch nicht gelauncht, ist aber bspw. über Tradingshenzhen.com erhältlich. Apples brandneues iPhone 17 stand uns leider nicht rechtzeitig zum Test zur Verfügung, wir haben es aber mit technischen Daten in die Tabelle aufgenommen und stellen es separat auf Seite 80 vor.

Sony Xperia 1 VII

Trotz geringer Marktanteile mischt Sony – als einziger Hersteller konventioneller Kameras – im hart umkämpfte Smartphone-Geschäft mit. Allerdings war die Rückruf-Aktion des Xperia 1 VII sicher nicht gut für den Ruf des Elektronik-Giganten. Gerüchte über einen möglichen Rückzug aus einigen europäischen Märkten trat Sony entgegen: „Sony bleibt dem Xperia-Geschäft in Europa verpflichtet …“, heißt es in einem offiziellen Statement.

Im Test wollten wir wissen, wie sich das Xperia 1 VII bei der Kameraleistung schlägt. Die wohl wichtigste Neuerung gegenüber dem Xperia 1 VI (Test in fM 9/24) ist die Ultraweitwinkelkamera, die einen deutlich größeren Bildsensor nutzt (1/1,56 Zoll statt 1/2,5 Zoll). Auch im Konkurrenzvergleich gehört er zu den größten Sensoren im Ultraweitwinkelkameras, lediglich Vivo hat im X200 Ultra, das in Deutschland bisher nicht erhältlich ist, einen größeren Bildwandler verbaut (1/1,28 Zoll). Mit dem neuen Sensor hat Sony auch die Auflösung von 12 auf 48 Megapixel erhöht. Das merkt der Fotograf allerdings zunächst nicht direkt, denn das Xperia speichert standardmäßig 12-MP-Dateien (auch im Raw), fasst also bei den Weitwinkel-Kameras immer vier Pixel zu einem größeren zusammen („Pixel-Binning“).

Eine weitere Verbesserung der Ultraweitwinkelkamera: Die Lichtstärke des Objektivs wurde von 2,2 auf 2,0 erhöht, wobei die Brennweite bei 16 mm (KB-äquivalent) bleibt, was nicht ganz so extrem ist wie bei der Highend-Konkurrenz (12 bis 15 mm). Die Ergebnisse können sich sehen lassen. Bis ISO 800 haben die JPEGs eine sehr gute Qualität, für ISO 1600 und 3200 würden wir den Raw-Modus empfehlen, da es hier bei JPEGs zu ersten Texturverlusten kommt. Die mit einer guten Rauschunterdrückung entwickelten Raws (in unserem Fall mit Adobe Camera Raw) liefern selbst bei ISO 3200 noch sehr gute Ergebnisse. Damit dürfte das Xperia wohl eine der besten Ultraweitwinkelkameras besitzen.

Der Sensor der Weitwinkel-Hauptkamera ist dagegen im Konkurrenzvergleich nicht sonderlich groß. Der 1/1,35-Zoll Typ hat im Vergleich zum Kleinbild einen 3,9-fachen Crop-Faktor und ist damit deutlich kleiner als beim Klassenprimus Xiaomi 15 Ultra und dem Oppo X8 Ultra (beide 1Zoll, 2,6x-Crop). Trotzdem ist die Bildqualität im JPEG bis ISO 1600 gut bis sehr gut, darüber lohnt sich der Raw-Modus, der mehr Details liefert, ohne das Rauschen zu stark ansteigen zu lassen. Ausschließlich bei der Hauptkamera lässt sich auch eine Aufnahme mit 48 Megapixeln aktivieren, dann allerdings nur im JPEG-Modus und ohne manuelle Kontrollen bspw. über den ISO-Wert. Das Ergebnis lohnt sich aber: Wenn man die Auflösung angleicht sind die 48-MP-Aufnahmen schärfer und detailreicher als die 12-MP-Bilder.

Wie üblich lässt sich die kleinbildäquivalente Brennweite der Hautkamera per Sensor-Crop auf 48 mm verlängern. Dabei wird nur noch ein Viertel der Fläche das Sensors genutzt und mit „echten“ 12 Megapixeln aufgenommen, also ohne Pixel-Binning. Das Ergebnis ist eine deutlich schlechtere Bildqualität. Schon bei ISO 200 zeigen sich im JPEG erste Schärfeverluste und die Raws haben mit Rauschen zu kämpfen. Den ISO-Bereich hat Sony bei 48 mm auf ISO 1600 begrenzt, die Qualität ist bei dieser Empfindlichkeit aber bereits stark eingeschränkt.

Das Sony Xperia kann sogar bis 170 mm (KB) zoomen, die Qualität ist aber schlechter als beim Oppo (Ausschnitt: 100 % bei 300 dpi).

Das Sony Xperia kann sogar bis 170 mm (KB) zoomen, die Qualität ist aber schlechter als beim Oppo (Ausschnitt: 100 % bei 300 dpi).

© Andreas Jordan

Eine Besonderheit ist das Teleobjektiv: Nach wir vor als einziger Hersteller baut Sony ein echtes stufenloses optisches Zoom – die Konkurrenz versteht unter Zoom lediglich die Vergrößerung der Telefestbrennweite gegenüber der Hauptkamera. Bei Sony reicht der optische Zoom von 85 bis 170 mm entsprechend Kleinbild. Der offensichtliche Nachteil ist der sehr kleine 1/3,5-Zoll-Sensor, der ohne Pixel-Binning 12 Megapixel auflöst, sowie die im Tele auf f/3,5 nachlassende Lichtstärke. Die Ergebnisse sind entsprechend. Selbst in den unteren ISO-Stufen kann die JPEG-Bildqualität bei kritischer Betrachtung nicht voll überzeugen. Leider helfen auch die Raws nicht weiter. Sie zeigen deutliche Unschärfen und ein starkes Rauschen, das im JPEG mit einer kräftigen Rauschunterdrückung und Scharfzeichnung korrigiert wird, was zu einem unnatürlichen, harten Bildeindruck führt.

Natürlich bringt das Xperia 1 VII einen Bokeh-Modus mit, kann also eine digitale Hintergundunschärfe simulieren, und zwar mit allen Brennweiten außer der Ultraweitwinkelkamera. Das funktionierte im Test bei den meisten Motiven recht gut, übrigens auch im Video.

Das Sony Xperia hat einen Bokeh-Modus für eine digital simulierte Hintergrundunschärfe, der bei dem meisten Motiven gut funktioniert.

Das Sony Xperia hat einen Bokeh-Modus für eine digital simulierte
Hintergrundunschärfe, der bei dem meisten Motiven gut funktioniert.

© Andreas Jordan

Anders als bspw. Samsung, Vivo und Xiaomi bietet Sony kein 8K-Video. Stattdessen gelingt das praxisnähere 4K mit bis zu 120p – und zwar mit allen drei Rückseitenkameras. Eine Sony-Spezialität verbirgt sich hinter der Einstellung „KI-Kamera“. Hier lässt sich bei den beiden Weitwinkelkameras festlegen, dass das Motiv per Sensor-Crop immer in der Bildmitte gehalten wird – aufgezeichnet wird dann mit Full-HD. Ebenfalls aus einigen Alpha-Kameras bekannt ist „Automatische Einrahmung“ (auch als „Auto Framing“ bekannt), was ebenfalls mit den mit den 16- und 24-mm-Kameras funktioniert. Hierbei wird das Hauptmotiv per Crop stark vergrößert und es können zwei Videos gleichzeitig aufgezeichnet werden: Totale in 4K und Close-up in Full-HD. Die Möglichkeit, parallel Videos mit der Selfie- und der einer Rückseitenkamera aufzunehmen, bietet die Kamera-App leider nicht.

Weitere Videofunktionen sind HDR, S-Cinetone, ein Produktpräsentationsmodus (Fokus springt trotz Gesichtserkennung auf ein in die Kamera gehaltenes Produkt) und eine Priorisierung von Stimmen bei der Audioaufnahme.

Oppo Find X8 Ultra

Das Spitzenmodell von Oppo wurde bei Redaktionsschluss Anfang September in Deutschland noch nicht offiziell vermarktet, daher stand uns zum Test die internationale Version zur Verfügung. Obwohl wir das Gerät auf deutsche Sprache eingestellt hatten, tauchten gelegentlich chinesische Texte auf und es waren viele chinesische Apps installiert. Selbst den GooglePlay-Store und die deutsche Gboard-Tastatur mussten wir nachinstallieren. Das Display ist etwas größer als das des Xperia und hat eine deutlich höhere Auflösung. Vorteil Oppo: Im Lieferumfang befindet ich ein Bumper. Mit seinen im Kreis angeordneten und mit dem Hasselblad „H“ beschrifteten Kameras liegt das X8 Ultra besser auf einer flachen Oberfläche, während das Xperia mit der seitlichen Kameraleiste ohne Bumper hin- und herwackelt. Neben dem automatischen Foto-Modus steht für manuelle Einstellungen der „Master Pro“-Modus zur Verfügung. Hier kann der Fotograf Belichtungszeit und ISO manuell einstellen. Nur im Master-Modus lässt sich das Raw-Format aktivieren – leider gibt es keine Möglichkeit, JPEG und Raw gleichzeitig aufzunehmen.

Das längste Brennweite beträgt beim Oppo Find X8 Ultra 24,9 mm, was 135 mm beim Kleinbild entspricht. Die Qualität ist auch bei ISO 200 sehr gut (Ausschnitt 100 % bei 300 dpi).

Das längste Brennweite beträgt beim Oppo Find X8 Ultra 24,9 mm, was 135 mm beim Kleinbild entspricht. Die Qualität ist auch bei ISO 200 sehr gut (Ausschnitt 100 % bei 300 dpi).

© Andreas Jordan

Das Oppo-Smartphone ist mit vier Rückseitenkameras von Sony ausgestattet, die jeweils 50 Megapixel auflösen, wobei wie üblich vier Pixel zusammengefasst und somit rund 12,5 Megapixel gespeichert werden. Wer will kann aber auch mit allen Kameras die vollen 50 Megapixel aufnehmen oder einen Hi-Res-Modus aktivieren, in dem die Kamera bei optimalen Lichtverhältnissen rund 25 Megapixel aufnimmt, also zwei Pixel zusammenfasst.

Die Ultraweitwinkelkamera ist bei gleicher Lichtstärke etwas weitwinkliger als die bei Sony (15 statt 16 mm beim Kleinbild), nutzt aber einen deutlich kleineren Bildsensor (1/2,75 Zoll statt 1/1,56 Zoll). In den unteren ISO-Stufen sind die Ergebnisse des Xperia daher auch besser. Überraschenderweise kann das Oppo-Smartphone die Qualität aber mit steigenden ISO-Werten weitgehend halten und ist bei ISO 3200 sogar etwas besser als Sony.

Bei der Weitwinkel-Hauptkamera hat Oppo schon auf dem Papier deutliche Vorteile: Größerer Sensor (1 Zoll statt 1/1,35 Zoll) und höhere Lichtstärke (1,6/23 mm gegen 1,9/24 mm). Das macht sich auch in Praxis bemerkbar: In den unteren ISO-Stufen liefern beide Smartphones gute Ergebnisse, wobei Sony stärker nachschärft. Ab ISO 1600 zeigt das Find X8 Ultra einen geringeren Texturverlust, bei ISO 3200 und höher ist der Unterschied zugunsten des Oppo sehr deutlich. Während bei Sony bei ISO 6400 Schluss ist, bietet Oppo auch noch ISO 12.800 – mit guter Qualität! Auch beim Find X8 Ultra gibt es den üblichen 2x-Modus mit Sensor-Crop (47 mm beim Kleinbild), bei dem nur noch ein Viertel des Sensor genutzt wird. Auf Basis der größeren Sensors sind die Ergebnisse deutlich besser als bei Sony, selbst Aufnahmen mit ISO 12.800 sind noch brauchbar. Die hervorragende High-ISO-Performance des Find X8 Ultra betrifft alle Kameras und wird durch eine Verrechnung von bis zu neun Raw-Aufnahmen erreicht (Multishot-Technologie).

Das erste Teleobjektiv des Find X8 Ultra erreicht 70 mm bei Lichtstärke 2,1, der Bildsensor ist deutlich größer als bei Sony (1/1,56 statt 1/3,5 Zoll). Entsprechend sind die Ergebnisse. Die Qualität ist zwar nicht so gut wie bei der Weitwinkel-Hauptkamera, aber deutlich besser als beim Zoom-Objektiv von Sony. Auch hohe Empfindlichkeiten bis ISO 3200 sind gut nutzbar.

Eine digitale Hintergrundunschärfe kann das Oppo mit allen Kameras außer der Ultraweitwinkelkamera im Porträt-Modus ins Bild zaubern, wobei sich Blendenwerte von f/1,4 bis f/16 wählen lassen. Eine Besonderheit ist der aus der Hasselblad-Welt stammende Xpan-Modus, der ein extremes Breitbild (65:24) aufnimmt. In der Nachbearbeitung stehen KI-Funktionen, bspw. zur Entfernung von Spiegelungen in Fenstern, zur Verfügung. Wie das Xperia nimmt auch das Find X8 Ultra mit allen Rückseitenkameras Videos bis zu 4K/120p auf. Im Pro-Modus lässt sich auch ein flaches Log-Profil wählen. Anders als das Xperia beherrscht das X8 Ultra Dual-Video, kann also parallel mit der einer Rückseiten- und der Selfie-Kamera aufnehmen – prima für Produktpräsentationen.

Fazit: Der Sieg im Vergleichstest geht nach China

Nur bei der Ultraweitwinkelkamera kann das Sony Xperia 1 VII mit dem Oppo Find X8 Ultra mithalten. Erstaun­lich ist vor allem, dass es den Chinesen gelingt, die Qualität in den hohen ISO-Stufen zu halten. Das kann nur mit digitalen Tricks, sprich der Verrechnung mehrerer Aufnahmen, funktionieren. Bleibt zu hoffen, dass das Find X8 Ultra bald offiziell in Deutschland gelauncht wird. Bei Sony stellt sich die Frage, wie ernst das Unter­nehmen den Smartphone-Markt nimmt, wenn es die besten Sensoren – etwa den 1-Zoll-Sensor in der Hauptkamera – lieber an die Konkurrenz verkauft, statt sie in die eigenen Geräte einzubauen.

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