Eine Hasselblad 500 CM mit dem legendären Objektiv Carl Zeiss Planar 2,8/80mm T*
© Winfried WarnkeDie Hasselblad ist so gut, dass die NASA sie sogar mit auf den Mond mitgenommen – und ironischerweise auch gleich dort gelassen hat. Nicht, dass die Kameras den Flug zum Erdtrabanten nicht überlebt hätten – die Astronauten ließen die Kameragehäuse samt Objektiven aus Gewichtsgründen dort und brachten stattdessen lieber Gesteinsproben mit zurück auf die Erde. Zwölf modifizierte Hasselblads liegen deshalb auf dem Mond, was natürlich nur ein Bruchteil der mehr als 300.000 Exemplare der C-Serie ist, die über die Jahrzehnte hergestellt wurden.
Dabei ist die gesamte Geschichte dieser Kamera, die schlichtweg als Synonym für das professionelle 6x6-Format steht, mindestens genauso spannend wie die Kameras selbst: In einer Zeit, in der noch einzelne Personen ganze Kamerasysteme kreierten und technische Meilensteine hervorbrachten, schuf der Schwede Victor Hasselblad, begnadeter Techniker und gewitzter Geschäftsmann zugleich, seine Ur-Hasselblad: Das Modell 1600 F wurde 1948 in New York vorgestellt und entwickelte sich im Profi-Sektor schnell zum Verkaufsschlager. Eine technisch modifizierte Fassung, die Hasselblad 500 C-Serie, war seit Ende der 1950er Jahre das konkurrenzlose Produkt in der Mittelformat-Fotografie.
Zwar hat Hasselblad nicht das quadratische 6x6-Format erfunden, aber er hat stark zu seiner Popularität beigetragen. Ein Novum war hingegen das modulare Konzept der Kamera: Um den würfelförmigen Kamerakörper bilden Wechsel-Objektiv, -Filmmagazin und -Sucher die Grundlage für ein riesiges Foto-System. Trotz des Baukasten-Charakters liegt dieser „Zauberwürfel“ erstaunlich gut in der Hand und lässt fast vergessen, dass es sich um ein Mittelformatsystem handelt.
Schwedenstahl und Zeiss-Objektive sind der Garant für höchste Zuverlässigkeit und Qualität. Wer einen Hasselblad-Body in die Hand nimmt, spürt das perfekte Finish: Die grazil abgerundeten, verchromten Ränder des Gehäuses geben ein Gefühl angenehmer Feinheit. Dieser Präzisionsgenuss setzt sich bei den anderen Elementen, Sucher und Magazin, fort.
Wer sich heute im Profi-Alltag abgenutzte Hasselblads betrachtet und die tausendfach gewechselten Filmmagazine in der Hand hält, erahnt die Belastung, die diese Teile erfahren haben. Für eine ganze Generation an Fotoassistenten war dieser mechanische Bolide das reinste Arbeitsbeschaffungsprogramm, galt es doch im hohen Tempo immer frisch geladene Rollfilmmagazine parat zu haben – schließlich passen auf einen 120er-Rollfilm nur zwölf Fotos. Der riesige Filmverbrauch ist für heutige digitale Speicherkartenverhältnisse kaum vorstellbar.
Wenn die Hasselblad nicht gerade von Astronauten auf dem Mond eingesetzt wurde, kam sie vor allem in der Mode- und Lifestyle-Fotografie zum Einsatz – gerne im Fotostudio, aber auch außerhalb bei der eher dynamischen People-Fotografie: Dank motorisierter Typen waren eine hohe Bildqualität und Schnelligkeit kein Widerspruch mehr. Ansonsten ist die Hasselblad bis heute in der (oft künstlerischen) Porträt- und Dokumentarfotografie sehr beliebt.
Innerhalb des gesamten Hasselblad-Programms bildet die 500-er Serie, auch V-Serie genannt, das Herzstück und für Sammler klassischer Kameras ist insbesondere das Erfolgsmodell 500 CM ein Must-have, denn es kombiniert pure Mechanik mit der Reife langjähriger Serienproduktion.
Um heute 500 CM-Typen in einem sehr guten Zustand und mit einwandfreier Funktionalität zu finden, muss man schon etwas suchen und inklusive Planar 2,8/80mm T* auch rund 2.000 Euro auf den Tisch legen. Dafür bekommt man aber nicht einfach nur eine Kamera, sondern einen geradezu sinnlichen Mythos.
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