Hochzeitsfotografie: Ein spektakuläres Brautpaar-Foto braucht meist ausreichend Zeit und die richtige Vorbereitung.
© AdobeStock / amixstudioSommerzeit ist Trauungszeit – und damit auch Hochsaison der Hochzeitsfotografie. Gerade Amateure sollten die Verantwortung und die Herausforderungen der Hochzeitsfotografie an diesem besonderen Tag nicht unterschätzen! Für einige Motive haben Sie unter schwierigen Lichtbedingungen nur wenige Sekunden Zeit, bisweilen auch im Gedränge; bei anderen Bildern wiederum sind diplomatisches oder psychologisches Geschick und Entertainment gefragt. Wir haben die wichtigsten und schwierigsten Motive des Hochzeitstags für Sie zusammengestellt und verraten Ihnen, worauf Sie achten müssen, damit das Brautpaar diesen Tag auch fotografisch als absolutes Highlight in Erinnerung behält.
Brautpaar-Shooting in der Hochzeitsfotografie
Das obligatorische Brautpaar-Shooting vereint gleich mehrere Herausforderungen für den Fotografen. Als Klassiker der Hochzeitsfotografie, wertvolle Erinnerung und häufig auch Deckblatt für die Dankeskarten ist es eines der wichtigsten Motive überhaupt. Gleichzeitig stehen Sie als Fotograf vor dem Kunststück, nervöse, oft gestresste Personen ohne Kameraerfahrung unter Zeitdruck maximal vorteilhaft und möglichst harmonisch abzulichten. Dazu kommen ungewohnte Locations, und auch Wind und Wetter müssen im Auge behalten werden. Um hier gute Ergebnisse abzuliefern, sollten Sie nicht nur technisch souverän agieren, sondern auch als Coach und Stimmungsmacher auftreten.
Umso wichtiger ist eine gute Vorbereitung! Vereinbaren Sie vor der Hochzeit in Ruhe ein Treffen mit dem Paar: Welche Motive wünschen sie sich? Welche Stimmung soll transportiert werden? Gibt es Beispielfotos? Machen Sie bei diesem Termin gerne bereits ein paar Bilder des Paares im Garten – in Zivil –, um Vertrauen auf- und Hemmschwellen abzubauen.
Besichtigen Sie vorab die Location, idealerweise zu einer ähnlichen Tageszeit. Wo fällt das Licht besonders schön? Gibt es schattige Plätze oder überdachte Alternativen bei Regen? Finden sich natürliche Rahmen wie ein Torbogen oder eine Allee, in die Sie das Brautpaar einbetten können?
Beim Shooting am Hochzeitstag selbst sollten Sie sich unbedingt Unterstützung ins Boot holen, idealerweise einen Trauzeugen oder einen anderen Vertrauten des Brautpaars. Dieser dient als Assistenz für den Fotografen, beispielsweise, indem er einen Reflektor hält, beim Umziehen hilft oder das Brautkleid auf schmutzigem Terrain anhebt, und ist zudem der perfekte Anker für das Brautpaar und kann als Vertrauensperson je nach Situation beruhigen, auflockern oder anheizen.
Ist der Hochzeitstag zu eng getaktet oder Ihr Brautpaar im Vorfeld stark verunsichert, sollten Sie ein separates Brautpaarshooting am Tag vor oder nach der Hochzeit in Erwägung ziehen – entspannt, ohne Stress und ohne Zeitdruck. Das entlastet nicht nur Sie als Fotografen, sondern gibt auch dem Brautpaar die Möglichkeit, sich in die ungewohnte Rolle vor der Kamera hineinzufinden – und gegen Ende vielleicht sogar ein wenig über sich hinauszuwachsen!
Tipp: Viele Bräute entspannen sich erst nach dem Fotoshooting – planen Sie es also nicht zu spät. Und behalten Sie Make-up, Frisur und Kleidung im Blick: Gegen Abend haben häufig sowohl Styling als auch Outfit gelitten. Achten Sie auf Details wie flatternde Haare oder verrutschte Accessoires – diese Kleinigkeiten machen in der Hochzeitsfotografie oft den entscheidenden Unterschied.
Der Kuss – Königsdisziplin der Hochzeitsfotografie
„Sie dürfen die Braut jetzt küssen“ – das ist Ihr Stichwort für eines der schwierigsten und wichtigsten Motive des gesamten Hochzeitstages. Die ganze Szene dauert nur wenige Sekunden und findet oft in schlechtem Licht in der Kirche oder auf dem Standesamt statt. Zudem ist die perfekte Perspektive häufig durch den Pfarrer oder Standesbeamten versperrt, und Sie haben nur eine einzige Chance.
Der Kuss ist eines der wichtigsten und zugleich schwierigsten Motive der Hochzeitsfotografie, denn er dauert meist nur ein bis drei Sekunden. Seien Sie also vorbereitet und haben Sie eine gute Sicht auf das Brautpaar!
© Adobe Stock / Rawpixel.comFür das perfekte Kussfoto – und alle anderen Aufnahmen in der Kirche – ist es wichtig, vorab mit dem Pfarrer zu sprechen. Wo dürfen Sie sich aufhalten? Welche Perspektive ist erlaubt? Wann dürfen Sie fotografieren – und wann nicht! Wer zu präsent agiert, riskiert Unmut – und stört die Zeremonie. Lassen Sie sich vom Pfarrer zudem detailliert erklären, wann welches für Sie wichtige Motiv stattfindet: Kuss, Ringtausch, Fürbitten etc. Im Idealfall gibt der Pfarrer Ihnen im richtigen Moment ein Zeichen und macht Ihnen den Weg frei, um das Brautpaar frontal vor der Gemeinde abzulichten. Ganz wichtig: Halten Sie sich an getroffene Absprachen, auch wenn das bedeuten kann, ein Bild eventuell nicht aus der perfekten Position einfangen zu können – niemand möchte, dass der Pfarrer Sie während der Zeremonie und vor versammelter Hochzeitsgesellschaft rügt.
Auch technisch gibt es während der Zeremonie einiges zu beachten: Um minimal aufzufallen, sollten Sie unbedingt im Silent-Modus fotografieren und auf Blitzlicht verzichten. Nutzen Sie idealerweise zwei Kameras: eine mit Standardzoom für flexible Distanzen und eine mit lichtstarkem Tele für Nahaufnahmen ohne störendes Herantreten. Achten Sie auch in dunklen Kirchen auf ausreichend kurze Verschlusszeiten – lieber ein etwas unterbelichtetes oder verrauschtes Foto als ein unscharfes!
Ringtausch und Unterschrift
Im Vergleich zum Kuss bleibt Ihnen bei diesem Motiv etwas mehr Zeit. Für perfektes Timing und die ideale Perspektive sollte aber auch dieser Teil der Zeremonie klar mit dem Pfarrer oder dem Standesbeamten abgesprochen sein. Eine Herausforderung besteht darin, innerhalb kurzer Zeit sowohl Details der Unterschrift oder der Hände als auch eine Totale inklusive der Gäste einzufangen. Arbeiten Sie idealerweise auch hier mit zwei Kameras: eine mit Tele-Objektiv, eine mit Standard-Zoom. Wenn Sie sich entscheiden müssen, wählen Sie die kürzere Brennweite – Aufnahmen mit Publikum und den Gesichtern des Brautpaars sind immer stimmungsvoller und als Erinnerung wichtiger als ein reines Detail einer Hand mit Ring.
Beliebtes Motiv in der Hochzeitsfotografie ist der Ringtausch. Hier haben Sie ein wenig mehr Zeit als beim Kuss, aber auch dafür sollten Sie gut vorbereitet sein. Neben Details mit Ring und Händen sollten Sie auch Totalaufnahmen vom Paar und der Gesellschaft machen.
© AdobeStock / BergamascoWichtig: Bleiben Sie auch hier unauffällig. Der Fokus aller Anwesenden soll beim Brautpaar liegen, nicht bei Ihnen. Positionieren Sie sich vorab, bewegen Sie sich ruhig und mit Bedacht. Oft reicht eine Position leicht seitlich hinter dem Standesbeamten oder dem Pfarrer.
Gruppenfoto in der Hochzeitsfotografie
Erstaunlicherweise wird das Gruppenfoto als Motiv häufig unterschätzt, dabei ist es sowohl psychologisch als auch in Bezug auf die Location ähnlich anspruchsvoll wie das Brautpaar-Shooting. Es gibt ungeduldige Kinder, bisweilen zerstrittene Familienteile, Teile der Gäste sind nicht auffindbar, das Essen wartet, der Ort des Gruppenfotos ist nicht allen Gästen klar etc. Um all diese Problem auf ein Minimum zu reduzieren, sollten Sie dieses Foto besonders gut planen! Sprechen Sie das Setting mit dem Paar vorher genau ab. Wie viele Gäste? Gibt es körperliche Einschränkungen? Gibt es Konstellationen, die vermieden werden sollten? Gibt es bestimmte Gäste, die auf keinen Fall fehlen dürfen? Oder umgekehrt Gäste, die nicht mit abgelichtet werden möchten?
Die Hochzeitsgesellschaft im Gruppenfoto ist ein zentrales Motiv der Hochzeitsfotografie – gut geplant, bleibt es allen in bester Erinnerung.
© AdobeStock / HalfpointSuchen Sie bereits vorab eine Location mit Überblick, an der Sie die Gäste mehrreihig aufstellen können – eine Treppe oder ein erhöhter Standpunkt ist ideal. Sollte das nicht möglich sein, suchen Sie sich selbst eine leicht erhöhte Position zum Fotografieren – eine kleine Leiter oder ein Stuhl können eine große Hilfe sein. Vermeiden Sie harte Schatten in der Mittagssonne. Wählen Sie einen schattigen Platz oder fotografieren bei Sonne im Gegenlicht – es sei denn, Sie können souverän damit umgehen. Klären Sie mit dem Brautpaar ab, ob wirklich alle Gäste vor Ort sind, und binden Sie am besten mehrere Personen ein, um noch fehlende Familienmitglieder einzusammeln.
Für das Foto selbst sind anschließend Ihre Entertainer-Qualitäten gefragt. Sprechen Sie laut und motiviert, achten Sie auf zurückhaltende bis abgeneigte Gäste und holen Sie diese charmant mit ins Boot! Legen Sie bei der Positionierung der einzelnen Personen Wert darauf, dass jeder Sie gut sehen kann – und folglich auch von Ihnen gesehen wird. Kleine Personen nach vorne, große nach hinten, alle möglichst kompakt nebeneinander.
Fotografieren Sie im Serienbild-Modus. Irgendjemand blinzelt immer – so können Sie später problemlos die Augen gegen ein anders Bild austauschen.
Unterschätzen Sie zudem nicht die kleinen Gruppenbilder: In der Hochzeitsfotografie sind diese Fotos für die Familie oft mindestens genauso wichtig wie das große Ganze und kosten Sie als Fotografen wertvolle Zeit, die Sie so vorher nicht eingeplant hatten.
Brautvorbereitung fotografieren
Im Vergleich zu den vorherigen Motiven geht es bei der Brautvorbereitung deutlich ruhiger und auch entspannter zu. Hier kommt es vor allem auf emotionale, sinnliche Aufnahmen an, die dem Betrachter später ein Gefühl der Intimität und Vorfreude vermitteln – insbesondere dem Bräutigam, der diesen Teil des Hochzeitstages in der Regel verpasst. Für Sie als Hochzeitsfotograf gilt hier: Zurückhaltung ist Pflicht. Sie sind Gast in einem privaten Raum und lediglich als stiller Begleiter und Beobachter vor Ort. Verhalten Sie sich leise und freundlich, sprechen Sie der Braut Mut zu, wenn nötig, überlassen Sie die Kommunikation ansonsten aber weitgehend ihr und ihrer mentalen Unterstützung – häufig eine Trauzeugin.
Das Fotografieren der Brautvorbereitung ist meist eine deutlich entspanntere Disziplin der Hochzeitsfotografie. Als Fotograf sollten Sie aber zurückhaltend agieren.
© Adobe Stock / dimadashaAchten Sie auf schöne Details, nutzen Sie das Gegenlicht, fotografieren Sie durch Türen oder Spiegel, spielen Sie mit Unschärfe. Perfektion ist hier zweitrangig – es geht um Atmosphäre. Klären Sie im Vorfeld ab, ob die Braut beim Anziehen des Hochzeitskleides fotografiert werden möchte. Oft entstehen hier besonders sinnliche und intime Bilder, verständlicherweise möchte aber nicht jede Frau beim Anziehen abgelichtet werden.
Tipp: Informieren Sie sich auch, wann und wo sich der Bräutigam zurechtmacht. In der Regel dauert das deutlich kürzer, das Richten der Krawatte vor dem Spiegel kann aber ebenfalls ein sehr lohnenswertes Motiv abgeben.
Torte anschneiden
Dieses Motiv geht im Trubel der Hochzeitsfeier häufig ein wenig unter. Sprechen Sie mit dem Brautpaar oder dem Veranstalter: Wann kommt die Torte? Wo wird sie platziert? Ist genügend Licht vorhanden oder sollten Sie blitzen?
Nutzen Sie bei diesem Motiv gerne zwei Perspektiven: eine Detailaufnahme der Hände am Messer und eine Totale mit der Torte und dem Paar. Im Gegensatz zur Kirche sind Aufnahmen mit Blitz hier kein Problem und können sogar sinnvoll sein, um einen besonderen Look zu erzielen. Halten Sie auch den Moment danach fest: das Lachen, das erste Stück Torte auf dem Teller, das gegenseitige Füttern. Derartige Bilderserien machen die Hochzeitsreportage nochmals deutlich lebendiger.
Details
Zwischen all diesen Must-haves und Standardmotiven verstecken sich im Verlauf des Tages etliche lohnenswerte Details: Tischdekoration, Namenskärtchen, das Ringkissen, der noch unberührte Trausaal, der Brautstrauß, die verschlungenen Hände des Paares in der Kirche.
Kleine Details wie das Ringkissen machen die Hochzeitsfotografie besonders lebendig und bewahren Erinnerungen, die sonst leicht untergehen.
© AdobeStock / ViktorieDiese Motive wirken auf den ersten Blick vielleicht nebensächlich, doch oft sind es genau diese Details, die im Nachgang die Stimmung und die Liebe, die in diesen Tag gesteckt wurden, am besten wiedergeben – zumal dem Brautpaar im Eifer des Gefechts gerade diese Nebensächlichkeiten häufig komplett entgehen. Nutzen Sie lichtstarke Objektive, inszenieren Sie kleine Stillleben und spielen Sie mit dem natürlichen Licht und verschiedenen Blendenöffnungen.
Fazit: Hochzeitsfotografie erfordert Technik und Taktgefühl
Hochzeitsfotografie ist kein Job für schwache Nerven, zu oft werden überforderte Amateure hier ins kalte Wasser geworfen und gehen gnadenlos unter. Um an diesem hochemotionalen Tag und einem streng durchgetakteten Ablauf liebevolle, hochwertige Bilder abzuliefern, brauchen Sie die richtige Technik, Timing – und Taktgefühl. Wer gut vorbereitet ist, aufmerksam agiert und mit Herz fotografiert, wird mit Bildern belohnt, die weit über die üblichen Erinnerungen hinausgehen.
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