Schwer, unhandlich und teuer, aber auch von hoher Qualität und mit viel Sexappeal: Die Rolleiflex 2,8 F gilt vielen als die Königin unter den „Zweiäugigen“ und findet bis heute Fans.
© Bernd NasnerZugegeben: Rolleiflexen sind unhandlich, teuer und mit 1,2 Kilogramm eher schwer. Außerdem sind sie langsam und etwas umständlich zu bedienen. Und trotzdem: Unter den „Zweiäugigen“ ist die Rolleiflex 2,8 F die Königin. Ein Mythos und eine technische Meisterleistung. Nimmt man sie in die Hand (oder besser: in die Hände), spürt man auch das Gewicht der langen deutschen Kamerageschichte: Sie ist absolut wertig, unendlich solide und dennoch filigran – das hohe Gewicht ist in diesem Fall keine Last, sondern eine Beruhigung und strahlt Sicherheit aus. Denn die Rolleiflex zwingt zum bewussten, der Kreativität eher förderlichen Fotografieren. Es ist ein faszinierendes Gefühl, wenn man die Mittelformatkamera hält und von oben durch den Faltlichtschachtsucher auf der großen Mattscheibe mit Bedacht sein Motiv komponiert. Kein Spiegelschlag stört die intime fotografische Atmosphäre im Moment des Auslösens, stattdessen spürt man den typischen Sound eines surrenden Compur-Verschlusses.
Bildformat der Rolleiflex 2,8 F lässt kreativen Spielraum
Insbesondere in der Porträt- und Landschafts-, aber auch in der Reportagefotografie sind durch namhafte Fotografen und Künstler wie Diane Arbus, Richard Avedon, Robert Capa, Vivian Maier und Lee Miller Bildikonen der Fotografiegeschichte entstanden. Das quadratische 6x6-cm-Format hat ausreichend qualitativen Spielraum für Ausschnittsvergrößerungen und nachträgliche Entscheidungen für ein Hoch- oder Querformat.
Innerhalb der Rolleiflex-Baureihen ist die Rolleiflex 2,8 F der Typ, der am längsten gebaut wurde und ausschließlich mit mechanischen Bauteilen versehen ist. Von diesem Spitzenmodell wurden insgesamt 82.000 Stück in zwei Objektiv-Ausführungen hergestellt: Einmal mit dem Carl Zeiss Planar 1:2,8/80 mm wie oben auf dem Foto zu sehen, einmal mit dem Schneider-Kreuznach Xenotar 1:2,8/80 mm. Für den Verkauf in Ostblockländer wurde der Name in Zeiss Opton PL 1:2,8/80 mm geändert, um Namensstreitigkeiten wegen des Namens Zeiss zu vermeiden.
Für die Zweiäugige griff man tief in die Tasche
Schnäppchen waren die 2,8 F-Typen schon damals nicht: 1960 lag der Preis für die Rolleiflex mit dem Planar-Objektiv bei 868 Mark, nur acht Jahre später war dieser bereits auf 1359 Mark gestiegen. Mit Xenotar-Optik war die Rolleiflex 2,8 F bereits bei der Einführung 818 Mark teuer - 20 Jahre später kostete die Kamera 2100 Mark.
Leica und Rollei sind die deutschen Kultmarken im Kamerabau. Doch während Leica nach wie vor Kameras produziert, sind die letzten Rolleiflex als Sondermodelle 2015 hergestellt worden. Neu sind sie heute also nicht mehr verfügbar, aber gerade das macht diese legendären Twin-Lens-Reflex-Serien auf dem Gebrauchtmarkt so begehrt. Insbesondere die rein mechanische Endserie, die Rolleiflex F-Typen, erzielen hohe Preise auf dem Secondhandmarkt. Die Rolleiflex 2,8 F, bestückt mit Zeiss Planar, ist hoch gefragt und kostet im hervorragenden Zustand um die 2000 Euro, weil diese Kamera neben ihren zweifelsohne nostalgischen Reizen auch einen hohen Gebrauchswert besitzt.
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