Unser Redakteur Lars Theiß kümmert sich vorwiegend um Tests und Praxisthemen rund um Kameras, Objektive und Zubehör. Seit 1995 arbeitet der besonders an naturfotografischen Themen interessierte Wahlhamburger beim fotoMAGAZIN. Zu seinen weiteren Aufgabenbereichen gehören die Objektivtests, Secondhand-Themen und die fotoMAGAZIN-Spezialausgabe Einkaufsberater.
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Im Test: Panasonic Vollformat-Objektive für das L-Bajonett
Die Panasonic-Testobjektive sind das Lumix S Pro 4/16-35 mm, Lumix S Pro 2,8/70-200 mm O.I.S. und das Lumix S Pro 2,8/24-70 mm.
Bereits im fotoMAGAZIN 5/2019 haben wir die ersten drei Objektive getestet, die Panasonic zum L-Bajonett beigesteuert hat (> zum Test). Das Vollformat-Trio für L-Bajonettkameras wie die Panasonic Lumix S1, die Leica SL2 oder die Sigma fp überzeugte auf ganzer Linie. Am Ende erhielten das Lumix S Pro 1,4/50 mm, das Lumix S 4/24-105 mm O.I.S. und das Lumix S Pro 4/70-200 mm O.I.S. jeweils das Super-Siegel. Kann die „zweite Generation“, bestehend aus den S-Pro-Objektiven 4/16-35 mm, 2,8/24-70 mm und 2,8/70-200 mm O.I.S. daran anknüpfen? Das haben wir im Labor mit dem BAS-Digital-Test und in der Praxis ermittelt. Die Erwartungen waren hoch, schließlich handelt es sich um drei Pro(fi)-Objektive mit Preisen zwischen 1600 und 2800 Euro.
Super Mechanik und funktionale Haptik
Beginnen wir mit der Mechanik: Die ist bei dem Trio auf knappem bis deutlichem Super-Niveau. Beim Superweitwinkelzoom 16-35 mm dominiert noch der Kunststoff, die beiden anderen besitzen mehr Metallkomponenten. Aussehen und Haptik sind im Stil der bekannten Lumix-S-Objektive gehalten; nüchtern und funktional. Es gibt abgedichtete Gehäuse, hervorragend bedienbare Einstellringe und den Focus-Clutch: Wenn der Fokussierring in Richtung des Kameragehäuses gezogen wird, gibt er eine Entfernungsskala frei und dient dann der Scharfeinstellung. Im Sucher taucht daraufhin eine eingeblendete Entfernungsskala auf.
Das Superweitwinkel- und das Standardzoom verlängern beim Zoomen ihren Auszug. Sie haben auch keinen Bildstabilisator, hier vertraut Panasonic dem kameraseitigen Verwacklungsausgleich. Beim Standardzoom würde man sich einen ausgefeilteren Streulichtschutz im Objektivinneren wünschen, hier gibt es einige glänzende Materialien. Nicht nur, aber besonders bei der Ausstattung holt das lichtstarke Telezoom seinen Punktevorsprung heraus. Neben dem Optical Image Stabilizer verfügt es über Fokushaltetasten, einen Fokussierbereichsbegrenzer (inklusive Nahbereich) und eine Stativschelle. Diese wartet mit einer Arca-Swiss-kompatiblen Schiene auf, außerdem lässt sie sich ruckzuck abnehmen, wenn sie als störend empfunden wird.
Die optischen Leistungen im Labor
Bei der Bewertung der optischen Leistungsfähigkeit muss vorausgeschickt werden, dass die Objektive bei der Endnote nicht von möglicherweise besseren Teilnoten an APS-C-Sensoren profitieren können, wie es bei Spiegelreflexobjektiven nicht selten der Fall ist. Beim 4/16-35 mm zeigen die Labormessungen Auflösungsschwächen bei der Offenblende, die bei der kurzen und der mittleren Brennweite durch Abblenden um eine Stufe aufgehoben werden. Dann ist die Auflösung allerdings auch nur mittel bzw. gut. Bei 35 mm ist schon abblenden auf f/8 nötig, um das bescheidene Maximum von guten Werten herauszukitzeln. Das ist insofern auffällig, als dass es sich bei dem Superweitwinkelzoom nicht um einen Lichtriesen handelt, dem man eine Offenblendschwäche leichter nachsehen könnte. Viele Punkte sammelt das 16-35 mm bei der Verzeichnung und der Randabdunklung ein, hier schwächelt jeweils nur die Anfangsbrennweite (bei offener Blende). Da diese Leistungen zu gut sind, um durch die optische Konstruktion erzielt worden zu sein, dürfte Panasonic hier kameraseitig kräftig digital korrigieren, was wiederum die Einschränkungen bei der Auflösung erklärt.
Dieser Sachverhalt fiel auch schon im Test der ersten drei Objektive im Vorjahr auf, allerdings scheint Panasonic bei den anderen drei Objektiven behutsamer vorzugehen. Die beiden weiteren Objektive im aktuellen Test sind nämlich ebenfalls von der Digitalkorrektur betroffen.
Schwächen beim Standardzoom
Das lichtstarke Standardzoom 2,8/24-70 mm zeigt bei allen Brennweiten eine starke Offenblendeinschränkung. Nur bei 24 mm reichen zwei Blendenstufen abblenden, um das Maximum herauszuholen, ansonsten sind drei Stufen nötig. Selbst dann sind die Werte nicht berauschend, sie werden nur gut und bei 70 mm reicht es zu mäßigen bis mittleren Werten. Der Wirkungsgrad leidet unter dem Verlust in den Bildecken besonders. Immerhin ist die Beugung im Messbereich kaum relevant. Mit Ausnahme der leichten Verzeichnung bei 24 mm sind die übrigen Ergebnisse und die der Randabdunklung ausgezeichnet, was in hohen Punktzahlen resultiert.
Telezoom mit stärkeren Leistungen
Ganz ähnlich, wenn auch auf höherem Niveau sieht es beim lichtstarken Telezoom 2,8/70-200 mm aus. Immerhin sind Anfangs- und Endbrennweite bereits bei Blende f/5,6 beim Maximum der Auflösung angelangt, und das auf höherem Niveau. 70 und 200 mm sind dann gut bis sehr gut. Die Beugung spielt keine nennenswerte Rolle. Auch bei diesem Zoom hat Panasonic die Randabdunklung und Verzeichnung so sehr im (digitalen) Griff, dass das Profi-Tele in den beiden Kategorien die vollen Punktzahlen abräumt.
FAZIT
Die optischen Leistungen unseres Test-Trios lassen etwas stutzen, denn die sich durchziehenden Offenblendschwächen nehmen lichtstarken Objektiven ihre Stärke und bringen lichtschwache schneller an ihre fotografischen Grenzen. Insofern sind – unter dem Gesichtspunkt der optischen Leistungsfähigkeit – das Lumix S 4/24-105 mm O.I.S. und das lichtschwächere Telezoom Lumix S Pro 4/70-200 mm O.I.S. aus unserem ersten Test die besseren Alternativen.
> Hier gelangen Sie zum Download der Tabelle mit allen Ergebnissen aus unserem Test.
Labormessungen: Anders Uschold
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Dieser Test ist in unserer Ausgabe fotoMAGAZIN 7/2020 erschienen.
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