Ricoh Pentax K-70

Wie schneidet die preiswerte SLR im Vergleich mit der Konkurrenz ab?
09.01.2017

In der gehobenen SLR-Einsteigerklasse zwischen 500 und 700 Euro erhält der Käufer Kameras mit besonders gutem Preis-Leistungsverhältnis. Ricoh hat hier schon in der Vergangenheit Maßstäbe gesetzt, mit der Pentax K-70 will der Hersteller diese Tradition fortsetzen. Wir haben die Kamera im Praxis- und Labortest mit der Konkurrenz verglichen

 

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Ricoh Pentax K-70

Die K-70 und das Kitobjektiv 3,5-5,6/18-135 mm WR sind spritzwassergeschützt. Die Kamera gibt es in den Farben Schwarz und Silber

© Ricoh

Schon die Vorgängerin Pentax K-50 hatte sich im Test bei der Ausstattung von der Konkurrenz absetzen können. Und so ist auch die K-70 die einzige Spiegelreflexkamera in ihrer Preisklasse die gegen das Eindringen von Spritzwasser geschützt ist (mit 100 Dichtungen), einen 100-Prozent-
Sucher mit Glasprisma mitbringt und einen Verschluss besitzt, der kürzere Zeiten als 1/4000 s schafft – nämlich 1/6000 s. Anders als Canon und Nikon punktet Ricoh außerdem mit dem Bildstabilisator im Kameragehäuse, der den Sensor zum Bewegungsausgleich verschiebt – die Effektivität liegt bei 4,5 Blendenstufen.

Wie üblich nutzt Ricoh den beweglichen Sensor aber noch für viele andere Funktionen. Dazu gehört eine Tiefpass-filtersimulation, für die der Bildwandler in leichte Schwingungen versetzt wird. In Kombination mit einem als Zubehör erhältlichen GPS-Modul kann die K-70 bei Langzeitbelichtungen von Sternen die Erddrehung durch die Bewegung des Sensors ausgleichen („Astrotracer“). Beispielsweise in der Architekturfotografie kann der Sensor mit der Funktion „Bildausschnittanpassung“ in engen Grenzen ein Shiftobjektiv simulieren, indem er vertikal oder horizontal um bis zu 1,5 mm gekippt wird. Auch eine automatische Horizontanpassung beim leichten Verkippen der Kamera um +/- 1 Grad ist möglich. Wer das korrekte Ausrichten nicht der Automatik überlassen will, kann auf die Wasserwaage zurückgreifen, die im Sucher (horizontal) und auf dem Monitor (horizontal und vertikal) angezeigt wird.

Was ist neu an der Pentax K-70?

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Ricoh Pentax K-70 Bildsensor Illu

Der beweglich gelagerte Bildsensor wird nicht nur zur Bildstabilisierung genutzt, sondern unter anderem auch für den Pixel-Shift-Resolution-Modus

Illu: © Ricoh

Neu gegenüber der K-50, aber bereits aus der K-3 II und K-1 bekannt, ist der Pixel-Shift-Resolution-Modus (PSR). Er macht vier Aufnahmen, bei denen der Sensor um jeweils einen Pixel nach links, rechts, unten und oben verschoben wird. Auf diese Weise werden pro Pixel rote, grüne und blaue Farbinformationen erfasst, die normalerweise mit Qualitätsverlusten aus Nachbarpixeln interpoliert werden müssen. Voraussetzung hierfür ist natürlich ein Stativ und auch das Motiv sollte weitgehend statisch sein. Ricoh hat allerdings in der K-70 und der K-1 eine Funktion integriert, die Motivbewegungen (beispielsweise Bäume im Wind oder ziehende Wolken) erkennt – um Artefakte zu verhindern, soll in dem entsprechenden Bereich nur eine Belichtung genutzt werden. In unserem Test funktionierte der PSR-Modus recht gut: Die Bilder wirken etwas schärfer und rauschen weniger, wobei der Schärfeunterschied am deutlichsten wird, wenn ein hochwertiges Objektiv zum Einsatz kommt. Relativ selten traten leichte Artefakte in Bildbereichen mit Bewegung auf – im Test der K-3 II und K-1 hatten wir dabei häufiger Probleme.

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Pixel-Shift-Resolution Illustration

PixeL-Shift-Resolution: So funktioniert‘s
Im Pixel-Shift-Resolution-Modus macht die K-70 vier Aufnahmen, bei denen der Sensor um jeweils einen Pixel verschoben wird. Auf diese Weise werden pro Pixel alle Farben erfasst. Das Ergebnis sind schärfere und rauschärmere Aufnahmen

Illustration: © Ricoh

Die K-70 mit zahlreichen größeren und kleineren  Verbesserungen 

So gibt es nun einen frei dreh- und schwenkbaren Monitor, der sich auch für Selbstportraits nutzen oder zum Transport geschützt einklappen lässt. Hinzugekommen ist außerdem das integrierte Wi-Fi-Modul, das zur drahtlosen Bildübertragung und Fernsteuerung per Smartphone/Tablet genutzt werden kann. Der Videomodus nimmt wie gehabt mit voller HD-Auflösung auf, die maximale Bildrate liegt bei eher bescheidenen 30 Vollbildern/s bzw. 60 Halbbildern/s, die Datenrate im H.264-
Format bei rund 24 MBit/s.

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Ricoh Pentax K-70 Monitor

Der Monitor ist dreh- und schwenkbar gelagert und lässt sich zum Transport geschützt einklappen

© Ricoh

Neu sind der Anschluss für ein externes Mikrofon und die HDMI- Schnittstelle. Außerdem hat Ricoh der Kamera einen Hybrid-Autofokus spendiert, der im Live-View neben einer Kontrasterkennung auch eine Phasendetektion auf dem Bildsensor durchführen kann. Dadurch kann die Kamera – anders als die K-50 – die Schärfe im Videomodus nachführen. Ganz perfekt gelingt dies aber noch nicht – mit dem Kitobjektiv smc DA 3,5-5,6/18-135 mm WR pumpte die Kamera in unserem Test beim Verlagern der Schärfe am Ende ganz leicht. Zeitrafferaufnahmen kann die K-70 übrigens zu einem 4K-Video zusammensetzen.
Beim Sucher-Autofokus ist es bei den elf Sensoren geblieben, davon neun Kreuzsensoren, allerdings liegt die Empfindlichkeit nun bei -3 EV (K-50: -1 EV). Weitere Funktionen der K-70 sind Mehrfachbelichtungen, HDR-Bilder mit vergrößertem Belichtungsumfang, Intervallaufnahmen, diverse Objektivkorrekturen, eine Raw-Entwicklung in der Kamera und verschiedene Bildeffekte.

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Ricoh Pentax K-70 Sucher

Ungewöhnlich in dieser Preisklasse ist der 100-%-Sucher

© Ricoh

Aus dem Labor

Die Auflösung des Sensors hat Ricoh in der K-70 von 16 auf 24 Megapixel angehoben und das auflösungsmindernde Tiefpassfilter weggelassen. Umso überraschter waren wir über die niedrigere gemessene Auflösung in den unteren ISO-Stufen. Unser Laborchef Anders Uschold begründet dies wie folgt: „In seiner aktuellen Kamerageneration verwendet Ricoh eine von früheren Modellen abweichende Signalaufbereitung feiner Bilddetails. Feinste Strukturen werden zwar abgebildet, aber nicht kontrastverstärkt, so wie es bei der K-50 oder bei fast jedem anderen Hersteller zu finden ist. Damit erreichen die aktuellen Pentax-Modelle zwar übliche Leistungen in der technischen Grenzauflösung, für die ein geringer Kontrast ausreichend ist. Für die visuelle Auflösung, bei der das Auge kontrastreichere Strukturen verlangt, ist diese Abstimmung hingegen nicht optimiert, sodass die bei uns gemessenen Auflösungswerte mittelkontrastiger Strukturen deutlich abfallen.“

Erfreulich ist dagegen, dass die Auflösung bis ISO 6400 fast konstant bleibt und damit ab ISO 800 besser ist als bei der K-50. Das Bildrauschen ist insgesamt etwas stärker als bei der K-50 und der Konkurrenz. Am besten fallen die Werte für die Eingangsdynamik aus, die bei ISO 200 bis 800 rund neun Blendenstufen betragen. Für den neuen Pixel-Shift-Resolution-Modus, den wir nur in der Praxis und nicht Labor getestet haben, haben wir bei der Bildqualität einen Pluspunkt vergeben, sodass die K-70 insgesamt bei der Bildqualität einen Prozent-Punkt vor der K-50 liegt.
Ernüchternd waren die Ergebnisse des Sucher-Autofokus-Tests. Mit dem Kitobjektiv 3,5-5,6/18-135 mm ED AL [IF] DC WR haben wir eine durchschnittliche Auslöseverzögerung von 0,8 bis 1 s gemessen. Nur im Telebereich bei viel Licht war sie mit rund 0,5 s etwas kürzer, bei wenig Licht lag sie im Weitwinkel und Tele bei über 1 s. Auch erwies sich der Autofokus, vor allem bei der Motivverfolgung im AF-C-Modus, nicht immer als zuverlässig. Bei Serienbildern konnten wir rund 5 Bilder/s messen, die im JPEG-Modus für ca. 100 Bilder in Folge durchgehalten werden, bei Raws für rund zehn Bilder in Folge.

FAZIT

Die Pentax K-70 hängt die Konkurrenz bei der Ausstattung locker ab. Die Auflösung könnte dagegen im unteren ISO-Bereich besser sein, bleibt danach aber erfreulich konstant. Außerdem kann die K-70 mit der einzigartigen Pixel-Shift-Resolution punkten. Einen dicken Patzer leistet sich die neue Pentax leider bei der Autofokusgeschwindigkeit mit dem Kitobjektiv 18-135 mm.

> Hier gelangen Sie zum Download der Tabelle mit allen Ergebnissen aus unserem Test (Canon EOS 750D, Canon EOS 760D, Nikon D5300, Nikon D5500, Ricoh Pentax K-50, Ricoh Pentax K-70, Sony SLT-A68).

Labormessungen: Anders Uschold

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Dieser Test ist in unserer Ausgabe fotoMAGAZIN 10/2016 erschienen.

Sie können bis zu drei Kameras vergleichen, um eine andere auszuwählen, entfernen Sie eine aus dem Vergleich.

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Über den Autor
Andreas Jordan

Andreas Jordan ist Journalist und Mediendesigner und arbeitet seit 1994 als Redakteur und Autor mit den Schwerpunkten Multimedia, Imaging und Fotografie für verschiedene Fach- und Special-Interest-Magazine (u. a. Screen Multimedia, Computerfoto, MACup) und Tageszeitungen (Hamburger Abendblatt, Berliner Kurier). Seit 2003 ist er Redakteur beim fotoMAGAZIN und leitet dort seit 2007 das Ressort Test & Technik.