Im Test: Nikon Z9

Schnell und hochauflösend – mit der Z9 stellt Nikon erstmals eine professionelle spiegellose Sportkamera vor, die zahlreiche Neuerungen mitbringt. Wir vergleichen sie mit den schnellen Spitzenmodellen der Konkurrenz.

Farbiges Porträt von Andreas Jordan vor neutralem Hintergrund

Andreas Jordan

Andreas Jordan leitet das Technik-Ressort beim fotoMAGAZIN.

Nikon Z9 Vorder- und Rückseite
Wir haben Nikons neues Flaggschiff, die Z9, für das fotoMAGAZIN 3/2022 im Januar 2022 in der Praxis und im Labor getestet.
Foto: © Nikon

Die Nikon Z9 gehört zu einer neuen Generation spiegelloser Voll­for­matkameras, die mit Stacked-CMOS-Sensoren ausgestattet sind, welche besonders hohe Geschwindigkeiten ermög­lichen.

Nikon Z9

Mit einem Gewicht von 1340 Gramm ist die Z 9 die schwerste spiegellose Vollformatkamera. Im Vergleich zur Spiegelreflexkamera D6 ist sie allerdings rund 100 Gramm leichter.

Foto: © Nikon

Vorreiter dieser Technologie ist Sony: Der Sensor- und Kamerahersteller hatte schon 2017 mit der Alpha 9 eine entsprechende 24-MP-Kamera vorgestellt, die für die Sportfotografie geeignet ist und beim lautlosen Fotografieren mit elektronischem Verschluss einen stark reduzierten Rolling-Shutter-Effekt aufweist – seit 2019 gibt es die leicht verbesserte Alpha 9 II. Im März 2021 folgte die Alpha 1 mit 50 Megapixeln, die erstmals 30 Bilder/s mit einer sehr hohen Auflösung kombiniert. Canon und Nikon haben nun nachgezogen: Die 24-MP-Kamera EOS R3 haben wir bereits im Labor getestet (> zum Test), Sie finden die Ergebnisse am Ende in der aktuellen Vergleichstabelle (PDF am Ende des Artikels).

Von Canon haben wir außerdem die bisherige Spitzenreiterin unserer Bestenliste, die EOS R5, in den Vergleich aufgenommen. Sie besitzt zwar keinen Stacked-CMOS-Sensor, nimmt aber immerhin 20 Bilder/s auf und hat die höhere Auflösung von 45 Megapixeln. Im Mittelpunkt des Tests steht die Nikon Z9, von der wir bisher nur ein Vorserienmodell einem kurzen Praxis-Check unterziehen konnten (fotoMAGAZIN 1/2022). Sie spielt mit 45,7 Megapixeln und 20 Raws bzw. 30 JPEGs pro Sekunde in der hochauflösenden Spitzenklasse mit.

Nikon Z9 Body

Um den Sensor beim Objektivwechsel zu schützen, kann die Z9 bei offenem Bajonett einen Schutzvorhang herunterlassen.

Foto: © Nikon

Nikon Z9: das neue Flaggschiff

Wie die EOS R3 und anders als die Alpha1 kommt die Z9 im Sportkamera-Design mit integriertem Hochformatauslöser und besonders großem Akku daher. Die neue Nikon ist gut 300 Gramm schwerer als die EOS R3, aber 20 % kleiner und rund 100 Gramm leichter als die Sport-SLR D6 aus dem eigenen Haus. Von ihr hat sie vor allem die Robustheit und den Schutz gegen Staub- und Spritzwasser geerbt. Das Bedienkonzept ist eine Mischung aus D6 und den spiegellosen Modellreihen Z6 und Z7. Positiv fallen auch die im Dunkeln beleuchteten Tasten auf. Ungewöhnlich ist die spezielle Abdeckung des Sensors beim Objektivwechsel. Anders als bei anderen Herstellern handelt es sich dabei um ein reines Schutzelement und nicht um den Verschluss – denn auf einen mechanischen Verschluss verzichtet die Z9 als erste Vollformatkamera.

Wesentliche Neuerungen an der Nikon Z9

Neu ist der große beweglich gelagerte Monitor, der sich in drei Richtungen kippen lässt, ohne seitlich aus der optischen Achse zu schwingen. Eine Selbstaufnahmeposition gibt es – anders als bei der EOS R3 und R5 mit ihren seitlich ausschwenkbaren Monitoren – nicht.

Nikon Z9 mit aufgeklapptem Monitor

Selbst im Hochformat lässt sich der Monitor so klappen, dass der Fotograf das Bild von oben kontrollieren kann.

Foto: © Nikon

Der Sucher hat wie in der Alpha 9 II eine ordentliche Auflösung von 3,69 Millionen Punkten, fällt in dieser Hinsicht aber hinter die EOS R3 (5,76 Millionen Punkte) und die Alpha 1 (9,44 Millionen Punkte) zurück. Trotzdem hinterließ er im Test einen sehr guten Eindruck, wozu sicher auch die hervorragende Sucheroptik und die hohe Helligkeit von 3000 Nits beitragen. Für Sportfotografen vielleicht am wichtigsten ist, dass er eine verzögerungsfreie Echtzeitansicht ohne Dunkelphase ermöglicht – ein Vorteil, den alle Kameras mit Stacked-CMOS-Sensoren haben. Außerdem gibt es – wie bei der EOS R3 – eine optionale HDR-Darstellung, die einer optischen Sucheranmutung ähnelt.

Fotografische Ausstattung der Z9

Neben dem schnell auslesbaren Bildsensor trägt der neue Bildprozessor Expeed 7 wesentlich zur hohen Geschwindigkeit der Z9 bei. Er beschleunigt auch den Autofokus, den Nikon gegenüber bisherigen Z-Modellen deutlich verbessert hat. So wurde die Motiverkennung mit Hilfe maschinellem Lernens nicht nur auf Menschen und Tiere trainiert (jeweils auch auf die Augen), sondern – wie bei der EOS R3 – ebenfalls auf Fahrzeuge. Im Menü kann man die Objekterkennung entweder auf Automatik stellen oder eines der drei Motive priorisieren. Wer beispielsweise Menschen und Tiere im Bild hat, den Fokus aber auf die Tiere legen will, wählt die Tiererkennung.

Nikon Z9 verzichtet auf mechanischen Verschluss

Wie von Nikon-SLRs gewohnt, und anders als bei den bisherigen spiegellosen Modellen, steht für die Objekterkennung nun auch der Modus 3D-Tracking zur Verfügung, bei dem das Motiv über das gesamte Bildfeld verfolgt wird – das Autofokusmessfeld heftet sich auch dann wieder ans Motiv, wenn dieses zwischenzeitlich aus dem Bild verschwunden ist. Im Test erwies sich das AF-Tracking als sehr zuverlässig und ungefähr auf Höhe der EOS R3 oder der Sony Alpha 1. Wie schon erwähnt, verzichtete die Z9 als erste Vollformatkamera komplett auf den mechanischen Verschluss. Die kürzeste Verschlusszeit mit E-Verschluss beträgt 1/32.000 s, die Blitzsynchronzeit 1/200 s bzw. 1/250 s mit reduzierter Leitzahl. Kameras ohne Stacked-CMOS-Sensoren – wie die EOS R5 – können den Blitz in der Regel nicht mit dem elektronischen Verschluss kombinieren.

Nikon Z9 von oben

Profi-typisch bringt die Z 9 statt eines PASM-Rades eine Mode-Taste mit. Das Info-Display fällt etwas kleiner aus als bei der D6.

Foto: © Nikon

Wie alle Kameras im Testfeld ist auch die Z9 mit einem ins Gehäuse integrierten 5-Achsen-Bildstabilisator mit Sensor-Shift (IBIS) ausgestattet. Er lässt sich mit einigen VR-Objektiven synchronisieren und soll dann bis zu sechs Blendenstufen kompensieren können. Den Test haben wir sowohl mit dem Z 2,8/24-70 mm S ohne eigenen VR als auch mit dem Z 2,8/70-200 mm VR S bei jeweils 70 mm gemacht. Durchgängig scharfe Aufnahmen gelangen uns dabei mit 1/15 s, vereinzelt waren auch Bilder mit 0,3 s scharf, mit dem VR-Objektiv selten auch mit 0,5 s.

Welche Funktionen bringt die Z9 mit?

Zu den weiteren Ausstattungsmerkmalen der Z9 gehören der Blitzsynchron- und Ethernet-Anschluss, das GPS-Modul, Mehrfachbelichtungen, HDR, Intervallaufnahmen, Focus-Bracketing, eine Flimmerreduzierung, die automatische Datenübertragung per Bluetooth auf ein Mobilgerät mit SnapBridge-App und die USB-Ladefunktion. Einige der wenigen Funktionen, die man bei der Z9 vermissen könnte, ist ein Pixel-Shift-Modus mit noch höherer Auflösung – einen solchen bringt im Testfeld nur die Alpha 1 mit. Für den Haupteinsatzbereich der Z9 – die Sport- und Reportage-Fotografie – ist dies natürlich irrelevant, da Pixel-Shift-Aufnahmen nur bei statischen Motiven und vom Stativ gelingen.

Lange 8K-Videos mit der Nikon Z9

Wie die EOS R5 und die Sony Alpha 1 nimmt auch die Z9 Video mit maximal 8K auf – und zwar ohne Crop; zum Testzeitpunkt wie die Konkurrenz mit 24p, 25p oder 30p. Ein Firmware-Update soll 8K/60p und 8K-Raw mit neuem Codec ermöglichen. Bei der Videolänge haben Nikon- und Sony-Filmer Vorteile gegenüber ihren Canon-Kollegen. Während die EOS R5 wegen Überhitzung maximal 20 Minuten 8K aufnimmt, sind die Alpha 1 und Z9 kaum in der Länge begrenzt. Im Test der Alpha 1 konnten wir 90 Minuten aufnehmen, dann war der Akku leer. Bei der Z9 gelangen bei 8K/30p (H.265-Codec, 10 Bit, 400 Mbit/s) ca. 45 Minuten lange Filme – hier war das Limit nicht die Akkureichweite, sondern die Kapazität der 160-GB-Speicherkarte. Bei 8 Bit Farbtiefe haben wir fast zwei Stunden aufnehmen können, bis die Karte voll war. Auch hier war der Akku noch nicht erschöpft.

Laut Nikon sollen bei ausreichender Speicherkapazität 125 Minuten 8K/30p am Stück möglich sein. Bei den Profilen hat der Filmer die Wahl zwischen SDR mit Standard-Dynamik-Umfang sowie HLG und N-Log mit erweiterter Dynamik. Im 4K-Modus kann die Z 9 schon jetzt mit Apples ProRes-Raw-Codec aufnehmen. Ab 4K lässt sich außerdem ein elektronischer Bildstabilisator zuschalten – dann naturgemäß mit Crop. Alle Kameras beherrschen bei 4K übrigens 5fach-Zeitlupen mit 120p.

Wie schnell ist die Nikon Z9?

Die Seriengeschwindigkeit haben wir mit der von Nikon empfohlenen CFexpress-Karte AV Pro SX von Angelbird gemessen, die es theoretisch auf eine Schreibgeschwindigkeit von 1600 MB/s bringt. Die Kamera hatte bereits Firmware 1.1, die laut Nikon Verbesserungen bei der Serienbildlänge bringt. Wie üblich haben wir die Werte getrennt für JPEGs und Raws ermittelt. In einem speziellen High-Speed-Modus kann die Kamera 30 JPEGs in voller Auflösung pro Sekunde und in der Komprimierungsstufe Normal schießen. Hier haben wir 198 Bilder in Folge gemessen – die Serie hält also knapp sieben Sekunden.

Sportaufnahme mit Nikon Z9
Diese Bild entstand im schnellen Serienbildmodus mit 20 Raws pro Sekunde. AF-Modus: „3D Tracking“ mit Gesichtserkennung.Kamera: Nikon Z9. Objektiv: Z 1,2/50 mm S. Aufnahmedaten: f/1,2, 1/1600 s, ISO 320.
Foto: © Lukas Schulze. Instagram: @SchulzeLukas.Photo

Mit reduzierter Auflösung von 11 MP sind sogar 120 JPEGs/s möglich, dann für 743 Aufnahmen in Folge. Im normalen Highspeed-Serienmodus schafft die Z9 bis zu 20 Bilder/s. Hier kann der Anwender frei zwischen JPEG und Raw und verschiedenen Komprimierungen wählen.

Wir haben folgende Werte bei 20 Bildern/s ermittelt:

  • JPEG-Fine: über 1000 (Test nach 52 Sekunden abgebrochen)
  • Raw verlustfrei komprimiert: 65
  • Raw High Efficiency*: 186
  • Raw High Efficiency: 497

In allen Raw-Modi nimmt die Kamera nach Erreichen des Limits weiter auf, allerdings kommt es zu gelegentlichen Aussetzern und die Geschwindigkeit sinkt leicht. Die High-Efficiency-Formate (HE) kommen erstmals in der Z9 zum Einsatz. Sie ermöglichen vergleichsweise schlanke Raw-Dateien: Eine HE-Datei ist (abhängig vom Motiv) ca. 20 bis 25 MB groß, HE mit Sternchen bringt es auf rund 30 bis 37 MB, die verlustfrei komprimierte Raw-Datei hat ca. 50 bis 58 MB. Ein unkomprimiertes Raw gibt es nicht mehr.

Im Test konnten wir keine Nachteile bei den HE-komprimierten Raws feststellen. Selbst unterbelichtete und im Raw-Konverter aufgehellte Raws sahen unabhängig von der Komprimierungsstufe identisch aus. Alle Raw-Dateien haben übrigens laut Nikon eine Farbtiefe von 14 Bit.

Nikon Z9 erreicht hervorragende Bildqualität

Die Bildqualität ermitteln wir im Testlabor im JPEG-Modus mit Referenzobjektiven, wobei wir gegenüber früheren Tests vom Z 1,8/85 mm S auf das noch höher auflösende Z MC 2,8/105 mm VR S umgestiegen sind. Bis ISO 200 erreicht die Nikon Z9 mit diesem Objektiv eine extrem hohe Auflösung mit Wirkungsgraden von über 100 % – ein sicheres Zeichen für eine aggressive Bildaufbereitung, die sich negativ in der Artefaktnote von 4,5 niederschlägt – das gilt allerdings für die meisten Kameras im Testfeld, lediglich die EOS R5 ist mit einer Artefaktnote von 4,0 minimal besser.

Sportfoto Golf. Aufgenommen mit Nikon Z9

Sportfotograf Lukas Schulze gelang diese Aufnahme im schnellsten Serienbildmodus mit 120 Bildern/s. Ein Rolling-Shutter-Effekt ist nicht zu erkennen.
Kamera: Nikon Z9. Objektiv: Z 1,2/50 mm S. Aufnahmedaten: f/1,2, 1/3200 s, ISO 320.

Foto: © Lukas Schulze. Instagram: @SchulzeLukas.Photo

Auch im Praxistest traten bei der Z9 gelegentlich Moirés bei Architekturaufnahmen auf. Ab ISO 400 sinkt die Auflösung dann zunächst langsam, ab ISO 1600 stärker – in dieser Empfindlichkeitsstufe liegt der Wirkungsgrad noch bei sehr guten 80 %. Offensichtlich setzt Nikon im Vergleich zu Canon in den hohen ISO-Stufen auf eine stärkere Rauschunterdrückung, denn die EOS R3 erreicht auch bei ISO 12.800 noch knapp 90 % Wirkungsgrad. Die absolute Auflösung der Z  bleibt allerdings über den gesamten ISO-Bereich höher als bei der EOS R3. Die beste High-ISO-Auflösung hat übrigens die EOS R5 mit ihrem 45-MP-Sensor: Bei ISO 6400 haben wir bei ihr beispielsweise 36,9 effektive MP gemessen, bei der Z9 ca. 27 und bei der Alpha 1 rund 29,8 MP.

Das Bildrauschen ist wie bei der Konkurrenz zunächst sehr niedrig und steigt dann kontinuierlich an. Einen ersten größeren Sprung gibt es bei ISO 3200 (von 2,9 auf 3,7), bis ISO 6400 (3,9) bleibt das Rauschen aber knapp unter dem kritischen Wert von 4. Bei ISO 12.800 steigt es dann kräftig auf 5,3. Die beiden Canon-Kameras rauschen im High-ISO-Bereich deutlich weniger, die Alpha 1 dagegen stärker. Beim JPEG-Dynamikumfang erreicht die Z9 in der Grundempfindlichkeit einen sehr guten Wert von 9,0 Blendenstufen, der in den höheren ISO-Stufen kontinuierlich zurückgeht. Deutlich bessere Ergebnisse erzielen auch hier die beiden Canon-Kameras (bis 9,6 bzw. 9,7 Blendenstufen). Die JPEG-Dynamikwerte sind wie immer mit Vorsicht zu interpretieren, da sie stark von der Abstimmung der JPEGs abhängig sind, beispielsweise dem Bildstil. Spätestens im Raw-Konverter lässt sich bei allen Kameras deutlich mehr Zeichnung in Lichtern und Schatten generieren.

Unter dem Strich erreicht die Z9 bis ISO 800 eine hervorragende Bildqualität, die ab ISO 1600 durch die Rauschunterdrückung etwas leidet. Wer will, kann diese natürlich in der Kamera oder im Raw-Konverter reduzieren, was dann aber zu einem höheren Rauschen führt.

Seit Ende Oktober 2022 gibt es die Firmware-Version 3.00 mit vielen Verbesserungen.
> mehr dazu

FAZIT
Die Z9 hat uns im Test begeistert. Sie ist aktuell Nikons beste Kamera und erreicht wie die Konkurrenz von Canon und Sony die Ausnahmenote „Super“. Das Flaggschiff kombiniert auf beeindruckende Weise hohe Auflösung und Geschwindigkeit sowie einen Videomodus, der anderen Herstellern einen Schritt voraus ist. Den Testsieg verhindert die etwas bessere High-ISO-Bildqualität der beiden Canon-Kameras. Die EOS R5 verteidigt somit den ersten Platz unserer Bestenliste.

Hier gelangen Sie zum Download der Tabelle mit allen Ergebnissen aus unserem Test.

Labormessungen: Anders Uschold

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Dieser Test wurde in unserer Ausgabe fotoMAGAZIN 3/2022 veröffentlicht.

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