Im Test: Nikon D3400

Einsteiger-SLRs im Test
02.02.2017

Canon oder Nikon? Das Duell um die beste Einsteiger-SLR geht in die nächste Runde. Wir haben die brandneue Nikon D3400 mit SnapBridge im Praxis- und Labortest mit ihrer Vorgängerin D3300 und der Canon EOS 1300D verglichen – und einige Überraschungen erlebt.

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Nikon D3400 front

Nikon D3400
Preis: ca. 500 Euro

© Nikon

Auf den ersten Blick wartet die D3400 im Vergleich zur D3300 vom Februar 2014 nur mit einer relevanten Neuerung auf: Nikon hat in allen neuen Modellen die auf Bluetooth LE basierende SnapBridge-Technologie ergänzt. Hiermit lassen sich automatisch JPEGs mit einer Auflösung von 1,8 Megapixeln auf ein Smartgerät (iOS und Android) übertragen. In unserem Test mit einem Android-6-Smartphone funktionierte das auch problemlos: Nach der Installation der SnapBridge-App muss man einmal Kamera und Smartphone verbinden, danach werden automatisch alle aufgenommenen Bilder übertragen und können unkompliziert geteilt werden. Wer nicht alle Bilder übertragen will, kann auch gezielt einzelne auswählen.

Schwachpunkte bei der SnapBridge-Technologie

Kleiner Schwachpunkt: Die rund 1 MB großen Bilder werden im internen Speicher des Smartphones abgelegt, der schnell gefüllt sein kann – eine Speicherkarte lässt sich nicht als Speicherort festlegen.

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Nikon D3300 front

Nikon D3300
Preis: ca. 400 Euro

© Nikon

Der größere Schwachpunkt: Eine Fernsteuerung oder die Übertragung von hochauflösenden Bildern, Raw-Dateien oder Videos ist nicht möglich – bei der großen Nikon-SLR D500 wird hierfür eine Wi-Fi-Verbindung gestartet, die bei der D3400 nicht zur Verfügung steht. In diesem Punkt ist der Canon-Fotograf im Vorteil, denn Wi-Fi inklusive Fernsteuerung gehört zu den Neuerungen der EOS 1300D.

Verbessert hat Nikon laut Datenblatt auch die Akkulaufzeit, die jetzt bei 1200 statt 700 Aufnahmen liegen soll – mit dem gleichen Akku. Zumindest teilweise dürfte dies allerdings an dem schwächeren Blitz (Leitzahl 7 statt 9,2) und der fehlenden automatischen Sensorreinigung liegen. Ernüchternd ist auch, dass Nikon den Mikrofonanschluss eingespart hat – den hat Canons Konkurrenzmodell allerdings auch nicht zu bieten. Wer preiswert in die hochwertige Videoaufzeichnung einsteigen möchte, sollte sich also eher für die D3300 entscheiden, solange diese noch erhältlich ist. Nikon bietet in beiden Einsteigermodellen eine Full-HD-Aufzeichnung mit 60 Vollbildern/s, während es bei Canon nur 30 Bilder/s sind.

Die Nikon D3400 ist klein und leicht

Das Gehäuse der D3400 ist noch leichter und kompakter als das der EOS 1300D, liegt aber trotzdem dank ausgeprägtem Griff sehr gut in der Hand. Passend zur Kamera ist auch das neue Kit-Objektiv AF-P 3,5-5,6/18-55 mm G VR klein und leicht – vor dem Fotografieren muss es über einen Knopf entriegelt werden. Absoluten Anfängern hilft der Guide-Modus dabei, die Kamera einzustellen, erste Aufnahmen zu machen, anzuzeigen und zu bearbeiten.
Der Blick durch den Sucher ist keine Offenbarung: Wie in der Einsteigerklasse bei Canon und Nikon üblich kommt eine kleine Pentaspiegelkonstruktion zum Einsatz, die nur 95 Prozent des Bildfeldes anzeigt – Vergrößerung und Bildfeldabdeckung entsprechen der EOS 1300D. Der Monitor hat dagegen eine ansprechende Größe (Diagonale 7,5 cm) und Auflösung (921.000 Punkte).
Die sonstige Ausstattung kann sich sehen lassen. So steht beispielsweise ein Raw-Konverter in der Kamera zur Verfügung, mit dem sich Farb- und Belichtungsein-stellungen nach der Aufnahme verändern lassen. Auch die diversen Bildeffekte lassen sich im Nachhinein anwenden, darunter populäre Effekte wie Miniatur oder Farbauszüge („selektive Farbe“). Besonders hervorzuheben sind die Perspektivkorrektur, mit der sich stürzende Linien in der Architekturfotografie schon in der Kamera ausgleichen lassen, und die Bildmontage, die zwei Raw-Dateien in der Kamera zu einer Doppelbelichtung kombiniert. Selbst Videos lassen sich in der Kamera schneiden. Verzichten muss der Fotograf dagegen – neben Wi-Fi, Sensorreinigung und Mikrofonanschluss – beispielsweise auf Belichtungsreihen.

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Canon EOS 1300D front

Canon EOS 1300D
Preis: ca. 395 Euro

© Canon

Positive Überraschung im Labor

Die JPEG-Auflösung liegt mit dem Referenzobjektiv 2,8/60 mm Micro-Nikkor deutlich über der D3300, die den gleichen 24-Megapixel-Sensor ohne Tiefpassfilter verwendet – anscheinend hat Nikon die JPEG-Aufbereitung entsprechend verbessert. Weniger überraschend ist, dass die D3400 die Auflösung der Canon EOS 1300D überbietet, die noch einen 18-Megapixel-Sensor nutzt. Das Bildrauschen fällt in den unteren ISO-Stufen (bis ISO 400) etwas höher aus als bei der Vorgängerin, ohne dabei zu stören. Ab ISO 800 rauscht die D3400 dann weniger. Die EOS 1300D hat bis ISO 3200 das bessere Rauschverhalten, danach ist die neue Nikon im Vorteil. Das bessere High-ISO-Rauschverhalten dürfte auch der Grund dafür sein, dass der höchste ISO-Wert von 25.600 jetzt nicht mehr als Sonderfunktion, sondern regulär zur Verfügung steht. Empfehlenswert ist diese ISO-Stufe aber nicht. Bis ISO 800 kann der Fotograf relativ problemlos auf die ISO-Automatik vertrauen, danach wird die Qualität deutlich schlechter und schon ISO 3200 würden wir für größere Prints nicht mehr empfehlen.

Die zweite Überraschung betrifft die Geschwindigkeit. So ist der Autofokus mit dem neuen AF-P 18-55 mm, das einen verbesserten Schrittmotor nutzt, gegenüber dem alten AF-S-Zoom deutlich schneller geworden. Im Sucherbetrieb liegt die Auslöseverzögerung bei gut 0,3 s statt 0,55 s. Noch eindrucksvoller zeigt sich der Unterschied beim Live-View: Mit dem AF-P 18-55 mm haben wir im Weitwinkel rund 0,6 s Auslöseverzögerung gemessenen, mit dem ebenfalls im Kit angebotenen AF-S 3,5-5,6/18-105 mm ca. 1,7 s! Bei der Videoaufnahme gelingt mit dem neuen AF-P-Objektiv erstmals eine halbwegs brauchbare AF-Nachführung – ein leichtes Pumpen ist allerdings noch vorhanden. Serien schießt die D3400 wie ihre Vorgängerin mit ca. 5 Bildern/s – bei Canon sind es nur 3 Bilder/s. Auch beim Raw-Puffer ist Nikon klar im Vorteil. Wir haben rund 19 Raw-Dateien in Folge gemessen, bevor die Kamera langsamer wird – die EOS fängt schon nach 5 Raws an zu stottern.  

FAZIT

Die D3400 erzielt für eine Einsteiger-SLR sehr gute Ergebnisse und platziert sich recht deutlich vor der EOS 1300D. Allerdings hat die Nikon auch den um gut 100 Euro höheren Listenpreis, beim Straßenpreis ist der Unterschied zu der älteren EOS noch deutlich größer. Erste Schnäppchenangebote bei den Elektro-Discountern dürften allerdings auch bei der D3400 nicht lange auf sich warten lassen. Wer noch mehr sparen will, sollte die D3300 in Erwägung ziehen, die zumindest für Video-Fans den Vorteil des Mikrofon-Anschlusses hat.

> Hier gelangen Sie zum Download der Tabellen mit allen Ergebnissen (Canon EOS 1300D, Nikon D3400, Nikon D3300) aus unserem Test.

Labormessungen: Anders Uschold

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Dieser Test ist in unserer Ausgabe fotoMAGAZIN 12/2016 erschienen.

Sie können bis zu drei Kameras vergleichen, um eine andere auszuwählen, entfernen Sie eine aus dem Vergleich.

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Über den Autor
Andreas Jordan

Andreas Jordan ist Journalist und Mediendesigner und arbeitet seit 1994 als Redakteur und Autor mit den Schwerpunkten Multimedia, Imaging und Fotografie für verschiedene Fach- und Special-Interest-Magazine (u. a. Screen Multimedia, Computerfoto, MACup) und Tageszeitungen (Hamburger Abendblatt, Berliner Kurier). Seit 2003 ist er Redakteur beim fotoMAGAZIN und leitet dort seit 2007 das Ressort Test & Technik.