Nikon Z6 und Z7: spiegelloses Vollformat ab Herbst im Handel

Erstes Hands-on plus Belegbilder
27.08.2018

Mit einer 24- und einer 45-Megapixel-Kamera startet Nikon in den Markt für spiegellose Vollformatkameras. Wir hatten bereits die Gelegenheit, Vorserienmodelle der Nikon Z6 und Z7 auszuprobieren und zeigen erste Belegbilder der Z7.

 

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Nikon Z7 Kit 6 Spiegellose Systemkamera mirrorless Camera neu FTZ

Auf der Schulter der beiden Z-Kameras sitzt ein Display, das die Grundeinstellungen anzeigt.

© Nikon

Rund fünf Jahre nach Sony bringt nun also Nikon als zweiter großer Kamerahersteller zwei spiegellose Vollformatkameras samt neuer Objektivserie auf den Markt. Äußerlich sind die Nikon Z6 und Z7 identisch: Der Hersteller setzt auf ein SLR-ähnliches Gehäuse mit Sucherhügel, das dank eines ausgeprägten Handgriffs hervorragend in der Hand liegt. Es ist minimal größer als die Sony Alpha 7/9, aber deutlich kleiner als die D850. Auf der Oberseite zeigt ein kleines Statusdisplay die wichtigsten Einstellungen an. Beide Kameras sind gegen Staub und Spritzwasser geschützt (laut Nikon auf dem Niveau der D850). Auch die Bedienelemente sind da, wo sie ein Nikon-Fotograf erwartet. Das Autofokusmessfeld lässt sich entweder bequem mit dem Joystick verschieben oder über den Touchscreen des großen 3,2-Zoll-Monitors (Diagonale 8,1 cm, 2,1 Millionen Punkte), der sich nach oben und unten kippen lässt (aber nicht für Selbstportraits zur Seite schwenken).

Nikon Z6 und Z7: erhöhte Lichtausbeute dank rückseitig belichtetem Sensor

Beeindruckend ist der elektronische OLED-Sucher, der 3,69 Millionen Punkte auflöst und 0,8fach vergrößert. Damit hat er etwa die Auflösung des Suchers in der Sony Alpha 7R III und Alpha 9, ist aber minimal größer (Vergrößerung bei Sony 0,78fach). Im direkten Vergleich mit der Alpha 7R III erschien uns das Sucherbild bei Nikon tatsächlich noch eine Tick besser. Die Bildwiederholfrequenz liegt bei 60 Bildern/s und lässt sich anders als bei den beiden besagten Sony-Kameras nicht auf 120 B/s umschalten.

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Nikon Z7 Kit 6 Spiegellose Systemkamera mirrorless Camera neu FTZ

Hier wird bei der Nikon Z7 ansatzweise das große Bajonett deutlich.

© Nikon

Auch bei den inneren Werten sind beide neuen Nikon-Kameras – abgesehen von Sensor, Serienbildrate und Autofokus – identisch. Beide Sensoren sind für eine möglichst hohe Lichtausbeute rückseitig belichtet (BSI-Bauweise). Die Z6 löst effektiv – ähnlich wie die SLR D750 – 24,5 Megapixel auf, die Z7 (vergleichbar mit der D850) 45,7 Megapixel. Damit einher gehen unterschiedliche Empfindlichkeiten: ISO 64 bis 25.600 (32 und 102.400 per Erweiterung) bei der Z7 und ISO 100 bis 51.200 (erweiterbar ins 50 und 204.800) bei der Z6. Die geringeren Datenmengen erlauben bei der Z6 eine höhere Serienbildfrequenz von 12 Bildern/s, die Z7 schafft 9 Bilder/s. Unterschiede gibt es außerdem bei der Anzahl der Hybrid-Autofokus-Pixel mit Phasendetektion auf dem Bildsensor: Die Z7 bringt es auf 493, die Z6 auf 273 – zwischen Kontrast-Autofokus und Phasen-Detektion schaltet die Kamera je nach Situation automatisch um. In beiden Fällen deckt der Autofokus fast 90 Prozent des Bildfeldes ab.

Das neue  Z-Bajonett: 55 mm für mehr Lichtstärke

Auffällig groß ist das neue Z-Bajonett: Der Innendurchmesser beträgt 55 mm und ist damit deutlich größer als das F-Bajonett (44 mm) oder Sonys E-Bajonett (ca. 46,1 mm). Laut Nikon ermöglicht dies den Einsatz extrem lichtstarker Objektive (bis 1:0,95) und einen weniger schrägen Strahlenverlauf am Bildrand, was wiederum der Randschärfe bei Offenblende zugutekommen soll. Einen Rekord stellt Nikon auch beim Auflagemaß auf: Dieses beträgt lediglich 16 mm (bei Sony sind es 18 mm). Die Kommunikation zwischen Objektiv und Kamera erfolgt über elf Kontakte.

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Nikon Z 7 Kit 6 Spiegellose Systemkamera mirrorless Camera neu FTZ

Der Bajonettadapter FTZ verbindet SLR-Objektive mit den Z-Kameras.

© Nikon

Wer seine Objektive für das F-Bajonett weiterhin verwenden will, kann zu dem neuen FTZ-Bajonett-Adapter greifen (im Bundle erhältlich oder einzeln für rund 300 Euro). Hiermit lassen sich Objektive mit eingebautem AF-Motor (AF-S, AF-P) mit Autofokus nutzen. Wir haben es ausprobiert und konnten uns davon überzeugen, dass der AF flott reagiert – auch im AF-C-Modus. Mit dem neuen 4/24-70 mm S erschien er uns allerdings noch etwas zügiger zu arbeiten und vor allem leiser als bei AF-S-Objektiven. Trotzdem: Der Adapter ist in Kombination mit dem Phasen-Detektions-AF auf dem Bildsensor eine gelungene Lösung, die dem Nikon-Fotografen ein extrem großes Objektivsortiment zugänglich macht. Nikon-Objektive ohne AF-Motor lassen sich manuell fokussieren, wobei eine Peaking-Markierung hilft. Einen Augen-AF, wie ihn unter anderem die Sony-Modelle mitbringen, gibt es bei Nikon nicht.

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Nikon Z6 und Z7 Kit 6 Spiegellose Systemkamera mirrorless Camera neu FTZ

Die Rückseite der Nikon Z6 und Z7 ziert ein großes 3,2-Zoll-Display.

© Nikon

Den Bildstabilisator hat Nikon in das Kameragehäuse integriert: Er arbeitet auf fünf Achsen, kompensiert also auch Drehbewegungen, und soll eine Effektivität von fünf Blendenstufen haben. Auch per Adapter genutzte SLR-Nikkore ohne eigenen Stabilisator lassen sich mit ihm entwackeln. Der mechanische Verschluss ist für 1/8000 s und 200.000 Zyklen ausgelegt. Die kürzeste Synchronzeit liegt bei 1/200 s. Für das lautlose Auslösen ist auch ein rein elektronischer Verschluss aktivierbar, der aber (im Gegensatz zur Sony Alpha 9) keine kürzeren Zeiten ermöglicht. Die Bildverarbeitungs-Engine Expeed wird in der Generation 6 eingesetzt.

Für Videografen: 4K-Video und Full-HD-Zeitlupen

Sehen lassen kann sich auch die Videofunktionalität. So nehmen die beiden Kameras 4K-Videos mit 3840 x 2160 Pixeln und 30 Bildern/s (wobei alle Pixel ausgelesen werden) oder Full-HD mit 60 Bildern/s auf. Full-HD-Zeitlupen sind mit 120 Bildern/s möglich. Zeitrafferaufnahmen kann die Z7 zu einem 8K-Video zusammenstellen, die Z6 zu einem 4K-Film. Das logarithmische N-Log-Gamma soll optimales Ausgangsmaterial für die Nachbearbeitung liefern. Über HDMI kann die Kamera Videos mit einer Farbtiefe von 10 Bit ausgeben. Zusätzlich zum mechanischen Bildstabilisator gibt es einen elektronischen Videostabilisator. Vor Überbelichtungen warnt eine Zebra-Anzeige. Auch Mikrofon- und Kopfhörerschnittstellen sind vorhanden.

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Nikon Z 7 Kit 6 Spiegellose Systemkamera mirrorless Camera neu FTZ

Der Monitor kann nach oben und nach unten gekippt werden, nicht zur Seite.

© Nikon

Die beiden Neuheiten besitzen jeweils ein Speicherkartenlaufwerk, das wahlweise XQD- oder zukünftig die noch schnelleren CFexpress-Karten mit gleicher Baugröße aufnimmt. Wie bei anderen Nikon-Kameras lassen sich mit der SnapBridge-App über Bluetooth automatisch 2-Megapixel-Dateien auf das Smartgerät übertragen. Über Wi-Fi ist auch die Übertragung größeren Daten und die Fernsteuerung möglich, wobei sich Wi-Fi erstmals auch unabhängig von SnapBridge nutzen lässt. Der große EN-EL15b-Akku (auch die anderen zu SLRs gehörenden EN-EL15-Typen lassen sich verwenden) versorgt mit Strom, ein Ladegerät wird mitgeliefert. Zusätzlich lassen sich die Kameras per USB laden.

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Nikon Z 7 Kit 6 Spiegellose Systemkamera mirrorless Camera neu FTZ

Umfassend abgedichtet sind die Nikon-Z-Modelle.

© Nikon

Was haben die Nikon Z6 und Z7 noch zu bieten?

Weitere Funktionen der beiden neuen spiegellosen Vollformatkameras sind Mehrfachbelichtungen, HDR und eine mechanische Schnittstelle für einen Fernauslöser.
Als Zubehör ist unter anderem der Wireless-LAN-Sender WT-7 erhältlich. In der Entwicklung befindet sich der Multifunktionshandgriff MB-N10. Er nimmt zwei Lithium-Ionen-Akkus des Typs EN-EL15b auf und erhöht damit die Anzahl der möglichen Aufnahmen bzw. die mögliche Filmaufnahmedauer auf etwa das 1,8-fache. Er wird ebenso staub- und tropfwasserresistent wie die Kameras Z7 und Z6 sein und kann mit dem Netzadapter EH-7P mit Akkuladefunktion über den USB-Anschluss geladen werden.

Nachtrag: Inzwischen hat Nikon die technischen Daten zu den beiden Kameras veröffentlicht:

Technische Daten zur Z7

Technische Daten zur Z6

Was in den technischen Daten fehlt, ist die Akkulaufzeit. Auf Nachfrage hat uns Nikon mitgeteilt, dass diese bei Verwendung des E-Suchers 330 Aufnahmen bei der Z7 und 310 Aufnahmen bei der Z6 beträgt; mit Monitor ungefähr 400 Aufnahmen (gemessen nach CIPA-Standard).

Verfügbarkeit und Preisempfehlungen

Die Nikon Z7 ist voraussichtlich ab Ende September 2018 und die Nikon Z6 ab Ende November 2018  im Handel erhältlich. Hier die Preise:

  • Nikon Z7 Kit Gehäuse + FTZ Bajonettadapter: 3849 Euro
  • Nikon Z7 Kit 24-70 mm / 1:4 S: 4299 Euro
  • Nikon Z7 Kit 24-70 mm / 1:4 S + FTZ Bajonettadapter: 4449 Euro
  • Nikon Z6 Kit Gehäuse + FTZ Bajonettadapter: 2449 Euro
  • Nikon Z6 Kit 24-70 mm / 1:4 S: 2899 Euro
  • Nikon Z6 Kit 24-70 mm / 1:4 S + FTZ Bajonettadapter: 3049 Euro
Sie können bis zu drei Kameras vergleichen, um eine andere auszuwählen, entfernen Sie eine aus dem Vergleich.
Über den Autor
Andreas Jordan

Andreas Jordan ist Journalist und Mediendesigner und arbeitet seit 1994 als Redakteur und Autor mit den Schwerpunkten Multimedia, Imaging und Fotografie für verschiedene Fach- und Special-Interest-Magazine (u. a. Screen Multimedia, Computerfoto, MACup) und Tageszeitungen (Hamburger Abendblatt, Berliner Kurier). Seit 2003 ist er Redakteur beim fotoMAGAZIN und leitet dort seit 2007 das Ressort Test & Technik.