papiertest_epson_stylus_pro_11880.jpg

Die meisten Dienstleister produzieren auf Epson-Geräten wie dem hier zu sehenden Stylus Pro 11880.
© Peter Schubert/Markus Linden
Fine-Art-Dienstleister – sieben Anbieter im Test
Fine-Art auf Bestellung
11.06.2021
Fine-Art-Drucke liefern viele Dienstleister – die Spreu vom Weizen trennt sich jedoch bei Service und Papier. Wir stellen sieben Anbieter von Fine-Art-Drucken vor.
Fine-Art-Drucke fertigen Liebhaber und Perfektionisten am besten mit dem eigenen Drucker – einfacher und oft auch günstiger sind jedoch Fine-Art-Prints vom Dienstleister.
Bestellen können Sie in der Regel einfach im Internet. In den meisten Fällen über einen Client im Browser, der die Konfiguration des Prints, das Hochladen und die Erstellung der Rechnung übernimmt. Einige kleinere Anbieter nutzen auch die Kommunikation per E-Mail oder die Dateiübertragung via Dropbox & Co.
Von der Qualität her liegen beim Standardprint alle Anbieter eng beieinander. Wichtiger für die Auswahl sind
der Service und die Papiere.
Farbprint auf Photo Rag
Für einen echten Vergleich der Anbieter muss man dasselbe Motiv auf dem gleichen Papier drucken lassen – dafür kommt nur das Photo Rag 308 g von Hahnemühle in Frage, da es nahezu überall angeboten wird. Wir haben daher bei allen Testkandidaten einen Farbprint auf dem Photo Rag anfertigen lassen. Die Unterschiede zwischen den Anbietern sind denkbar gering – alle haben auf
Epson-Druckern mit Epson-Tinte gedruckt und haben ausreichendes Know-how, um mit gut kalibrierten Maschinen einen guten Print zu produzieren. Einzig Digital Darkroom sticht aus dem Testfeld (positiv) heraus: Die hellen Bereiche waren am feinsten herausgearbeitet.
Softproof-Verfahren
Zwar kosten Fine-Art-Prints nicht mehr die Welt, aber größere Prints können doch empfindlich teuer werden. Da ist es gut, wenn man Fehlentscheidungen oder Fehler bei der Vorbereitung der Bilddaten ausschließen kann. Alle der hier genannten Anbieter stellen Profile für die Simulation der Farben speziell für das verwendete Papier und die zum Einsatz kommende Druckmaschine bereit. Mit Hilfe dieser Profile können in Lightroom oder Photoshop die voraussichtlichen Farben des Prints am Bildschirm angezeigt werden. Dieses „Softproof “ genannte Verfahren ist aber nicht besonders exakt.
Besser ist der „Hardproof “. In der Regel übersendet der Anbieter zunächst einen Ausschnitt des Bildes als Streifen oder fertigt eine kleine Version für wenige Euro an, die der Fotograf beurteilt und erst anschließend den großen und teuren Print freigibt. Bei nicht allzu teuren Standard-Prints ist das aber in der Regel nicht notwendig.
Welches das beste Papier für Ihren Print ist, hängt vor allem vom Motiv und Ihren Ansprüchen ab.
Hardware für den Fine-Art-Print
Fast alle Anbieter drucken auf Geräten von Epson mit Epson-Tinten, vereinzelt bekommen Sie auch Prints von Canon-Druckern. Letztlich spielt das kaum eine Rolle – mit beiden Herstellern sind tolle und haltbare Prints möglich. Wer sehr große Drucke benötigt, muss allerdings zu einem Anbieter gehen, der die entsprechende Rollenbreite (bis ca. 160 cm) verarbeiten kann. Außerdem: Längst nicht alle Papiere sind in dieser Breite vom Hersteller verfügbar.
Die Fülle an Papieren am Markt ist riesig. Und bei vielen kleineren Anbietern können Sie Prints auf Papieren anfragen, die eigentlich nicht im jeweiligen Standard-Programm sind. Bedenken Sie jedoch, dass die Anbieter jedes Papier einmessen müssen und das sicherlich nicht für einen einzelnen Print im Format DIN A4 tun können.
Welches das beste Papier für Ihren Print ist, hängt vor allem vom Motiv und Ihren Ansprüchen ab. Einen Hinweis geben Ihnen unsere Testbestellungen:
Wir haben bei sieben Dienstleistern je einen Print auf einem besonderen oder beim Anbieter beliebten Papier im Format 45 mal 30 cm bestellt. Zum Vergleich dann noch je einen Print im Format 30 mal 20 auf Hahnemühle Photo Rag 308 g.
Bei diesen sieben Dienstleister haben wir unsere Bestellungen gemacht:
- Digital Darkroom
- fine art imaging
- jam fineartprint
- Kontrastlabor
- Pixelfotoexpress
- Saal Digital
- Whitewall
Digital Darkroom
Die Berliner unter Leitung von Torsten Warmuth arbeiten für Künstler und Museen, zählen aber auch Amateurfotografen zu den Kunden. Im Fine-Art-Portfolio befinden sich alle Hahnemühle-Papiere. Infos über die wichtigsten Papiere und die Anforderung für die Produktion finden sich online, die Bestellung (und gegebenenfalls Beratung) erfolgt allerdings individuell. Bei Unklarheiten fragt das Studio auch nach.
Das bestellte Hahnemühle FineArt Baryta Satin ist eine gute Wahl für SW-Fotos. Es weist wenig Reflexionen auf und zeigt dennoch ausreichend Tiefe. Im Vergleich zu vielen anderen Papieren ist es warmweiß. Digital Darkroom hat den Print sehr gut umgesetzt. Das Papier liegt absolut glatt auf. Das gilt auch für den farbigen Testausdruck auf dem Hahnemühle Photo Rag 308 g. Dieser ist im Testfeld der Photo-Rag-Drucke eindeutig der beste Print – aber auch der teuerste.
fine art imaging
Vier Hahnemühle-Papiere, ein Canson- und ein Fotospeed-Baryt-Papier bietet fine art imaging aus Eschborn an. Über die Website sind Papier, voreingestellte Größen und der optionale Weißrand wählbar. Weitere Optionen und Wünsche müssen im direkten Kontakt mit dem Anbieter geklärt werden.
Das Baryt-Papier von Fotospeed ist sonst im deutschsprachigen Raum kaum zu bekommen. Es ist deutlich glatter als das bei Digital Darkroom bestellte Baryt-Satin-Papier von Hahnemühle und glänzt auch stärker. Es tendiert aber ebenso zu einem eher warmen Papierton. Der Druck wurde gut ausgeführt. Unser Farbprint auf Hahnemühle Photo Rag 308 g gefällt und liegt flach auf (vermutlich Bogenware), der Fotospeed-Print ist durch den Rolldruck leicht gewellt. Die Prints sind insgesamt günstig, aber gut.
jam fineartprint
Das Berliner Fachlabor hat elf Papiere im Standard-Angebot, die online bestellt werden können. Dazu gibt es eine Bestellmaske, die auch eine Vorschau zeigt. Gleich vier der elf Papiere sind Baryt Papiere – wir haben als Testpapier das Museo Silver Rag gewählt. Es ist vom Grundton her wärmer als das Baryta von Hahnemühle, aber nicht ganz so glänzend wie das Platinum Baryta von Fotospeed. Die leicht genarbte Oberfläche erinnert an frühere Baryt-Fotopapiere. Unser Exemplar war schön ausgearbeitet und liegt absolut flach auf. Wie bei vielen Baryt-Papieren gibt es ein leichtes Bronzing.
Der Farb-Print auf dem Hahnemühle Photo Rag
308 g ist sehr gut. Fotografen können Verbesserungen bei der Bestellung wählen. Jam liefert bei den Farbprints einen Prüfstreifen von Colorcheck-Online zur Bestätigung der Farbtreue mit.
Kontrastlabor
Das Kölner Fachlabor bietet insgesamt 15 Papiere an, die direkt bestellt werden können. Auf Anfrage gibt es auch Fine-Art-Prints auf weiteren Papieren – dazu sollte man die Betreiber direkt ansprechen. Neben Hahnemühle-Papieren sind auch Canson-, Ilford-, Epson- und auch ein Japan-Papier ständig verfügbar. Der Bestellprozess wird über einen WeTransfer-Dialog abgewickelt. Die Angaben zur gewünschten Ausarbeitung übermittelt man dabei schriftlich. Wir haben uns für das Photo Rag Pearl entschieden. Das Papier ist von der Tendenz her warm und hat eine sehr fein strukturierte Oberfläche. Es ist ein sehr guter Kompromiss für Fotos, die Glanz zeigen, aber nicht zu stark reflektieren sollen. Es eignet sich für alle Motivtypen. Das Kontrastlabor hat den Print auf dem Photo Rag Pearl sehr gut ausgearbeitet. Zudem liegt er absolut flach auf. Auch unser Farbprint auf dem Photo Rag 308 g ist sehr gut.
Pixelfotoexpress
Pixelfotoexpress ist ein Fachlabor mit professionellem Online-Vertrieb. Es können acht Hahnemühle-Papiere und ein Japan-Papier von Awagami bestellt werden. Aus Neugier haben wir das japanische Unryu Thin White mitbestellt – es eignet sich ausschließlich für eher grafisch aufgebaute Bilder. Unser eigentliches Testfoto wurde auf dem neuen Photo Rag Metallic von Hahnemühle produziert. Mit seinem silbernen Schimmer in den hellen Tonwerten ist es perfekt für Architektur oder Technikmotive. Die Struktur sorgt für eine besondere Tiefe in den hellen Bereichen und reduziert die sonst bei Metallic-Fotopapieren auftretenden Reflexionen.
Sehr gut wurde auch das Photo Rag in Farbe ausgearbeitet.
Saal Digital
Saal Digital hat lediglich drei Hahnemühle-Papiere im Angebot. Als einziger Anbieter im Test hat Saal auch eine Bestell-Software, die allerdings nur für komplexere Produkte wie Fotobücher einen Mehrwert bietet – auch online im Browser lassen sich die Prints gut konfigurieren.
Das Photo Rag 308 g gibt es bei Saal für unter sieben Euro – der Print ist dennoch makellos. Auch unser Test-Print auf dem Hahnemühle Photo Rag Baryta ist überraschend günstig. Das leicht glänzende und sanft strukturierte Barytpapier ist (vor allem unter Kunstlicht) etwas kühler als das Baryta Satin des gleichen Herstellers.
Whitewall
Whitewall hat die beste Website im Testfeld (www.whitewall.com) – alleine schon wegen der guten Vorschau, aber auch aufgrund der einfachen Konfiguration des Prints. Es gibt sechs Papiere von Hahnemühle im Angebot. Als Testpapier haben wir uns für das Torchon entschieden – ein kräftig strukturiertes Papier, das sich sicherlich nicht für jedes Motiv eignet. Wir waren aber positiv überrascht: Tolles Schwarz auf einem hellweißen Papier, die Struktur macht das Foto dreidimensional. Matt und absolut reflexionsfrei. Wir würden es nicht für Portraits empfehlen, aber für Städte, Architektur, Naturaufnahmen schon. Leichte Wellung durch den Rollendruck. Auch das Photo Rag 308 g in Farbe wurde gut gedruckt. Insgesamt eine sehr gute Leistung zum moderaten Preis.
FAZIT
Der Test zeigt: Alle Anbieter beherrschen ihr Geschäft und es gab zumindest in unserem Testfeld keine einzige Enttäuschung. Auch die günstigen Prints von Saal oder fine art imaging sind klasse. Ebenfalls eher automatisiert arbeitet Whitewall – dennoch ist der Print auf dem strukturierten Torchon ein tolles Produkt, das es zudem anderswo gar nicht gibt. Gleiches gilt für das Photo Rag Metallic von Pixelfotoexpress. Kontrastlabor und Jam haben nicht nur eine große Papiervielfalt im Angebot, sondern liefern auch die größeren Prints flach liegend (wie übrigens auch Digital Darkroom und Saal). Digital Darkroom zeigt auf dem PhotoRag, dass man noch etwas mehr aus den Bilddaten herausholen kann. Das Beste ist dann letztlich der Feind des Guten – und kostet auch einfach etwas mehr.
> Hier gelangen Sie zum Download der Tabelle.
Markus Linden
Markus Linden hat sein Hobby zum Beruf gemacht: Er schreibt on- und offline über Fotografie und Fotografen, organisiert Fotowettbewerbe und fotografiert selbst leidenschaftlich gerne. Dem fotoMAGAZIN ist er seit 2003 zunächst als Redakteur und jetzt als freier Mitarbeiter verbunden.
Kommentare