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Sofortbild: 11 Gründe, die alte Polaroid wieder aus dem Schrank zu holen
Shake it like a Polaroid!
18.08.2016
Zugegeben, die günstigste Art zu fotografieren ist das Sofortbild sicherlich nicht. Wir haben dennoch 11 gute Gründe für die Rehabilitation Ihrer alten Erbstücke gefunden
„20 Euro für einen Film ausgeben? Das ist ja viel zu teuer!“ Denken Sie, denn längst vergessen ist das Geräusch, wie sich das Bild durch die Walzen schiebt, der Geruch der Chemie und das Gefühl der Vorfreude, bis man endlich das entwickelte Bild in Händen halten kann. Außerdem geben viele Fotobegeisterte auch gerne mal ein vierstelliges Sümmchen (und mehr) für Kamera samt Equipment aus. Warum also nicht Opa´s alte Polaroid entstauben und damit durch die Stadt ziehen?
Das Sofortbild ist nicht nur etwas für Verfechter der analogen Fotografie. Und wir haben 11 Gründe gefunden, die aus unserer Sicht absolut für ein Revival sprechen. Doch lesen Sie selbst.
1. Aus Freude am Spaß
Erinnern Sie sich noch daran, wie aufregend die Wartezeit damals war? Ist das Bild etwas geworden? Waren meine Augen geöffnet? Habe ich die Kamera still gehalten? Die mit der Instant-Fotografie verbundene Spannung war schon damals kaum auszuhalten. Der Unterschied zu heute: Die Filme brauchen dieser Tage aufgrund der veränderten Rezeptur noch ein wenig länger für die Entwicklung. Es wird also nicht weniger spannend!
2. Jedes Sofortbild ist ein Einzelstück
Natürlich haben wir mittlerweile die Möglichkeit – dank modernster Technik – von jedem Motiv mehrere Bilder aufzunehmen und wie wild auf den Auslöser zu drücken: Das perfekte Bild wird schon dabei sein! Doch bleibt hierbei oft die Wertschätzung für die Vergänglichkeit eines Momentes auf der Strecke. Mit der Sofortbild-Kamera ist das anders. Mit ihr fertigen wir Unikate an, denn jedes Bild ist ein Einzelstück für dessen Motivauswahl wir uns auf die Suche nach dem perfekten Augenblick begeben. Die Freude über das fertige Bild ist dafür umso größer.
3. Die Perfektion der Unvollkommenheit
Es gibt wahrscheinlich kein anderes Bild-Medium, dem wir Bildfehler so leicht verzeihen können. Viel mehr noch sind diese beim Polaroid geradezu charmant: Wackler, Verwaschungen, Lichteinfälle und eingetrocknete Chemie können ja so wunderbar sein! Und ist es nicht schön, einfach mal kein perfektes Ergebnis abliefern zu müssen?
4. Manipulationen sind ausgeschlossen
Gerade weil ein Sofortbild auch immer ein Unikat ist, haben wir keine Möglichkeit das Motiv zu verfremden, Details auszutauschen oder gar zu ersetzen. Ewig lange Nachbearbeitungen via Photoshop bleiben aus. Dies erspart uns Zeit und Nerven.
5. Ein Ergebnis zum Anfassen
Seien wir doch mal ehrlich: Was bringen uns Festplatten mit immer mehr Speicherkapazität, wenn unsere Ergebnisse binnen kürzester Zeit im Daten-Dschungel verloren gehen? Ein Bild made by Impossible, Fujifilm & Co. können wir hingegen sofort in Händen halten. Wir können es immer und überall mit hinnehmen und auf der nächsten Familienfeier einmal um den Tisch wandern lassen.
6. Das Sammeln von Erinnerungen
Fertigen Sie gerne Fotobücher beim Dicounter oder Online-Fachlabor an? Beim Einsatz von Integralfilm ersparen Sie sich das lästige Geklicke. Und auch schlecht kalibrierte Druckergebnisse. Fertigen Sie doch einfach mal wieder Ihr eigenes Fotoalbum an! Sie nehmen es garantiert auch Jahre später noch gerne in die Hand.
7. Weil man Pixel nicht baden kann
Haben Sie schon einmal einen Emulsionslift hergestellt? Dieser entsteht, wenn man das Sofortbild eine Runde heiß baden schickt. So können Sie noch mehr aus ihren Instant-Bildern herausholen! Heute funktioniert dieses Verfahren ausschließlich mit den Filmen der Marke Impossible Projekt. Übrigens: Zu Polaroid-Zeiten ging dies auch mit dem hauseigenen Trennbildfilm. Mit ein wenig Glück findet man noch ein paar Pakete bei Ebay!
8. Immer wieder ein schönes Geschenk
Wer ein Polaroid verschenkt – ob als Emulsionslift oder nicht – der schenkt Freude und Nostalgie. Denn wer fühlt sich nicht wie durch Zauberhand an längst vergangene, analoge Zeiten zurückerinnert, sobald er ein solches Bild in Händen hält?
9. Das Sofortbild als Ice Breaker
„Gibt es für diese Kameras etwa noch Filme?“ Das Polaroid verbindet Menschen miteinander, denn analoge Fotografen fallen auf. Nicht etwa durch immer länger werdende Super-Zooms. Sondern durch dieses klassische und sehr stilvolle Design und den damit verbundene Sound von „damals“ . Probieren Sie es aus! Sie werden sich wundern, wie viele Menschen Sie auf Ihre Sofortbild-Kamera ansprechen.
Über die Jahre habe ich gelernt, dass jede wesentliche Erfindung mehrere charakteristische Merkmale hat:
Erstens muss sie erstaunen und unerwartet sein.
Zweitens muss man herausfinden, wie die Erfindung ihren Weg zum Publikum finden kann. – Edwin H. Land (1909-1991), Erfinder der Polaroid
10. Entschleunigung vs. Schnelllebigkeit
Jeder, der heute mit Instant-Film arbeitet überlegt sich dreimal, ob er nun wirklich auf den Auslöser klicken sollte. Einfach, weil für ein Bild bis zu 2,50 Euro fällig werden. Die Sofortbild-Fotografie hat schon aus finanziellen Gründen einen entschleunigenden Effekt auf uns. Hinzu kommt, dass einem pro Film lediglich acht bis zehn Bilder zur Verfügung stehen. Diese Begrenzungen sorgen dafür, dass wir unseren Mitmenschen und unserer Umgebung mit einer anderen, sehr achtsamen Wahrnehmung begegnen.
11. Fazit: Ein Stück Fotografie-Geschichte
Dies ist der wohl wichtigste Grund für die Ausübung der Instant-Fotografie. Abgesehen von der Spannung, dem Spiel und dem Spaß ist der Sofortbildfilm ein unvergleichliches Stück Fotografie-Geschichte. Denn ohne die Nutzung der Filme würde das Sofortbild wohl eines Tages aussterben. Erst kürzlich wurde der Produktionsstopp der Trennbildfilme aus dem Hause Fujifilm bekannt gegeben.
Und es ist noch gar nicht so lange her, da musste die Destruktion der Polaroid-Maschinen quasi in letzter Minute verhindert werden: 2008 gingen im Polaroid-Werk in Enschede die letzten Filme vom Band – das Aus für unzählige Kameras. Innerhalb einer Woche gelang es jedoch dem Impossible Co-Founder Florian Kaps das Unmögliche möglich zu machen: Der Wiener kaufte dem Unternehmen die Maschinen ab und das Impossible Project war geboren.
Anne Schellhase
Anne Schellhase war von 2015 bis 2019 Mitglied der fotoMAGAZIN-Redaktion.
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