neu_marianne-Marianne Wenighofers Überraschungsmoment auf dem Eis

Teil VI der Serie Tierfotografie: Kaltschnäuzige Action
Nicht jedes gute Tierportrait benötigt kontrollierte Studiobedingungen. Beim Spaziergang mit dem Vierbeiner bekommen Sie grandiose Actionbilder, wenn Sie natürliche Verhaltensweisen visualisieren
Wie bringt man Haustiere dazu, Action zu zeigen, wie gelingen Aufnahmen voller Dramatik, Spannung und Dynamik?
Profis wie die Britin Zena Holloway arbeiten mit trainierten Tieren, die sie z. B. für Werbeaufnahmen buchen. Holloway inszenierte die Partnerschaft zwischen einem tauchenden Kleinkind und einem Hund im größten Unterwasserstudio Europas in London. „Hier herrschen perfekte, berechenbare Voraussetzungen für Unterwasseraufnahmen. Unter anderem wurden in dem Studio auch Tauchaufnahmen für James Bond Filme realisiert“, berichtet die Fotografin. Hier gelingt es Holloway, Motivwelten zu realisieren, die Amateurfotografen nicht zugänglich sind.
Wer hingegen mit „gewöhnlichen“ Haustieren arbeitet, sollte sich überlegen, wie er sein vierbeiniges Model bei Laune halten kann. Dazu müssen Sie wissen: Tiere sind Energiesparer par excellence. Action und Dynamik wird von ihnen punktuell eingesetzt. Nur Jungtiere veranlasst ihr Spieltrieb, sich aus schierer Lebensfreude völlig zu verausgaben. Ausgewachsene Haustiere bedürfen hingegen meist einer besonderen Motivation zur Action. Man kennt das aus der Wildlife-Fotografie: Stundenlang vermag ein Raubtier zu lauern, bis sich ihm die Gelegenheit zum Beutezug bietet. Ob Leopard, Hauskatze oder Spinne – das Verhaltensmuster ist stets das gleiche: In Sekundenbruchteilen wird Bewegungsenergie freigesetzt. Für Fotografen sind solche Momente eine Herausforderung, denn sie müssen rasch reagieren und sollten im Geschehen die Bildgestaltung im Auge behalten.
Verhaltensmuster visualisieren!
Die wichtigste Voraussetzung für gelungene Actionaufnahmen ist eine genaue Kenntnis des Tierverhaltens. Eben diese Kenntnis hat oft der Tierbesitzer. Haustiere sind neugierig. Deshalb gilt es, sie zu überraschen, mit neuen Herausforderungen oder Momenten zu konfrontieren und die Kamera dabei bereitzuhalten. Marianne Wenighofer aus Emmersdorf in Österreich führte den besten Freund des Menschen aufs Glatteis. Stöckchen wurden geworfen, der Hund rannte auf den zugefrorenen See und staunte nicht schlecht, als er seinen Lauf abbremsen wollte! Die Überraschung steht ihm in die Schnauze geschrieben. Eine Szene, die an Disney’s Bambi-Film erinnert, in dem das Rehkitz eine ähnliche Erfahrung macht. Wer nicht auf den Zufall vertraut, der kann durchaus ein wenig nachhelfen. Zum natürlichen Verhalten von Hunden
gehört etwa die Beutejagd. Eine Eigenschaft, die für Windhundrennen genutzt wird. Rob van Thienens Actionbild illustriert spektakulär die Kraft, die mit diesem Hetzverhalten verbunden ist. „Penible Vorbereitung war hier alles“, so der Belgier.
Nah am Geschehen
Die Voraussetzung war ein perfekter Standplatz. Van den Thienen platzierte seine Kamera mit Tele am Stativ in jenem Rennbahnbereich, wo die Hunde ihren Lauf entschleunigen. Ein enger Bildausschnitt, der aufspritzende Sand, der unscharfe Hintergrund – all dies trägt zur Faszination dieses Bildes bei. Fluchtinstinkte, Angst vor ungewohnten Begegnungen, Drohverhalten, Jagdsituationen oder Futterneid sind die Hauptauslöser für tierische Dynamik. Zudem ist die Nähe zum Geschehen essenziell. Nutzen Sie diese Momente, dann entstehen Tierbilder voller Action und Dynamik. Bilder, die später auch kritische Juroren bei Fotowettbewerben überzeugen werden.
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