Unser Chefredakteur Manfred Zollner hat bereits während seines Studiums der Kommunikationswissenschaft sein Taschengeld als Konzertfotograf verdient. Der langjährige stellvertretende Chefredakteur des Heftes leitet seit April 2019 die Redaktion. Darüber hinaus betreut er das einmal im Jahr erscheinende XXL-Heft fotoMAGAZIN EDITION mit herausragenden Fine Art-Portfolios.
Besucherrekord bei der weltweit wichtigsten wichtigsten Messe für Fotokunst: Vom 18. bis 22. November 2009 lockte Paris Photo so viele Sammler, Kuratoren und Fotografen wie noch nie in die französische Hauptstadt. Die Messe in unmittelbarer Louvre-Nähe begeisterte mit Mut zu neuen Galerien hochwertigen Klassikern und einigen fotografischen Neuentdeckungen
In Frankreichs Hauptstadt ist eine Fotomesse ein durchaus glanzvolles gesellschaftliches Großereignis. Insbesondere, wenn es sich um die weltweit wichtigste Messe für Fotokunst handelt. Der französische Kulturminister Frédéric Mitterand eröffnete am 18. November Paris Photo und Stars wie der rauhe New Yorker Rocksänger Lou Reed oder die Fußball-Legende Eric Cantona sorgten diesmal für den nötigen medialen Glamour. Auch François Pinault, einer der Mega-Sammler der internationalen Kunstszene, stattete der Messe einen Besuch ab. Von prominenten Dauergästen wie Martin Parr, Albert Watson oder William Klein gar nicht erst zu reden. Die Starfotografen bummeln bei dieser Messe ebenso wie Legionen hübscher Models im Schlepptau junger Bildermacher durch die Gänge. Der eigentliche, ja der ultimative Hype gilt aber in Paris glücklicherweise immer noch dem Bild.
Vieles wirkt tatsächlich ein wenig so, als würden einige der besten Fotogalerien der Welt jährlich bei Paris Photo ein temporäres Lexikon der Fotografie zusammenstellen. Eine Art Fotokunst von A bis Z, betrachtet aus der investment-orientierten Sicht eines in Zeiten der Finanzkrise durchaus ernüchterten Marktes, eine Mischung aus Museum und Art Index mit Fieberkurve fotografischer Hypes. Und das garantiert allein schon einen vergnüglichen Besuch für jeden der sich für Fotografie interessiert.
Von Jahr zu Jahr werden hier ein paar Fotografen aus dem Sortiment genommen, andere gar dauerhaft vernachlässigt, wie beispielsweise Andreas Gursky und andere Vertreter der Düsseldorfer Schule, die sich eher auf der Art Basel finden.
Hier in Paris gibt es die omnipräsenten Fotoklassiker. Jene, die nie fehlen und deren Anlagewerte stets zulegen: Robert Frank, Henri Cartier-Bresson, Irving Penn, und Helmut Newton etwa gehören zu diesem erlauchten Kreis. Penn, der kürzlich verstorbene US-Großmeister lieferte zum Jahresende 2009 den Topseller der Messe. Die Bostoner Robert Klein Gallery verkaufte einen Penn aus dem Jahr 1951 für stolze 265.000 Euro ein Jubelpreis. Für Helmut Newtons Test-Polas (einst vom Meister bei abendlichen Einladungen als Tischkarte mitgegeben) muss der interessierte Sammler heute bei der britischen Hamiltons Gallery 6000-15.000 britische Pfund investieren.
Der Weg durch die Repräsentanzen internationaler Galerien, großer Fotobuchhändler und Verlage ist hier im Gemäuer unter dem Louvre-Innenhof stets ein genussvoller Spaziergang durch die Fotogeschichte. Der Sammler findet dann auch bei Howard Greenberg ein Fred Astaire-Portrait aus dem Jahr 1936 von Martin Munkacsi für 25.400 Euro (plus Steuern) oder zwei wunderbare kleine Jacques Henri Lartigue-Motive für 20.000, bzw 23.400 Euro.
Die Mischung aus musealen Meisterwerken und Neuentdeckungen kommt an. Die internationale Messe für Fotokunst lockte schließlich bis zum 22. November 2009 stattliche 40.150 Besucher, so viele wie noch nie zuvor.
Das sind gute Vorzeichen für die Zukunft, zumal diesmal die Veranstalter deutlich Wert auf neue Galerien und belebende Impulse gelegt haben. Gleich 31 Messeteilnehmer bauten ihre Repräsentanzen 2009 zum ersten Mal unterm Louvre auf, darunter Kuckei+Kuckei aus Berlin und Bernheimer Fine Art Photography aus München. 102 Aussteller aus 23 Ländern wurden im Carrousel du Louvre akzeptiert, allein elf Galerien aus Deutschland. Stärker waren nur die Franzosen repräsentiert.
Eine Sonderausstellung und ein Themenschwerpunkt der Messe galt 2009 der arabischen und der iranischen Fotografie. Vorsichtig formuliert: Es gab in der Vergangenheit schon tiefgreifendere Themen. Zu unseren Entdeckungen dieser Messe zählen Susan Andersons Portraitserie von grotesk geschminkten Kindern bei amerikanischen Schönheitswettbewerben, Jorma Puranens Kunstreflexionen Shadows, Reflections and All Sorts of Things bei der finnischen Galerie Anhava und Holly Andres Inszenierung Anna´s Birthday Party 3 bei der Robert Mann Gallery.
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