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Gefrorener See als Wintermotiv bei kaltem Wetter
Foto: © Bastian Werner

Das Wetter für gelungene Winterfotos

Wintermotiven auf der Spur
20.12.2019

Zwar gibt es im Winter nicht immer Schnee, doch wenn die Temperaturen unter Null Grad fallen, warten durchaus tolle Wintermotive. Bei welchem Wetter sich was fotografieren lässt und wie Sie gelungene Winterfotos erhalten, erklärt Bastian Werner.

Schon lange gibt es in Deutschland keinen langanhaltenden, flächendeckenden Winter mehr. Einstellige Plusgrade mit zeitweisen Kälteperioden – nicht gerade das beste Wetter – sind im Flachland die Regel. Damit Sie in den fotografischen Genuss eben jener Kälteperioden kommen, bereite ich Sie nun darauf vor, die richtigen Motive zum Wetter zu finden. Das Winterwetter kann nämlich mehr, als nur Schnee. Zunächst lösen Sie sich bitte vom Gedanken, dass es den Winter nur in den Alpen gibt. Denn die wenigen Wintereinbrüche im Flachland und den Mittelgebirgen können viel mehr Motive und damit gelungene Winterfotos hervorbringen, als die immer nur verschneiten Gipfel des Hochgebirges. Wenn Sie einen Blick auf die Landkarte von Deutschland mit den Höhenangaben werfen, erkennen Sie, wie viele lokale Gipfel und Mittelgebirge in Deutschland darauf warten, entdeckt zu werden. Wenn man nicht gerade an den Küsten wohnt, ist der nächste Gipfel keine zwei Stunden Fahrt entfernt. Machen Sie sich deshalb etwas schlau darüber, welche Gipfel in Ihrer Nähe sind. Insbesondere die Höhenlagen ab etwa 800 m verzeichnen in jedem Winter einige Wochen mit dichter Schneedecke und vielen Motiven und sind deshalb eine Garantie für winterliche Fotografien.

Luftblasen im Eis

Wer im Osten Deutschlands wohnt, hat leider nicht sofort einen hohen Gipfel in Reichweite, jedoch den großen „Vorteil“ starker Kälteeinbrüche aus Osteuropa, welche ihre ganz eigene Form von Winter hervorbringen. Dringt kalte Luft aus Osteuropa nach Deutschland vor, so werden nachts für mehrere Tage Temperaturen von zweistelligen Minusgraden erreicht. Eine trockene Kälte, ohne Schnee. Doch auch hier schlummern viele winterliche Motive, die man nicht auf den ersten Blick findet. Gehen Sie deshalb dorthin, wo Sie Wasser vorfinden. Ein solcher Kälteeinbruch lässt zunächst stehende Gewässer gefrieren, eine dichte Eisschicht bildet sich auf der Wasseroberfläche. In solch einem Fall liegt das Motiv im Detail. Luftblasen bilden sich im Eis, sehen aus wie kleine Kristalle. Spannungsrisse entstehen und ziehen sich wie ein Spinnennetz über den See. Nun ist es von Vorteil, dass bei solch einer Wetterlage kein Schnee fällt, denn dieser würde sofort das Eis bedecken und die Pracht verschwände. Doch Sie müssen kreativ werden und mit der Kamera tief gehen, das Ultraweitwinkelobjektiv wird Ihr bester Freund. So arbeiten Sie die feinen Details heraus.

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Wintermotive entdecken und fotografieren

Eisschollen treiben die Lahn in Runkel herab. Mit 19 mm, f/10, ND64 Graufilter, 10 s, Stativ

© Bastian Werner

Wenn fließende Gewässer einfrieren

Hält eine solche Kälteperiode im Flachland über eine Woche an, dann wird es interessant, da nun auch fließende Binnengewässer einzufrieren beginnen. Gerade die Oder ist für Ostdeutschland besonders attraktiv, die in jedem Jahr komplett zufriert. Zunächst strömen kleine Eisschollen den Fluss hinab. Für mich kam hier vor allem eine erhöhte Position mit Blick von oben auf den Fluss herab in Frage. Vom Ufer aus sieht man die Schollen kaum, eine Brücke oder eine Uferpromenade muss her. Besonders interessant ist die Bewegung des Motivs, diese kann mit Graufiltern und Langzeitbelichtung am Tag sichtbar gemacht werden. Für dieses Motiv kommen vor allem die oberen Flussläufe und mittelgroße Flüsse in Frage, die nur einige Meter breit sind. Bei großen Flüssen – wie Rhein oder untere Elbe – bilden sich Eisschollen erst viel später. In den Mittelgebirgen sind die Flüsse klein und haben viele Stromschnellen und Wasserfälle. Eisschollen bilden sich hier nicht heraus, jedoch sorgt das viele Spritzwasser in Kombination mit der kalten Luft für die schönsten Eisskulpturen. Auch wenn im Winter kein frisches Grün die Wasserfälle ziert, so kann das Eis dies ersetzen. Es braucht dazu nur einige Tage dauerhafter Minusgrade und es bildet sich eine dicke Schicht aus Eis.

Winterparadies dank Nebel & Raureif

Typisch für das kalte Ostwetter ist stellenweise langanhaltender Nebel. Diese beiden Zutaten verwandeln ganze Landschaften zu einem Winterparadies, ganz ohne Schnee. Bei Temperaturen unter 0° C frieren die Wassertröpfchen des Nebels an sämtlichen, kalten Objekten fest. Besonders an Vegetation entstehen wunderbare Motive. Ist es windstill, dann bildet sich Raureif heraus. Auf den windigen Berggipfeln formt sich das sogenannte Raueis. Verschwindet der Nebel, so verschwindet meist auch der Raureif in kürzester Zeit. Aus diesem Grund werden Sie die meiste Zeit im Nebel auf Motivjagd sein. Durch fehlendes Licht und dadurch, dass wirklich die gesamte Landschaft gefroren ist, lädt diese Art des Winters zu minimalistischen Motiven ein. Mehr Fotogenes finden Sie im Wald oder einfach überall dort, wo Bäume wachsen. Gebäude sind meist zu warm und bekommen keinen Raureif ab. Die typischen Stellen für Raureif sind die hohen Gipfel der Mittelgebirge und Alpen, aber auch große Flusstäler wie Rhein, Main oder Donau. Dort hält sich der Nebel bei Frost tagelang.

Schnee im Mittelgebirge

Nun kommen wir dann doch zum Schnee, denn auch dieser fehlt in keinem Winter. Der Schnee ist eine Sache für die Mittelgebirge und Alpen, denn im Flachland fällt meist viel zu wenig Schnee um wirklich eine winterliche Landschaft zu schaffen. Besonders die Mittelgebirge sollte man hier unterstreichen, denn dort sind die Gipfel mit einer Aussicht über die Schneelandschaft einfach zu erreichen. Eine kurze Wanderung reicht meist aus. Auch begibt man sich nicht in die (Lawinen-)Gefahren hochalpiner Gebiete und kann ohne Probleme etwas abseits durch den Schnee stapfen und nach Motiven suchen.

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fotoMAGAZIN

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