Gebrauchtmarkt: Leiser Abgang des Mittelformats

Warnkes Secondhand-Kolumne
21.04.2015

Hasselblad stellt die 500er-Baureihe ein – ein weiteres Zeichen für den Bedeutungsverlust des Mittelformats

Dass die Digitalisierung die analoge Spiegelreflex-Fotografie im rasanten Tempo vom Markt verdrängt hat, ist Allgemeingut – dass diese Entwicklung aber auch den Markt der Mittelformatkameras stark getroffen hat, spielt sich eher im Stillen ab.

Namhafte Mittelformat-Hersteller, wie Hasselblad, Pentax, Mamiya oder Rollei, machten früher große Umsätze auch mit Amateur-Käufern. Doch die Mittelformat-Fotografie ist heute kein Steckenpferd ambitionierter Amateure mehr. Deutliche Zeichen sendet hier seit einiger Zeit der Secondhand-Markt: Der Preisverfall im Anwender-Mittelformat (MF) ist eklatant.

Große Mengen gepflegter MF-Altausrüstungen drängen mit Vehemenz auf den Gebrauchtmarkt und führten in den letzten fünf Jahren zu dramatischen Preisabschlägen von über 50 Prozent. Ausgelutschte Profiware ist kaum noch verkäuflich.

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Mamiya RB67 Pro SD mit Adapter HX702 und ZD-Back

© Mamiya Digital Imaging

​Eine komplette Pentax 6x7-Ausrüstung in gutem Zustand (Body, 55 mm, 90 mm und 150 mm Brennweite) erzielt gerade mal 600 Euro. Mamiya-645-Pakete trifft es noch stärker und Zenza-Bronica-Kits sind preiswerter als so manche einfache, gebrauchte DSLR-Ausrüstung.

Nur für kurze Zeit haben analoge MF-Enthusiasten ihre großen Negative gescannt und mit riesigem Aufwand digital weiterverarbeitet. Auch die Möglichkeit, an einige MF-Systeme digitale Rückwände anzuschließen, riss das Ruder nicht herum. Hohe Preise für die Backs und ein schnelles Veralten öffneten keine breiteren Käuferschichten.

Der qualitätsbewusste Amateur greift heute begeistert zur digitalen Vollformatkamera und erreicht mit den Spitzenmodellen schon annähernd MF-Qualität bei weitaus geringerem Kapitaleinsatz.

Hasselblad 500C/M

Hasselblad 500C/M

Große Erfolge unter Profis feierte die Hasselblad 500C/M. Aktueller Gebrauchtpreis in Kombination mit dem Distagon 4,0/50 mm: ca. 790 Euro.

© Hasselblad

Nicht viele Kameraentwicklungen waren so prägend wie das Hasselblad V-System. Die 500er-Baureihe ist ein echter Klassiker und hat weltweit die Fotografie entscheidend beeinflusst.

​Gönnen wir uns also diese Klassiker, nehmen eine hübsche Hasselblad 500C/M in die Hand und spüren die Wertigkeit des filigran verarbeiteten Schwedenstahls, bestückt mit einem beeindruckenden Zeiss-Objektiv – noch ist dieses zum Schnäppchenpreis von gut 700 Euro möglich.

Diese Kolumne ist in unserer fotoMAGAZIN-Ausgabe 7/2013 erschienen. Da die Preise auf dem Gebrauchtmarkt von Moden und Märkten abhängig ist, empfielt es sich immer nach aktuellen Preisen zu recherchieren. Oder in unserer foMAG-Liste Secondhand Guide 2014/2015 nachzusehen.  

Sie können bis zu drei Kameras vergleichen, um eine andere auszuwählen, entfernen Sie eine aus dem Vergleich.
Über den Autor
Winfried Warnke

Vermutlich kennt niemand den Kamera-Gebrauchtmarkt in Deutschland besser als unser Kolumnist und Autor Winfried Warnke: Seit 30 Jahren beschäftigt er sich mit Schätzen aus zweiter Hand. Einmal im Jahr erstellt er für das fotoMAGAZIN den Secondhand-Guide, auch als FOMAG-Liste bekannt. Für unser Technik-Forum schreibt er in jeder Ausgabe die Second-Hand-Kolumne.