Eine Hochzeit und vier Fotofälle

Die Hochzeitssaison nimmt allmählich an Fahrt auf. Für Fotografen bedeutet die Saison zusätzliche Aufträge.

Sebastian Sonntag

Sebastian Sonntag

Freier Journalist und Fotograf

Sebastian Sonntag Kolumne

Der Münchner Sebastian Sonntag ist sowohl freier Journalist, als auch Fotograf.

Kolumne: "Immer wieder Sonntag" – von Sebastian Sonntag
 

Prinzipiell gibt es (mindestens) vier verschiedene Arten von Fotografen, die Hochzeiten ablichten. Vielleicht aber vorher noch kurz ein paar Sätze zur Hochzeitsfotografie. Sie ist beliebt, da lukrativ, ihr Anspruch wird aber zu oft unterschätzt. Der Fotograf hat für viele Motive nur einen einzelnen Versuch, muss unter Zeitdruck Menschen ablichten, die vielleicht vorher noch nie vor der Kamera standen. Dazu muss er sich sozial in die Hochzeitsgesellschaft einfügen und gleichzeitig möglichst unsichtbar bleiben. Selbst wenn das alles gelingt, wirken die Resultate am Ende oft kitschig und gestellt.

Zurück zu den vier Fotofällen: Es gibt die Amateure, die vom Brautpaar angesprochen werden, da günstig bis kostenlos und im Besitz einer großen Kamera. Das ist die einzige Qualifikation. Meist ein Verwandter oder Freund. Ergebnis: manchmal brauchbar, manchmal furchtbar.

Dann gibt es Profis, die Hochzeiten nebenher fotografieren oder allmählich in dieses lukrativere Segment umsatteln. Ergebnis: Okay bis sehr gut, wenn der Fotograf bereits einige Erfahrung hat. Bei solch einem Fotografen kann das Brautpaar zudem bisweilen völlig andere Ergebnisse erwarten, als bei einem reinen Hochzeitsfotografen.

Ideal sind Hochzeits-Paare, die vielleicht auch den einen oder anderen Kasten Bier mehr zu ihrer Party bestellt haben.

Sebastian Sonntag, Fotograf und Autor

Ich werde als Modefotograf beispielsweise von Zeit zu Zeit für aufwendigere Brautpaar-Shootings angefragt, die dann auch wie aus einem Modemagazin aussehen sollen. Kategorie drei sind die reinen Hochzeitsfotografen. Sie liefern sauber ab, das Brautpaar weiß, woran es ist und was es kriegt. Diese Bilder tendieren über viele Fotografen hinweg oft in die gleiche Richtung, schließlich orientiert sich der Bildstil an den üblichen Kundenwünschen. Wirklich außergewöhnlich ist das allerdings nicht.

Hier kommt deshalb noch Fall vier ins Spiel: professionelle, kreative Hochzeitsfotografen. Weitwinkel, verrückte Ideen, Dynamik, Effekte mit Langzeitbelichtung und Blitz. Die Bilder dieser Fotografen sind und bleiben über Jahre hinweg ein absoluter Hingucker. Allerdings muss auch die Hochzeit zu dieser Fotografie passen.

Ideal sind kreative, junggebliebene Paare, die vielleicht auch den einen oder anderen Kasten Bier mehr zu ihrer Party bestellt haben. Letztlich haben alle vier Fotografen-Typen ihre Daseinsberechtigung.

 

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