Vermutlich kennt niemand den Kamera-Gebrauchtmarkt in Deutschland besser als unser Kolumnist und Autor Winfried Warnke: Seit 30 Jahren beschäftigt er sich mit Schätzen aus zweiter Hand. Einmal im Jahr erstellt er für das fotoMAGAZIN den Secondhand-Guide, auch als FOMAG-Liste bekannt. Für unser Technik-Forum schreibt er in jeder Ausgabe die Second-Hand-Kolumne.
Die Straße ruft: coole Kameras für die Street Photography
Straßenfotografie liegt voll im Trend und mit ihr die Suche nach coolen Kameras für die Street Photography. Von hochwertigen kompakten Kleinbild- bis zu analogen Hochleistungs-Sucherkameras ist für jeden urbanen Streifzug ein Leckerbissen zu finden
Es überrascht immer wieder, woher der Foto-Gebrauchtmarkt seine Impulse bezieht. Klar, bei aktueller digitaler Ware will man sich kostengünstig sein gewünschtes Equipment beschaffen und Sammler können nur hier fündig werden. Aber dann gibt es urplötzlich fotografische Strömungen wie die boomende – und besonders intensiv bei Instagram & Co. zu verfolgende – Street Photography, die mit ihrer eigenen Ideologie die Nachfrage nach bestimmten Produkten stark steigen lässt.
Die Stadtflaneure suchen ein fotografisches Werkzeug, das über schnelle Einsatzbereitschaft, manuellen Fokus, vorwählbare Zeit-Blendenkombinationen, 35 oder 50 mm Brennweite, Unauffälligkeit und Geräuscharmut verfügt. Viel sanfte, schnelle Mechanik und Purismus bieten gebrauchte Analoge. Wer sich schon auf den Spuren eines Henri Cartier-Bresson befindet, analoge Schwarzweiß-Ästhetik und schnappschussartige Milieufotografie zum Mittelpunkt seines Schaffens macht, kommt im Sog dieser Tradition an den entsprechenden analogen Gebrauchten gar nicht vorbei.
Erklärt der Fotograf die analoge Technik nicht zum Heiligtum, ist für Straßen-Fotografen natürlich auch digitale Technik zugelassen
Die damit verbundene Renaissance der Sucherkameras verstärkt diesen Trend. Purismus und Tradition, da führt der Weg zur Leica M. Hochpreisig und exquisit kann man mit einer Leica M2/M3 und 35 mm Summicron (1400 Euro Gebrauchtpreis für die Kombination) ganz klassisch wie ein Kater auf Beutefang durch die Straßen streunen. Eigentlich sind Wechselobjektive in diesem Genre nicht nötig und kompakte, unauffällige Kleinbild-Sucherkameras mit fester, hochwertiger Optik tun es – etwas weniger prestigeträchtig – auch.
Und hier bietet der Secondhand-Markt richtige Leckerbissen: Eine Olympus RD 35 (90 Euro), Minolta Hi-matic 7 SII (110 Euro) oder Canon Canonet QL 17 GIII (120 Euro) sind handliche Straßenfotografie-Leckerbissen. Lichtstarke 40-mm-Objektive und Blendenautomatik machen diese zu schnellen Werkzeugen. Aber auch die Klassiker Rollei 35 (70 Euro), Minox 35 ML (50 Euro) und Olympus XA (40 Euro) sind mit ihren Qualitätsoptiken und ihrer Unauffälligkeit tolle Street-Kameras. Neuere analoge Hochleistungs-Sucherkameras mit (abschaltbarem) AF-Komfort verzeichnen steigende Preise: Konica Hexar (300 Euro), Contax T2 (290 Euro), Leica Minilux (160 Euro), Yashica T5 (150 Euro) oder Olympus µ-II (60 Euro) sind Objekte der Begierde bei den fotohungrigen Gassenbummlern. Erklärt der Fotograf die analoge Technik nicht zum Heiligtum, ist für Straßen-Fotografen natürlich auch digitale Technik zugelassen. Die Leica M9 (3500 Euro mit Summicron 35 mm) und die Fujifilm X100 (360 Euro) führen das klassische Prinzip der Sucherkameras mit moderner Technik fort.
Diese Kolumne ist in unserer Ausgabe fotoMAGAZIN 2/2016 erschienen.
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