Unser Chefredakteur Manfred Zollner hat bereits während seines Studiums der Kommunikationswissenschaft sein Taschengeld als Konzertfotograf verdient. Der langjährige stellvertretende Chefredakteur des Heftes leitet seit April 2019 die Redaktion. Darüber hinaus betreut er das einmal im Jahr erscheinende XXL-Heft fotoMAGAZIN EDITION mit herausragenden Fine Art-Portfolios.
Im spontanen Drehmoment entrückt so manche Hundeschnauze zur fiesen Fratze. Carli Davidson fokussiert auf jene Momente, in denen den Tieren die Lefzen um die Ohren fliegen.
Alles fing zunächst damit an, dass Carli Davidson zuhause ziemlich oft den schleimigen Sabber ihres Mastiff-Rüden Norbert von der Wand putzte und sich dabei reichlich Gedanken über dessen permanente Kopfschüttelei gemacht hatte. Es muss wohl heute als eine Art visueller Gegenangriff gewertet werden, dass die Fotografin im März 2011 begann, erste Schüttelstudien von Norbert mit dem Serienmodus ihrer Nikon anzufertigen. Portraits, die ziemlich detailreich jene kurzzeitigen Verzerrungen der Physiognomie seiner Visage zeigen.
Norbert hängt eben reichlich schlabbrige Haut um die platte Schnauze, die in diesen Momenten in Bewegung gerät. Mittlerweile hat Davidson etwa 120 seiner Hundekollegen in ebensolcher Schüttelposition portraitiert und mit ihren Shake-Portraits einen erstaunlichen Bildband produziert. Der internationale Erfolg ihrer Aufnahmen zeigt, dass es sich lohnt, mal nur auf eine prägnante Gestik, ein spezifisches Verhalten beim geliebten Haustier zu fokussieren und dafür die bestmögliche Abbildungsform zu suchen. Die Arbeit mit Tieren hat viel damit zu tun, im Moment zu bleiben, ihre Bedürfnisse zu beachten und sie sanft in die gewünschte Richtung zu lenken, sagt die Amerikanerin.
Mit Tieren muss man eine Kommunikation aufbauen, die auf Instinkt und Respekt fußt. Davidson gesteht, sie habe die Vierbeiner mit verschiedenen Methoden dazu gebracht, sich vor ihrer Kamera zu schütteln, verweigert aber Details zur eingesetzten Methodik. Bekannt ist, dass einige der Tiere vorab eine Sonderdusche verordnet bekamen, damit die Action-Momente noch ein wenig spritziger wirkten. Bei der Wahl ihrer Hunde-Models erwies es sich als nützlich, dass einer von Davidsons Assistenten auch Besitzer eines Tierheimes ist.
Factfile: Carli Davidson
Die 32-jährige Bildermacherin und Tiertrainerin aus Portland hat gerade im Knesebeck Verlag den schönen Bildband Shake. Hunde geschüttelt (16,95 Euro) veröffentlicht. Ihre Schüttelhunde fotografierte Davidson mit ihrer Nikon D4 im Serienmodus von zehn Bildern pro Sekunde. Als prägende Einflüsse nennt die Tierfotografin Diane Arbus, Elliott Erwitt und Jill Greenberg, aber auch die legendäre Rock-Musikerin Patti Smith.
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